IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/1999, Seite 12 ff.


IKZ-HAUSTECHNIK-FORUM


Expertenrunde: IKZ-HAUSTECHNIK — ZVSHK

Der SHK-Fachhandwerker als Hauptunternehmer Gebäudetechnik

Christopher Strobel, rechts, begrüßte die Expertenrunde in St. Augustin.

Auf Einladung des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK und der Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK trafen sich am 3. Mai dieses Jahres in der Verbandszentrale in St. Augustin Experten zu dem Thema "Der SHK-Fachhandwerker als Hauptunternehmer Gebäudetechnik". Insgesamt 18 Fachleute von seiten der Industrie, Planer, Handwerker, Auftraggeber, Auftragnehmer, Verbände, Politik und Wissenschaft erörterten die Thematik der Generalunternehmerschaft.

Sachstand

Damit stellte sich eine hochkarätig besetzte Expertenrunde der Diskussion, nachdem von Bock und Polach den derzeitigen Sachstand einleitend erörterte. Trotz des provokanten Titels, so der ZVSHK-Hauptgeschäftsführer, solle die Ernsthaftigkeit nicht infragegestellt werden. Wenn man bedenke, daß etwa 50% des Bauvolumens in Deutschland derzeit über GU abgewickelt würden, mache das die Brisanz deutlich. Die Folge dieser Entwicklung sei, daß die Handwerksbetriebe sich aus dem Vergabeverfahren zurückziehen oder erst gar nicht daran teilnehmen.

Insbesondere Betriebe, die den Deckungsbeitrag ermittelten und eine betriebswirtschaftliche Nachkalkulation vornehmen, sehen in der Beteiligung an öffentlichen Projekten zunehmend keinen Sinn mehr. Jüngste Umfragen aus Baden-Württemberg zeigten, daß der öffentliche Auftraggeber auf Rang drei in der Handwerksstatistik abgerutscht sei. Da aber weiterhin gebaut werden müsse, würde dieser Bausektor mehr und mehr über minderqualifizierte Betriebe abgedeckt.

Teilnehmer der Runde

Mitinitiator Dipl.-Kfm. Christopher Strobel, Strobel Verlag, Arnsberg,
Gastgeber RA Michael von Bock und Polach, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), St. Augustin,
Dipl.-Wirtschaftsing. Uwe-Karsten Berke, Leiter Marketing, Fa. Krantz-TKT, Bergisch Gladbach,
Prof. Dr. Helmut Burger, Mitglied der Geschäftsleitung Viessmann Werke, Allendorf,
Dipl.-Ing. Peter Dahlen, Leitender Regierungsbaudirektor Staatliches Bauamt, Soest,
RA Michael Frerick, Geschäftsführer Bundesindustrieverband Heizungs-, Klima-, Sanitärtechnik e.V. (BHKS), Bonn,
Martina Koepp, Grundsatzfragen Recht des ZVSHK,
Dr. Bernd Kriegesmann, Geschäftsführer Institut für angewandte Innovationsforschung e.V., Bochum,
Dipl.-Betriebsw. Helge Mordhorst-Boos, Mitglied des Vorstandes Hamburger Facility Management AG, Hamburg,
Dipl.-Ing. Andreas Müller, Geschäftsführer Technik des ZVSHK,
Dipl.-Ing. Manfred Pelzer, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Verdingungsausschusses,Vorstandsmitglied des ZVSHK und Handwerksunternehmer, Meerbusch,
Elke Pilhatsch, Baurätin z.A., BuMiVBW Referat Recht des Bauwesens, Öffentliches Auftragswesen, Bonn,
Dipl.-Ing. Walter Roth, Baudirektor des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Bonn,
Volkmar Runte, Redaktion IKZ-HAUSTECHNIK, Strobel Verlag,
Dipl.-Ing. (FH) Werner Schulte, Leiter Schulung & Support, Viega, Franz Viegener II GmbH & Co. KG, Attendorn,
Dipl.-Volksw. Carl Steckeweh, Bundesgeschäftsführer Bund Deutscher Architekten (BDA), Berlin,
RA Lionel Vignol, Ressort Recht, ZVSHK,
RA Jens Wischmann, Ressort Presse und Information, ZVSHK,
Moderator Günther Klauke, Redaktion IKZ-HAUSTECHNIK, Strobel Verlag.

