IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/1999, Seite 74 ff.



Entwässerung von Sanitäreinrichtungen

Carsten Krumm*

Eine große Anzahl von Pumpen- und Hebeanlagen-Herstellern bieten eine Vielzahl von verschiedenen Produkten im Markt an. Die nachstehende Betrachtung zeigt Beispiele für den jeweils richtigen Einsatz.

Die Entwässerung von Sanitäreinrichtungen (z. B. Duschen, Toiletten etc.) erfolgt in der Regel problemlos über das natürliche Gefälle. Laut DIN 1986 "Gebäude- und Grundstücksentwässerung" muß dies so erfolgen. Pumpen und Hebeanlagen finden Anwendung wenn Sanitäreinrichtungen unterhalb der Rückstauebene installiert werden. Die Rückstauebene (genaue Festlegung durch örtliche Behörden, oft identisch mit dem Straßenniveau) ist ein Höhenniveau, über welches Abwasser gefördert werden muß, bevor es dem Kanal zugeführt wird. Geschieht dies nicht, können im Falle eines Rückstaus Gebäudeteile unterhalb der Rückstauebene überflutet werden. Kanalisationen sind für den durchschnittlichen Bedarfsfall ausgelegt, so daß z. B. infolge heftiger Regenfälle es zu Überlastungen kommen kann. Weitere mögliche Störungsursachen sind Ablagerungen in den Abwässerkanälen sowie Störungen in Abwasserpumpenstationen.

Förderung von Abwässern unterhalb der Rückstauebene aber mit freiem Gefälle zum Kanal.

Förderung von Abwässern unterhalb des Kanals, unterhalb der Rückstauebene.

In der DIN 1986 werden folgende Möglichkeiten der Abwasserentsorgung unterhalb der Rückstauebene näher beschrieben:

Die Sanitärgegenstände befinden sich unterhalb der Rückstauebene aber mit einem freien Gefälle zum Kanal. In dem o. g. Fall sind auch Rückstauverschlüsse zulässig (nicht zu verwechseln mit Rückflußverhinderern, welche bei einer Abwasserhebeanlage benötigt werden). Einen wirklich sicheren und gefahrlosen Schutz gegen Rückstau bieten allerdings nur Hebeanlagen, die über die Rückstauschleife das Abwasser fördern.

Die Sanitärgegenstände befinden sich unterhalb der Rückstauebene und des Kanals. In dem o. g. Fall können nur Pumpen oder Hebeanlagen zum Abtransport der Abwässer eingesetzt werden.

Grundsätzlich unterscheidet man die Förderung von Abwässern mit oder ohne Fäkalienanteile.

Installation vorwandähnlich in handelsüblichen Vorwandinstallationssystemen, Wandeinbau oder Ständerprofilen.

Einsatz und Installation als herkömmliche Abwasserhebeanlage in einem angrenzenden Raum.

Abwässer ohne Fäkalienanteile

Tauchmotorpumpen werden dort eingesetzt wo es die baulichen Gegebenheiten erlauben, einen im Gebäude tieferliegenden Pumpensumpf zu installieren. Diese Schmutz- oder auch Drainagepumpen fördern Abwasser, welches aufgrund der Lage des Gebäudes, in den Kellerräumen anfällt. Solche Pumpen werden in einem tieferliegenden Pumpensumpf installiert und sollten aufgrund der Geruchsbelästigung mit einer entsprechenden Abdeckung versehen werden. Vorzugsweise sieht man Pumpen mit einer integrierten Verwirbeleinrichtung vor, welche dafür sorgen, daß keine Ablagerungen im Pumpensumpf verbleiben. Bei sehr hohem Flüssigkeitsanfall und/oder der Gefahr, daß infolge einer Überflutung hoher Sachschaden entsteht, wird die Installation von Doppelpumpenanlagen empfohlen. So ist auch die einwandfreie Funktion bei Störung einer Pumpe gewährleistet und sie hat den weiteren Vorteil, daß die Langlebigkeit des Systems erhöht wird, da die Betriebsstunden auf zwei Pumpen aufgeteilt werden. Darüber hinaus stehen Kontrollgeräte, welche u. a. bei Stromausfall Alarm geben, bei den meisten Herstellern zur Verfügung.

Abwasserhebeanlage für Großprojekte.

Neben Tauchmotorpumpen, die in einem Pumpensumpf installiert werden, stehen Hebeanlagen mit integrierten Tauchmotorpumpen für eine Überflurinstallation zur Verfügung. Besonders geeignet für den nachträglichen Einbau bei Renovierung, Um- oder Ausbau. Entwässert werden können damit Waschmaschinen, Spülmaschinen, Dusche, Badewannen, Handwaschbecken . . .

Schachtpumpenstation aus Synthetik.

