IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1999, Seite 32 ff.


SANITÄRTECHNIK/SCHWIMMBAD


Im Wellnessreich des Wohlgefühls

Attraktive Schwimmbäder als häusliche Freizeitoasen

Christoph Saunus Teil 1

"Fit for Fun" liegt in unserer gesundheitsbewußten Gesellschaft derzeit voll im Freizeittrend. Die Zauberformel "Wellness" trifft als moderner Wortbegriff für Rekreation zur Steigerung der Lebensqualität voll den herrschenden Zeitgeist.

Wellness

Wellness ist nicht, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, eine neumodische Wortschöpfung, sondern definiert sich bereits seit Jahrhunderten als ein Zustand vitalen Wohlbefindens.

In Amerika hat man diese Entwicklung aus nicht ganz uneigennützigen Motiven längst in die Geschäftspolitik mit einbezogen. Um die ständig steigenden Krankenversicherungskosten zurückzufahren, investiert man seit Jahren sehr erfolgreich in die Wellness-Gesundheitsvorsorge.

Trompe-L’Oeil, täuschend echte Illusionsmalerei schafft stimmungsvolle Atmosphäre mit Tiefenwirkung in privaten Schwimmhallen. Quelle: Art Interiors, Helmut und Helga Dieken.

Moderne medizinische Erkenntnisse bestätigen, daß sich die polaren Kräfte von Spannung und Entspannung im harmonischen Gleichgewicht befinden sollen, d.h. der Mensch im Einklang mit sich selbst.

Folglich ist die Passiv-Phase für das gesundheitliche Wohlbefinden genauso wichtig wie die Aktiv-Phase, d.h., daß die Balance zwischen positivem Streß und harmonischer Entspannung stimmen muß.

Illusionsmalerei als attraktive Schwimmhallen-Raumgestaltung zur optischen Veredelung. Quelle: Art Interiors, Helmut und Helga Dieken.

Eintauchen ins Wohlgefühl

Eine sinnvolle Körperertüchtigung mit individueller Entspannung und Erholung in vertrauter Umgebung lassen sich im eigenen maßgeschneiderten Schwimmbad in hervorragender Weise erreichen. Vor diesem Hintergrund hat es in den letzten Jahren eine außergewöhnlich positive Entwicklung im gesamten Schwimmbadbereich gegeben.

Quelle: ISO - Gesellschaft für Isolier- und Feuchtraumtechnik mbH.

Diese neue Entwicklung, hin zu einer ästhetischen Raumgestaltung und sinnvoller Nutzung optimierter Technologien, erfordert allerdings von den beteiligten Planern und Fachfirmen nicht nur umfangreiches Spezialwissen, sondern darüber hinaus auch gewerkeübergreifende Fachkenntnisse. In den heute üblichen Niedrigenergie-Schwimmhallen ist der Einsatz von Energiespartechnologien inzwischen allgemeiner Stand der Technik. Moderne Schwimmbadanlagen erfüllen nicht nur die Anforderungen an Qualität, Funktionalität und Design, sondern leisten gleichzeitig auch optimal ihren ökologischen Beitrag zum ressourcenschonenden Umweltschutz.

Quelle: ISO - Gesellschaft für Isolier- und Feuchtraumtechnik mbH.

Die Gebäudeintegrierung der Schwimmhalle einschl. Technikraum bereitet aufgrund der zur Verfügung stehenden architektonischen und werkstofftechnischen Möglichkeiten keinerlei Probleme. Wie die hervorragend gelungenen Schwimmbad-Beispiele eindrucksvoll dokumentieren, ist es heute durchaus möglich, freizeitgerechte Schwimmhallen so im Kellerbereich einzuplanen, daß sie alle ästhetischen und funktionellen Wünsche optimal erfüllen.

Befindet sich das Schwimmbad im Untergeschoß, sollte trotzdem versucht werden, natürliches Licht, bzw. Sonne in die Schwimmhalle zu bekommen. Dieses ist durch eine abgesenkte Terrasse, möglichst mit Blickkontakt in die Gartenlandschaft, zu erreichen.

Sprechen jedoch die baulichen Gegebenheiten dagegen, gibt es als Problemlöser die sogenannte Trompe L’Oeil-Kunst. Mit Hilfe meisterhaft gestalteter Illusionsmalkunst in Decken- und Wandbereichen lassen sich perfekt inszenierte Raumillusionen herstellen, um auch fensterlosen Schwimmhallen eine optisch attraktive Großzügigkeit zu verleihen. Darüber hinaus gibt es phantasievolles Raumambiente sowie hochwertige Accessoires, wie z.B. exklusives Ausstattungsmobiliar, optisch reizvolle Lackspann-Decken, "Hightech"-Beleuchtungseffekte und akustische Beschallung sowie audiovisuelles Entertainment zur Steigerung des Wohlbefindens.

Quelle: ISO - Gesellschaft für Isolier- und Feuchtraumtechnik mbH.

Optimale Dämmung und Feuchteschutz

Schwimmhallen sind in puncto Baukonstruktion grundsätzlich anders zu betrachten als die übrigen Räumlichkeiten. Um Gebäudeschäden und/oder unnötige Energievergeudung zu verhindern, ist eine sorgfältige Planung hinsichtlich des Wärme- und Feuchteschutzes unerläßlich.

