IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/1999, Seite 70 f.


REPORT


Moderne Technik in altem Gemäuer

Mit Infrarot-Urinalsteuerungen gegen menschlichen Schlendrian

Mitten in der Düsseldorfer Altstadt liegt das altehrwürdige Land- und Amtsgericht der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Aber da der Zahn der Zeit auch an staatlichen Gebäuden nicht spurlos vorübergeht, gehören Handwerker zum normalen Erscheinungsbild innerhalb des nach dem ersten Weltkrieg gebauten klassizistischen Baus samt seines in den 50er Jahren errichteten Anbaus. Im Rahmen der sogenannten Bauunterhaltung dringend notwendig war auch die Sanierung der teilweise maroden Sanitärräume, insbesondere der Urinalanlagen.

In öffentlichen Gebäuden zeigt sich erfahrungsgemäß, daß vielen dort ein- und ausgehenden Personen die Betätigung von zum Teil recht unhygienisch anmutenden Druckspülern schwerfällt. Inkrustationen durch Urinstein in Siphon und Abflußrohr sind die häufige Folge. Was anfänglich nur unansehnlich ist, führt schließlich zur vollkommenen Unbrauchbarkeit der Urinale.

Für Andre Garte, Ingenieur beim zuständigen Staatlichen Bauamt Düsseldorf, war klar, daß dauerhafte Abhilfe nur durch elektronisch betriebene Urinal-Spül-Anlagen geschaffen werden konnte.

Konventionelle, handbetätigte Druckspüler kamen also nicht in Frage. Gesucht wurde nach einem System, das auch ohne die Verlegung neuer Stromleitungen funktioniert, da angesichts leerer Staatskassen, aufwendige Kosten und Schmutz verursachende Stemmarbeiten inklusive der damit verbundenen Fliesenbeschädigung vermieden werden sollten.

Den Auftrag erhielt der Düsseldorfer Sanitärfachbetrieb Hansen & Schulte. Geschäftsführer Karl-Jürgen Hansen entschied sich für Elektronik-Spüler. Diese konnten in kurzer Zeit anstelle der alten Druckspüler zwischen Wand-Rohrzuleitung und Urinal eingebaut werden, ohne daß in den Baukörper eingegriffen werden mußte. Im Zulauf ist ein Kugelhahn zur Vorabsperrung integriert, der eine weitestgehend störungsfreie Endmontage sichert.

Sparsam, hygienisch und komfortabel

Das System basiert auf einer Infrarot-Näherungselektronik, die zunächst den Benutzer erfaßt und prüft, ob dieser länger als fünf Sekunden vor dem Urinal stehenbleibt. Ist dies der Fall, wird nach seinem Wegtreten automatisch eine Spülung ausgelöst. Die Spülzeit und damit einhergehend auch die Spülmenge läßt sich nach Bedarf variieren: Sie ist stufenlos von 2 bis 20 Sekunden einstellbar. Die Spülleistung beträgt 0,3 l/s bei 1 bar Fließdruck und 0,5 l/s bei 3 bar.

Innerhalb von nur zehn Minuten ist der mit vier handelsüblichen 1,5 V-Batterien ausgestattete "Sanicontrol" Elektronik-Spüler montiert.

Den vom Staatlichen Bauamt gestellten hygienischen Anforderungen wird der Elektronik-Spüler insbesondere durch eine automatisch ausgelöste Zwangsspülung gerecht, die alle 24 Stunden erfolgt. Hierdurch werden nicht nur Ablagerungen in Urinal-Syphon und Abflußleitung, sondern auch unangenehme Geruchsbelästigungen vermieden. Die für die Stromversorgung der elektronischen Spülung benötigten vier (handelsübliche) 1,5 V-Batterien, haben nach Herstellerangaben eine Lebensdauer von bis zu fünf Jahren.

Bauamt und Nutzer sind, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, mit der gefundenen Lösung zufrieden. Die einen schätzen den mit der Installation verbundenen Schutz vor Ausfällen und hartnäckigen Verschmutzungen sowie die Werterhaltung der Anlagen, die anderen freuen sich über die komfortable Nutzung und die nicht mehr notwendige Berührung der Armaturen.


B i l d e r :   Mepa-Kühnel, Rheinbreitbach


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