IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/1999, Seite 60 ff.



Leistungsanpassung durch Heizungsumwälzpumpen

Ehrhardt Buscher; Klaus Walter*

Der Sinn einer Warmwasserheizung ist es, zu jeder Zeit die richtige Wärmemenge, die zur Wohnbehaglichkeit erforderlich ist, den Heizflächen zur Verfügung zu stellen. Die dazu erforderliche Leistungsanpassung in einem Gebäude wird üblicherweise unter verschiedenen, teilweise gegenläufigen Parametern realisiert. Der Wärmeerzeuger, d.h. die Heizkesselanlage, wird in der Regel nach der Außentemperatur geregelt. Die Wärmeverbraucher, d.h. die Heizflächen, werden nach der Innentemperatur geregelt. Zwischen diesen beiden Regelkreisen im Gebäude besteht in herkömmlichen Heizungsanlagen keine informative Kommunikation. Die einzig funktionierende Kommunikationsbrücke ist die Heizungsumwälzpumpe.

Wärmeerzeuger

Heizkessel mit gleitender Vorlauftemperatur, bei denen die Kesselregelung die Vorlauftemperatur in Abhängigkeit der Außentemperatur anpaßt, sind heute Stand der Technik. Dazu zählen auch Niedertemperatur (NT-) Kessel oder Brennwertkessel, die nach den Vorgaben der Heizungsanlagenverordnung (HeizAnlV) seit dem 1. Januar 1998 nur noch eingebaut werden dürfen. Darüber hinaus sind Zentralheizungen mit selbsttätigen Regelungen (§7, Abs.1) auszustatten. Wenn man diese Energielieferungen unter kommerziellen Gesichtspunkten betrachtet, so handelt es sich seitens der Wärmeerzeuger um ein Heizleistungs-Angebot.

Wärmeverbraucher

Jeder zu beheizende Raum soll für seine Nutzer eine thermische Behaglichkeit bieten. Großen Einfluß darauf haben zusätzliche Wärmegewinne (z.B. elektrische Geräte, Licht, EDV). Ausgeglichen werden sollen diese raumspezifischen Gegebenheiten durch selbsttätige Einrichtungen zur raumweisen Temperaturregelung (§7 Abs. 2). Wenn man diesen Energiebedarf unter kommerziellen Gesichtspunkten betrachtet, so handelt es sich seitens der Wärmeverbraucher um eine Heizleistungs-Nachfrage.

Heizungsumwälzpumpe

Im Gegensatz zur kommerziellen Selbstverständlichkeit ist nirgendwo, auch nicht in der HeizAnlV, beschrieben, wie Angebot und Nachfrage im obigen Sinne aufeinander abzustimmen sind. Es existiert keine Regelungseinheit, mit der eine solche Aufgabe technisch unmittelbar gelöst werden könnte. Deshalb wurde es im Verlaufe der letzten zwei Jahrzehnte mehr und mehr die Aufgabe der Heizungsumwälzpumpe, die bedarfsgerechte Leistungsanpassung in Heizungsanlagen durchzuführen. Sie wurde zu einer Kommunikationsbrücke zwischen Wärmeerzeuger und -verbraucher.

Pumpenhistorie

Nachdem im Anschluß an den ersten Ölpreis-Schock (1973) der Siegeszug der Thermostatventile begann, kam es zu Schwierigkeiten bei den damals noch ungeregelten Pumpen. Durch das Drosseln der Wassermengen an den Verbrauchern lief die Pumpe entlang ihrer Kennlinie in einen Bereich höheren Druckes, welches zu Geräuschentwicklungen führte. Eine Abhilfe brachte seinerzeit der Einbau eines Überströmventils. Ein erster Schritt, die bedarfsgerechte Leistungsanpassung einer Heizungsanlage autark durch die Umwälzpumpe zu realisieren, war ein einstellbarer Bypass-Kanal im Pumpengehäuse.

Durch motorische Fortentwicklungen erschienen Anfang der 80er Jahre mehrstufig schaltbare Umwälzpumpen (mit drei bzw. vier Festdrehzahlen) im Markt. Bei den kleinen Verschraubungspumpen erfolgte die Drehzahlumschaltung manuell oder mittels einer aufgesteckten Schaltuhr. Bei mittleren bis großen Naßläuferpumpen besorgte eine Differenzdruckregelung die bedarfsgerechte Drehzahlanpassung an die Leistungserfordernis der Heizung. Lediglich bei Trockenläuferpumpen (für Großanlagen) war schon damals eine analoge Regelung auf der Basis von Frequenzumrichtern üblich, die Regelungsarten mit konstanter oder variabler Druckführung ermöglichte.

