IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1999, Seite 60 ff.


INTERVIEW


Fröling

Blick in die Zukunft

Zum Gruppenfoto aufgestellt haben sich Dr. Heiner Fröling, Geschäftsführer und Mitinhaber der Fröling GmbH, Dipl.-Ing. Robert Kremer, Entwicklungsleiter des Unternehmens, sowie Dr.-Ing. Peter Ludemann, ebenfalls Geschäftsführer bei Fröling (v.r.).

Die geplante Novellierung der Wärmeschutzverordnung "WSVO ’95" und der Heizungsanlagenverordnung "HeizAnlV" zur EnergieEinsparVerordnung "EnEV 2000" sieht neben der Verknüpfung von Gebäude- und Anlagentechnik eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs für die Raumbeheizung um rund 30% vor. Gerade im Ein- und Zweifamilienhausbereich wird die Heizlast so gering, daß sie bequem mit dezentralen Heizungssystemen abgedeckt werden kann. Hat die Zentralheizung im Ein- und Zweifamilienhaus noch eine Zukunft oder bricht der Markt der konventionellen Kleinkessel zusammen? Die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion sprach darüber mit Dr. Heiner Fröling und Dr.-Ing. Peter Ludemann, Geschäftsführung der Fröling GmbH in Overath sowie mit dem Entwicklungsleiter des Unternehmens, Dipl.-Ing. Robert Kremer.

IKZ-HAUSTECHNIK: Gehen wir einmal davon aus, daß die EnEV 2000 in naher Zukunft verabschiedet wird. Ist es dann, angesichts der geringen erforderlichen Leistungen für die Gebäudebeheizung, noch wirtschaftlich, sich für eine Zentralheizung zu entscheiden? Die Anschaffungskosten für dezentrale Lösungen wie z.B. Elektrospeicherheizungen sind deutlich geringer.

Dr. Ludemann: Es gibt natürlich preiswerte Elektrosysteme wie die Elektro-Direktheizung, diese weisen jedoch, bezogen auf die Primärenergie, einen sehr niedrigen Nutzungsgrad auf. Das sieht auch der Gesetzgeber. Deshalb ist geplant, für solche Systeme, die einen höheren Primärenergiebedarf besitzen, schärfere bauliche Anforderungen an die Wärmedämmung zu stellen, so daß die geringeren Anschaffungskosten für das Heizsystem durch die höheren Kosten für die Wärmedämmung kompensiert werden. Wie solche Korrekturfaktoren aussehen, ist allerdings noch nicht endgültig entschieden. Wenn man die Elektro-Seite betrachtet, so geht es aber auch um Technologien mit hoher Effizienz, wie z.B. die Elektro-Wärmepumpe. Dann reden wir aber nicht mehr von billigen Systemen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Gerätetechnik bieten Sie im Kleinst-Leistungsbereich an, um den Markt der Niedrigenergiehäuser im Ein- und Zweifamilienbereich zu bedienen?

"Ein ausreichender Warmwasserkomfort ist mit Kleinst-Wärmeerzeugern nicht zu realisieren".
Dr. Fröling

Dr. Fröling: Wir bieten seit vielen Jahren schon ein atmosphärisches Gasgerät mit einer Nennleistung von bis zu 8 kW an. Aber kein Gerät verkauft sich schlechter als dieses. Bei Gas-Kesseln mit Brennwerttechnik gehen wir mit unseren Leistungen modulierend bis hinunter auf 3 kW. Bei Öl liegt die kleinste Nennleistung bei 14 kW.

Kremer: Wir meinen aber: Der Markt benötigt diese Kleinstleistungen nicht. Denn nicht nur der Heizungsbauer will die Reserve, auch der Kunde will diese Reserve. Dazu will ich Ihnen ein Beispiel nennen: Ergibt die Addition der Heizkörperleistungen eines Gebäudes den Wert von 7 kW, so setzt der Heizungsbauer häufig einen 14 kW-Kessel ein. Und das kann er bei einem NT-Kessel mit ruhigem Gewissen tun.