Dieser Entwicklung müsse die SHK-Branche Rechnung tragen. Unter dem Titel "SHK-Fachhandwerker als Hauptunternehmer Gebäudetechnik", solle bewußt ein Gegengewicht zum GU gesetzt werden.

Wir denken, so v. Bock und Polach, "daß das Ausbauhandwerk gute Voraussetzungen bietet, als Hauptunternehmer Gebäudetechnik ein Gegengewicht zu dem Generalunternehmer Hochbau zu setzen. Das macht aus der Sicht der Planung und Gebäudebewirtschaftung Sinn. Auch im Kontext "alles aus einer Hand" muß zwischen Rohbau und technischem Ausbau differenziert werden. Der Generalunternehmer als Systemkopf ohne entsprechende Erfahrung und Verantwortung im Rahmen der Ausführungen der Bauleistungen, kann für die einzelnen ausführenden Gewerke nicht das ausschließliche Konzept für die Zukunft sein.

Ein Impuls, der es zweifelsfrei in sich hat und gleichzeitig viele Fragen aufwirft: Kundenwünsche, Ausschreibung, leistungsgerechte Baukosten, Gewährleistung, Subunternehmen, Wartung und Instandhaltung sind dabei nur einige Bereiche.

Walter Roth: "Lediglich 4 von 28 Projekten des Bundes wurden in Berlin über GU abgewickelt." Elke Pilhatsch sah auch weiterhin den Grundsatz bei Arbeiten der Verdingungsordnung, die Förderung der Fach- und Teillosvergabe, als gegeben an. Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen sei es möglich, die Fachlose zusammenzulegen. Diese Entwicklung sei aufgrund eines Erlasses vor eineinhalb Jahren zur Förderung des Mittelstands verursacht worden.

Speziell Kundenwünsche und Kosten werden immer wieder als Gründe für die Vergabe von Bauobjekten an GU angeführt. Nicht selten werden ca. 30 Prozent Einsparung bei der Vergabe an GU genannt.

Sicherlich ein Grund für die Vergabepraxis bei Großprojekten. Baudirektor Roth erklärte dazu: "Es ist einiges in Bewegung geraten, was auch uns überrascht hat. So trat z.B. in Berlin die Entwicklung ein, daß nur noch Generalunternehmer im Gespräch waren. Dies ist politisch entschieden worden und hatte sicherlich Gründe in den vorgegebenen Zeitabläufen und den Kosten. Es sei jedoch durch die Vergabe an Generalunternehmerschaft der technischen Gewerke kein Vorteil erkennbar geworden, führte Roth aus. "Eine gewerkeweise Vergabe, wie in alten Zeiten, hätten uns nicht mehr, aber auch nicht weniger Probleme bereitet."

Durch den Abbau des Personals in der Bauverwaltung sei es nicht mehr möglich, im Detail die Ausschreibungen zu prüfen. Dies sei sicherlich auch ein Grund dafür, daß sich ein Automatismus eingespielt habe, der den GU bevorzuge. "Meine persönliche Meinung ist, daß immer weniger Mitarbeiter immer komplexere Projekte abwickeln müssen, und dies geht nur bis zu einer gewissen Grenze." Eindeutig sei aber, daß der Bund weiterhin zur Verdingungsordnung stehe und die Teillosvergabe unterstütze. Politisch gewünscht sei eine Kostenreduktion, was sicherlich in den nachgeordneten Gewerken zu entsprechendem Druck führe.

"Der Kunde erwartet ein funktionstaugliches Gebäude, aber alles aus einer Hand im engeren Sinne, geht nicht," brachte Michael v. Bock und Polach seine Einschätzung auf den Punkt.