Im Jahre 1988 wurde die erste vollelektronisch geregelte Heizungsumwälzpumpe vorgestellt.

Differenzdruckregelungen

Die Miniaturisierung der elektronischen Leiterplatten machte es möglich, anspruchsvolle Regelfunktionen in kleinen Gehäusen unterzubringen, die nur etwas größer sind als die Klemmenkästen für den elektrischen Anschluß. So bieten heute bereits die kleinsten Verschraubungspumpen (DN 25 und 30) eine vielfältige Auswahlmöglichkeit der Anpassung an den aktuellen Leistungsbedarf einer Heizungsanlage. Die mittleren bis größeren Naßläuferpumpen (bis DN 100) bieten neben den regelungstechnischen Grundfunktionen weitere Spielarten der Leistungsanpassung an die Ausstattung und Betriebsweise von Heizungsanlagen.

Bild 1: Kennlinie einer konstanten (oben) und variablen (unten) Differenzdruckregelung.

Konstanter Differenzdruck / Dp-c

In dieser Regelungsart hält die Elektronik den von der Pumpe erzeugten Differenzdruck über den zulässigen Volumenstrombereich konstant auf dem eingestellten Differenzdruck-Sollwert Hs (Bild 1, oben). Technisch wird das z.B. über eine intelligente Kombination aus Phasenanschnittsteuerung, Pulsweitenmodulation oder Mikro-Frequenzumrichter erreicht.

Der Grundgedanke jeder Pumpenregelung ist es, bei allen nutzungsabhängigen Veränderungen des Volumenstroms den von der Pumpe abgegebenen Druck in bestimmten Grenzen konstant zu halten. Das geschieht durch die elektronisch geregelte, stufenlose Änderung der Drehfrequenz des Pumpenmotors.

Variabler Differenzdruck / Dp-v

In dieser Regelungsart verändert die Elektronik den von der Pumpe einzuhaltenden Differenzdruck-Sollwert linear zwischen Hs und ½ Hs (Bild 1, unten). Der Differenzdruck-Istwert H nimmt mit fallender oder steigender Fördermenge ab bzw. zu. Dabei entspricht die Sollwerteinstellung dem Betriebspunkt, für den der erforderliche Volumenstrom errechnet wurde.

Bei milderen Außentemperaturen werden die Wassermengen bedarfsabhängig durch die Thermostatventile gedrosselt. Weniger Wasser fließt langsamer durch die Rohrleitungen, der Rohrreibungswiderstand nimmt dabei drastisch ab. Somit kann der Pumpendruck ebenfalls kleiner werden, was zu einer geringeren Stromaufnahme während der gesamten Teillast-Heizzeit führt. Allerdings muß auch noch kurz vor dem Nullmengendurchfluß ein Druck zum Öffnen des Thermostatventils anstehen. Dieser Ventilautorität wird dadurch Rechnung getragen, daß die Förderhöhe nur auf 50% der eingestellten Sollwert-Förderhöhe und nicht entlang der Rohrnetzkennlinie reduziert wird.

Auswahl der Regelungsart

Die bedarfsgerechte Auswahl zwischen den beiden vorgestellten Regelungsarten richtet sich nach den Kriterien des Rohrnetzes.

Dp-c (konstanter Differenzdruck an der Pumpe) wird eingesetzt, wenn der Widerstand der Rohrleitungen klein ist im Vergleich zum Widerstand der Thermostatventile, z.B. bei

Dp-v (variabler Differenzdruck an der Pumpe) wird eingesetzt, wenn der Widerstand der Rohrleitungen ähnlich groß ist wie der Widerstand der Thermostatventile, d.h. bei

Die Vorteile einer Dp-v-Regelung liegen eindeutig darin, daß es sich um eine betriebsangepaßte Regelbereichserweiterung der Dp-c-Regelung mit einer zusätzlichen Einsparung von Antriebsenergie handelt. Durch die geringere Fließgeschwindigkeit werden auch die Geräuschprobleme deutlich kleiner. Zu beachten ist allerdings, daß die Dp-v-Regelung zu einer Unterversorgung bei nicht ordnungsgemäß abgeglichenen Anlagen führen kann.

