IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1999, Seite 36 ff


SANITÄR-/HEIZUNGSTECHNIK


Die neue Norm für Kapillarlötfittings

aus Kupfer und Rotguß für Kupferrohre (DIN EN 1254 Teile 1 - 5)

Wolfgang Röntgen *

Trotz neuer Verbindungstechniken (pressen oder klemmen) ist die Kapillarlötverbindung in der Kupferrohrinstallation nicht nur die klassische Verbindungstechnik, sondern findet nach wie vor am häufigsten Anwendung. Sie gilt in den Regelwerken als "ohne besonderen Nachweis" dauerhaft dicht. Durch die umfassende Normung der Verbindungselemente - Rohre, Fittings, Lote - sind diese nahezu weltweit kompatibel.

Kapillarlötfittings sind Teil einer neuen europäischen Norm unter dem Titel "Kupfer und Kupferlegierungen - Fittings", die insgesamt aus 5 Teilen besteht: DIN EN 1254 Teile 1 - 5. Die Norm ist vom Technischen Komitee CEN/TC 133 "Kupfer und Kupferlegierungen" (Sekretariat DIN) unter deutscher Mitarbeit ausgearbeitet worden. Für die deutsche Mitarbeit ist der Arbeitsausschuß FR 10 "Fittings" im Normenausschuß Rohre, Rohrverbindungen und Rohrleitungen (FR) verantwortlich.

Die Norm wurde am 24.11.1997 von CEN angenommen. Die Veröffentlichung mit deutschem Text erfolgte im März 1998. Damit erlangte diese Norm den Status einer nationalen Norm und wurde mit Juli 1998 wirksam. Dies bedeutet auch, daß bis zum genannten Zeitpunkt die bisherige DIN 2856 zurückgezogen werden mußte.

Bild 1: Status und Überblick alter und neuer Normung.

Zugehörige Rohre

Die Fittings sind für den Anschluß an Kupferrohre nach DIN EN 1057 (Ausgabe Mai 1996) "Nahtlose Rundrohre aus Kupfer für Wasser- und Gasleitungen für Sanitärinstallationen und Heizungsanlagen" geeignet. Auf diese Norm darf auch Bezug genommen werden, wenn die Rohre (und Fittings) für andere Zwecke oder für den Transport anderer Medien vorgesehen sind (z.B.: Kälteanlagen, Heizölleitungen, Regenwassernutzungsanlagen oder Solaranlagen). Die Norm gilt auch für Rohre, die zum Vorummanteln vor dem Einsatz für obengenannte Zwecke bestimmt sind.

DIN EN 1057 enthält Rohre von 6 mm bis 267 mm Außendurchmesser. Dabei sind Rohre bis 108 mm Außendurchmesser zum Kapillarlöten (Weich- und Hartlöten) geeignet. Rohre mit einem Außendurchmesser über 108 mm sollten vorzugsweise durch Schweißen oder Fugenlöten miteinander verbunden werden.

Status und Überblick alter und neuer Normung

DIN 2856 umfaßte 3 Teile:

- DIN 2856 "Kapillarlötfittings - Anschlußmaße und Prüfungen", Ausgabe Februar 1986

- DIN 2856 Teil 10 "Kapillarlötfittings - Innenoberfächen", Ausgabe Februar 1988

- DIN 2856 Teil 11 "Kapillarlötfittings - Baumaße ausgewählter Formen", Ausgabe Januar1988

DIN EN 1254 umfaßt 5 Teile:

- Teil 1: "Kapillarlötfittings für Kupferrohre (Weich- und Hartlöten)"

- Teil 2: "Klemmverbindungen für Kupferrohre"

- Teil 3: "Klemmverbindungen für Kunststoffrohre"

- Teil 4: "Fittings zum Verbinden anderer Ausführungen von Rohrenden mit Kapillarlötverbindungen oder Klemmverbindungen"

- Teil 5: "Fittings mit geringer Einstecktiefe zum Verbinden mit Kupferrohr durch Kapillar-Hartlöten"

Nenndurchmesser

Der Nenndurchmesser von Fittings wird auch als Anschlußdurchmesser bezeichnet. Gemeint ist der Außendurchmesser des anzuschließenden Rohres (nicht zu verwechseln mit der sog. Nennweite, welche den Innenquerschnitt eines Rohres meint).