Interessante Aussagen, die es galt aus der Sicht des verarbeitenden Handwerks zu beleuchten. Für Manfred Pelzer kommt es auf das Ergebnis an: "Gute Energienutzung, umweltschonender Umgang mit den Ressourcen und möglichst geringe Unterhalts- und Wartungskosten. Dies sind Kriterien, die der GU vorrangig nicht sieht. Ihm kommt es auf eine kostengünstige Erstellung des Gebäudes an und dies bedeutet für die Folgeunternehmen Preisdruck und Einbußen. Folglich leidet auch die Qualität darunter. Wenn man weiter betrachtet, daß die Erstellungskosten eines Gebäudes, je nach Technisierungsgrad, 5 bis 20% der Gesamtkosten eines Gebäudelebens ausmachen, ergibt sich daraus die Notwendigkeit, das Hauptaugenmerk auf die Technik und die verbleibenden 80% Folgekosten zu lenken. Heute legen die Bauträger nur Wert auf die Investitionskosten und die Techniker werden viel zu wenig in die Planung mit einbezogen".

Eine Stellungnahme, die nicht unbeantwortet blieb. Roth: "Bei den 28 Großprojekten in Berlin kann man nicht davon ausgehen, daß nicht auf die Qualität geachtet wurde. Ganz im Gegenteil war bereits in der Planungsphase ein Energiebeauftragter mit eingebunden, um den energetischen Zustand sowie die Gebäudehülle zu optimieren. Hierbei wurden ausschließlich mittelständische Betriebe, die sich im Verbund zusammengeschlossen hatten, mit der Umsetzung beauftragt. Es waren keine Großkonzerne, sondern fast ausschließlich der Mittelstand vertreten."

Gemeint seien damit in den überwiegenden Fällen ortsansässige Handwerksunternehmen.

Eine umstrittene Einschätzung. Immerhin gingen nur wenige Tage vor dieser Diskussionsrunde in Berlin über 500 Handwerksbetriebe auf die Straße, um gegen die Vergabepraxis zugunsten der GU zu demonstrieren.

Carl Steckeweh: "GU holen sich Fachunternehmer zu 75% ihrer Preise."

Aus der Sicht von Baudirektor Roth lag die Ursache dafür aber nicht in der Vergabepraxis öffentlicher Auftraggeber, sondern unter anderem an den zahlreichen Projekten der Großindustrie in Berlin. "Sicher, so Roth, ist das Handwerk nicht wegen der Bundesvertretungen auf die Straße gegangen."

Ergänzend erläuterte Elke Pilhatsch, daß an Ausschreibungen nur Bewerber teilnehmen können, die sich auch gewerbsmäßig mit Bauleistungen befassen.

In diese Einschätzung des Vergabewesens schaltete sich der leitende Regierungsbaudirektor Peter Dahlen ein. Er sieht im Bereich des staatlichen Bauamtes den Grundsatz der Fachlosvergabe als weiterhin gültig an. "Doch wir haben auch geprüft, inwieweit eine Ausschreibung für Generalunternehmer zulässig ist. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß eine GU-Ausschreibung nur bei Anwendung eines Leistungsprogramms zulässig ist. Dies ist allerdings nicht neu, denn bereits vor 25 Jahren wurden z.B. Sportschulen der Bundeswehr an GU-Anbieter vergeben. Der Ansatz dafür war, schneller und kostengünstiger zu bauen. Dies darf aber nicht auf Kosten der technischen Ausstattung und Auslegung gehen. Wir benötigen auch weiterhin Genehmigungs- und Ausführungspläne. Bei Tandem-Ausschreibungen haben wir festgestellt, daß bei präziser Vorgabe mit Mengenansätzen, wo die Unternehmer wenig Spielraum hatten, die Fachlosausschreibung eindeutig immer die günstigere war. Bei Ausschreibung eines Leistungsprogramms haben sich die, allerdings großzügig geschätzten Kosten um 15 bis 30% minimiert. Einen Qualitätsverlust haben wir bei diesen Projekten nicht feststellen können."