Die bisher beschriebenen Regelungsarten sollte man allerdings nicht anwenden, wenn es sich um mengenkonstante Systeme (z.B. Einrohrheizungen, Speicherladepumpe) handelt.

Bild 2: Veränderung der anteiligen Förderhöhe (FH), die am Thermostatventil wirksam wird, (FH konstant = Pumpenregelung Dp-c; FH variabel = Pumpenregelung Dp-v) bei sich veränderndem Volumenstrom
(Quelle: Landis & Staefa).

Ventilautorität

Die Ventilautorität aV gibt den Ventil-Druckabfall im Verhältnis zum Gesamt-Druckabfall der Anlage an. Bei einer Autorität von 0,6 sind z.B. 60% der Pumpenförderhöhe für den Druckabfall über einem Thermostatventil und 40% für die Verluste in der Rohrleitung im Auslegungspunkt bestimmt. Im Bild 2 werden 3 Pumpen in einem System mit einer Ventilautorität von aV = 0,5 (bei Volumenstrom Q = 100%) miteinander verglichen. Die ungeregelte Pumpe läuft entlang ihrer Kennlinie hoch, bis der gesamte Pumpendruck am Ventil ansteht, weil das Wasser fast keine Bewegung mehr hat. Fließgeräusche sind unvermeidbar. Die geregelte Pumpe mit konstanter Förderhöhe (Dp-c) behält die elektronisch eingestellte Druckdifferenz bei. In dem Maße, wie der Rohrverlustanteil bis auf null fällt, steigt der Ventildruckanteil bis auf 100% (z.B. von 100 auf 200 mbar). Die korrekte Ventil-Voreinstellung beweist sich als unverzichtbar. Lediglich die geregelte Pumpe mit variabler Förderhöhe (Dp-v) hält die elektronisch geregelte Druckdifferenz im Heizungssystem nahezu konstant.

Stellerbetrieb

Eine weitere Betriebsart für größere Pumpen ist der sog. Stellerbetrieb. Besonders in Kombination mit moderner Gebäudeleittechnik bieten sich hier vielfältige Regelungsmöglichkeiten. Es werden verschiedene Betriebsarten unterschieden.

Handstellerbetrieb

Die Drehzahl der Pumpe wird dabei fest eingestellt. Mittels eines Drehknopfes läßt sich diese Drehzahl manuell einstellen oder auch nach Bedarf verändern. Die anstehende Drehfrequenz wird im Display angezeigt.

Stellerbetrieb (DDC)

Dabei wird die Drehzahl der Pumpe in Abhängigkeit von einer externen Steuerspannung (0 bis 10 V) verstellt. Sie kann somit auf externe Signale reagieren, die z.B. durch die DDC bzw. GA zur bedarfsgerechten Leistungsanpassung errechnet wurde.

Die Regelung im Elektronik-Modul ist in dieser Betriebsart deaktiviert, so daß die Heizungsumwälzpumpe exakt nach den ermittelten Parametern gefahren werden kann.

Temperaturgeführte Regelungen

Eine weitere Betriebsart ist die temperaturgeführte Regelung Dp-T. In dieser Regelungsart verändert die Elektronik den von dieser Pumpe einzuhaltenden Differenzdruck-Sollwert in Abhängigkeit von der gemessenen Mediumtemperatur. Eingestellt wird diese Regelungsart mit Hilfe eines drahtlosen Bedien- und Servicegeräts (Bild 10). Dabei sind zwei Verlaufsrichtungen der Sollwertveränderung möglich.

Dp-T mit positivem Wirksinn

Mit steigender Temperatur des Fördermediums Tmed wird der Differenzdruck-Sollwert der Pumpe erhöht: H2(Tmax) > H1(Tmin). Er steigt linear von einem niedrigen auf einen höheren Wert. Zugleich nimmt auch der Förderstrom von auf entlang der Rohrnetzkennlinie zu (Bild 3).

Bild 3: Temperaturabhängige Pumpenregelung Dp-T mit positivem Wirksinn. Zunahme des Volumenstroms und der Förderhöhe in Abhängigkeit von steigender Medientemperatur.

