IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/1998, Seite 102 f.


TELEKOMMUNIKATION


Gebühren sparen ohne Detailkenntnisse

Höchstpreise für Ihre Telefongespräche möchten Sie zwar nicht bezahlen, scheuen es aber noch mehr, sich mit dem Wirrwarr neuer Anbieter und Tarife auseinanderzusetzen? Die Lösung dafür bietet eine kleine Box, die Sie lediglich zwischen Telefon und Anschlußdose stöpseln brauchen.

Im Zeitalter der modernen Kommunikation scheiden sich die Geister. Während Spezialzeitschriften rund um Telefon und Internet zahlreiche Leser dafür begeistern können, immer wieder neu Tarife, Tests und Telefone zu studieren, haben andere Konsumenten gerade mal zu Beginn des Jahres den zaghaften Versuch unternommen, sich für Neues außerhalb des vertrauten Telekom-Angebots zu interessieren - es dann aber wieder gelassen. Pausenlose Besetztzeichen oder gar stumme Leitungen bei den neuen Diensteanbietern waren nicht das, was man gegen Vertrautes eintauschen mochte.

Inzwischen hat sich einiges verändert. Diensteanbieter im Bereich Telekommunikation gibt's bundesweit mittlerweile bereits über hundert, was die Übersichtlichkeit nicht gerade begünstigt. Wichtig für Branchenbeobachter sind dabei rund ein Dutzend Dienstleister, die man im Auge behalten sollte.

Ein Laie braucht sich damit nicht auseinanderzusetzen: Wie Autofahrer, die nichts über Motortechnik verstehen müssen, um von A nach B zu kommen, gibt es auch in Zukunft Wege zum günstigen Telefonat, ohne sich über Preselection (günstige Gesprächseinheiten durch vertragliche Bindung mit einem Anbieter) oder Call-by-Call (völlig ungebundene Inanspruchnahme einer Gesprächsvermittlung) den Kopf zerbrechen zu müssen. Was sich in Amerika mit seinen zahlreichen Telefongesellschaften längst bewährt hat, steht nun auch hierzulande als Problemlösung im Regal: sogenannte LCR (Least Cost Router heißt wörtlich übersetzt "Geringste Kosten Versender").

Gutes muß nicht teuer sein

Das Zusatzgerät für das (analoge) Telefon sucht wie der gute alte Sherlock Holmes mit untrüglichem Spürsinn nach dem günstigsten Tarifanbieter auf dem freien Markt. Je nach Entfernung, Tageszeit, Fest- oder Mobilfunknetz sind dies immer wieder andere Gesellschaften.

Bemerkenswert ist dabei, daß in zahlreichen Veröffentlichungen und Tests der letzten Wochen ein Preiszwerg für Furore sorgt, der mit einem unverbindlichen VK-Preis von 99,-DM hochpreisigen Konkurrenten, die in der Bedienung längst nicht so günstig dastanden, den Schneid abgekauft hat. Der Telejet Tarif Manager der Firma ICO aus Diez/Lahn ist ein kleines Kästchen, das sich auch von einem technischen Laien in Betrieb setzen läßt und bei aller Fülle von Tarifen, Zonen und Anbietern dennoch den Durchblick behält, ohne daß sich der Nutzer weiter darum kümmern muß.

Wenn per Antrag eine Freischaltung durch die Firma ICO erfolgt ist und die Telefonnummer des Anschlusses einprogrammiert wurde, kann man das Gerät sich selbst überlassen (siehe Kasten). Es sorgt selbständig dafür, daß es monatlich mittels Update durch einen Zentralrechner aktualisiert wird. Das kostet 12 mal 4,- DM im Jahr. Vorprogrammiert sind bereits sieben Call-by-Call-Anbieter (Stand Mitte September 1998): Deutsche Telekom, Mannesmann Arcor, MobilCom, O.tel.o, TelDaFax, Tesion Viatel und Viag Interkom. Genug Potential, um die Gebühren, die der Ex-Monopolist verlangt, spürbar senken zu können. Reicht dies nicht und will man diverse Call-by-Call-Anbieter hinzunehmen (z.B. KomTel, Talkline, Tele2), die lediglich eine Anmeldung, aber keine weiteren Verbindlichkeiten fordern, so ist dies ganz einfach möglich. Das Handbuch des Telejet Tarif Managers gibt hierzu detaillierte Hinweise.

