IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1999, Seite 96 ff.


AUSSTELLUNGEN


51. Internationale Handwerksmesse in München (IHM)

Mit etwa 207.000 Besuchern in sieben Tagen konnte das Ziel einer Verdichtung des Besuchervolumens in einer kürzeren Laufzeit erreicht werden. Nahezu 1900 Aussteller belegten mit 150 629 m2 etwa 18% mehr Ausstellungsfläche als 1998. Die Unternehmen kamen aus 49 (42) Staaten und 22 Nationen sind mit 32 Gemeinschaftsständen vertreten - so vielen wie nie zuvor.
Gesellschaftlicher und weit beachteter handwerkspolitischer Höhepunkt die Eröffnung der IHM: Festredner war Bundeswirtschaftsminister Werner Müller. Einen weiteren Höhepunkt im Rahmenprogramm bildet das Spitzengespräch der deutschen Wirtschaft mit Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) veranstaltet gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium und zwei EU-Generaldirektionen einen internationalen Kongreß zum Thema "Lehrlingsmobilität in Europa". Der Bundesverband der Junioren des Handwerks veranstaltet sein 29. Internationales Junioren-Forum.

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) Dieter Philipp, kritisierte die bisherige Arbeit der Bundesregierung harsch: "Die Regierung ist bisher ihrem selbstgesteckten Anspruch auf Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in keiner Weise gerecht geworden", sagte Philipp. Es sei müßig zu klären, ob hinter dem bisherigen Hickhack bei der Entscheidungsfindung Unkenntnis, Willkür oder einfach nur Schlampigkeit steckt.

Einmal in Rage legte Deutschlands oberster Handwerker nach: "Das Handwerk muß nicht nur die milliardenschwere Rücknahme der Reformen bei der Lohnfortzahlung und beim Kündigungsschutz ungefragt hinnehmen und eine unsägliche 630-Mark-Regelung dazu. Wir müssen zudem die erste Stufe eines Steuerentlastungsgesetzes verdauen, das eigentlich Steuerbelastungsgesetz genannt werden müßte," erklärte Philipp.

207.000 Besucher fanden den Weg zur "I.H.M. 99" ins neue Messegelände nach München-Riem.

In Richtung des anwesenden Bundeswirtschaftsministers Werner Müller sagte Philipp: "Das sind die richtigen Signale, wenn Sie sich und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement für eine deutliche Senkung der Unternehmensbesteuerung einsetzen. Die Umsetzung des Vorschlags zur Senkung der Unternehmenssteuer aus sämtlichen gewerblichen Einkünften auf mindestens 35, wenn nicht 28% als Höchstgrenze eines progressiven Tarifs, würde die Investition anregen und neue Arbeitsplätze ermöglichen."

Wirtschaftsminister Müller verteidigte die Überlegung der Regierung zur Steuerreform und konnte sich den einen oder anderen Konter nicht verkneifen.

Ergonomie und PC-Nutzung auf dem Stand der Sonderschau "handwerk up-to-data".

"Kritik - gerade auch des Handwerks - hat es gegeben, als die neue Regierung die Kürzungen und Einschnitte beim Kündigungsschutz, bei der Lohnfortzahlung und bei den Renten rückgängig machte. Ich habe für die Kritik des Handwerks auch ein gewisses Verständnis, auch bei dieser Kritik muß auch die Kirche im Dorf bleiben. Denn was das Handwerk bei Einführungen der Kürzungen und Einschnitte als Tropfen auf den heißen Stein und als nur geringe Entlastung bezeichnet hat, sollte bei der Rücknahme nicht überbewertet werden."

Und weiter: Arbeitsplätze seien durch die damals vorgenommenen Kürzungen in nennenswertem Umfang auch nicht entstanden.

Behaglichkeit und Raumwärme durch gute Öfen für Festbrennstoffe.

Das deutsche Handwerk blickt voller Skepsis in die Zukunft

Bonner Politik geht auf keine Kuhhaut

Was unseren Betrieben derzeit zugemutet wird, "geht im besten Sinne des Wortes auf keine Kuhhaut", klagte Generalsekretär Hans-Eberhard Schleyer. Angesichts der Rot-Grünen Steuer- und Sozialpolitik ließen sich 1999 selbst die bescheidenen Wachstumserfolge des Vorjahres nicht wiederholen. Dessen ungeachtet zeige sich bei der "IHM", die ihre Premiere auf dem neuen Münchener Messegelände mit einem neuen Rekord von fast 1900 Ausstellern feiert, die ungebrochene Leistungsfähigkeit des Handwerks.