Dp-T mit negativem Wirksinn

Mit steigender Temperatur des Fördermediums Tmed wird der Differenzdruck-Sollwert der Pumpe verringert: H2(Tmax) < H1(Tmin). Er fällt linear von einem höheren auf einen niedrigeren Wert. Zugleich nimmt auch der Förderstrom von auf entlang der Rohrnetzkennlinie ab (Bild 4).

Bild 4: Temperaturabhängige Pumpenregelung Dp-T mit negativem Wirksinn. Zunahme des Volumenstroms und der Förderhöhe in Abhängigkeit von fallender Medientemperatur.

Auswahl der Regelungsart

Die bedarfsgerechte Auswahl zwischen den beiden vorgestellten Regelungsarten richtet sich nach den Kriterien des Rohrnetzes und der Heizungsart.

Dp-T (mit positivem Wirksinn) wird eingesetzt bei mengenkonstanten Systemen (z.B. Einrohr-Heizungen) oder Standardkesseln mit gleitender Vorlauftemperatur, wobei die Umwälzpumpe im Vorlauf einzubauen ist.

Dp-T (mit negativem Wirksinn) wird eingesetzt bei Brennwertheizungen, wobei die Umwälzpumpe zwingend im Rücklauf einzubauen ist.

Bild 5: System eines Brennwertkessels; durch den kühlen Heizungsrücklauf wird die Kondenstemperatur der Rauchgase unterschritten.

Leistungsanpassung bei Brennwertkesseln

Die Leistungsfähigkeit der Brennwerttechnik kommt bei Heizungssystemen voll zum Tragen, bei denen die Rücklauftemperatur möglichst niedrig ist. Bei Erdgasheizungen liegt die Taupunkttemperatur JT bei 58°C. Wird die Rücklauftemperatur unterhalb dieser Temperatur eingestellt, so wird den Abgasen im Heizkessel mehr Heizenergie entzogen. Denn Brennwertgeräte kühlen die Abgase durch Kontakt mit den das Heizungsrücklaufwasser führenden Rohrleitungen (Bild 5). Der in den Abgasen enthaltene Wasserdampf kondensiert und setzt nutzbare Wärme frei. Die intelligente temperaturgeführte Pumpenregelung hat dabei folgende Funktionen: Mit steigender Rücklauftemperatur wird die Drehzahl der Pumpe reduziert, die Fördermenge sinkt, die Temperatur des Rücklaufwassers sinkt infolge längerer Verweilzeit in den Heizflächen, die Taupunkttemperatur wird im Kessel unterschritten. Mit sinkender Rücklauftemperatur wird die Drehzahl der Pumpe erhöht, die Fördermenge nimmt zu, die Rücklauftemperatur steigt bis nahe an die Taupunkttemperatur. Bei korrekter Einstellung sollte sie nicht überschritten werden. Die unverzichtbare Notwendigkeit dafür ist es aber, daß die Heizungsumwälzpumpe im Heizungsrücklauf installiert ist.

Bild 6 : Elektronische Heizungsumwälz-Doppelpumpe Wilo TOP-ED.

Doppelpumpen

Dem eventuellen Ausfall einer Heizungsumwälzpumpe in Miethäusern, Verwaltungsgebäuden und Hotels muß schon in der Planung vorgebeugt werden. Umwälzpumpen in solchen Gebäuden sollten deshalb redundant ausgelegt werden. Dafür bietet sich eine Doppelpumpe (Bild 6) an. Sie wird in der Praxis für Haupt-/Reservebetrieb und/oder Grundlast-/Spitzenlastbetrieb eingesetzt (Bild 7). Der Haupt-/Reservebetrieb ist die traditionelle und mehrheitlich anzutreffende Anwendung von Doppelpumpen. Hier ist zu jeder Zeit ein Motormodul als Reservepumpe vorhanden, das im Störfall die volle Leistung erbringen kann. Das ist besonders wichtig bei Versorgungsbetrieben, die keine, auch nur kurzzeitige Unterbrechung des vollen Förderstroms zulassen, z.B. Krankenhäuser, Industriebetriebe, Gärtnereien, Schulen, usw.

Mindestens genau so wichtig ist aber die umfassende Funktion dieser Doppelpumpe zur Leistungsanpassung und zur Energie- und Kosteneinsparung. Diese Möglichkeit bietet der Grundlast-/Spitzenlastbetrieb. Hierbei ist für den vollen Leistungsbedarf, d.h. für den Auslegungsbedarf, der Betrieb beider Pumpenmodule erforderlich. Im Teillastbereich, für die weitaus größte Zeit der Heizsaison, oder auch nachts, ist der Betrieb nur einer Pumpe ausreichend.