Daß es mittlerweile Technikfirmen wie Elektro- oder SHK-Betriebe gibt, die sich im Verbund organisieren und einen Bauunternehmer dazu nehmen, bestätigte der Amtsleiter.

Energiesparrichtlinien würden in den nächsten zehn Jahren die Entwicklung der Branche bestimmen, war die Botschaft von Prof. Helmut Burger.

Die Technik nimmt neben den Kosten eine weitere Schlüsselrolle im Bauwesen ein. Das sehen nicht nur Manfred Pelzer und Peter Dahlen so. Auch für Prof. Burger wird die Technik die Zukunft der Branche bestimmen: "Die Energieeinsparverordnung wird die Geschicke der Branche in den nächsten zehn Jahren beeinflussen. Aus Gründen der Effizienzsteigerung werden die bauphysikalischen und anlagentechnischen Gegebenheiten zusammengefaßt. Unter dem Druck von Verordnungen wird ein Zusammenwirken der Technikgewerke notwendig und die Anlagentechnik muß deutlich stärker als bisher berücksichtigt werden."

Bei der Neugestaltung dieser Gesamtkonzepte spielen Architekten und Planer eine wichtige Rolle. Ob die Berufsstände den Weg bereits eingeschlagen haben, erläuterte Carl Steckeweh. "Wir haben bereits vor 15 Jahren Konzepte zur schlüsselfertigen Bauabwicklung erstellt, hatten jedoch keinen durchschlagenden Erfolg. Mit der GU-Methode wird das ,Magische Dreieck‘ Bauherr-Architekt-Unternehmer auf den Kopf gestellt. Der GU-Gedanke war allerdings aufgrund der Marktgegebenheiten eine logische Schlußfolgerung, da Kundenwünsche nach schlüsselfertigen und sofort nutzbaren Gebäuden nicht ausreichend umgesetzt wurden. Man muß allerdings unterscheiden zwischen mittelständischen GU und GU der Großindustrie. Die Global-Player machen ihre eigenen Geschäfte und sind bei dieser Diskussion außen vor. Zudem muß man feststellen, daß der öffentliche Bauherr abdankt, aufgrund politischen Willens und leerer Kassen."

Allesamt Argumente, so Berke, die zu einem "Generalunternehmer Gebäudetechnik" führen und das Jointventure könne dafür die Organisationsstruktur sein. Nachlässe führten in der Regel zu Einsparungen im Bereich der Technik, da die Wertschöpfung oberstes Ziel sei. Der Technik-GU müsse definiert werden, denn der Bauherr wünsche wenige Ansprechpartner; zudem übernehme er eine gewaltige Verantwortung. Dazu gehöre ein erhebliches Maß an Know-how, da die Bereiche Klima, Lüftung, Heizung, Sanitär und auch Gebäudeleittechnik sowie Gebäudeautomation abgedeckt werden müßten. Dies führe bei der Fachlosvergabe zur Schnittstellenproblematik.

"Uns liegen preislich unauskömmliche Angebote vor, als Folge des Marktdrucks im Neubaubereich," erläuterte Peter Dahlen.

Eine Einschätzung, die auch die Hamburger Facility Management AG teilt. Dazu Helge Mordhorst-Boos: "Wir sind im Moment 136 Betriebe, von denen 55% aus dem technischen Gebäudemanagement stammen. Diese bilden etwa 10% des Hamburger Handwerks und beschäftigen etwa 22 000 Fachleute." Das Hauptaugenmerk richte sich z.Z. auf die Organisationsstruktur und die Personalentwicklung. Das Handwerk müsse lernen, Kundenwünsche ernst zu nehmen, denn sie seien unter diesem Ansatz anders zu beurteilen. "Wir können nicht nur über den Preis argumentieren, sondern müssen Know-how, Kundennähe, 24-Stunden-Service und schnelle Zugriffszeiten bis höchstens 11/2 Stunden sicherstellen." Bei der derzeitigen Marktkonstellation sehe er aufgrund des Preises keine Chance für einen Erfolg.

