IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/1999, Seite 15 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Bayern


Fassadentechnik und Metalldächer

Seminar für vereidigte Sachverständige des Spengler-/Klempnerhandwerks

Am 28. Januar dieses Jahres fand in Ulm eine Weiterbildungsmaßnahme für vereidigte Sachverständige des Spengler-/Klempnerhandwerks statt. 40 Teilnehmer aus dem bayerischen, baden-württembergischen und erstmalig aus dem hessischen Raum nutzten die Gelegenheit zur Weiterbildung und zum Erfahrungsaustausch im Kreise der Kollegen.

Dipl.-Ing. Christoph Gelhard vom Fachverband SHK Baden Württemberg begrüßte die Gäste zu dieser Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Fachverband SHK Bayern jährlich durchgeführt wird. Ziel dieser Veranstaltung ist, den Sachverständigen aktuelle Vorschriften und Techniken auf dem Gebiet der Spenglerei/Klempnerei zu vermitteln, um Schadensfälle nicht nur besser beurteilen zu können, sondern den Fachhandwerkern auch ein kompetenter Ratgeber bei Problemen in der Baupraxis zu sein.

"Aufbau und Konstruktion von Fassaden in Klempnertechnik" war Thema von Peter Knubel, Leiter der Anwendungstechnik Fassade, Rheinzink.

Seminarprogramm

"Aufbau und Konstruktion von Fassaden in Klempnertechnik" war Thema des ersten Vortrages von Peter Knubel, Leiter der Anwendungstechnik Fassade der Firma Rheinzink in Baden-Dättwil (Schweiz).

Angesichts des gewaltigen Potentials von etwa 5,3 Mrd.m2 zu erstellende Fassadenfläche biete sich dem Fachhandwerk hier ein lukrativer Markt, vor allem im Bereich der gehobenen, anspruchsvollen Fassade, so Knubel. Notwendig sei jedoch ein Umdenken bei der Planung und Gestaltung von Fassadenkonstruktionen. Das Nichteinbeziehen des Spenglers/Klempners in die Planung der Außenhaut führe immer wieder zu Mängeln bei der Bauausführung. Gerade in diesem Bereich sei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Planer, Hersteller, Handel und Handwerker jedoch von großer Bedeutung. "Die Aufgabe des Architekten ist die Gestaltung, die Aufgabe des Fachhandwerkers die Umsetzung. Wichtig ist, daß die wesentlichen Probleme bereits im Vorfeld gelöst werden, denn die ästhetische Umsetzung der Vision des Architekten kann nur über die Konstruktion erfolgen", so Knubel. Im weiteren Verlauf sprach er auch ein weiteres großes Problem an: Die Kalkulation von Fassaden in Klempnertechnik.

Diese verursacht häufig Probleme, denn vorschnell müsse der Fachunternehmer dem Architekten einen Preis abgeben, ohne die erforderliche Leistung im Detail zu kennen. Knubel dazu: "Wir sprechen immer vom Preis/Leistungsverhältnis und in der Konsequenz nur vom Preis. Man sollte zuerst über die erforderliche Leistung sprechen und dann erst den Preis dafür nennen". Denn auch wenn eine Metall-Fassade in den Herstellungskosten deutlich über alternativen Fassadensystemen liege, so biete sie doch die Gewähr für eine auf lange Jahre wartungsfreie Außenhaut mit sehr geringen Unterhaltskosten. Diese würden im Laufe eines "Gebäudelebens" die Erstellungskosten deutlich übersteigen und müssen daher bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden.

Im Anschluß daran vermittelte er den Teilnehmern wesentliche Planungsgrundsätze für die regelgerechte Erstellung einer Fassade.

Gelungene und mangelhafte Beispiele von Fassaden aus der Praxis ergänzten das Referat und gaben Anlaß zu regen Diskussionen zwischen den Sachverständigen.

Zahlreiche Beispiele von Schadensfällen aus der Praxis präsentierte Dipl.-Ing. Heinz Götze.

Schadensfälle aus der Praxis

Ein "Sammelsurium von Schadensfällen" präsentierte Dipl.-Ing. Heinz Götze, beratender Bauingenieur und Sachverständiger, in seinem Referat "Fälle aus der Sachverständigen-Praxis für An- und Abschlüsse von Dächern".

Der Schwerpunkt seines Referates lag in der Abdichtungstechnik von Flachdächern. Neben konstruktiven Forderungen wie Luftdichtheit von Gebäuden, Wärmeschutz, belüftete/unbelüftete Dachkonstruktionen usw., beschrieb er auch die Nachteile der Kombination von PVC-Bahnen mit Bitumen. Eine bessere Lösung wäre seiner Meinung nach die mechanische Befestigung der Abdichtung auf Dächern oder die lose Verlegung mit Auflast. Dafür wäre PVC ein geeigneter Werkstoff. "Diese Arbeiten (Verarbeitung von PVC) liegen im Berufsbild des Klempners/Spenglers und bieten ihm ein zusätzliches Betätigungsfeld", so Götze.

Die richtige Versiegelung von Wandanschlußprofilen mit spritzbaren Dichtstoffen wurde ebenfalls ausführlich dargelegt. Götze zeigte neben den Werkstoffeigenschaften verschiedener spritzbarer Kunststoffe auch deren Einsatzmöglichkeiten und -grenzen auf. Häufig würden diese Werkstoffe als Abdichtung im Wandanschlußbereich z.B. bei Kappleisten eingesetzt. Hier können mangelhafte "Abdichtungen" zu großen Schäden führen, wenn Temperaturänderungen und Sonneneinstrahlung zu einer Zerstörung des Dichtmittels führen. Gerichtsurteile belegen darüber hinaus, daß es einem Gebäudenutzer nicht zuzumuten sei, eine "Wartungsfuge" an einer Fassade, die für eine 30jährige Lebensdauer ausgelegt ist, zu dulden. Lösungsmöglichkeiten seien auf dem Markt vorhanden, sie sind jedoch etwas aufwendiger und somit teurer.

Ergänzend zu seinen Ausführungen zeigte Götze zahlreiche Dias aus der Praxis, die unter den Teilnehmern zu lebhaften Diskussionen über gleichartige Erfahrungen und somit zu einem echten Erfahrungsaustausch führten.


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