Bild 7: Wirkungsweise einer Doppelpumpe. Reservebetrieb bei Heizlast < 50%, Spitzenlastbetrieb bei Heizlast > 50%.

Voll- und Teillastheizung

In Deutschland kann man durchschnittlich von drei heizfreien Monaten im Jahr ausgehen. Der Jahresgang der Heizlast, d.h. des durch die Heizung abzudeckenden Gebäudewärmebedarfs, ist im Bild 8 dargestellt. Die genauen ortsspezifischen Heiztage z, an denen das Tagesmittel der Lufttemperatur unter 15°C liegt, kann man der Richtlinie VDI 2067, Blatt 2 entnehmen.

Bild 8: Statistischer Jahresgang der Heizlast über der Außentemperatur; maximal 1 Monat lang wird mehr als 50% Heizenergie benötigt.

Pumpenfunktion

Oberhalb der Grenztemperatur Ja50 versorgt nur ein Motor-Modul das Gebäude mit Heizungswasser. Die beiden Module wechseln sich im 24-Stunden-Rhythmus ab, um gleichmäßige Betriebsstunden der Motoren zu erreichen. Wenn dieser Förderstrom nicht mehr ausreicht, arbeiten beide Pumpen gemeinsam. Dabei ermittelt die Elektronik selbsttätig den wirkungsgradoptimierten Zuschaltpunkt für den Spitzenlastbetrieb. Ebenso wird der optimale Rückschaltpunkt in den Reservebetrieb von der Elektronik erkannt.

Das Ergebnis dieser Schaltfunktionen ist eine drastische Absenkung der Leistungsaufnahme der Umwälzpumpe. Wenn nur eine Umwälzpumpe eingebaut wurde, verläuft die Stromaufnahme über die gesamten Heiztage entlang der Linie zwischen 100% und 75%. Bei der Installation einer Doppelpumpe ist die Stromaufnahme je nach Belastung zwischen 100% und 80% oder in der Übergangszeit - dem überwiegenden Betriebszustand - zwischen 50% und 30%.

Der Preis einer Doppelpumpe liegt zwar über dem einer Einzelpumpe. Dafür steigt aber die Betriebssicherheit, zusätzlich reduzieren sich die Betriebskosten deutlich.

Tag- und Nacht-Automatik

Moderne Kesselanlagen reduzieren nachts die Vorlauftemperatur gegenüber der Tagesheizung. Dieser kesselinterne Umschaltvorgang wird den Thermostatventilen aber nicht gemeldet. Die Realität sieht dann meistens so aus:

1. Die Vorlauftemperatur des Heizungswassers wird abgesenkt, dadurch sinkt die Raumtemperatur,

2. die Thermostatventile öffnen,

3. die Umwälzpumpe fördert mehr Wasser,

4. in der Folge steigt die Leistungsaufnahme der geregelten Pumpe.

Das heißt: Der Stromverbrauch der Heizungsumwälzpumpe ist nachts höher, weil weniger geheizt wird.

Durch Einwirken einer modernen Elektronik ist es möglich, diesen ökologischen Unfug abzustellen. Zwei Parameter innerhalb der Pumpenregelung werden dafür miteinander verglichen, die für andere Regelaufgaben sowieso erfaßt werden. Wenn die Temperatur des Mediums abrupt fällt und die Stromaufnahme des Pumpenmotors zeitgleich steigt, wird das als Eingriffssignal verstanden. Die Pumpenelektronik schaltet in die niedrigste Drehzahl um. Dem Pumpenmotor wird dabei nur ein Minimum an Leistungsaufnahme zugebilligt. Dadurch wird ein Höchstmaß an Frostsicherheit bei geringsten Stromkosten erzielt. Beim Wiedereinsetzen der Tagesheizung durch den Kessel wird das Pumpenverhalten wieder auf den Regelbetrieb zurückgesetzt. In den Jahreszeiten, in denen die Nachttemperaturen nicht in den Frostbereich absinken, ist die Pumpe durch die Kessellogik ganz abzuschalten.

