IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/1999, Seite 13 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Bayern


Die Theorie in die Praxis umsetzen

Neues Heizungstechniklabor in Kulmbach

Auf Einladung des Obermeisters der Innung Kulmbach, Hans Schwender, besuchte die Abteilung Technik des Fachverbandes SHK Bayern kürzlich das neue Heizungslabor der Fachschule für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik des Landkreises Kulmbach.

Das neu gestaltete Labor dient für die fachliche Ausbildung zum/zur Staatlich geprüften Techniker/in, Fachrichtung Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. In diesem Labor ist das gesamte Spektrum der Ausbildungspalette in die Praxis umgesetzt worden. Das Labor ist so aufgebaut, daß an jeder Meßwand die Grundeinheiten (Gas-Wasser-Wärme-Abwasser) identisch sind, um bei der Ausbildung zum Techniker die verschiedensten, praxisorientierten Versuche demonstrieren zu können. Sämtliche Versuche können rechnergesteuert durchgeführt werden. Dieses Konzept, unter anderem entwickelt und gebaut von der Fa. Zeba, Anlagensysteme-Vertriebs GmbH, Blaufelden, ermöglicht den angehenden Technikern gezielte, simulierte Fehlersuche durchzuführen und die verschiedensten Techniken kennenzulernen. Ob an Gasbrennwertgeräten, Ein- und Zweirohrheizungssystemen, Solaranlagen, Ölbrennern, Photovoltaik, Pumpensteuerungen oder an der mobilen Meßwand für die kontrollierte Wohnungsraumlüftung, sämtliche zur Zeit sich auf dem Markt befindenden Techniken sind in diesem Labor verwirklicht und können praxisgerecht eingesetzt werden.

Obermeister Schwender der Innung Kulmbach.

Erwähnenswert ist auch die Tatsache, daß sämtliche, bei den diversen Versuchen anfallende Energie dem nahegelegenen Gebäude der Fachoberschule zugeführt wird und somit sinnvoll genutzt wird.

Die im Herbst 1996 eröffnete Fachschule für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik des Landkreises Kulmbach ist die erste Bildungsstätte dieser Art im nördlichen Bayern.

Die zweijährige Vollzeitausbildung zum/zur Staatlich geprüften Techniker/in ermöglicht die Anstellung im Handwerk, der Industrie sowie im technischen Dienst bei Behörden oder als Projektanten und Bauleiter in Ingenieur- und Architekturbüros.

Der Besuch der Fachschule Kulmbach ist kostenlos. Lediglich eine Pauschale für Kopien und sonstigem Verbrauch (100,— DM) und die benötigten Lernmittel sind vom angehenden Techniker zu tragen.

Weitere Informationen erhalten Sie direkt von der Fachschule des Landkreises Kulmbach, Tel.: (0 92 21) 77 47 oder Fax: (0 92 21) 6 73 31.

Mobiler Versuchsstand "Kontrollierte Wohnungslüftung".

Fachlehrer Otmar Walter am Abwasserversuchsstand.

Kesselanlage

Teilnehmer bei der Laborbesichtigung (v.l.): Dipl.-Ing. Klaus Vogt, FV SHK Bayern, Schulleiter OStD Rudolf Stosch, Schüler Werner Hartmann, Fachlehrer Otmar Walter, Dipl.-Ing. Jörg Schütz, FV SHK Bayern, Thomas Oberlander, Fa. ZEBA, Std. Manfred Kerl, Obermeister Hans Schwender, Innung Kulmbach.


Ölfachtagung

Um sich über den Brennstoff Heizöl EL eingehend zu informieren, kamen rund 120 Interessierte Mitte Juli in die am rechten Ufer der Donau gelegenen Kreisstadt Neu-Ulm. Eingeladen hatte der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern und der Schwesternverband aus dem angrenzenden Baden-Württemberg. Nach dem gemeinsamen Landesverbandstag Anfang Juni dieses Jahres wird mit dieser Info-Veranstaltung das enge, freundschaftliche Verhältnis ein weiteres Mal unterstrichen.

Unterstützt wurden die beiden Handwerksverbände von drei weiteren Vereinigungen, so daß sich die Ölfachtagung als Gemeinschaftsveranstaltung aus fünf Organisationen versteht. Die drei weiteren Sponsoren waren das Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO), der Bayerische Brennstoff- und Mineralölhandelsverband und der Südwestverband Brennstoff- und Mineralölhandel (Baden-Württemberg).

Zahlreiche Wortmeldungen ließen die Referate zu Diskussionen werden.

Landesinnungsmeister Werner Obermeier und sein baden-württembergischer Amtskollege Erwin Weller sprachen die Einführungsworte. Sie zeigten sich erfreut darüber, daß trotz allgemeiner Seminarmüdigkeit und des ungünstig gelegten Termins (Hochsommer) so viele Teilnehmer den Weg in die ehemalige Garnisionsstadt gefunden haben. "Rund ums Thema Heizöl soll es heute gehen", so Obermeier mit Blick auf die Energieversorgungsunternehmen. Wenn die finanziell schlagkräftigen Gaslieferer dem Handwerk Konkurrenz machten, indem sie die Heizungsanlage inkl. Montage gleich mit anbieten, "dann müssen wir eben unseren Kunden alternative Angebote unterbreiten."