Die neue Norm enthält gegenüber DIN 2856 zusätzliche Nenndurchmesser. Diese Durchmesser sind teilweise in anderen europäischen Ländern üblich. Das bedeutet jedoch kein Aufweichen der bisher in Deutschland verwendeten Abmessungsreihe. Im Vorwort der DIN EN 1254-1 wird u.a. ausgeführt:

"Der Anwender dieser Norm wird darauf hingewiesen, daß nationale oder lokale Regelungen oder Praktiken die Auswahl der Anschlußmaße und Gewinde bei der Anwendung von Produkten nach dieser Norm einschränken können."

Eine solche Einschränkung wird dann auch in den einschlägigen DVGW-Arbeitsblättern (GW 6, GW 8, GW 392) vorgenommen. Hier ist die bisher in Deutschland übliche Abmessungsreihe im Bereich von 12 - 54 mm festgeschrieben. Die gesamte - nach wie vor in Deutschland geltende Abmessungsreihe für Kapillarlötfittings ist in Tabelle 1 dunkel unterlegt.

Für die Grenzabmaße der Nenndurchmesser gilt jetzt eine - allerdings unwesentliche - Veränderung. Die bisher in DIN 2856 enthaltenen Werte wurden auf- bzw. abgerundet. Die alten Werte sind in Tabelle 1 noch einmal in Klammern angegeben und gelten künftig nicht mehr. In der Praxis wird diese Änderung keine Rolle spielen.

Tabelle 1: Grenzabmaße für den Nenndurchmesser

(s. auch Tabelle 2 in DIN EN 1254-1) Werte in Millimeter

Nenndurchmesser

Grenzabmaße des mittleren Durchmessers 1) bezogen auf den Nenndurchmesser D

Differenz der Durchmesser zwischen Innen- und Außenlötende

D

Außendurchmesser des Außenlötendes

Innendurchmesser des Innenlötendes

max.

min.

6
8
9
10
12
14
14,7
15
16
18





+ 0,04
- 0,05

(+ 0,045)





+ 0,15
+ 0,06

(+ 0,155)
(+ 0,065)





0,20





0,02

21
22
25
27,4
28


+ 0,05
- 0,06
(+ 0,055)


+ 0,18
+ 0,07
(+ 0,185)
(+ 0,075)


0,24


0,02

34
35
40
40,5
42
53,6
54


+ 0,06
- 0,07
(+ 0,07)


+ 0,23
+ 0,09
(+ 0,23)
(+ 0,09)


0,30


0,03

(0,02)

64
66,7
70
76,1
80
88,9
106
108



+ 0,07
- 0,08
(+ 0,07)



+ 0,33
+ 0,10
(+ 0,33)
(+ 0,10)



0,41

(0,40)



0,03

1) Arithmetisches Mittel aus zwei im rechten Winkel zueinander stehenden Durchmessern, die an einem beliebigen Querschnitt auf der Länge des Innen- oder Außenlötendes gemessen werden.

in Deutschland geltende Nenndurchmesser

Werkstoffe

Bei den Werkstoffen für Kapillarlötfittings hat sich im Prinzip nichts geändert. Lediglich die Kurzzeichen, Werkstoffnummern und -normen sind jetzt international vereinheitlicht.

So wird z. B. der Werkstoff für Kupferrohre und Fittings, die aus solchen Rohren hergestellt werden, mit Cu-DHP bezeichnet und entspricht exakt dem bisherigen SF-Cu (sauerstofffreies Kupfer).

Kapillarlötfittings aus Rotguß (Strangguß oder Formguß) für Gewindeübergangsfittings oder Schraubverbindungen (DIN EN 1254 Teil 4) müssen in Deutschland nach wie vor den klassischen Werkstoffen "Rg2" bzw. "Rg5" entsprechen (s. auch Festlegungen im DVGW-Arbeitsblatt GW 6), auch wenn sich hier ebenso die Bezeichnung geändert hat.

