IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1999, Seite 70 ff.


UNTERNEHMENSFÜHRUNG


Förderprogramm proSHK

Turbulenzen beim Generationenwechsel vermeiden

Dr. Sabine Dyas*, Dipl.-Bw. Dieter Wagner** · Teil 1

Ein Drittel der Inhaber von Handwerksbetrieben in Deutschland ist älter als 55 Jahre. Die Folge: Bei über 300 000 Familienbetrieben steht bundesweit in den nächsten fünf Jahren ein Chefwechsel ins Haus. Das gilt auch für mehr als 30 000 SHK-Betriebe, die sich daher verstärkt mit der betrieblichen Nachfolge auseinandersetzen müssen. Und zwar rechtzeitig, um Turbulenzen zu vermeiden.

"Ein Bündnis für Arbeit"

Die deutschen Handwerksbetriebe haben sich bisher als weitgehend krisenstabil erwiesen. Das gilt insbesondere auch für das zumeist mittelständisch geprägte Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Handwerk. Doch jetzt scheint sich der handwerkliche Mittelstand selbst in die Krise zu bringen: Er ignoriert bislang die Aufgaben, die ihm aus dem bevorstehenden Generationenwechsel erwachsen. Die Unternehmensberatung Arthur Anderson hat festgestellt, daß sich nur jeder achte Unternehmer über 40 mit der Nachfolgeproblematik auseinandersetzt. Und: Zwei von fünf Unternehmern sind sich im unklaren, ob im Erbfall die Liquidität des Unternehmens gesichert ist.

Es scheint, daß das Thema Betriebsnachfolge von vielen — und die SHK-Betriebe bilden hier keine Ausnahme — auf die leichte Schulter genommen wird. Dabei geht es nicht nur um die Sicherung des eigenen Lebenswerks und -abends, sondern auch um die Vermeidung von volkswirtschaftlichem Schaden. Denn neben der unternehmerischen Existenz sind auch viele Tausende Arbeitsplätze betroffen.

Fit für die Zukunft

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum die Antwort auf die Nachfolgefrage von vielen Unternehmern verdrängt wird. Ein Großteil ist auf psychologische, emotionale Faktoren zurückzuführen. Das Schlagwort vom "Generationenkonflikt" hat in diesem Zusammenhang gerade auch im SHK-Handwerk seine Berechtigung. Nicht immer will nämlich Hänschen so, wie Hans es gerne möchte. Nur noch bei 40% aller Handwerksbetriebe sind die Junioren bereit, in die (meist großen) Fußstapfen des Seniors zu treten. Die Tendenz, die Betriebsnachfolge im Familienkreis zu regeln, ist weiterhin stark fallend. Denn nur allzuoft, stehen die "Alten" den "Jungen" im wahrsten Sinne des Wortes im Weg, indem sie nur schrittweise über Jahre hinweg aufgebautes Terrain für einen Nachfolger aufgeben. Das muß nicht unbedingt von Nachteil sein, bietet aber jede Menge an Reibungsflächen. Gerade in den mittelständisch strukturierten Handwerken wie dem SHK-Handwerk wurde über Jahrzehnte hinweg nach dem Motto "management by chaos" gearbeitet. Nach einem zwar organisierten Chaos, das jedoch den sich eher an modernen Betriebsformen und -abläufen orientierenden Nachwuchs erhebliche Probleme mit dem "Senior-Chef" bereitet. An zeitgemäßem Marketing, EDV-gestützter Lagerhaltung, Internet-Auftritt — um nur einige der Themen zu nennen — entzündet sich nur allzuleicht die "Generationen-Diskussion". Zu unterschiedlich sind hier oft die Auffassungen; Differenzen scheinen vorprogrammiert zu sein.

Für jede Nachfolgeregelung gibt es eine Lösung — wenn sie rechtzeitig in Angriff genommen wird.
Der ideale Aktivitätenplan:

Es sind jedoch nicht nur die aus dieser Situation erwachsenden Probleme die Hürden, warum im SHK-Handwerk immer seltener die Betriebsnachfolge im Familienkreis gelöst wird. Oft steht auch die Tätigkeit selbst im Wege: Der SHK-Handwerker beschäftigt sich mit einem "lebensnotwendigen" Thema. Wasser und Wärme — ohne geht’s nicht mehr. Daraus resultiert hohe Verantwortung: Notdienst und Wartung verlangen nach ständiger Präsenz — und schränken die persönliche Freiheit stark ein. Ein Problem, das andere Handwerksbetriebe, wie etwa Friseure oder Maler, nicht kennen.

Was also tun?