Schlechte Erfahrungen also in der Startphase der Hamburger Initiative. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Möglicherweise fährt man mit dem überarbeiteten Konzept demnächst erfolgreicher.

Dr. Bernd Kriegesmann, als Wissenschaftler und Theoretiker, fand, daß der Darstellung des dynamischen Titels "SHK-Fachhandwerker als Hauptunternehmer Gebäudetechnik" eine defensive Praxis-Diskussion des "Naturschutzparks" Handwerk gefolgt sei. Der Strukturwandel sei im überwiegenden Bereich bereits erfolgt, denn 7% Bauvolumen der öffentlichen Hand reichten nicht um zu überleben. "Man rechnet damit, daß bei der Entwicklung Richtung GU und Facility-Management ca. 30% der Handwerksunternehmen auf der Strecke bleiben." Wenn man die Darstellung weiter verfolge, werde oft der Kundenwunsch ,alles aus einer Hand‘ als Maß genannt. Sehr viele Kunden wollten sich sehr spezifische Angebotsklaster aussuchen. Es wäre denkbar, das der Teil Gebäudetechnik ein solcher Klaster sei. Dies müsse aber nicht heißen, daß im Sinne eines Facilitys, von der Errichtung bis zum Abriß, alles aus einer Hand kommen müsse. Er rechne mit einer Annäherung der Wünsche des Kunden und dem Leistungsvermögen des Handwerkers. Für ihn bedeute die Offensivdiskussion die Definition der Gebäudetechnik. "Wenn der Gebäudetechnik-Gedanke vom SHK-Handwerk erfüllt werden soll, gibt es zunächst sicher Probleme bei der Personal- und Organisationsstruktur." Die Erfahrung zeige, daß das Handwerk sehr ungern kooperiere. Auch die Frage, ob das Handwerk die Kompetenz besitze, gehe weit über das spezifische Wissen hinaus. Doch Kriegesmann hält das Handwerk für leistungs- und anpassungsfähig um diese Herausforderung in der Zukunft zu bewältigen.

Uwe-Karsten Berke: "Wir haben uns aus der Zusammenarbeit mit den GU zurückgezogen."

ZVSHK-Hauptgeschäftsführer v. Bock und Polach stellte deutlich heraus, daß es nicht um die Bündelung der SHK-Tätigkeiten gehe. Unter dem Begriff Gebäudetechnik verstehe er die Gewerke, die in die Gebäude integriert werden könnten, also die gesamte Haustechnik. "Wir sind mitten in einem außerordentlich dynamischen Prozeß, in dem die Gewerke zusammenwachsen. Ein Aspekt, der in diese Diskussion paßt, ist der Slogan "Alles aus einer Hand", denn in erster Linie will der Nutzer ein funktionstaugliches Haus." Man müsse die Synergien, die durch die Zusammenführung der einzelnen Handwerke möglich sei, aktivieren. Das SHK-Handwerk sei gerade dabei, die beruflichen Grundlagen und die Ausbildung neu zu definieren, dies ziele in diesem Zusammenhang in die gleiche Richtung. Starke Zweifel habe er an den immer wieder aufgeführten ca. 30% Einsparpotential. Seiner Ansicht nach kommt dieser ,Einspareffekt‘ vielmehr durch die Vergabekette an Sub/Sub-Sub-Unternehmer zustande.

Auch Carl Steckeweh sieht eine Optimierung des Bauprozesses als überfällig an und hält die Koordinationsfähigkeit, Kooperation und Kompetenz für die Bausteine zum Erfolg. "Dieses betrifft insbesondere die Ausrichtung bei den Architekten, die falschen Idealen nachhängen. Das Wort Planungsteam geistert seit Jahrzehnten durch die Köpfe, konnte aber nicht erreicht werden. Das gleiche gilt für das Bauteam. Was mich derzeit besonders ärgert ist, daß bei der Kostenreduzierung nur noch die Baukosten im Visier sind." Hier sieht er dringenden Bedarf, die Grundstückskosten als auch die Finanzierungskosten mit in diese Diskussion einzubeziehen. Kostengünstiges Bauen sei durch die Kooperation der am Bau Beteiligten zu erreichen und zwar unabhängig von der Vergabeform.