Bild 2: Lötlängen

Lötlängen

Für die Lötlängen sind einige Änderungen anzumerken, die sich für die Praxis jedoch nicht auswirken werden.

  1. Die Lötlängen werden nur noch mit einem Mindestwert angegeben. Diese Werte entsprechen jedoch den bisherigen Werten in DIN 2856 abzüglich der dort zulässigen Minustoleranz (s. Bild 2).
  2. Die Werte für Innen- und Außenlötenden sind jetzt gleich, außer der in der Fußnote von Bild 2 beschriebenen Ausnahme.
  3. Wie schon in Bild 1 angemerkt, sind in DIN EN 1254 Teil 5 Fittings mit kurzer Einstecktiefe (Lötlänge) beschrieben (s. Tabelle 2).
Tabelle 2: Mindest-Lötlängen

Maße in Millimeter

Nenn-
durch-
messer

Lötlängen nach Tabelle 3 in DIN EN 1254 Teil 1
(Weich- und Hartlöten)

Lötlängen nach Tabelle 3 in DIN EN 1254 Teil 5
(nur Hartlöten)

Mindest-
Durchgangs-
querschnitt nach Tabelle 3 in DIN EN 1254 Teil 1 Bohrungs-
durchmesser

D

L1

L2

L1

 

6

5,8

 

 

4

8

6,8

 

 

6

10

7,8

 

 

7

12

8,6

 

 

9

15

10,6

2

7

11

18

12,6

2

7

14

22

15,4

2

8

18

28

18,4

2

9

23

35

23

2

10

29

42

27

2

10

36

54

32

2

11

47

64

32,5

2

11

55

76,1

33,5

3

12

65

88,9

37,5

3

14

76

108

47,5

4

15

92

Das DIN hatte diesen Teil der neuen Norm zunächst abgelehnt. Bei der Schlußabstimmung im CEN-Normungsverfahren wurde Deutschland jedoch überstimmt. Grund für die Ablehnung war, daß die in Deutschland angebotenen - so in DIN 2856 festgelegt - Kapillarlötfittings zum Weich- und Hartlöten geeignet sind. Dies bedeutet, daß alle Fittings die für die Weichlötung erforderliche "lange" Einstecktiefe haben müssen. Es scheint nicht wirtschaftlich (doppelte Lagerhaltung, Verwechslungsgefahr), zusätzliche Fittings über den gesamten Abmessungsbereich mit kurzer Einstecktiefe - nur zum Hartlöten erlaubt - anzubieten.

Allerdings scheint es sinnvoll, im oberen Abmessungsbereich (Anschlußdurchmesser > 54 mm) solche Fittings anzubieten bzw. anzuwenden. In diesem Abmessungsbereich wird nicht mehr weichgelötet. Hier sind Fittings mit kurzer Einstecktiefe auch wirtschaftlich (Materialeinsparung beim Hersteller, geringerer Lotverbrauch beim Anwender). Wenn es in diesem Abmessungsbereich keine anderen Fittings gibt, entfällt auch die doppelte Lagerhaltung und Verwechslungsgefahr. Vermutlich wird sich "der Markt" darauf einstellen.

Bild 3: Aufmuffung

Rohranschlag

In DIN EN 1254-1 wird zwar ein wirksamer Rohranschlag gefordert, jedoch wird die Ausführung von Aufmuffungen nicht wie in DIN 2856 spezifiziert. Um Verwirbelungen zu vermeiden und Ermüdungsbrüchen vorzubeugen, bleibt diese Forderung im DVGW-Arbeitsblatt GW 8 bestehen (s. Bild 3).

