IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/1998, Seite 64 ff.



Bohren bis zum Anschlag

Bohrmaschinen, Bohrhämmer und akkubetriebene Geräte

Wo gedübelt und befestigt werden soll, muß zuerst gebohrt werden. Die Wahl des passenden Werkzeuges hängt vom Baustoff und den Gegebenheiten vor Ort ab. Ist ausreichend Bewegungsfreiheit vorhanden? Gibt es einen Stromanschluß oder muß akkubetriebenes Werkzeug verwendet werden? Die Hersteller bieten für diese unterschiedlichen Einsatzgebiete mehr als ein Dutzend unterschiedlicher Werkzeugtypen zum Bohren an: Bohrmaschinen mit und ohne Schlag, Bohr- und Meißelhämmer sowie Akku-Bohrschrauber. Dabei werden die Produkte der verschiedenen Hersteller immer austauschbarer. Bei der Anschaffung entscheidet zunehmend das Preis-/Leistungsverhältnis, aber auch der Service und die Ausstattung mit Zubehör, den die Hersteller für ihre Geräte bieten.

Bohren und Schlagen

Eines der verbreitetsten Elektrowerkzeuge ist die Schlagbohrmaschine. Mit ihr lassen sich nicht nur Löcher in Wand und Decke bohren; sie ist mit dem entsprechenden Zubehör auch zum Schrauben, Polieren oder Entrosten geeignet.

Wird die Bohrmaschine nur gelegentlich verwendet, reicht ein einfaches Modell mit einer Leistungsaufnahme von etwa 500 Watt. Stärkere Schlagbohrmaschinen haben zwei Gänge und etwa 600 bis 800 Watt.

Drehzahlelektronik, Rechts/Linkslauf zum Schrauben, ein Zusatzhandgriff, Bohrtiefenanschlag und ein Schnellspannfutter gehören bei den meisten Geräten heute bereits zur Grundausstattung. Andere Details erweisen sich auf den zweiten Blick als nützlich. Eine Maschine mit Drehkraftvorwahl schaltet den Motor ab, wenn die eingestellte Kraft erreicht ist. Ein Schnellwechselkabel weiß man dann zu schätzen, wenn das Gerätekabel auf der Baustelle beschädigt wird.

Ein Schnellwechselkabel weiß man dann zu schätzen, wenn das Gerätekabel auf der Baustelle beschädigt wird.

Mit oder ohne Schlag

Die Wahl der richtigen Befestigungselemente (Dübel, Injectionsbefestigungen) hängt ebenso vom Baustoff ab wie die des richtigen Bohrverfahrens und des entsprechenden Werkzeuges. Bei unverputztem Mauerwerk kann die Wandbeschaffenheit durch die Steinform, -farbe und -oberfläche bestimmt werden. Bei verputztem Mauerwerk ist dies nicht möglich. Hier empfiehlt sich eine Probebohrung.

Je nach Bohrfortschritt und Farbe des Bohrmehls kann der Ankergrund bestimmt werden. So kann zum Beispiel bedeuten:

In Holz und Metall arbeitet die Bohrmaschine drehend und schneidend. Mit jeder Umdrehung hebt der Bohrer dabei Späne des bearbeiteten Materials ab und fördert sie aus dem Bohrloch. Auch Lochsteine, Baustoffe mit geringer Festigkeit und Porenbeton dürfen nur im Drehgang (ohne Schlag) gebohrt werden. Gerade bei Hohllochziegeln besteht sonst die Gefahr, daß die Stege im Baustein zerstört werden und der Dübel später kaum noch Halt findet. In festen Baustoffen wie Vollziegeln oder Beton eignet sich das Bohren mit der Schlagbohrmaschine (mit einer großen Anzahl leichter Schläge) oder die Verwendung eines Bohrhammers (mit einer kleinen Anzahl von Schlägen, aber besonders hoher Schlagenergie).

In diesen Baustoffen muß das Material regelrecht zertrümmert werden. Dafür sorgt bei der Schlagbohrmaschine ein Schlagwerk, bei dem sich eine rotierende Rastenscheibe gegen eine fest montierte Rastenscheibe drückt. Bei jeder Umdrehung überträgt diese Mechanik - abhängig von der Rastenzahl - Schläge in axialer Richtung auf den Bohrer. Die Schlagzahl liegt bei modernen Geräten bei über 50000 Schlägen pro Minute, wobei deren Energie abhängt von der Maschinenmasse und der durch den Anpreßdruck erzeugten Beschleunigung. Mit anderen Worten, je höher der Druck, um so stärker der Bohrfortschritt. Je härter der Baustoff, desto stärker muß die Maschine während des Bohrens angedrückt werden.

Bohr / Meißelhämmer wie z.B. der Upat "T 1715 E" ermöglichen nicht nur größere Bohrlochdurchmesser (bis 80 mm), sie sind auch für Stemmarbeiten einsetzbar.