Da Schwimmhallenluft gegenüber normaler Raumluft etwa doppelt so viel Feuchte pro m3 enthält, ist durch bauphysikalische Maßnahmen sicherzustellen, daß die Oberflächentemperatur von Schwimmhallenwänden bis ca. -10°C Außentemperatur mindestens 23°C beträgt. Bei Unterschreitung dieser Taupunkttemperatur bildet sich nämlich schädliches Kondensat, welches unter allen Umständen verhindert werden muß. Im engen Zusammenhang mit dieser Problematik steht auch die sogenannte Dampfdiffusion.

Damit der in der Baukonstruktion befindliche Wasserdampf die Luftgrenzschichten in den Bauteilen schadlos von innen nach außen durchdringen kann, darf innerhalb des Wand- oder Dachaufbaus keine Taupunktunterschreitung mit Kondenswasserbildung durch evtl. Wärmebrücken oder falsch gewählte Bauteile stattfinden. Der Wärmestrom durch die Bauteile definiert sich als k-Wert und dieser ist wiederum als Mindestwert durch die Wärmeschutzverordnung für Wohnhäuser mit bis zu drei Wohneinheiten rechtsverbindlich festgelegt.

Eckwerte für die Beckenwasserverdunstung in kg/h in Privatschwimmhallen mit Überflutungsrinne, bezogen auf Wassertemperaturen 27°C, Luft 30°C/60% r.F., Wärmeentzug aus dem Becken 1 kg = 623 W.

Je kleiner der k-Wert ist, desto besser ist der gebäudetechnische Wärmeschutz. Die erfahrungsgemäßen Wärmedämm-Grenzwerte betragen bei Außenwänden ca. k = 0,3 W/(m2 · K) (0,5 nach Wärmeschutzverordnung) und bei Dächern ca. 0,15 W/(m2 · K) [0,22 W/(m2 · K) nach Wärmeschutzverordnung].

Ob eine Dampfsperre notwendig ist, läßt sich aufgrund einer bauphysikalischen Berechnung nach DIN 4108 ermitteln. Für den Einbau einer Dampfsperre gilt, daß keine Taupunktunterschreitung auf der Rauminnenseite bzw. der Innenluft auftritt. Mit anderen Worten muß der Diffusionswiderstand von innen nach außen (in Richtung fallender Temperatur) abnehmen und der Wärmedurchgangswiderstand zunehmen.

Bei der heute üblichen Wärmedämmung kann man im Mittel als Energiekostenrichtwert für Transmissionswärmeverluste in Privatschwimmhallen pro Tag ca. 3,- bis 4,- DM ansetzen.

Eckwerte für die Beckenwasserverdunstung in kg/h in Privatschwimmhallen mit Wasserspiegel tiefer als Beckenumgang (Oberflächenreinigungssystem), bezogen auf Wassertemperatur 27°C, Luft 30°C/60% r.F., Wärmeentzug aus dem Beckenwasser 1 kg = 623 W.

Richtige Hallenklimatisierung

In privaten Schwimmhallen liegen die Klimaparameter bei 27°C Wassertemperatur, 30°C Lufttemperatur und ca. 60% relativer Raumluftfeuchte.

Zur Steigerung des Behaglichkeitsgefühls verwendet man häufig bei größeren Beckenumgangsflächen eine zusätzliche Niedertemperatur-Fußbodenheizung zur Temperierung des Bodenbereiches.

Die Hallenbeheizung kann sowohl über eine statische Heizung mit Radiatoren oder Heizplatten erfolgen, oder über eine Luftheizung in Verbindung mit der Raumluftentfeuchtung. Die Luftgeschwindigkeit sollte im Aufenthaltsbereich von Personen 0,1 bis 0,2 m/s nicht überschreiten. Des weiteren ist die Luftströmung möglichst nicht unmittelbar über die Wasserfläche zu führen, damit die verdunstungshemmende Wasser-Luft-Grenzschicht nicht unnötig gestört wird.

Traumhaft schönes Kellerschwimmbad mit Tiefterrasse sowie integrierter Whirl-Pool- und Liegeempore, Wasserfallgrotte, Strömungskanal, Luftbodensprudler sowie diverse Gegenstrom- und Massagedüsen.

Die Beckenwasserverdunstung ist u.a. auch abhängig von der Temperaturdifferenz zwischen Beckenwasser und Luft und sollte daher mindestens 2 K betragen, d.h. die Lufttemperatur sollte >2°C höher als die Wassertemperatur sein. Des weiteren ist auch die Höhenlage der Beckenwasserfläche ausschlaggebend, da die Verdunstung im Ruhezustand in Verbindung mit einer hoch angeordneten Wasserfläche z.B. bei einer Wiesbadener oder Finnischen Rinne gegenüber einer tieferliegenden Wasserfläche wie z.B. bei Skimmer-Anlagen doppelt so hoch ist (siehe auch Eckwerte).

Die Verdunstung läßt sich selbstverständlich durch den Einbau einer geeigneten Schwimmbadabdeckung wirksam minimieren. Ob die Luftentfeuchtung über zentrale sogenannte Entfeuchtungstruhen oder durch dezentrale Entfeuchtungsgeräte mit Kanalsystem erfolgen soll, ist letztlich eine Kostenfrage, wobei auch die Ästhetik eine mit entscheidende Rolle spielt.

Bei Kanalsystemen erfolgt die Hallenbeheizung in der Regel mit über die Lüftung. Die Zulufteintritte ordnet man sinnvoll als schmale Fußbodenschienen vor kühlen Flächen, z.B. Fenstern o.ä. an und die Absaugung sollte sich gegenüberliegend im Deckenbereich befinden.

Fortsetzung folgt.


L i t e r a t u r :

C. Saunus, Planung von Schwimmbädern, Krammer-Verlag, Düsseldorf


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