Tabelle 3: Mindest-Wanddicke

(s. auch Tabelle 5 in DIN EN 1254-1) Maße in Millimeter

 

Mindest-Wanddicke

Nenn-
durch-
messer
D

Halbzeug aus Kupfer
(Kupferrohr)

Halbzeug aus Kupfer-
legierungen
(Strangguß)

Gußstücke aus Kupfer und Kupfer-
legierungen
(Formguß)

   

*

   

6

0,6

0,72

1,0

1,0

8

0,6

0,72

1,0

1,0

10

0,6

0,72

1,0

1,0

12

0,6

0,80

1,1

1,1

15

0,7

0,90

1,2

1,2

18

0,8

0,90

1,4

1,4

22

0,9

1,00

1,4

1,5

28

0,9

1,08

1,5

1,8

35

1,1

1,20

1,6

1,8

42

1,1

1,30

1,8

2,0

54

1,2

1,35

1,9

2,3

64

1,4

1,55

2,0

2,4

76,1

1,6

1,75

2,6

2,8

88,9

1,8

1,90

2,9

3,1

108

2,1

2,30

3,3

3,5

*) Die in Spalte 3 aufgeführten Werte entsprechen der "Mindest-Wanddicke im allgemeinen" aus DIN 2856 und sind im DIN EN 1254-1 nicht mehr enthalten.

Wanddicken

In DIN 2856 gab es zwei Wanddickenreihen für Kapillarlötfittings, die aus Kupferrohren gefertigt werden. Die Reihe der "Mindest-Wanddicken im allgemeinen" ist in der neuen Norm nicht mehr enthalten. Durch den Wegfall der genannten Wanddickenreihe und Beschränkung auf die "dünne" Reihe kann der Eindruck entstehen, daß Fittings nach der neuen Norm qualitativ schlechter und weniger beanspruchbar sind (s. Spalten 2 und 3 in Tabelle 3). Bedingt durch die Fertigungsverfahren wird sich jedoch praktisch nichts ändern. Bild 4 erklärt diesen Sachverhalt. Die Wanddicken an Rotgußfittings (s. Spalten 4 und 5 in Tabelle 3) wurden in der neuen Norm gegenüber DIN 2856 nicht wesentlich verändert.

Bild 4: Unterschiedliche Wanddicken-Verhältnisse an Kapillarlötfittings, gefertigt aus Kupferrohr.
Die mit 1 gekennzeichneten Partien entsprechen den Stellen an einem Fitting, an denen die geringste Wanddicke nach DIN 2856 erlaubt war (s. Spalte 2 in Tabelle 3). An den übrigen Partien - die hier mit 2 gekennzeichnet sind - waren größere Werte gefordert
(s. Spalte 3 in Tabelle 3). Auch wenn diese höheren Werte in DIN EN 1254-1 nicht mehr gefordert sind, ergeben diese sich bei der Fertigung zwangsläufig.

Wanddickenvergleich Fittings/Rohre

Immer wieder werden Fittingshersteller auf die gegenüber den Rohrwanddicken, dünnen Fittings angesprochen und kritisiert. Diese Kritik ist nicht berechtigt, wie folgendes Beispiel für den Nenndurchmesser 22 mm belegt:

- Das Kupferrohr nach DIN EN 1057, entsprechend der im DVGW-Arbeitsblatt GW 392 festgelegten Auswahlreihe, hat bei diesem Durchmesser eine Nennwanddicke von 1,0 mm, die mit ± 15% toleriert ist. Damit darf die dünnste Stelle der Rohrwand 0,85 mm betragen. Wenn dieses Rohr handwerklich gebogen wird - was ja erlaubt ist - erfährt die Rohrwandung im Außenradius der gebogenen Partie durch die Streckung einen Wanddickenverlust von ca. 12%. Es kann an dieser Stelle also eine Wanddicke von 0,75 mm entstehen.

- Fittings müssen an der dünnsten Stelle - z.B. Außenradius von Bogen - 0,9 mm Wanddicke aufweisen.

Fittings haben also nur auf den ersten Blick eine dünnere Wand (0,9 mm) als Rohre (1,0 mm). Bleibt zu erwähnen, daß im Gegensatz zu den "Stufensprüngen" der Wanddicken bei Rohren die Wanddicken der Fittings entsprechend den Durchmessern linear steigen und mathematisch ermittelt sind ("Kesselformel" nach Schwaigerer, auf Grundlage eines ausgeglühten Rohres mit 200 N/mm2 und einem Sicherheitsbeiwert von 4,0).