Die Architekten steckten mitten in einer Berufsbilddiskussion und die Kritik an der Ausbildung werde immer stärker. "Die Situation stellt sich so dar, daß wir zur Zeit 40 000 Architekten haben und 46 000 an 67 Hochschulen im Bundesgebiet ausgebildet werden." Wie diese Entwicklung ausgehe, könne man sich denken.

Nach Meinung von Pelzer seien die Baukosten nicht nur für Architekten, sondern auch für das Fachhandwerk ein besonderes Reizthema. Man stoße hier sehr leicht auf Probleme, die der Generalunternehmer nicht habe. "Wenn ich vom Generalunternehmer-Gebäudetechnik spreche," so Pelzer, und dieser aus unseren SHK-Reihen kommt, müßte er sich soviel Disziplin auferlegen, daß er die VOB auch für den Subunternehmer gelten läßt." Denn wenn man sich die Situation der "Betongeneralunternehmer" anschaue, könne man nur feststellen: so nicht. Dies gefährde den gesamten Mittelstand.

Nach Meinung von Manfred Pelzer zählt das Endergebnis, und dies sei an Preis und Qualität gekoppelt, und auf die Folgekosten müsse das Hauptaugenmerk gelegt werden.

Eine schwierige Situation, die Michael Frerick so bewertet: "Generalunternehmer Technik oder Hauptunternehmer Gebäudetechnik bedeutet nicht, daß hier ein Unternehmen zwingend tätig sein muß. Vom Grundsatz her heißt dies auch, die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen einer Kooperation. Aufgabe des GU-Gebäudetechnik soll es sein, die Betriebs- und Folgekosten mit einzubeziehen und dies zu verantworten." Die Aufgabe für kleinere und mittlere Unternehmen für eine bestimmte Art von Objekten, bestehe im Handling, hier werde eine Herausforderung kommen, der man sich stellen müsse und verbandlicherseits konstruktive Hilfestellung zu leisten sei.

Daß die Folgekosten in der Vergangenheit vernachlässigt wurden und dies ein wichtiger Gesichtspunkt für die Gebäudetechnik sei, bekräftigte Dahlen in seinen Ausführungen. Er stellte fest, daß sich einige Architekten "Denkmäler" errichtet hätten, mit entsprechender energieverschwendender Technik und Bauphysik. "Aus meiner Sicht kann die Planung nicht an die GUs abgegeben werden, denn hier werden die Vorgaben für den Bau entwickelt." Die Frage wo der kompetente Mittelstand anfange, sei zu stellen, aber auch die Frage ob kleine Unternehmen mit vier oder fünf Mitarbeitern diese Verantwortung überhaupt übernehmen könnten.

"An den ZVSHK sei gesagt, der Endverbraucher möchte ein fertiges Produkt, was seinen Vorstellungen entspricht, möglichst kostengünstig, aber er möchte auch nur einen Ansprechpartner haben." Es sei weder dem kleinen Häuslebauer noch Ministerien zuzumuten, sich mit fünf oder sechs Ansprechpartnern auseinanderzusetzen. Die Bauleistung habe aufgrund des Preisdrucks abgenommen, was zu dem Ergebnis führe, daß auf vielen Baustellen keine Fachleute mehr anzutreffen seien und Deutsch Mangelware sei. Da kein Koordinationsaufwand mehr geleistet werden könne, seien Nachtragsarbeiten die Folge.

"Märkte sind über den Preis nicht zu retten," diese Erkenntnis aus aktuellen Marktaktivitäten vermittelte Helge Mordhorst-Boos.