Qualitätsverbesserung durch Additive

Dr. Christian Küchen, technischer Geschäftsführer des Instituts für wirtschaftliche Oelheizung, übernahm das erste Referat und informierte über die Eigenschaften des Heizöls im allgemeinen und ging auf Additive im besonderen ein. "Premium-Qualität" und "die zweite Heizöl-Qualität" sind die Schlagworte für den verbesserten Brennstoff. Moderne Zusatzstoffe böten eine Fülle von Vorteilen. Denn Additive sind je nach Anbieter aus mehreren Komponenten zusammengesetzt, die positiv auf Tanks, Rohrleitungen, Brenner und den Verbrennungsprozeß wirken. Seine Aussagen wurden aus den Reihen des Plenums bestätigt. Auch und gerade bei neuen Anlagen wirken Additive günstig auf die thermische Belastbarkeit des Heizöls, da moderne Brenner und Kessel das Heizöl durch einen hohen Anteil zurückstrahlender Wärme beansprucht. "Verbrennungsverbesserer, die dem Heizöl zusätzlich beigemischt werden können, sind in Neuanlagen mit Rezirkulationsbrennern dagegen nicht notwendig", so Dr. Küchen einschränkend weiter. "Denn diese Technologie ermöglicht ohnehin eine permanent rußfreie Verbrennung."

Zwei Vertreter der beiden austragenden Verbände: Werner Obermeier aus Bayern (links), Erwin Weller aus Baden-Württemberg (Mitte). Dr. Christian Küchen vom IWO als Referent.

Dr. Küchen ging des weiteren auf die Planung und Ausführung von Heizöltanks und Heizölleitungen ein. Tips und Montagehinweise insbesondere in hochwassergefährdeten Gebieten ergänzten sein Referat.

NOx-reduzierte Ölbrenner

Dr. Klaus Lück, Mitglied in der Geschäftsleitung des Brennerherstellers Weishaupt, baute auf Dr. Küchens Referat auf. Seine Aufgabe war es, insbesondere das vielzitierte Verbrennungsprodukt Stickoxid zu beschreiben, "auch wenn die NOx-Emissionen aus den Feuerstätten der Haushalte im Vergleich zum Autoverkehr eine eher untergeordnete Rolle spielen (3% zu 73%)" (Dr. Lück).

Vollbesetzte Reihen sind Beweis für die Wichtigkeit dieser Ölfachtagung.

Stickoxide entstehen beim Betrieb eines jeden Ölbrenners. "Die hohe Verbrennungstemperatur von über 1000°C läßt unweigerlich NOx entstehen, und zwar unabhängig vom Brennstoff", so Dr. Lück. Stickoxide entstehen also bei Öl und Gas gleichermaßen. Ziel sei es also, die Flammentemperatur durch geeignete technische Einrichtungen zu senken. Dr. Lück stellte eine Eigenentwicklung aus dem Hause Weishaupt vor: die "multiflam"-Verbrennungstechnik für Leistungen über 1 MW. Wie sich aus dem Namen schon ableiten läßt, muß es sich um eine Technik mit mehreren Flammen handeln. Und so ist es tatsächlich. Der Brenner erzeugt eine Primärflamme, die von drei umliegenden kleineren Sekundärflammen umgeben ist. Diese Neuheit erreicht NOx-Werte von unter 100 mg/kWh und bleibt damit unter denen von Brennern herkömmlicher Bauart. Seit Ende 1998 läuft eine Pilotanlage mit 3 MW Leistung in Münster, um die neue Technik unter alltäglichen Bedingungen zu testen.

Schäden vor Ort und Schädenvermeidung

Hans Werner Harling, von der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Tankschutz und Gewässerschutz, berichtete über die Schäden, die er in seiner über 30jährigen Berufstätigkeit hat aufdecken müssen. Einige Beispiele:

Dies sind nur wenige Beispiele von Anlagen, zu denen Harling gerufen wurde. Und niemand ist vor Fehlern sicher. Deshalb appellierte er, "bei der Montage aufmerksam zu sein und die Arbeiten gewissenhaft auszuführen. Denn die meisten Schäden entstehen aus Nachlässigkeit und Unwissenheit. Viele Regreßansprüche hätten vermieden werden können, wenn vorher ausreichend Sachkompetenz im Spiel gewesen wäre."

Franz Brandner, IWO-Repräsentant in Bayern, stellte engagiert einige Kooperationsformen zwischen dem Mineralölhandel und dem Heizungsbauerhandwerk in dem südlichsten Bundesland vor.

