IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1999, Seite 64 ff.


REPORT


Ein Handwerksbetrieb setzt nichtalltägliche Ideen in die Praxis um

hs Heizung und Sanitär GmbH, Ulmen

hs Heizung und Sanitär GmbH (Ulmen): rechts das Lager, links daneben das Betriebsgebäude mit 70 m2 Solaranlage, davor die Sanitärausstellung.

Um den potentiellen Kunden auf sich aufmerksam zu machen, muß man sich von der breiten Masse abheben. Das sagte sich das Handwerksunternehmen "hs Heizung und Sanitär GmbH" aus Ulmen und hat einen anderen Weg eingeschlagen. Die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK hat das Unternehmen Anfang Juli besucht.

1985 taten sich die zwei Herren Heinz Schneider und Werner Häb zusammen und gründeten das Handwerksunternehmen hs. Das Büro richteten sie in einem abgetrennten Bereich in Schneiders Wohnhaus in Schönbach ein. Wie so oft, übernahmen die Ehefrauen zunächst einen Teil der anfallenden Büroarbeiten. 1987 wurde eine Filiale in Leudersdorf eröffnet. Und ein Jahr später entschlossen sich Schneider und Häb, eine eigene Sanitärausstellung zu eröffnen. Die Räumlichkeiten jedoch lagen 10 km vom Büro entfernt, in der 80 m2 großen Einliegerwohnung im Wohnhaus Häb. Von optimaler Kundenbetreuung konnte nicht die Rede sein, mußte man doch erst mit dem Interessenten eines neuen Bades vom Büro zur Ausstellung fahren, das geben beide Geschäftsinhaber zu. Und so behalf man sich 10 Jahre lang.

Die beiden Geschäftsführer in ihrer Sanitärausstellung: links Werner Häb, rechts Heinz Schneider.

Dann die Wende. Eine in Ulmen ansässige deutsche Kaserne wurde aufgegeben, es entstand ein Gewerbepark. "Die räumliche Trennung zwischen Büro und Ausstellung war nicht mehr haltbar", erläutert Schneider, "und die akuten Platzprobleme im Büro taten ihr übriges." hs erwarben ein Grundstück mit rund 1500 m2 Nutzfläche (das alte Stabsgebäude) sowie einen dazugehörigen Bunker. "Damit hatten wir etwas Passendes gefunden, obwohl wir mit dem Bunker nichts anzufangen wußten", sagt Gas- und Wasserinstallateurmeister Häb.

Während der Planungsphase zum Umbau überlegten beide, wie sie das Gelände, die Räumlichkeiten und den Bunker am besten nutzen könnten. Es kristallisierten sich zwei Schwerpunkte heraus: Sie wollten dem Kunden in ihren Räumlichkeiten funktionsfähige Anlagen zur Energieeinsparung zeigen und die alte Sanitärausstellung vergrößern. Die Renovierungs- und Anbauarbeiten konnten beginnen. Eine Art Wintergarten (120 m2) kam hinzu sowie ein 800 m2 großes Lager. Anfang Juli dieses Jahres konnte das 43 Mann starke Unternehmen umziehen.

Im Schaufenster ist etwas ausgestellt, was man nur selten findet: Eine funktionsfähige Heizungsanlage.

Energiespartechnik

"Die Glaubwürdigkeit gegenüber dem Kunden einer neuen Heizungsanlage steht auf dem Spiel, wenn wir ihm eine energiesparende Anlage verkaufen, selbst aber noch so heizen wie vor 15 Jahren", so Schneider einleitend, bevor er die Anlage beschreibt. Die Sanitär- und Heizungsanlage kann sich sehen lassen, in Deutschland ist sie einzigartig.

Der Bunker wurde vollständig entkernt und die verbleibenden Außenwände, Decken und Fußböden mit einer Spachtelmasse wasserdicht abgedichtet. 2000 m PE-Rohr (DN 25) und 300 m Verteilleitung (DN 50) wurden verlegt, ein riesiger Wärmetauscher. Der Bunker dient nun als Wärmespeicher, nachdem er mit 600 m3 Regenwasser geflutet wurde. Eine 70 m2 große Solaranlage kam auf das Dach; zwei Pufferspeicher mit 750 Liter Inhalt, eine Wärmepumpe und ein Gas-Brennwertkessel mit lediglich 40 kW Leistung stellten sie zwei Etagen tiefer auf. "Wir gehen davon aus, daß wir im kommenden Winter auch bei tiefsten Temperaturen das Gebäude und das Lager beheizen und gleichzeitig die Warmwasserbereitung gewährleisten können", da ist sich Heizungs- und Lüftungsbaumeister Schneider ganz sicher.