Die Zahl der Beschäftigten im deutschen Handwerk, die 1998 noch um 0,5% auf über 6,5 Mio. gestiegen war, wird Schleyer zufolge im laufenden Jahr bestenfalls stagnieren. Im vergangenen Herbst hatte der ZDH noch mit 50 000 neuen Jobs gerechnet.

Auch die Zahl der Ausbildungsplätze werde nicht zunehmen, sagte der ZDH-Generalsekretär. 1998 wurden lt. Schleyer 217.287 neue Lehrverträge geschlossen, 1,2% weniger als im Vorjahr.

Beim Umsatz (1998: Gut 1000 Mrd. DM) erwartet der ZDH-Generalsekretär ein bescheidenes Plus von 1%. Schleyer sprach von einer tiefen Verunsicherung im Handwerk, das sich deshalb bei den Investitionen zurückhalte. Die ab dem 1. April 1999 geltende Öko-Steuer treffe die kleinen und mittleren Betriebe mit besonderer Härte. Weil ein Großteil der 470.000 Handwerksbetriebe des produzierenden Gewerbes vorab den ermäßigten Steuersatz beantragen werde, sei bei den Behörden "das Chaos vorprogrammiert".

Das Bündnis für Arbeit will das Handwerk, lt. Schleyer, trotz der "kritischen Situation" vorerst fortsetzen. Sogleich warnte er die Bundesregierung, die Gespräche als "Feigenblatt" zu mißbrauchen.

Kompetenz des Handwerks mit Zusatznutzen.

Facility-Management - Neue Geschäftsfelder

Wie der Weg vom klassischen Subunternehmer und Zulieferer hin zum eigenständigen Anbieter im Handwerk erfolgreich beschritten werden kann, werde am Facility-Management deutlich, wie es als Gebäudemanagement auf dieser Messe veranschaulicht werde, so Präsident Philipp. "Wir Handwerker sind gut beraten, uns durch Bündelung der Kräfte und den Blick über den "Tellerrand" des eigenen Gewerkes hinaus, den Markterfordernissen anzupassen. Dann können wir uns auch gegen große Industrie-Energieversorgungs- oder Dienstleistungsunternehmen behaupten. Die Voraussetzung dazu bringe das Handwerk mit (siehe Schaubild)".

Auch in der gezielten Anwendung moderner IK-Techniken liegen für unsere Betriebe noch deutliche Wachstumspotentiale. Noch sei die Zahl der aktiven Internet-Nutzer mit einer eigenen Homepage in der mittelständischen Wirtschaft mit 10% viel zu niedrig. Die Handwerksorganisation habe sich deshalb selbst in die Pflicht genommen und baue ein speziell auf die Bedürfnisse des Handwerks ausgerichtetes Informations- und Kommunikationssystem für Betriebe die Organisation auf. Die Mediengesellschaft des Handwerks, die DH Media AG, sorge dabei für einen einheitlichen Auftritt des gesamten Handwerks im Internet oder der Domain "Handwerk.de".

Die Dachflächen der sechs nördlichen Hallen der "Neuen Messe München" sind Standort der derzeit weltgrößten Photovoltaik-Dachanlage. Energieertrag rund 1 Mio. kWh pro Jahr, etwa 4% des jährlichen Messestrombedarfs.

Aus eigenem Antrieb arbeitet das Handwerk auch an seiner Organisation. Dies geschehe aus der Erkenntnis heraus, so Philipp, daß eine straffe und schlagkräftige Organisation die beste Voraussetzung dafür biete, den Betrieben bei der Zukunftsfindung optimale Hilfestellung leisten zu können. Selbständig, selbst verantwortlich und auch selbstlos im Sinne des Gemeinwohls - so werde das Handwerk auch in Zukunft ein verläßlicher Stabilisator der sozialen Marktwirtschaft und der Demokratie in Deutschland sein.

Überdies sei die Leistungsfähigkeit und Ausbildungsfähigkeit des Handwerks unabdingbar mit dem Meisterbrief verknüpft. Der große Befähigungsnachweis stehe für fachliches Können, die Befähigung zur Ausbildung und das notwendige Managementwissen für die richtigen unternehmerischen Entscheidungen.

Der Meisterbrief garantiere genau das, was die Menschen - und auch die Politik in unserem Lande brauchten: Qualität, Kreativität, Innovation und Erfolg.


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