Von der Beschichtung hängt die Dichtheit ab

Von der Materialprüfungsanstalt Karlsruhe kam Dr. Ulf Guse, um über Anforderungen an Beschichtungsstoffen zu berichten. Darunter sind jene Stoffe zu verstehen, die durchlässige Auffangwannen abdichten. Dies kann beispielsweise auch der gemauerte Heizöllagerraum sein. So muß z.B. die Beschichtung (i.d.R. in drei Arbeitsgängen aufgebracht) dauerhaft fest mit dem Untergrund verbunden sein, Risse definierter Breite überbrücken können und bei Beaufschlagung von Heizöl mindestens drei Monate dicht sein. Dr. Guse gab darüber hinaus Hinweise, wie die Untergründe beschaffen sein müssen, damit eine fachgerechte Beschichtung geschaffen wird. Hinsichtlich der Dichtheit und Beschaffenheit sind die Beschichtungen gem. § 19 i WHG (Wasserhaushaltsgesetz) in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Auch hierzu gab Dr. Guse wichtige Hinweise.

Der Kunde, um den sich alles dreht

Bis zu diesem Zeitpunkt spielte der Kunde, der Heizölverbraucher, nur eine Nebenrolle. Obwohl er — wirtschaftlich gesehen — doch gleichrangiger Partner in der Dreierbeziehung Heizungsbauer, Bauherr, Heizöllieferant ist. Franz Brandner, IWO-Repräsentant in Bayern, und Albert Weingärtner, IWO-Repräsentant in Baden-Württemberg, berichteten über Kooperationsformen zwischen dem Mineralölhandel und Heizungsbauerhandwerk. Ziel dieser gemeinsamen Marktbearbeitung ist der Kunde. Denn wenn er zufrieden ist und seine Bedürfnisse gedeckt werden (Wärme und eine sichere, funktionierende Heizungsanlage), profitieren auch sie davon: Zufriedene Kunden kommen immer wieder.

Hans Werner Harling: "Gewissenhafte Arbeit = Schutz vor Reklamationen."

Die Kooperationsvereinbarungen beider Fachverbände (Bayern und Baden-Württemberg) mit dem IWO schaffen die Grundlagen. Auf dieser Plattform sind bereits Formen der Zusammenarbeit entstanden:

Dies sind nur wenige Beispiele aus der Gesamtliste gemeinsamer Aktivitäten, die auf die Existenzsicherung der Beteiligten abzielen, zum Wohle des Kunden und der Umwelt. "Je intensiver die Zusammenarbeit, desto größer und auskömmlicher wird die Auftragslage der aktiven Betriebe", so beide Referenten abschließend.


Innung Augsburg will Stadtwerke im Auge behalten

Nach der Umwandlung der Stadtwerke Augsburg in eine GmbH will die Innung Spengler-, Sanitär- und Heizungstechnik Augsburg diese "sehr genau im Auge behalten". Dies stellte der Obermeister Erich Schulz in einem Gespräch Ende Juni 1999 mit der "Augsburger Allgemeinen" fest.

Bei der letzten Jahreshauptversammlung wurde über die möglichen Konsequenzen für die 255 Mitgliedsbetriebe diskutiert. Was ist, wenn die Stawa, was ihnen wegen kommunal gültiger Richtlinien bisher nicht möglich war, in Zukunft auch die Installation sowie Wartung und Reparatur von Anlagen der Endverbraucher übernehmen.

"Vom Ansatz her" bewertet der Obermeister die Umwandlung in eine GmbH "als sicher positiv", vorausgesetzt allerdings, "es bleibt alles in geregelten Bahnen". Nach den Ausführungen des Obermeisters gibt es in Deutschland durchaus Beispiele, wonach Energie-Versorgungs-Unternehmen, weit unter den üblichen Stundensätzen auch handwerklich am Markt operieren, weil die Arbeit leicht durch den Gaspreis subventioniert werden kann. "Man kann ohne große Mühe über den Gaspreis einen selbst weniger wirtschaftlichen Bereich mitziehen."

Die Innung Augsburg und die Stadtwerke haben sich auf nachfolgende Aufteilung verständigt: Der Energielieferant tritt künftig bis zur Hauptabsperreinrichtung und nicht weiter auf. Innerhalb von Häusern, Wohnanlagen und öffentlichen Einrichtungen anfallende Tätigkeiten sind den Handwerksfirmen zu überlassen beziehungsweise zur Vergabe auszuschreiben. Nach Angabe des Obermeisters Schulz verhalte sich die Erdgas Schwaben GmbH ähnlich. Auch sie halte sich im Versorgungsbereich der Stadtwerke heraus. Im Landkreis allerdings habe das Unternehmen durchaus eigene Heizungsbau- sowie Gas- und Wasser-Installateure im Einsatz.

Schulz beschreibt die momentane wirtschaftliche Situation in der Branche als "sehr schwierig", da die Aufträge stark umkämpft sind und in vielen Fällen kaum kostendeckende Beträge erzielt werden können.

Allerdings geht der Obermeister davon aus, daß aufgrund von Umweltauflagen nun bald vermehrt die Auswechslung und Nachrüstung von Heizungsanlagen erforderlich wird. "Diese Welle" schätzt Schulz, "dürfte spätestens im Jahr 2002 kommen."


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