Natürlich wird diese Regelung bei den witterungsabhängigen Temperaturveränderungen des Heizungswassers nicht wirksam, weil sie nach anderen Zeitkriterien ablaufen. Im Ergebnis wird nirgendwo so deutlich, welche wichtige Kommunikationsaufgabe die Heizungsumwälzpumpe zum Erreichen einer bedarfsabhängigen Leistungsanpassung zwischen Wärmeerzeugern und Wärmeverbrauchern hat.

Bild 9: Einfluß des Autopiloten auf den Stromverbrauch einer Heizungsumwälzpumpe im Verlaufe eines Tages.

Pumpen der modernsten Technologie sind mit dem zuvor beschriebenen sogenannten Autopiloten ausgestattet. Er erfaßt die Veränderungen im Ablauf der Heizungsvorlauftemperaturen. In dem Kennliniendiagramm (Bild 9) erkennt man, daß der Betriebspunkt vollelektronisch vom Punkt B entlang der Rohrnetzparabel für die geöffneten Ventile zum Punkt C, also in die Min-Kennlinie der Pumpe, zurückgefahren wird. Die Auswertung der Betriebskosten ergibt eine Verringerung um etwa die Hälfte gegenüber konventioneller Technik.

Regelungs-Accessoires

Die meisten der erläuterten Regelungsvarianten können direkt an der Pumpe eingestellt werden, so wie es in den Einbau- und Betriebsanleitungen der Hersteller beschrieben wird. Es gibt aber - je nach Hersteller - auch noch andere Möglichkeiten, die Betriebszustände durch externe Maßnahmen einzustellen, abzufragen und zu verändern.

Bild 10: Handbediengerät IR-Monitoring von Wilo; Einstellungen der Pumpenelektronik werden wahlweise am roten Knopf des Pumpentableaus oder per Infrarot-Schnittstelle vorgenommen. Weitere Funktionen dienen der Programmierung, Überwachung und Fehlerdiagnose.

Monitoring- Servicegerät

Durch die Verwendung eines Infrarot-(IR-)Handgerätes (Bild 10) kann eine drahtlose Verbindung zu einer oder mehreren Pumpen hergestellt werden. Dieses multifunktionale Wartungs- und Diagnosewerkzeug ermöglicht die Ferneinstellung sämtlicher besprochenen Regelungsvarianten. Hinzu kommen weitere Möglichkeiten der Drehrichtungskontrolle, Feststellung der Drehfrequenz sowie die Ein-/Aus-Schaltung bei allen Motoren.

Bild 11: Schnittstelle IF-Modul zur digitalen Kommunikation mit der zentralen Gebäudeautomation bei Einzel- und Doppelpumpen; zwei Module für den optimierten Pumpenwechsel im Doppelpumpenbetrieb.

IF-Modul

Für die Steuerung und Überwachung der Umwälzpumpen durch eine zentrale Gebäudeautomation können die Pumpen mit je einem IF-Modul (Bild 11) nachgerüstet werden. Es bietet zweierlei Funktionen:

Bild 12: Richtige Einsatzbedingungen für Elektronik-Umwälzpumpen.

Schlußbetrachtung

Die Vielfalt der Möglichkeiten, welche zeitgemäße Heizungsumwälzpumpen heute beinhalten, bieten dem Fachmann ausreichende Möglichkeiten, die geforderten Energie- und Kosteneinsparungen durch die bedarfsgerechte Anpassung der Pumpe an den Bedarf der Heizung zu verwirklichen. Die Pumpe als das Herz der Heizungsanlage überwindet auch die anfänglich angesprochene fehlende Kommunikation zwischen Wärmeerzeuger und Wärmeverbraucher. Voraussetzung dafür ist, daß die gesamte Heizungsanlage mit Kompetenz geplant, erstellt und kontrolliert wird, und daß ihre fehlerfreien Funktionen durch einen Wartungsvertrag ständig abgesichert werden.

Die bedarfsgerechte Leistungsanpassung der Heizungsanlage durch die Heizungsumwälzpumpen ist bei der heutigen gesellschaftspolitischen Konstellation ein ökonomisches und ökologisches Muß.


* Ehrhardt Buscher, Leiter Marketing-Engeneering der Wilo GmbH, Dortmund; Klaus Walter, langjähriger Schulungsingenieur bei heizungstechnischen Industrieunternehmen


B i l d e r :   Wilo GmbH, Dortmund


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