Tabelle 4: Maximale Temperaturen und Drücke

(s. auch Tabelle 6 in DIN EN 1254-1)

Art der Lötung

Typische Beispiele für Weichlot-
/Hartlot-
legierungen

Maxi-
male Tempe-
ratur 1)
°C

Maximale Drücke für Nenndurchmesser 1) 2)
bar

von
6 mm
bis 34 mm

über
34 mm
bis 54 mm

über
54 mm
bis 108 mm

Weichlöten

I Blei/Zinn 50/50% oder 60/40%

30

16

16

10

65

10

10

6

110

6

6

4

II Zinn/Silber 95/5%

III Zinn/Kupfer Cu 3% max. 0,4% min. Rest Sn

30

25 (40)3)

25

16

65

25

16

10

110

16

10

16

Hartlöten

IV Silber/Kupfer ohne Kadmiumzusatz 55% bis 40% Ag

V Silber mit Kadmiumzusatz 30% oder 40% Ag

VI Kupfer/Phosphor 94,6% oder Kupfer/Phosphor mit 2% Silber 92/6/2%

30

25 (40)3)

25

16

65

25

16

16

110

16

16

16

1) Für Anwendungsfälle außerhalb des Bereiches dieser Tabelle sollte die Genehmigung des Herstellers eingeholt werden.

2) Dazwischenliegende Druckstufen sind durch Interpolation zu ermitteln.

3) Die Werte in Klammern standen in DIN 2856 und wurden in der neuen Norm herabgesetzt. Alle anderen Werte sind aus DIN 2856 übernommen.

Anmerkung: Weichlotlegierungen mit Blei und Hartlotlegierungen mit Kadmium sind in den Anlagen für Wasser für den menschlichen Gebrauch nicht zulässig.

Zulässige Temperaturen und Betriebsdrücke

Tabelle 4 (entspricht Tabelle 6 der DIN EN 1254-1) gibt einen Überblick über diese Werte. Zwei Werte wurden gegenüber der entsprechenden Tabelle in DIN 2856 verändert (in Klammern die Werte aus DIN 2856).

Auch hier kommt es immer wieder zu Mißverständnissen über die in dieser Tabelle genannten Betriebsdruckgrenzen. Diese Begrenzungen betreffen nicht die tatsächliche Druckbelastbarkeit der Lötfittings sondern sind verbindungstechnisch bedingt. Rohre und Fittings halten ohne diesen verbindungstechnischen Einfluß wesentlich höheren Belastungen stand. Für die normale Hausinstallation sind die hier angegebenen Werte sicher ausreichend. Muß eine höhere Belastbarkeit erzielt werden - z. B. bei industrieller Anwendung - sollte man sich mit den Herstellern von Loten und Fittings in Verbindung setzen (s. auch Fußnote 1) zu Tabelle 4). Typprüfungen an Fittings und Berstdruckversuche zeigen, daß sorgfältig gelötete Kapillarlötverbindungen bis zu 200 bar aushalten. Dabei platzt in der Regel das eingelötete Rohrstück und nicht der Fitting.

An dieser Stelle soll darauf hingewiesen sein, daß die in DIN 2856 geforderten Dichtheits- und Bauteilprüfungen in der neuen Norm weniger anspruchsvoll sind. Die Hersteller, welche sich in Deutschland vom DVGW oder der Gütegemeinschaft Kupferrohr zertifizieren lassen, unterliegen jedoch nach wie vor den alten Anforderungen, weil diese in den Regelwerken der genannten Zertifizierungsstellen festgeschrieben sind.

Bild 5: Einbaumaße ("Z-Maße"). Das Maß "Z" bezeichnet die durch den montierten Fitting bewirkte Verlängerung eines Rohrleitungsstücks in axialer Richtung bis zur nächsten Rohrmitte bzw. zwischen zwei Rohrenden.