Abwässer mit Fäkalien

Anfallendes, fäkalienhaltiges Abwasser unterhalb der Rückstauebene muß in einem geruchsdichten Behälter gesammelt und aus diesem gefördert werden. Auch hier gibt es je nach Rahmenbedingungen verschiedenste Anlagen:

Einzeltoilettenentwässerung

Einzeltoiletten mit untergeordneter Nutzung dürfen mit "Hebeanlagen zur beschränkten Nutzung" nach DIN 1986 entwässert werden. Anmerkung: Oberhalb der Rückstauebene muß demselben Nutzerkreis eine weitere Toilette zur Verfügung stehen. Angeschlossen werden dürfen in diesem Fall eine Toilette, ein Bidet, ein Handwaschbecken und eine Dusche. Weitere Anschlüsse, z.B. Badewannen sind nicht erlaubt. Des weiteren ist die Installation nur direkt an der Toilette zulässig. Die Vorteile liegen in der Funktionsweise der Anlage. Eine rotierende Schneide zerkleinert alle groben Bestandteile des Fördermediums. So kann die Druckrohrleitung in Nennweite DN 32 ausgeführt werden. Die gültige Norm erlaubt des weiteren die Entlüftung über einen integrierten Aktivkohlefilter. So kann auf eine aufwendig installierte Entlüftungsleitung (DN 70) verzichtet werden. Wichtig ist aber hier der Hinweis, daß diese Anlagen nur für die o.g. Einsatzfälle eingesetzt werden dürfen und in keinem Fall als Ersatz für eine vollwertige Abwasserhebeanlage dienen.

Kleinhebeanlage zur begrenzten Verwendung.

Einzelraumentwässerung

Zulässig zum Anschluß aller Sanitärgegenstände. Die Anlage ist ausgestattet mit einer DN 80 Druckrohrleitung und der Anschlußmöglichkeit einer DN 70 Entlüftungsleitung, wie von der DIN 1986 vorgesehen. Die besonderen Vorteile liegen in den minimalen Abmessungen; so erlaubt z. B. die Tiefe von 30 cm den Einbau bei verschiedensten Installationsvarianten. In den unteren Abbildungen sieht man zwei der Installationsmöglichkeiten: Konventionelle Installation in einem separaten Raum oder eine vorwandähnliche Installation.

Entwässerung von Ein- bis Mehrfamilienhäusern

Zur Entwässerung von kompletten Wohneinheiten bis hin zu Wohngebäuden, Einkaufszentren oder Hotels gibt es kompakte anschlußfertige Abwasserhebeanlagen mit verschiedensten Sammelbehältern und Kennlinienabstufungen. Wenn der Abwassertransport nicht unterbrochen werden darf, so ist nach DIN 1986 eine Doppelanlage (Behälter mit zwei Pumpen) vorzusehen.

Zur normgerechten Installation gehört die Installation einer Handmembranpumpe (für die Entwässerung im Notbetrieb) sowie eines tieferliegenden Pumpensumpfes.

Vollwertige Abwasserhebeanlage, zur Einzelraumentwässerung.

Entwässerung außerhalb des Gebäudes

Je nach baulichen Gegebenheiten und Entfernung zum Kanal bietet sich die Installation von Abwasserpumpstationen außerhalb des Gebäudes an. Dies kann durch anschlußfertige Pumpstationen aus Synthetik oder Beton erfolgen. Alle notwendigen Bestandteile wie Pumpenkupplung, Absperrschieber, Rückflußverhinderer, Vereinigungsstück etc. sind bereits vormontiert, so daß vor Ort nur die Tauchmotorpumpe in den Schacht eingehängt und elektrisch angeschlossen werden muß. Auch diese Anlagen sind sowohl als Einzel- als auch Doppelpumpstationen lieferbar. Besonders vorteilhaft sind die Pumpstationen aus Synthetik, da hier eine Montage ohne großen Aufwand und ohne der Zuhilfenahme von Hebezeugen erfolgen kann. Der Vorteil von Betonstationen liegt in der individuellen Fertigung und der Belastbarkeit (Abdeckungen Klasse A - D möglich). So eignen sich diese Schächte besonders bei Montage unter Hofeinfahrten, Straßen, Parkplätzen etc.

Als besondere Entwässerungsform hat sich in den letzten Jahren die Druckentwässerung mit Schneidwerkspumpen durchgesetzt. Durch eine im Pumpeneinlauf befindliche Schneideinrichtung werden die groben Bestandteile des Abwassers in kleine Stücke zerschnitten, so daß die Druckrohrleitung in verhältnismäßig kleinen Abmessungen DN 40/50 installiert werden kann.

Bei der Druckentwässerung mit Schneidwerktechnik erfolgt das Verlegen der flexiblen PE-Druckrohrleitung geländeparallel in frostfreier Tiefe. Der besondere Vorteil liegt bei den geringen Installationskosten.

Dies war nur eine kleine Übersicht der Möglichkeiten, die sich heutzutage im Bereich der Abwassertechnik zur Verfügung stellen. Neben dem eigentlichen Produkt-Know-how stehen bei allen führenden Anbietern der Schmutz- und Abwassertechnik entsprechende Erfahrungen im Verkauf und Service sowie Planung zur Verfügung, die bei Detailfragen in Anspruch genommen werden können.


* Carsten Krumm, Wilo GmbH, Dortmund, Leiter Marketing Wasserentsorgung


B i l d e r :   WILO GmbH, Dortmund


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