IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/1999, Seite 30 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Mecklenburg-Vorpommern


Erdgas und Handwerk in Rostock

Der Fachverband SHK Mecklenburg-Vorpommern führte gemeinsam mit der VNG-Verbundnetz Gas AG und territorialen Gasversorgern und Stadtwerken am 3. September 1999 in Rostock die 2. Fachtagung "Erdgas und Handwerk im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern" durch. Im Hotel "Zur Sonne" wurde ca. 120 Teilnehmern ein anspruchsvolles Fachprogramm, den Handwerksmeisterfrauen ein interessantes Damenprogramm und allen ein unterhaltsames Abendprogramm geboten.

Paul Freitag, Landesinnungsmeister des SHK-Handwerks Mecklenburg-Vorpommern, eröffnete die Fachtagung. Er ließ die Entwicklung des SHK-Handwerks in Mecklenburg-Vorpommern seit 1990 Revue passieren.

"Neubau, Modernisierung und Heizungsumstellung sind Motoren für das Handwerk. Seit der Vollendung der Erdgasumstellung 1995 ist das Auftragsvolumen sehr stark rückläufig, was zu einem harten Preiskampf, Überkapazitäten und Insolvenzen auch im Handwerk geführt hat." Globalisierung, Liberalisierung, Fusionen im Wirtschafts- und Energiebereich sowie geplante Änderungen im Kommunalrecht berührten im starken Maße das SHK-Handwerk und erfordern teilweise Umstrukturierungen im Tätigkeitsfeld des SHK-Handwerks.

Die Fachtagung wurde mit kompetenten Partnern durchgeführt.

Darauf gelte es sich einzustellen, zu reagieren und zu agieren. Das SHK-Handwerk müsse sich im stärkeren Maße als Dienstleister, speziell als Energiedienstleister verstehen. "Rechtzeitiges orientieren auf alternative Lösungen und Spezialisierung stellt eine Chance für das Handwerk dar," so Freitag. Diese Fachtagung sei eine folgerichtige Fortführung des bisherigen gemeinsamen Bemühens um eine qualitätsgerechte Versorgung der gemeinsamen Endkunden. Gaswirtschaft und Handwerk in Ostdeutschland könnten auf eine außerordentlich erfolgreiche Entwicklung und Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil seit der politischen Wende zurückblicken. Der Erdgasabsatz werde auch in den kommenden Jahren zunehmen. Bis zum Jahre 2005 will die Gaswirtschaft weitere 10 Milliarden DM in den Neuen Bundesländern investieren; das sorgt auch im Handwerk für Arbeit. In Erwartung der weiteren Öffnung der Märkte sei mit einem deutlichen Zuwachs des Wettbewerbes um den Kunden zu rechnen. "Auch deshalb ist verstärkte aktive Kundenpflege und Kundenbetreuung durch die Marktpartner notwendig." Der kritische Dialog zwischen den Marktpartnern sei Bestandteil dieses Prozesses. Auch dazu solle diese Fachtagung beitragen.

Wolfgang Eschment, Mitglied des Vorstandes der VNG - Verbundnetz Gas AG Leipzig, stellte die Entwicklung der Gaswirtschaft in den Neuen Bundesländern dar und skizzierte deren weiteren Verlauf bis 2005.

Gegenwärtig werden noch 15% der Wohnungsheizungen in den NBL mit Kohle betrieben. Davon könnten noch wenigstens 50% zur Umstellung auf Erdgas zu gewinnen sein. Liberalisierung, Durchleitung, Fusionierung, weiterer Ausbau der Gasnetze sowie Beteiligungen an überstaatlichen Gastransportsystemen sind einige Schlagworte, die in Kürze zu Veränderungen in der Gaslandschaft führen werden. Eschment betonte, daß es Kurs der VNG ist, die traditionellen Leistungen des Handwerks nicht in Frage zu stellen und sprach sich für eine weitere Festigung der Marktpartnerschaft zum Nutzen des gemeinsamen Endkunden aus.

Dr. Walper, erläuterte die möglichen Konzepte bei der Wärmelieferung.

Anja Moranz, Ressortleiterin Industrie- und Energiepolitik des Wirtschaftsministeriums des Landes Mecklenburg-Vorpommern, machte in Ihrem Grußwort an die Tagung Ausführungen zur Energiepolitik der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern. Sie ging auf mögliche Änderungen der Kommunalverfassung ein und sprach die Erwartung aus, daß sich auf dem Gasmarkt Preissenkungen einstellen werden. Die Rolle der Stadtwerke werde sich verändern, vom Versorger zum Dienstleister; hierbei sollte sich ein gesunder Wettbewerb mit dem Handwerk entwickeln. Der Erdgaseinsatz wird sich in Mecklenburg-Vorpommern in den nächsten Jahren überdurchschnittlich erhöhen. Eine Verdopplung des Erdgaseinsatzes von 1998 bis 2010 erscheint wahrscheinlich. Mit Einführung der Energiesparverordnung 2000 ergeben sich auch für das SHK-Handwerk neue Impulse.

Prof. Dr. Dieter Wolff, Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel, stellte den jetzigen Bearbeitungsstand der "Energiesparverordnung 2000" vor. Diese Verordnung stellt eine Zusammenfassung der jetzigen Wärmeschutzverordnung und der Heizungsanlagenverordnung mit neuen Zielstellungen dar. Neu wird die Möglichkeit sein, einen vorgegebenen Heizenergiebedarf entweder durch eine entsprechend gute Heizungsanlage oder durch entsprechende Baumaßnahmen zu erzielen; in der Praxis sicher durch eine optimale Lösung beider Einflußfaktoren.