Einbaumaße

Im Zuge einer immer breiteren Anwendung der Vorfertigung von Installationseinheiten haben die deutschen Hersteller von Kapillarlötfittings dem Wunsch nach einheitlichen Einbaumaßen (gemeint sind sog. Z-Maße entsprechend Bild 5) entsprochen und diese seinerzeit in DIN 2856 Teil 11 (Ausgabe Januar 1988) festgelegt.

Unterschiedliche Fertigungsverfahren der einzelnen Hersteller ließen jedoch lediglich eine Festlegung von Mindestmaßen zu. D.h. es gibt keine Grenzabmaße "nach oben". Somit bleibt die gewollte "Anwendungsfreundlichkeit" dieser Norm für den Vorfertiger fraglich.

Falls man Wert auf möglichst gleichbleibende Einbaumaße legt, sollte man sich - zumindest mittelfristig - auf einen Hersteller festlegen. Dieser wird in der Regel für die in seinen technischen Unterlagen angegebenen Maße über einen längeren Zeitraum eine relativ enge Toleranz garantieren.

Unter Berücksichtigung dieses Hintergrundes versteht man dann auch, daß bei der Erarbeitung der europäischen Norm auf Baumaßfestlegungen verzichtet wurde. Darum bleibt der Teil 11 der alten DIN 2856 bis auf weiteres gültig. Hersteller mit DVGW- oder Gütezertifizierung müssen sich daran halten.

Im DIN-Arbeitskreis FR 10 wird man in nächster Zeit darüber befinden müssen, ob diese nationale "Restnorm" - nach Überarbeitung - gültig bleibt oder die "Baumaßnorm" ersatzlos zurückgezogen wird.

In diesem Zusammenhang muß man auch die Situation für die Geometrie von Bogen (90°-Umlenkung) erwähnen. Bei der Erarbeitung der alten DIN 2856 hat man seinerzeit in Übereinstimmung mit Herstellern, Handel, Installationshandwerk und Industrieanwendern eine klare Regelung getroffen:

"Umlenkungen 90° aus Kupfer müssen als Bogen mit einem Mindestradius R = 1,2 D ausgeführt werden. Die Innen- oder Außenlötenden dürfen erst nach voller Ausbildung des Bogens angeformt sein" (s. Bild 5).

Damit wollte man die Sortenvielfalt von 90°-Umlenkungen eingrenzen und eventuellen Erosionskorrosionen vorbeugen. Der Markt hat diese Einschränkung jedoch nicht angenommen und so finden bis heute andere Ausführungen von 90°-Umlenkungen (kleinere Biegeradien an sog. "Winkeln") vielfache Anwendung.

Die europäische Norm hat dann auch diese Anforderung von DIN 2856 nicht berücksichtigt. Gleichwohl bleibt die Anforderung in Deutschland zunächst bestehen. Dies ist mit der z.g. "Restnorm" für Einbaumaße und den DVGW- und Güteanforderungen abgesichert. Darum tragen z. Zt. die "Winkel" kein DVGW- oder Gütezeichen.

Mindest-Durchgangsquerschnitt

Eine solche Anforderung war in DIN 2856 nicht enthalten. Durch die Aufnahme in DIN EN 1254 müssen Fittings künftig diese Anforderung erfüllen (s. Tabelle 2). Gemeint ist hier die Mindest-Querschnittsfläche der Bohrung durch einen Fitting, gemessen als Querschnittsfläche (arithmetisches Mittel des Durchmessers).

Innenoberfläche

In den 70er Jahren beobachtete man die Lochkorrosion an Kupferrohren und -fittings in Installationen für kaltes Trinkwasser. Man stellte fest, daß dafür u.a. Kohlenstoff-Filme und Schmiermittelreste, wie sie bei der Herstellung dieser Produkte entstehen können, maßgebend waren. Deshalb wurden Anforderungen an die Reinheit der Innenoberfläche dieser Bauteile formuliert und Verfahren für die Überprüfung dieser Anforderungen entwickelt. DIN 2856 Teil 10 deckte erstmals diese Anforderungen und Prüfung in einer Norm ab. Das Thema ist jetzt in den neuen europäischen Normen verankert.