Probebaden erwünscht? Kein Problem bei hs, Ulmen.

Die Solarkollektoren liefern ihre Wärme zunächst in die Pufferspeicher. Sind sie geladen, schaltet ein Dreiwegeventil um und leitet die Sole durch den Wärmetauscher im Bunker, wo sie ihre Wärme an das Beckenwasser abgibt. Wird diese gepufferte Wärme im Winter benötigt (nachdem die beiden Pufferspeicher leergefahren sind), wird sie über dieselben Wärmetauscherrohre mit Hilfe einer Wärmepumpe auf ein höheres Temperaturniveau gebracht. Die Sole strömt über den Kollektor (und nimmt dort evtl. noch Sonnenwärme auf) und von dort zurück in den Wärmetauscher des Bunkers. Der Kreislauf ist geschlossen.

Pufferspeicher, Brennwertkessel, Wärmepumpe und Verteiler/Sammler stehen nicht wie üblich im Keller, sondern im Schaufenster neben der Sanitärausstellung. Häb erklärt, warum: "Es sprachen drei Gründe dafür. Wir möchten dem Kunden damit beweisen, daß wir mit dieser Eigenentwicklung nicht nur 08/15-Anlagen bauen, wir möchten unsere handwerkliche Leistung zur Schau stellen und dem Kunden zeigen, was wir können. So schaffen wir Nachfrage."

Sanitärausstellung

Auf 250 m2 Ausstellungsfläche zeigt das Unternehmen hs 29 Anwendungen. Darunter sind einige Beispiele für barrierefreies Baden. Horst Bauer, erster Kaufmann im Unternehmen seit 1989, erklärt, daß es sich "nicht um Behindertenbäder handelt, sondern um Bäder für Personen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Bei der Eröffnung Ende Juni hatten wir bereits die ersten Anfragen."

2000 m PE-Rohr als Wärmetauscher im Bunker.

Zu sehen sind auch Fitneß- und Wellness-Anwendungen. Das Besondere daran ist, daß der Kunde in einem abgeschlossenen Bereich eine Fitneßdusche mit integriertem Dampfbad und einen Whirlpool kennenlernen kann, indem er probebadet. Ein Erlebnisbad. Man kann es auch rein rational betrachten. Bauer: "Kaum ein Kunde ist an einer Dampfsauna oder einem Whirlpool interessiert, solange er sie nicht kennt. Weiß er um die entspannende Wirkung, wird er vielleicht Kunde." Marketing pur.

Alles aus einer Hand

Im April 1996 wurde auf Initiative des Unternehmens die Hand-in-Hand-Werker GmbH gegründet. Eine Vereinigung aus zur Zeit 13 Firmen mit unterschiedlichen Gewerken. Ziel ist es, dem Kunden alle Bauleistungen, z.B. eine Badrenovierung, aus einer Hand anzubieten. So hat es der Kunde mit nur einem Ansprechpartner zu tun, muß nicht mehrere Angebote hereinholen oder sich um Terminabstimmungen kümmern. Auch die Gesamtrechnung erhält der Kunde von der Hand-in-Hand-Werker GmbH. Bisher war hs an rund 15 Bauten beteiligt.

43 Köpfe bringen hs nach vorn.

Katalogisiertes Lager

Seit dem Umzug nach Ulmen beschreitet hs auch in der Lagerverwaltung neue Wege. Jede noch so kleine Produktgruppe bekommt einen Strichcode zugewiesen (ähnlich denen für Waren im Supermarkt) und wird mit Hilfe eines Hand-Scanners und eines leistungsfähigen Computers eingelesen, gleichzeitig wird die Lagermenge festgestellt. Baustellenbezogen gehen die Materialien heraus und baustellenbezogen kommt das zu viel gelieferte zurück. Die Differenz ist somit beim Kunden geblieben. "Das hilft bei der Projektübersicht und erleichtert uns die Nachkalkulation. Es läßt sich leicht feststellen, ob das Aufmaß stimmt oder ob nicht korrekt aufgemessen wurde", so Bauer.

Fazit

Bei ständigem Wachstum ist die Vorliebe zum Handwerk nie verlorengegangen. Kundennähe ist nicht nur ein Wort, sie wird praktiziert. Von der ausführlichen Beratung bis hin zur Installation präsentiert sich das Unternehmen als Vollanbieter in Sachen Heizung und Sanitär. Häb und Schneider: "Qualität in der Ausführung guter Arbeit, vereint mit einem Service, der Kundenzufriedenheit sicherstellt."


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