IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 2/1999, Seite 38 f.


REPORT


Energiesparende Gebäude - Herausforderungen und Chancen

Mit dem Viessmann-Symposium unter dem Titel "Energiesparende Gebäude - Herausforderungen und Chancen" sollte der 1994 mit einem Forum begonnene Dialog fortgesetzt werden. Und so folgten rund 100 Planer und Heizungsbauer der Einladung und kamen Mitte November in die Viessmann-Akademie nach Berlin.

ESVO 2000

Mit Einführung der Energiesparverordnung 2000* (ESVO 2000) rücken Wärmeschutz und Anlagentechnik näher zusammen und werden Partner zur Einsparung von Primärenergie. Dies bedeutet für die Heizungsbranche eine besondere Herausforderung, aber auch eine große Chance zugleich. Das Viessmann-Symposium bot Gelegenheit, sich von anerkannten Fachleuten über die Herausforderungen, die auch den Ansprüchen nach Komfort und Behaglichkeit genügen müssen, informieren zu lassen und darüber zu diskutieren.

Viessmann begrüßt das Vorhaben nach einer Zusammenlegung der Wärmeschutz- mit der Heizungsanlagenverordnung zur Energiesparverordnung. Damit wird das Niedrigenergiehaus künftig bei Neubauten zum Standard. Nach Untersuchungen der Technischen Universität Dresden und des Passiv-Haus-Instituts gehören die öl- und gasbefeuerten Niedertemperatur- und Brennwertgeräte mit zu den besten verfügbaren Techniken. Es zeichnet sich deutlich ab, daß die gerätetechnische Vielfalt zunehmen wird. "Und das Unternehmen Viessmann", so Prof. Dr.-Ing. Helmut Burger (Mitglied der Viessmann-Geschäftsführung) in seiner Begrüßungsrede, "wird sich von einem ehemaligen Heizkesselhersteller zu einem Heizwärme-Systemanbieter wandeln."

Prof. Dr.-Ing. Helmut Burger eröffnete das Symposium mit dem Titel "Energiesparende Gebäude - Herausforderungen und Chancen".

Heizungsanlagen von morgen

Notwendig ist nach Ansicht von Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig (Impuls-Programm der hessischen Landesregierung) die Reduzierung des Stromverbrauchs für Brenner, Regelung, Pumpen und andere elektrische Verbraucher. Aufgrund des niedrigen Heizwärmebedarfes stellt er in Frage, ob eine Nachtabsenkung überhaupt erforderlich sei. Diagnosen heutiger Niedrigenergiehäuser hätten ergeben, daß die Temperatur in Räumen bei Nachtabsenkung nur unmerklich abnehme.

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hausladen (Universität, Gesamthochschule Kassel) berichtete aus einer Studie zum Nutzerverhalten und dem Energieverbrauch an 400 Gebäuden. Ein Ergebnis hat gezeigt: "Einfache Beheizungssysteme sind die energiesparendsten." Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Richter (Technische Universität Dresden) stimmt dem zu und ergänzt, der Nutzer einer Heizungsanlage nehme durch die Art und Weise seines Verhaltens sehr starken Einfluß auf den Energieverbrauch. Die Technik allein schaffe die Rahmenbedingungen für eine in Summe betrachtet geringen Energieverbrauch.

Zwei der sieben Referenten während ihres Vortrages: oben Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Richter (TU Dresden) und unten Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hausladen (Universität, GH Kassel).

Zum Thema der Wohnungslüftung vertritt Dr. Wolfgang Feist (Passiv Haus Institut) die Meinung, daß eine Fugenlüftung durch Undichtigkeiten im Gebäude als Zufallslüftung bezeichnet werden kann und ein notwendiger Luftaustausch nicht gesichert ist. Eine mechanische Lüftung, die kontrolliert die Raumluft erneuert, kann erst den hygienisch erforderlichen Austausch herbeiführen. Prof. Richter bestätigt die Aussagen von Dr. Feist: "Aus bauphysikalischer Sicht bedarf es in Niedrigenergiehäusern einer mechanischen Be- und Entlüftungsanlage." Gleichwohl sei eine Fensterlüftung, je nach gewählten Randbedingungen, energetisch günstiger.

Dr. Feist ging auf die seit Jahren in der Fachwelt kursierenden Frage nach, welche Maßnahme vorrangiger sei, die nachträgliche Wärmedämmung der Gebäudefassade oder die Heizkesselerneuerung? Für Dr. Feist läßt sich diese Frage pauschal nicht beantworten. Er gibt den Rat, die Arbeiten vorzunehmen, die anstehen. Und diese sollen dann "richtig" durchgeführt werden, d. h. besser als der Standard sein. Bei der Heizkesselerneuerung solle man beispielsweise ein Brennwertgerät wählen statt einen Niedertemperaturkessel einbauen zu lassen.

Rund 100 Gäste kamen aus dem Großraum Berlin, um am Viessmann-Symposium teilzunehmen.

Dipl.-Ing. Hans-Peter Sproten (Fachverband Sanitär, Heizung, Klima in Nordrhein-Westfalen) untersuchte in seinem Referat die Wärmedämmung von Rohrleitungen. Nicht oder schlecht gedämmte Rohrleitungen im Kellergeschoß bedeuten einen erheblichen Wärmeverlust. Sproten: "Sie zu entdecken, ist für den Auftraggeber nicht schwer. Ein Gang in den Keller genügt." Er appellierte an die Handwerker, korrekt und nach den Vorgaben der Heizungsanlagenverordnung die Rohrleitungen und Armaturen zu dämmen, möchte man Regreßforderungen aus dem Wege gehen.

Fazit

Das Viessmann-Symposium "Energiesparende Gebäude - Herausforderungen und Chancen" hat gezeigt, daß Industrie und Handwerk an den Antworten auf die Energiefragen des nächsten Jahrhunderts arbeiten und - viel wichtiger - finden werden.


* Die Energiesparverordnung wird zur Zeit in drei Bonner Ministerien gemeinsam erarbeitet. Welche Inhalte sie haben und wann sie von Bundestag und Bundesrat verabschiedet sein wird, weiß heute noch niemand. Insider gehen davon aus, daß sie frühestens im Laufe des Jahres 2000 verbindlich anzuwenden ist.


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