IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/1999, Seite 146 ff.


HAUS DER TECHNIK


Freiwillige Feuerwehr in Brochterbeck mit neuem Anbau

Unbelüftetes Aluminiumdach in Taubenblau

Brochterbeck ist ein idyllisches Dörfchen am Rande des Teutoburger Waldes mit vielen Traditionsvereinen. Vor zwei Jahren konnte beispielsweise der Bürgerschützenverein sein 150jähriges Bestehen feiern. Noch knapp zwei Jahre braucht die Freiwillige Feuerwehr bis zu ihrem 75jährigen Bestehen im Jahr 2000.

Wie überall, besteht die Freiwillige Feuerwehr Brochterbeck aus freiwilligen Mitgliedern und ist als Teil der Stadtverwaltung, hier der Stadt Tecklenburg, eine gesetzlich vorgeschriebene Einrichtung. In dem alten Feuerwehr-Gebäude in Brochterbeck wurde es zu eng, die Zahl der aktiven Mitglieder war seit Errichtung dieses Gebäudes im Jahre 1967 von 26 auf 44 gestiegen. Die bauliche Erweiterung des Raumes für Schulungen und Versammlungen war längst überfällig.

Vor dem fertigen Metalldach Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr (v. l.): Manfred Helmig bei der Ausführung einer der vielen Eigenleistungen für den Anbau sowie in Uniform: der Löschzugführer Eckhard Mentrup, Oberbrandmeister Michael Schwakenberg, Löschzugführer Clemens Horstmann und Jörg Wallmeier.

Die Stadt Tecklenburg konnte für die notwendige Baumaßnahme nur einen Betrag in Höhe von 35.000,- DM zur Verfügung stellen, also war Eigeninitiative gefragt. Da traf es sich gut, daß viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Brochterbeck handwerklich geschult und begabt sind. So wurden die Rohbauarbeiten weitgehend in eigener Regie durchgeführt. Für das flachgeneigte Dach allerdings brauchte man einen Fachbetrieb, in diesem Fall die Klempner des ortsansässigen SHK-Fachbetriebes Klaus Ventker. Zwar war zuvor über eine ortsübliche Ziegeldachdeckung diskutiert worden, von dieser Idee nahm man aber in Anbetracht der geringen Dachneigung von 7° schnell Abstand.

An der Traufe stellt Udo Glasmeyer den Scharen-Umbug mit einer gebogenen Falzzange her.

Ebenso rasch, wie man die Idee eines Ziegeldaches verworfen hatte, einigten sich die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr auf ein Metalldach in Stehfalztechnik. Das am bestehenden Gebäude verwendete Metall war im wesentlichen Zink für die Dachentwässerung. Die Feuerwehr-Aktiven wollten es aber lieber farbig und zwar in blau, einem Farbton, der auch bei vielen Gebäuden der Umgebung für Firmenschilder oder Dekorationen Verwendung findet. Die Fachleute vom Klempnerbetrieb empfahlen Aluminium in der Farbe Taubenblau. Sie wußten, daß Klein-Coils von 120 kg geliefert werden. Exakt diese Menge wurde für den Gebäudeanbau mit seiner Dachfläche von 60 m2 benötigt.

Wandanschluß für einen einschaligen unbelüfteten Dachaufbau.

Aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch aus Gründen einer niedrigen Konstruktionshöhe setzten die Fachleute auf eine unbelüftete wärmegedämmte Dachunterkonstruktion mit folgendem Dachaufbau (von unten nach oben):

- Untergehängte Innendecke (Fermazell)

- Dampfsperre (sd-Wert M 100 m)

- Wärmedämmung mit dazwischenliegenden Dachsparren

- Holzschalung, 24 mm dick, Nut und Feder

- Trennlage (mit offenen Stößen)

- Metalldach

Zur Verlegung der Aluminiumscharen in Stehfalztechnik wurden die Aluminiumbänder bei der Firma Wenner in Hiddenhausen in passende Längen geschnitten, vorprofiliert und sogar mit Quetschfalten für den Aufbug zum Anschluß an das höhergehende Mauerwerk versehen.

Reinhard Meyknecht befestigt die Hafte, sein Kollege schneidet die Scharen für den Traufenabschluß zu. Im Vordergrund erkennt man eine vorprofilierte Schar mit fertiger Aufkantung für den Anschluß an das höhergehende Mauerwerk. Die Trennlage ist bei unbelüfteten Metalldächern normalerweise nicht erforderlich, aber starke Regenschauer zwischen den Verlegevorgängen machten ihre Anordnung bei diesem Anbau notwendig.

Nach VOB DIN 18 339 "Klempnerarbeiten" sind Anschlüsse an höhergeführte Bauwerksteile mindestens 150 mm hochzuführen, sofern die Dachneigung unter 25° liegt. Der aufgekantete Anschluß hat für die Aufnahme der Scharenausdehnung einen entsprechenden Abstand zur Wand aufzuweisen. Gegen aufsteigendes Wasser ist der aufgekantete Anschluß mit einem Wasserfalz zu versehen und an seiner Oberkante in geeigneter Form regensicher zu verwahren.

Diese Vorschriften ließen sich bei dem Feuerwehranbau ohne Probleme berücksichtigen, wobei der unbelüftete Dachaufbau eine wichtige Rolle spielte. Denn ein belüfteter Dachaufbau hätte eine größere Konstruktionshöhe bedingt und damit wären die vorgeschriebenen Forderungen nicht mehr zu erfüllen gewesen, da die Höhe des Anschlusses nach oben hin durch eine Fensterbank begrenzt wurde.

Detail der Seitenansicht mit Ventilatorauslaß, fachgerecht mit Lamellen aus Falzonal-Aluminium hergestellt.

Die rationelle Vorfertigung der Aluminiumscharen ermöglichte eine schnelle Verlegung vor Ort. Auch die leicht zu entfernende Schutzfolie und die Farbbeschichtung des Aluminium selbst ist vorteilhaft. Denn nach Fertigstellung der Klempnerarbeiten zeigte die Metallfläche keinerlei Verfärbungen, wie sie leicht durch die Einwirkung von natürlichem Handschweiß bei anderen Metallen auftreten können.

Auf die Verlegung einer Trennlage zwischen der Wärmedämmung und dem Metalldach hätten die Klempner zu Recht gerne verzichtet, der Wettergott wollte es aber anders. Die Klempnerarbeiten wurden mehrfach durch starke Regenfälle unterbrochen, ohne Trennlage wäre die Wärmedämmung hoffnungslos durchnäßt worden.

10 Impressionen von einem fast fertigen Dach mit dem entsprechenden Klempnerwerkzeug.

Die Wärmedämmung wurde mit einer Schichtdicke von 180 mm, zweilagig, zwischen den ebenso hohen Dachsparren angeordnet. Als rauminnenseitige Dampfsperre diente eine 4 mm dicke Bitumen-Schweißbahn mit Glasgewebe- und Metallbandeinlage G 200 S 4 + Al 0,1.

Nun glänzt das fertige Metalldach des Feuerwehranbaus nicht in Feuerwehrrot, sondern in friedlichem Taubenblau. Der neue Versammlungs- und Schulungsraum hat bereits seine erste Bewährungsprobe hinter sich. Nicht eine Schulungsmaßnahme, sondern die fröhliche Einweihungsfeier am 27. November 1998 war der Anlaß hierfür.


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