Prof. Dr. Klaus Kurth, IBEKA-Prof. Kurth GmbH Freital, stellte das Callcenter ErdgasRuf (Tel.: 01803/334033) vor und berichtete über die Ergebnisse der seit Dezember 1997 tätigen Dienstleistungseinrichtung. ErdgasRuf ist ein gemeinschaftliches Vorhaben der Gaswirtschaft, des Handwerks, der Gasgeräteindustrie und der Bezirksschornsteinfegermeister für den Kunden, das auf Initiative und unter der Regie VNG-Verbundnetz Gas AG Leipzig verwirklicht wurde. An ErdgasRuf kann sich jeder Kunde wenden, wenn er eine Frage oder ein Problem mit seiner Gasanlage hat oder Fragen rund um das Erdgas beantwortet haben möchte; auch im Internet unter "erdgasruf.de". Die bisher bearbeiteten Kundenanliegen verteilen sich wie folgt auf die Grundanliegen: 38% Gasversorgungsanliegen, 34% Beratungen, Auskünfte, 13% Nachweis von Dienstleistern, 15% defekte Geräte/Anlagen.

Mit 120 Teilnehmern war die Tagung überaus gut besucht.

Mit Wirkung vom 1. Oktober 1998 war ErdgasRuf auch für die Kunden im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ansprechbereit und seit 1. März 1999 für alle Bürger in den Neuen Bundesländern.

Zwischenzeitlich hat sich diese Einrichtung zum Communication Center entwickelt und bietet seine Leistungen im In- und Outbound-Geschäft allen Interessierten an (ECG Erdgas-Consult GmbH Leipzig, Tel.: 0341/4431827).

Dr. Karl-Heinz Walper, Gesellschaft für Innovation, Bonn, skizzierte in seinem Vortrag "Komfort aus einer Hand - Wärmelieferung komplett als neue Chance für das SHK-Handwerk", Voraussetzungen, Wege und Ergebnisse dieses Geschäftsfeldes für das SHK-Handwerk. Auf die vielfältigen Unterstützungen durch den Zentralverband und die Fachverbände wurde hingewiesen. Gerade unter dem Blickwinkel aktueller Veränderungen im Umfeld des SHK-Handwerks erscheint dieses Betätigungsgebiet erfolgsträchtig.

Dipl.-Ing. Jürgen Lotze, Hydrotherm GmbH, Leipzig, stellte die von diesem Unternehmen entwickelte automatische Anpassung der Feuerungsanlage bei veränderlicher Gasqualität mit dem Ergebnis gleichmäßiger optimaler Verbrennungsergebnisse - SCOT - vor. Zwischenzeitlich sind bereits Produkte von Hydrotherm auf dem Markt, die diese Verbrennungsgüte optimierende Regelung besitzen.

Dr. Günter Wieschebrink, Leiter der Abt. Kundendienst der VNG-Verbundnetz Gas AG Leipzig, informierte in seinem Vortrag zum Thema "Brennstoffzellen in der häuslichen Gasverwendung - Möglichkeiten und Stand" über die Versuchsanlage im "Erdgashaus" Machern/Leipzig sowie über die Bemühungen der Geräteindustrie auf diesem Gebiet. Er sprach die Hoffnung aus, daß diese Art der Erdgasverwendung 2003/2004 in Deutschland marktfähig sein könnte und ermunterte das Handwerk, sich mit dieser progressiven Lösung rechtzeitig zu beschäftigen.

Referentin Moranz, Wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Dr. Thomas Wiedemann, Technische Universität Berlin, stellte "Kommunikationssysteme des Fachhandwerkes" vor. Als besonders wichtig wurde die Möglichkeit der ständigen Erreichbarkeit des Handwerkers durch den Kunden hervorgehoben; technische Unterstützungen dazu aufgeführt. Internetgestützte Kommunikationsmöglichkeiten wurden erläutert; eine eigene Homepage empfohlen. Die Fachverbände bieten hierbei dem Handwerker Unterstützung an.

Dr. Hartmut Puffe, ALMA MATER Trainings-Akademie, Leipzig, führte einen kleinen Kurs "Wie verkaufe ich meine Leistung als SHK-Handwerker" vor. Trotz der Kürze des Kurses, konnten die Teilnehmer viele erste Anregungen mitnehmen.

Während die Handwerksmeister sich fachlich, wie oben berichtet, orientierten, waren die Meisterfrauen nicht müßig. Unter dem Motto "Management im SHK-Unternehmen" erhielten die Frauen nachfolgende Inhalte vermittelt: Erfolgsfaktor Kundenorientierung; Dienstleistungen - neue Qualität im Verhältnis Anbieter-Kunde; zielgerichtete und partnerorientierte Gesprächsführung; Selbstbewußtsein und Selbstmotivation. Dabei waren Dr. Puffe und Karl Hanxleden (Ruhrgas AG Essen) aufmerksame Vermittler des Wissens. Ein kleines Orgelkonzert in der Marienkirche zu Rostock rundete dieses Damenprogramm ab.

Mit einem abwechslungsreichen Abendprogramm wurde die gelungene Veranstaltung abgeschlossen.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]