IKZ-HAUSTECHNIK: Setzt er die größere Kesselleistung nicht nur ein, weil er den Warmwasserkomfort sicherstellen will?

"Der Heizungsbauer will die Reserve genauso wie der Kunde".
Robert Kremer

Kremer: Natürlich, wenn die Warmwasserbereitung mit dem Heizkessel kombiniert ist, paßt das gut zusammen. Aber auch bei reinem Heizbetrieb weisen moderne Tief- und Niedertemperaturkessel — im Gegensatz zu den veralteten Standardheizkesseln — gerade im Teillastbereich einen hohen Nutzungsgrad auf. Dieser knickt erst bei einer Kesselbelastung unter 5% deutlich ab. Fakt ist, daß man moderne Wärmeerzeuger überdimensionieren kann, ohne den Wirkungsgrad negativ zu beeinflussen. Unterstützung findet diese Aussage in einer Broschüre des VdZ (Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft e.V.), Köln, "Die richtige Dimensionierung von Wärmeerzeugern". Die Nutzungsgradunterschiede bei Voll- und Teillast von modernen Wärmeerzeugern gegenüber konventionellen Standardkesseln sind in dieser Grafik sehr schön veranschaulicht. Es wird klar, daß Wärme im Teillastbetrieb so effizient erzeugt werden kann, wie früher nur im Vollastbereich.

Dr. Fröling: Man kann also nicht davon sprechen, daß ein Heizkessel von sagen wir einmal 14 kW Leistung für die Beheizung eines Einfamilienhauses mit einer Heizlast von vielleicht 7 kW eine schlechte Lösung ist. Eher ist das Gegenteil der Fall. Wenn man zum Beispiel bei einem hochwärmegedämmten Haus einen "passenden" Heizkessel mit extrem niedriger Leistung installiert hätte, so wäre die Leistungsreserve für den dynamischen Betrieb, also für die Aufheizung nach abgesenkter Betriebsweise oder ausgiebigem Lüften, in der kalten Jahreszeit absolut nicht ausreichend. Warmwasserkomfort kann man zudem mit solch geringen Leistungen nicht erreichen.

"Der überwiegende Teil unserer Kessel geht in den Gebäudebestand".

IKZ-HAUSTECHNIK: Sehen Sie den Absatzmarkt der Kleinkessel für Ihr Unternehmen in Zukunft also nicht gefährdet?

Dr. Fröling: Nun, das muß man differenziert betrachten. Der überwiegende Teil unserer Kessel geht in den Gebäudebestand. Da gibt es ein sehr großes Potential an Wärmeerzeugern, die dringend ausgewechselt werden müssen. Das ist im Grunde der Hauptmarkt, in dem wir uns heute bewegen, und der ist von der von Ihnen angesprochenen Entwicklung sicher nicht betroffen. Der Neubaubereich ist natürlich auch ein wichtiger Markt, aber eben nur ein Teilmarkt. Daß aber in diesem Bereich der Heizkessel verschwinden wird und statt dessen mit Strom direkt geheizt wird, das, meine ich, kann man nicht erwarten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Nun gibt es natürlich auch die Möglichkeit, ein alternatives System wie z.B. die thermische Solaranlage mit einer Elektroheizung zu kombinieren. Wie schätzen Sie da die zukünftige Entwicklung ein?

"Elektro-Direktheizungen nutzen die Primärenergie nicht effizient".
Dr. Ludemann

Dr. Ludemann: Da, wo es sinnvoll ist, sollten alternative Systeme eingesetzt werden, das befürworten wir einhellig. Bei thermischen Solaranlagen, ob rein zur Trinkwassererwärmung oder auch zur Heizungsunterstützung, ist für die Abdeckung der Bedarfsspitzen auf jeden Fall eine konventionelle Zusatzheizung notwendig. Ich weigere mich allerdings zu akzeptieren, daß dies durch eine elektrische Nachheizung bewerkstelligt werden soll. Die bereits angesprochenen schlechten Wirkungsgrade, bezogen auf die Primärenergie, sind einfach zu hoch. Zudem gibt es ausgereifte Lösungen in der Kombination Zentralheizung/Solaranlage, die deutlich effektiver arbeiten, also auch geringere Betriebskosten verursachen.

