IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1999, Seite 86


REGELWERK


Die neue Richtlinie VDI 6030

Behaglichkeit und sparsamer Energieeinsatz beim Einsatz von Heizkörpern

Komfort und sparsamer Energieeinsatz bei der Beheizung von Wohn- und Bürohäusern sind das Ergebnis der Richtlinie VDI 6030 "Auslegung von Raumheizkörpern", die im April 1999 als Entwurf erschienen ist. Darin wird ein neues Verfahren zur Planung und Auslegung von Heizkörpern vorgestellt. Zukünftig sollen sie nicht nur den Wärmebedarf des Raumes decken, sondern darüber hinaus weitere Kriterien wie Behaglichkeit, Ästhetik und sparsamen Energieverbrauch erfüllen.

Wie bisher wird auch in Zukunft zunächst der Raumwärmebedarf errechnet. Erst bei der Auslegung der Heizkörper zeigt sich der neue Weg: Die einzelnen Behaglichkeitsdefizite im Raum - im wesentlichen Strahlung und Falluft an kalten Umfassungsflächen - werden gezielt beseitigt, indem zunächst der günstigste Anbringungsort des Heizkörpers festgelegt wird. In der Regel ist dies der Platz direkt unter dem Fenster. Anschließend werden die Abmessungen des Heizkörpers festgelegt. Als Faustformel gilt hier: Die Breite des Heizkörpers sollte der Fensterbreite entsprechen; die Höhe des Heizkörpers ergibt sich aus den örtlichen Bedingungen. Erst danach werden die Vor- und Rücklauftemperaturen errechnet.

Pflichtenheft ermöglicht individuelle Planung

Zum ersten Mal wird in einer Richtlinie ein Pflichtenheft für die Beheizung der Räume gefordert. Darin legt der Bauherr zusammen mit dem Planer oder dem Heizungsbauer die Anforderungen an die Heizanlage selbst fest. Neben der gewünschten Innenraumtemperatur werden Behaglichkeitskriterien, Absenkzeiten und Aufheizreserven festgelegt.

Mit der neuen Vorgehensweise trennt man sich von der starren Leistungsvorgabe und stellt dafür die konsequente Gestaltung der Behaglichkeit im Raum in den Vordergrund. Die Wahl eines niedrigen Temperaturniveaus hat zudem den Vorteil, daß mit den niedrigen Rücklauftemperaturen der Einsatz rationeller Wärmeerzeugungssysteme (Niedertemperatur- oder Brennwertkessel, Wärmepumpe, Solarkollektoren) wesentlich erleichtert und daß vor allem der Jahresnutzungsgrad solcher Anlagen deutlich verbessert wird.

Energieverbrauch sinkt

Heizkörper, die nach der Richtlinie VDI 6030 ausgelegt wurden, sind im Teillastbereich schneller regelbar. Durch den geringen Temperaturunterschied zwischen Vorlauf und Rücklauf und den daraus resultierenden hohen Massenströmen können sich die Heizflächen schneller an sich ändernde Randbedingungen (innere und äußere Wärmequellen wie Lampen, Fernseher, Sonneneinstrahlung) anpassen.

Durch einen weiteren Effekt sinkt der Energieverbrauch: Behaglichkeitsdefizite wurden bisher nur durch eine höhere Raumtemperatur ausgeglichen, was zwangsläufig zu einem erhöhten Energieverbrauch führte. Durch die neue Auslegungsmethode bleibt die Raumtemperatur auf niedrigerem Niveau.

Akzeptanz bei den Nutzern

Die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft hat in einem Wohnhaus die bestehende Heizungsanlage ersetzt und die neuen Heizkörper nach der Richtlinie VDI 6030 ausgelegt. In einer anschließenden Umfrage zeigten sich über 90% der Mieter sehr zufrieden mit den Änderungen. Insbesondere wurde gelobt, daß die Räume nun gleichmäßig warm sind und auch an den Fenstern keine Zugerscheinungen mehr auftreten.

Umsetzung in EDV-Programme

Heizungsanlagen werden heutzutage sehr oft mit Hilfe von Software berechnet und ausgelegt. Auch die neue Art der Heizkörperauslegung läßt sich mit solchen Programmen bewältigen. Ein Beispiel ist auf einer Demo-CD enthalten, die kostenlos unter der Fax-Nr.: 02203/9359322 beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und bei der Vereinigung der Deutschen Zentralheizungswirtschaft (VdZ) bezogen werden kann.

Hinweis

Die VDI-Richtlinie ist bisher als Entwurf erschienen, mit dem Weißdruck ist im August 2000 zu rechnen. Dennoch kann die Richtlinie schon heute angewandt werden. Denn, so hat die IKZ-HAUSTECHNIK vom zuständigen Ausschuß erfahren, sind lediglich kleine redaktionelle Veränderungen möglich.


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