Der Grenzwert für den Restkohlenstoff (1,0 mg C/dm2) wurde von DIN 2856 Teil 10 übernommen. Hier wird jedoch darauf hingewiesen, daß in DVGW- und Güteregelwerken der Grenzwert inzwischen auf 0,5 mg C/dm2 festgelegt wurde. Vollständigkeitshalber muß erwähnt werden, daß die diesbezüglichen Anforderungen an Kupferrohre noch schärfer gefaßt sind. Dies hat u.a. mit dem großen Flächenanteil der Rohre in einer Installation zu tun. Auf jeden Fall müssen beide Produkte (Rohre und Fittings) frei von schädlichen Kohlenstoff-Filmen sein.

Bild 6: Beispiele für übliche Kennzeichnungssysteme.

Gewinde

Bei der Erarbeitung der europäischen Norm, die immerhin einige Jahre in Anspruch nahm, wurde das Gewindethema lange Zeit äußerst kontrovers diskutiert. Die Delegation des DIN war zunächst grundsätzlich der Meinung, daß durch das Vorhandensein von weltweit anerkannten Normen (ISO 7 und ISO 228) für Gewinde in der Rohrverbindungstechnik kein Bedarf für eine zusätzliche Normung im Rahmen der europäischen Fittingsnorm bestand.

Trotzdem wurde - durch Mehrheitsbeschluß - mit der Verabschiedung von Teil 4 der DIN EN 1254 ein nach deutscher Meinung "fauler Kompromiß" gefunden.

Die Erarbeitung europäischer Normen erfolgt in englischer Sprache. Bedingt durch die Übersetzung klingt der deutsche Titel etwas verwirrend (s. Abschnitt: "Status und Überblick alter und neuer Normung" - Teil 4: "Fittings zum Verbinden ... ). Gemeint sind hier sog. Gewindeübergangsfittings (mit Kapillarlötanschlüssen) und Verschraubungen (lösbare Verbindungen mit Kapillarlötanschlüssen und/oder Rohrgewindeanschlüssen).

Das deutsche Unbehagen über den Kompromiß wird im wesentlichen dadurch begründet, daß neben den bisher international anerkannten Gewindearten auch ein konisches Außengewinde - RK (ISO 7 modifiziert) - aufgenommen wurde. Durch DVGW- und andere Regelwerke wird dieses Gewinde in Deutschland jedoch keine Anerkennung finden.

Zur Klarstellung folgende Hinweise:

Bei Gewinderohren, Fittings, Rohrverschraubungen und Armaturen werden zwei ähnliche, jedoch nicht zu verwechselnde Rohrgewinde verwendet:

    1. Das innen zylindrische, außen konische Rohrgewinde nach ISO 7-1 (adäquat zu DIN 2999). Ein Rohrverbindungsgewinde, das - unterstützt mit Dichtstoffen - im Gewinde dichtet.
    2. Das innen und außen zylindrische Rohrgewinde nach ISO 228-1. Ein mechanisches Befestigungsgewinde, das systemgemäß nicht im Gewinde abgedichtet wird. Seine Funktion erhält dieses Gewinde, wenn die Dichtheit durch Flächenpressung außerhalb der Gewindepartie erreicht wird.

Gewindeübergangsfittings sind mit Gewinden nach 1. auszuführen. Dazu der Hinweis auf die entsprechende Forderung im DVGW-Arbeitsblatt GW 6 "Kapillarlötfittings aus Rotguß und Übergangsfittings aus Kupfer und Rotguß; Anforderungen und Prüfbestimmungen" mit der Fußnote: "In Anbetracht der zwangsläufigen Fehldiagnosen bei Anwendung der Lehrenwerkzeuge nach ISO 7/2 wird nach DIN 2999 Teil 2 und Folgeblätter geprüft.