In der Fachkompetenz sieht Prof. Burger den Vorteil für das SHK-Handwerk. Hinzu kommen müßten noch verstärkt die Energieberatung und die Ausstellung der in der Energieeinsparverordnung vorgesehenen Energiebedarfs-Ausweise. Diese zähle eindeutig zur Fachkompetenz der SHK-Fachunternehmen. "Die Energieeinsparverordnung wird die Geschicke unserer Branche in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren bestimmen. In der Verordnung sind Regelungen für die Anlagentechnik und den Gebäudeschutz, einmal hinsichtlich der Dichtheit der Gebäudehülle und zum anderen bezüglich der speziell heizoptimierten Heizungsanlagen."

Aus rechtlicher Sicht bewertete Vignol die Entwicklung. Er hält den Altbaubestand der öffentlichen Hand bei der Fachlosvergabe für ungefährdet. Im Neubaubereich würden die Objekte in Teilbereichen zunehmend mit Finanzierungslösungen über Generalunternehmer abgewickelt. Die öffentliche Hand ziehe sich aus dem Neubaubereich zurück und werde die Gebäude nur langfristig anmieten oder über Konzessionen dem privaten Nutzer zur Verfügung stellen. Als Beispiel nannte er Flughäfen, die über 30 Jahre durch private Gesellschafter betrieben würden. "Wir können uns dieser Situation nur anpassen, wenn wir Bietergemeinschaften schlagkräftig machen und diese ein gewisses Gegengewicht zu den Generalunternehmern des Rohbaugewerbes bilden." Der öffentliche Auftraggeber müsse dazu bewegt werden, die Hochbauprojekte in zwei große Bereiche aufzuteilen, zum einen den Rohbau und zum anderen den technischen Ausbau.

Diese Situation verursacht auch den Verbänden Probleme, denn hier müssen entsprechende Rahmenbedingungen, Schulungen und Konzepte sowie Kooperationen entwickelt werden. Nach Ansicht Müllers könnte ein Lösungsansatz sein, daß im Rahmen der VOB substantiell die Problematik angegangen werden sollte. "Wir sollten uns nicht so sehr auf die vertragsgemäßen, rechtlichen Seiten fixieren, sondern wir haben im Umfeld ganz andere Gründe als Staatsziel formuliert. Sei es die Energieeinsparung, die Ressourcenschonung, die Förderung der Ökotechniken oder andere Kriterien." Bei den Gewerken selbst fehle es an klaren Konzepten in Richtung Energiemanagement, Contracting, Wärmelieferung, seniorengerechtes Wohnen oder im Sanitärbereich Wassersparen sowie Hygiene und Gesundheit. Hier müsse es gelingen, attraktive Leistungsangebote zu unterbreiten. Müller sieht weiter Probleme bei High-Tech-Produkten, die in Deutschland produziert werden, aber Produkte über das europäische Ausland Einzug halten, die zwar preisgünstig und funktionsgerecht sind, jedoch im Sinne der Energieausnutzung und der Folgekosten deutlich zurückhängen.

Bernd Kriegesmann sieht die Diskussion als zu defensiv geführt, es könne nicht um die Erhaltung des "Naturschutzparks" Handwerk gehen, sieht aber gute Chancen für den GU-Gebäudetechnik.

Etwas anders bewertet Mordhorst-Boos die Situation. Er kommt zu dem Schluß, daß der Faktor Zeit das Problem sei. "Wenn die Betriebe sich in Richtung Gebäudetechnik und TGM entwickeln sollen, müssen sie sich bedeutend verändern und dies in einem engen Zeitfenster." Die Erfahrung habe gezeigt, daß gegen den Preis nichts gehe. Selbst in dem Ballungsraum Hamburg habe man z.B. gegen die holländischen Anbieter kaum eine Chance. "Die Großen der FM-Firmen kaufen Billigstprodukte und arbeiten mit Niedriglohnarbeitern. Als Beispiel: FM des Flughafens Hamburg, dort putzen mittlerweile 3500 Tschechen." Grundsätzlich findet das GU-Technikkonzept seine Zustimmung, Sorge mache ihm aber der Umstrukturierungsprozeß, der möglichst schnell umgesetzt werden müsse.

