IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/1998, Seite 3


EDITORIAL


Wechselvolle Zeiten

"Wechselduschen beleben den Kreislauf" - sagen die Gesundheitsexperten. Wie schön, wenn diese Erkenntnis auch auf den Wirtschaftskreislauf zuträfe, denn das Jahr 1998 war an kalten und warmen Güssen wahrlich nicht arm. Es begann für die SHK-Branche gleichsam mit einem "Kaltstart", erwärmte sich jedoch zum Frühjahr hin - zumindest im Westen Deutschlands - auf wärmere konjunkturelle Temperaturen. Dabei machten vor allem zwei Trends belebende Einflüsse geltend:

- der anhaltende Wunsch vieler gesundheitsbewußter Verbraucher nach einem Bad, das nicht nur kostbare Wasser- und Energieressourcen schont, sondern zugleich zu einem stilvollen Zentrum von Körperpflege, Fitneß und Entspannung wird

- und die Modernisierung von Heizungsanlagen, ein Bereich, in dem es auch künftig noch einige Potentiale geben wird.

Zusätzlich nutzen die SHK-Handwerke verstärkt die Chance, sich mit Service- und Wartungsangeboten zu profilieren und damit dem zunehmenden Wettbewerbsdruck durch Billiganbieter ein wirkungsvolles Bollwerk entgegenzusetzen.

Während des Sommers entfaltete die Konjunkturbelebung in Deutschland Breitenwirkung und führte endlich zu einem leichten Abbau der hohen Arbeitslosenzahlen. Zuversichtliche Prognosen namhafter Wirtschaftsauguren und das politische Versprechen, nach den Wahlen werde endlich Ernst gemacht mit der lange versprochenen Steuer- und Abgabenentlastung des Mittelstandes, wirkten wie ein warmer Landregen auf die zart keimenden Hoffnungspflänzchen in der unternehmerischen Landschaft der Bundesrepublik.

Im Oktober jedoch folgte erneut eine "kalte Dusche". Die Aussicht auf finanzielle Entlastung und die damit verbundene Stärkung von Eigenkapitalbasis und Investitionskraft verflüchtigten sich wie Frühnebel in der Morgensonne. Denn vielerlei Vergünstigungen für kleine und mittlere Betriebe wie z.B. Sonder- und Ansparabschreibungen standen auf der Streichliste der neuen Regierungskoalition, ohne daß dafür ein adäquater finanzieller Ausgleich auszumachen gewesen wäre. Nicht nur Wirtschaftsverbände sowie Politiker der Union und der FDP, sondern auch Repräsentanten aus dem Lager der SPD wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Clement forderten eine stärkere Steuerentlastung der mittelständischen Wirtschaft.

Zwar haben die SHK-Handwerke einen Bonus gegenüber etlichen anderen Wirtschaftsbereichen: sie dürfen zumindest darauf setzen, daß der ökologische Kurs der neuen Bundesregierung mit einer spürbaren Verteuerung der Energiepreise die Nachfrage nach energiesparenden Investitionen anheizen wird. Dennoch breitet sich angesichts unbefriedigender politischer Rahmenbedingungen in der Branche - wie auch in der übrigen Wirtschaft - ein frostiger Hauch aus. "Die Stimmungslage schwankt zwischen Hoffen und Bangen", heißt es im jüngst veröffentlichten Jahresgutachten des Sachverständigenrates.

Wachsende Unsicherheit verschleiert wie Nebel den Blick nach vorn. Gerade jetzt wäre eine klare Perspektive jedoch vonnöten, damit die SHK-Branche beim internationalen Jahrhundert-Endspurt kraftvoll "durchstarten" und mithalten kann. Die Betriebe brauchen sich im Grunde nicht zu scheuen, neue, noch unerschlossene, aber zukunftsträchtige Wege einzuschlagen. Denn sie sind dank systematischer Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und einer weitsichtigen, offensiven Marktstrategie recht gut für kommende Herausforderungen gerüstet. Sie müssen nur sehen, wohin die Reise geht. . .

Ekkehard Strobel
Verleger und Chefredakteur
IKZ-HAUSTECHNIK


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