Die Klärung dieser Schwierigkeiten in den Normenausschüssen wird - soweit abzusehen - noch eine längere Zeit beanspruchen. Daher wird diese Regelung für eine Übergangszeit für vertretbar gehalten."

Befestigungsgewinde, z.B. an Verschraubungen für die Überwurfmuttern und deren Paßstücke, sind nach 2. auszuführen. Ähnlich wie DVGW-Arbeitsblatt W 534 "Rohrverbinder und -verbindungen für Rohre in der Trinkwasserinstallation; Anforderungen und Prüfung" beschreibt jetzt auch DIN EN 1254 Teil 4 (in DIN 2856 war eine solche Beschreibung nicht enthalten):

- "Schraubverbindungen können folgende Formen haben: Kugel mit Konus, Konus an Konus, Konus an Radius oder Stirnseite mit Dichtungselement.

- Bauteile von Schraubverbindungen von unterschiedlichen Herstellern sollen nicht als untereinander austauschbar angesehen werden."

Bezeichnungen

Auf die Tabelle 6 von DIN 2856 - "Bildliche Darstellung der häufigsten Lieferformen wurde in der neuen Norm verzichtet.

Dafür wurden folgende Anmerkungen aufgenommen:

- "Fittings werden üblicherweise entweder durch die Katalognummer des Herstellers und/oder durch die übliche Benennung wie Muffe, Bogen, Winkel, T-Stück usw. bezeichnet."

- "Die bevorzugte Reihenfolge zur Festlegung der Abgänge ist..." Auf den ... folgenden Text wird hier verzichtet, da er eher Verwirrung als Klarstellung auslösen könnte. Im Prinzip ist das Bezeichnungs- bzw. Bestellsystem aus DIN 2856 beibehalten worden (Beispiele s. Bild 6).

Kennzeichnung

Text aus DIN 2856:

"Fittings müssen - soweit es die Größe des Fittings ermöglicht - mit dem Herstellerkennzeichen oder -namen und den Anschlußdurchmessern - mindestens jedoch mit dem Herstellerzeichen dauerhaft und lesbar gekennzeichnet werden."

Text aus DIN EN 1254:

"Alle Fittings müssen lesbar und dauerhaft mindestens mit dem Herstellerzeichen gekennzeichnet werden und, sofern praktisch möglich, mit dem Nenndurchmesser der Nummer und dem Teil dieser Norm."

In Deutschland scheint sich folgende Meinung durchzusetzen:

Normen drücken in der Regel Mindestanforderungen an Produkte aus. Produktzertifizierungen nationaler und internationaler Art sind meistens schärfer gefaßt (z. B. DVGW, Gütegemeinschaft, KIWA [NL] oder Kitemark [GB]). Somit drückt ein entsprechendes Überwachungszeichen auf dem Fitting aus, daß zumindest die europäischen Normanforderungen erfüllt sind. Ein Aufbringen der Normnummer auf dem Fitting ist, wenn ein Zertifizierungszeichen aufgebracht ist, deshalb nicht erforderlich. Hersteller haben seit jeher Probleme, die vielfältigen Symbole auf der relativ kleinen Außenfläche eines Fittings unterzubringen. Es bleibt abzuwarten, ob sich künftig die unterschiedlichen nationalen Zertifizierungen europäisch harmonisieren lassen.

Qualitätsmanagementsysteme nach ISO 9000 ff

Bei Ausgabe der DIN 2856 (Febr. 1986) war die Forderung nach Anwendung solcher Systeme noch nicht populär und darum nicht gestellt. Die neue Norm empfiehlt zumindest die Anwendung. Für Hersteller mit zertifizierten Produkten gilt eine solche Anforderung schon seit längerer Zeit als zwingend.


* Prokurist bei Woeste "Yorkshire" und u.a. Mitarbeiter im DIN-Fachausschuß FR 10 und bei CEN/TC 133 WG8


* Wenn der Durchmesser des Außenlötendes kleiner als der übrige Fittingskörper ist, muß die Außenlötlänge um L2 länger als die Innenlötlänge sein.


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