Der Hammer unter den Bohrern

Leichter fällt das Bohren in harten Materialien, wenn statt der Schlagbohrmaschine ein Bohrhammer verwendet wird. Er ersetzt heute in den meisten Fällen bereits die Schlagbohrmaschine und wird immer mehr zum Standardwerkzeug, wenn in festen Baustoffen gebohrt werden muß.

Ein Schlagwerk sorgt dafür, daß der Bohrer "von allein" in die Wand getrieben wird. Ein Anpressen und Drücken wie bei der Schlagbohrmaschine ist hier nicht notwendig. Die Anzahl der Schläge ist mit etwa 5000 pro Minute deutlich geringer als bei Schlagbohrmaschinen. Dafür erfolgen sie mit wesentlich mehr Kraft. Zum Vergleich: Der Bohrhammer benötigt eine um ein Drittel geringere Andruckkraft, obwohl der Bohrfortschritt etwa dreimal höher liegt. Vor allem beim Bohren über Kopf macht sich der geringere Kraftaufwand bemerkbar.

Bohrhämmer besitzen ein pneumatisches Schlagwerk, in dem sich ein Hubkolben mit einem frei fliegendem Schläger (Hammer) bewegt. Durch den im Kolben produzierten Überdruck wird der Hammer auf den Bohrerschaft geschlagen. Nach dem Aufschlag wird er im Kolben wieder zurückgeführt und in der sich dabei komprimierenden Luft aufgefangen, bevor er sich wieder nach vorn in Bewegung setzt.

Die höhere Schlagenergie kann nur dann genutzt werden, wenn allein der Bohrer und nicht die gesamte Werkzeugaufnahme bewegt werden muß. Die speziell für Bohrhämmer entwickelte Werkzeugaufnahme SDS-plus hat sich dafür weltweit durchgesetzt. Verwendung findet sie vor allem an leichten Bohrhämmern mit einem Gewicht von bis zu 3 kg. SDS-plus ermöglicht schnellen Werkzeugwechsel ohne Hilfswerkzeug und sorgt für eine verlustfreie Weitergabe von Schlag und Drehung an den Bohrer.

Trifft der Bohrer im Beton auf Stahlarmierungen, rutscht der Bohrer im ungünstigsten Fall seitlich weg und klemmt mit einem Schlag zwischen Stahl und Beton. Deshalb sind Bohrhämmer mit Sicherheits-Rutschkupplungen ausgestattet, die dafür sorgen, daß die Drehbewegung der Maschine nicht auf den Benutzer einwirkt und zu Verletzungen führt.

Mit dem entsprechenden Adapter für ein Spannbohrfutter ist der Bohrhammer auch für Bohrungen in Holz und Beton oder zum Schrauben geeignet. Mit Drehstop ausgestattete Bohrhämmer können zudem auch mit Meißeln bestückt werden, um damit leichtere Stemmarbeiten durchzuführen.

Zum Bohren und Schrauben geeignet: 2-Gang Akkubohrschrauber "AS 13,2" von Upat.

Kombihammer - der "Steinbeißer"

Noch größere Bohrlochdurchmesser in Beton oder Stein aber auch grobe Stemmarbeiten schaffen kombinierte Bohr-/Meißelhämmer. Ihre Schlagenergie liegt bei bis zu 15 Joule (Bohrhämmer etwa 2 bis 3 Joule). Die Energie von einem Joule läßt sich mit dem Fall einer 200 g schweren Stahlkugel aus 50 cm Höhe vergleichen. Bei einigen Geräten lassen sich Schlagenergie und Drehzahl elektronisch regeln.

Um die großen Bohrerdurchmesser aufnehmen zu können, verfügen diese Kombihämmer häufig über die Werkzeugaufnahme SDS-max. Sie kann Bohrer mit einem Durchmesser von 30 bis 80 mm aufnehmen.

Ohne Kabel geht es auch

Ob Schrauber, Schlagbohrer oder Bohrhammer - alle Geräte gibt es mittlerweile auch in netzunabhängigen Ausführungen. Akkubetriebene Geräte werden immer leistungsfähiger. Sie werden deshalb auch immer häufiger verwendet. Kein Kabel stört bei Überkopfarbeiten, bei Arbeiten auf dem Gerüst oder der Leiter. Auch an schwer zugänglichen Stellen oder in ungünstigen Positionen erleichtern sie dem Anwender die Arbeit. Moderne Akkus sind schnell aufladbar und besitzen zudem ein hohes Leistungsvermögen.

Akku-Bohrschrauber sind heute meist mit einem Zweigang-Getriebe ausgestattet. Drehmomentvorwahl, Schnellspannfutter, Rechts/Linkslauf sowie Quickstop zum Bündigschrauben sind weitere Merkmale leistungsfähiger Akkubohrschrauber. Ein Ladegerät und ein zweiter Akku sollten zum Lieferumfang gehören.


B i l d e r :   Upat, Emmendingen


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