Der Koordinierungsaufwand werde durch das Konzept der zwei Generalunternehmer, Technik und Gebäude, erleichtert, so die Auffassung von Dahlen. Probleme entstünden aber durch den Abgleich zwischen den Architekten und der TGA-Gruppe. "Hier muß eine gemeinsame, gesicherte Projektabstimmung erfolgen. Für die kleineren Handwerke sei es wichtig, die Energielieferanten mit zu betrachten, denn von dieser Seite werde bereits das Angebot unterbreitet, nicht nur die Energie, sondern auch die Anlage zu liefern. "Service und Wartung ist ein wesentlicher Bereich für das kleine Handwerk."

Die Erfahrungen eines Systemtechnikanbieters erläuterte W. Schulte während der Runde in einem Gespräch mit der IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion und erläuterte anhand eines Praxisbeispiels die Situation.

"Unsere Erfahrungen bestätigen die Aussagen von Herrn Pelzer hinsichtlich der Gefahr von Qualitätsverlusten der Ausführungen von Sub-Unternehmen, die von Bau-GUs beauftragt werden. Beim Materialeinkauf gilt hier oft: so billig wie möglich — die zu erwartenden Risiken und Unterhaltsmehrkosten werden dabei selten mit in Betracht gezogen." Als ein Beispiel für eine mangelhafte Ausführung von Installationsarbeiten nannte er das Top-Hotel Adlon in Berlin, wo u.a. Edelstahlrohre für die Trinkwasserinstallation mit Trennschleifern abgelängt und teils unzureichend entgratet mit Preßfittings verbunden wurden. Schäden in Millionenhöhe seien die Folge gewesen.

Nach Ansicht von Michael Frerick kann auch eine Arbeitsgemeinschaft Bau-GU werden, allerdings müsse letztlich einer Verantwortung übernehmen.

"Was dem Fachhandwerk zu einem Hauptunternehmer Gebäudetechnik oft fehlt, ist die Erfahrung in Projekt-, Zeit- und Teammanagement, wie es bisher wohl mehr in der Industrie als im Handwerk bekannt ist."

Fazit

Interessante Ergebnisse für das SHK-Handwerk, mit denen nicht ohne weiteres zu rechnen war. Erstaunlich ist, daß sich alle Experten für eine solche GU-Tätigkeit im Bereich der Anlagen- und Gebäudetechnik aussprechen. Da die Baubereiche unterschiedlich gelagert sind, wird man abgestimmte Konzepte ausarbeiten müssen, vom Facility-Management bis zum Ein- und Mehrfamilienhaus-Bereich. Die Frage, ob eine entsprechende GU-Aktivität des SHK-Handwerks überhaupt sinnvoll sein könne, wurde eindeutig mit ja beantwortet. Denn in Zukunft rücken vor allem die Betriebskosten, Ressourcenschonung und Energieeffizienz in den Fokus.

Problembewältigungen stehen an, die von der Qualitätssicherung über Kapitaldienstleistungen bis hin zu Kooperationen mit anderen Gewerken reichen. Dringend notwendig sind Konzepte, Hilfestellungen und Ausbildungsinitiativen im Bereich der Verbände und Unternehmensverbünde gefragt. Als eines der Hauptprobleme wird die unzureichende Kooperationsfähigkeit der am Bau beteiligten Gewerke gesehen. Hier bedarf es einer Umorientierung der Architekten und Fachhandwerker, um die enormen Herausforderungen im Bereich des GU-Gebäudetechnik zu bewältigen.

Den SHK-Unternehmen werden Kompetenz und Leistungsfähigkeit zugestanden, nun kann sich zeigen, ob das "Handwerksnetz" diese Investition in die Zukunft tragen kann.


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