Kremer: Was die zukünftige Entwicklung angeht, beobachten wir die Fertighausfirmen, zu denen wir gute Kontakte pflegen, denn die müssen als erstes auf die Veränderungen reagieren. Und obwohl viele Fertighäuser Niedrigenergiehäuser sind, also eine sehr geringe Heizlast benötigen, ist immer noch die Zentralheizung das Standardheizsystem, egal wie klein der Wärmebedarf ist. Bemerkenswerterweise verkaufen die sonst ihre Häuser nicht.

"Der Neubaubereich ist ein wichtiger Markt, aber nur ein Teilmarkt".

IKZ-HAUSTECHNIK: Also meinen Sie aus Sicht eines Kesselherstellers, daß die Zukunft doch recht rosig zu betrachten ist?

Dr. Fröling: Ich meine, daß es bei weitem nicht so gefährlich ist, wie es oft dargestellt wird. Damit will ich nicht sagen, daß man es ignorieren soll. Es ist jedoch ein sehr lang andauernder Prozeß, der uns in naher Zukunft sicher noch nicht nachteilig treffen wird.

Fröling liefert ja nicht nur Kleinkessel, sondern zu 50% Heizungsanlagen höherer Leistung. Und dort schauen wir getrost in eine sehr positive Zukunft. Auch bei Niedrigenergie-Häusern findet man immer häufiger die Wärmeversorgung für mehrere Häuser in einer Zentrale, weil dies wirtschaftlicher ist und die verbrauchsgerechte Abrechnung heute kein Problem mehr darstellt.

Die Grafik zeigt deutlich, daß sowohl Brennwertkessel als auch Niedertemperatur-Wärmeerzeuger im Teillastbereich einen höheren Nutzungsgrad aufweisen als im Vollastbetrieb. Erst unterhalb einer Kesselauslastung von ca. 5% wird der Nutzungsgrad wieder niedriger als bei Vollast. (Quelle: VdZ Information "Die richtige Dimensionierung von Wärmeerzeugern").

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie wird sich Fröling in den nächsten Jahren entwickeln, wo liegen die Schwerpunkte?

Dr. Fröling: Der Schwerpunkt der nächsten Jahre liegt sicherlich in der Entwicklung neuer Regelungssysteme. Daneben gibt es auch andere Bereiche jenseits des Heizkessels, die ebenfalls interessant sein können, wie z.B. die Brennstoffzelle oder eine bestimmte Art der Wärmepumpentechnik, die Absorptionswärmepumpe. Man darf allerdings nicht so tun, daß man sagt, das eine sei die konventionelle Technik und das andere die Zukunft. Der Stand der Produkte, den wir im Augenblick haben, ist high-tech. Und wie wir meinen auch eine Technik, die sehr zuverlässig ist. Es nützt nichts, sensible Technik anzubieten, die dann störanfällig ist. Denn der Kunde erwartet von der Heizungsanlage in erster Linie eines: daß sie funktioniert.


Fröling in Kürze:

Die Fröling GmbH & Co aus Overath wurde 1880 von Schlossermeister Jean Fröling als Schlosserei und Reparaturwerkstatt für eiserne Gitter, Blitzableiter, Fahrräder und Beleuchtungskörper gegründet. Bereits nach wenigen Jahren spezialisierte man sich auf die Fertigung von Boilern und Behältern. In den 20er Jahren schließlich entwickelte sich mit der Produktion von Heizkesseln und Ausdehnungsgefäßen der Produktionsbereich Heiztechnik. Heute ist Fröling eine Gruppe von vier Produktionsfirmen mit Standorten in Overath, Bochum, Marzahna sowie Grieskirchen/Österreich. Zum Produktsortiment im Leistungsbereich von 10 kW bis 50000 kW gehören Öl- und Gaskessel, Warmwasserbereiter, Wärmeaustauscher, Hackschnitzelanlagen, Festbrennstoffkessel, Luftheizgeräte. Der Umsatz der Gruppe mit rund 450 Mitarbeitern beträgt derzeit etwa 150 Mio. DM.


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