Den Kopf in den Sand stecken und die "ewige Jugend" beschwören? Dies ist für SHK-Unternehmer, die das von ihnen Geschaffene bewahren wollen, nicht die Lösung. Es ist für sie allerdings höchste Eisenbahn, damit sie den Zug in Richtung "Betriebsnachfolge" nicht verpassen. Es gibt eine Reihe von Fragen (siehe Grafik), die es zu beantworten gilt, wenn der Generationenwechsel bevorsteht. Fachspezifische Fragen, die man in enger Abstimmung mit den Steuer-, Rechts- und Finanzberatern angehen und beantworten kann. Auf die Kernfrage aber muß der übergabewillige Chef selbst die richtige Antwort finden: "Verfüge ich über ein zukunftssicheres Unternehmenskonzept?"

Natürlich ist es überaus ratsam, in die Beantwortung dieser Frage den qualifizierten Nachfolger einzubinden. Gemeinsam sollte das bestehende Unternehmenskonzept — sofern es eines gibt — auf seine Tragfähigkeit in einem Markt, der sich stark verändert hat, "abgeklopft" werden. Falls erforderlich, soll und muß es auf die neuen Anforderungen, die heute an das SHK-Handwerk gestellt werden, neu definiert werden. Die Zeiten, in denen kommunale und gewerbliche Auftraggeber das Geschäft — und den Umsatz — der SHK-Betriebe bestimmten, sind vielfach vorbei; der private Haushalt hat an Bedeutung gewonnen. Und damit auch ein (neuer) Dialog zwischen Installateur und "König Kunde". Darauf gilt es sich einzustellen im Zeichen von "Kundenorientierung" und "Marketing".

Diesen Konzept-Leitfaden kann man unter Tel.: 06 41 / 70 07-2 45 kostenlos bei IBP in Gießen anfordern. Abgabetermin für das "Nachfolgekonzept" ist der 15. Oktober 1999.

Einzustellen hat sich das SHK-Handwerk aber auch auf ein sich veränderndes technisches Umfeld: Innovative Lösungen, wie die Nutzung von Solarenergie und Regenwasser, sind Themen, die künftig verstärkt auch den Aufgabenbereich des Installateurs tangieren. Hier sind im Rahmen eines entsprechenden Unternehmenskonzeptes ebenfalls gute Antworten für die Zukunft gefordert.

Der erste Schritt in das nächste Jahrtausend

Fragen über Fragen! Fragen, die sich viele Unternehmer bis heute noch nicht gestellt haben oder noch nicht stellen wollten — aber eher früher als später stellen müssen. Aber auch zahlreiche Einrichtungen in Verwaltungen, Institutionen und bei Kommunen erkennen bis heute noch nicht die Ernsthaftigkeit der Lage für die Handwerksbetriebe. Dies ist ein Grund für eine außergewöhnliche Initiative: Um dieses Thema zu sensibilisieren, aber auch um die Antworten auf die anstehenden Fragen zu erleichtern, hat der Zentralverband Sanitär Heizung Klima, St. Augustin, gemeinsam mit der IBP GmbH in Gießen ein Förderprogramm gestartet. Es begleitet SHK-Unternehmer auf ihrem Weg zur richtigen "Betriebsübergabe". Im Mittelpunkt dieser Aktion ("proSHK") steht ein Leitfaden, der eine detaillierte Hilfestellung bei der Erstellung eines zukunftsorientierten Betriebskonzeptes bietet. Er gibt zudem Anregungen zur konzeptionellen Planung der Betriebsübergabe. Diese praxisorientierten Tips und Hinweise werden durch weiterführende Checklisten ergänzt und vertieft, die jeder Teilnehmer am Förderprogramm proSHK" erhält.

"proSHK" ist mit einem Förderpreis von insgesamt 75 000 DM ausgestattet, den eine Fachjury unter Federführung des ZVSHK an drei SHK-Betriebe vergibt, die ein besonders überzeugendes und schlüssiges Konzept zur Betriebsnachfolge eingereicht haben. Entsprechend zweckgebunden sind diese Fördermittel auch zu verwenden. Es sollte jedoch nicht nur die Aussicht auf den Gewinn dieser finanziellen Förderung der Motor zur Teilnahme sein. Vielmehr die Möglichkeit, sich mit professioneller Unterstützung engagiert, offensiv und kreativ mit dem Thema Nachfolgeregelung auseinanderzusetzen. Gewinnen werden die Teilnehmer und die SHK-Branche allemal. So oder so ...


B i l d e r : IBP GmbH, Gießen


L i t e r a t u r :
Handelsblatt 29./30.1.99
Deutsches Handwerksblatt, 4. 2. 99
Deutsche Handwerkszeitung, 16. 4. 99.


*) Dr. Sabine Dyas, Leiterin des Referates Marketing beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), St. Augustin

**) Dipl.-Bw. Dieter Wagner, Projektleiter des Förderprogramms "proSHK" bei IBP, Gießen


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