Je nach Nutzergewohnheit kann man vorsichtig geschätzt von einem Drittel an Einsparung ausgehen, so daß sich der Gebührenwächter samt 48,- DM Update-Kosten pro Jahr schnell amortisieren wird. Übrigens: Die Abrechnung kann bei einigen neuen Anbietern dennoch über die Telekom-Rechnung erfolgen, andere schicken eigene Gebührenaufstellungen.

Bei denjenigen Nutzern, die nur Ortsgespräche führen, lohnt sich die Anschaffung des pralinenschachtelgroßen Kästchens allerdings nicht, denn den Gebührensatz für "die letzte Meile" kann nur der "Hausherr" Telekom so günstig anbieten. Die Privaten haben nur Markt-Chancen auf den Datenhighways, wo sie z.B. eigene Glasfasernetze besitzen oder Kontingente aus der Gesamtzahl möglicher Gesprächsverbindungen gebucht haben - so wie ein Reiseveranstalter Sitzplätze in einer Chartermaschine bucht.

Die Grenzen der Technik

Dem LCR mit dem derzeitigen Stand der Technik sind aber auch Grenzen gesetzt. Verfügt man über mehrere eigenständige Telefonanschlüsse (z.B. Fax) ist jeweils ein eigener Gebührenwächter nötig. Besitzen Sie reine ISDN-Telefone, können Sie diese Technik nicht nutzen (bereits im Herbst wird es aber dazu auch passende Lösungen geben). Betreiben Sie analoge Geräte in Verbindung mit einer ISDN-Telefonanlage, so kann z.B. der Telejet TM wiederum dazwischengeschaltet werden.

Eine Klarstellung zum Schluß: Nicht nur bei den Tarifen gibt's einen Dschungel, auch das Angebot an Least Cost Routern ist nicht mehr einfach zu durchschauen. So bietet der Markt auch ISDN-Telefone mit integrierter LCR-Funktion. Dabei handelt es sich aber selten um echte Least Cost Router, weil sie sich nicht regelmäßig von allein updaten können (intelligentes Routing), sondern lediglich vom Hersteller eine (kleine) Anbieter- und Tariftabelle einprogrammiert bekommen haben. Überzeugen Sie sich vor dem Kauf, welche Art von Routing gegeben ist. Akzeptieren Sie auch keine höheren Update-Kosten als maximal 50,- DM im Jahr. Das genügt, damit Sie und der Hersteller Gewinn machen.


So arbeitet der LCR

Ein Least Cost Router ist in seiner Größe mit einer Pralinenschachtel vergleichbar und kann neben ein Telefon gestellt oder an die Wand geschraubt werden. Besitzt man keine Telefonanlage, sondern lediglich ein analoges Telefon, das an eine TAE-Dose angeschlossen ist, hat man es besonders leicht: Dann wird der LCR einfach zwischen Anschlußdose und Telefon gestöpselt. Das leicht verständliche Handbuch beim Telejet Tarif Manager zeigt weitere Varianten auf, so besteht auch die Möglichkeit, das Gerät für eine Nebenstelle oder für eine Faxleitung zu nutzen. Übrigens: Der Gebührenwächter läßt sich auch an der analogen Seite einer ISDN-Anlage anschließen.

Wie der gute alte Sherlock Holmes sucht ein Least Cost Router nach dem günstigsten Anbieter. Je nach Entfernung, Tageszeit, Fest- oder Mobilfunknetz sind dies immer wieder andere Gesellschaften.

Die erforderlichen Programmierschritte sind dabei so gut beschrieben, daß sie auch von einem Laien nachvollzogen werden können. Wichtig hier: Das Telefon muß nach dem MFV-Wahlverfahren arbeiten, d.h.: nach einer gewählten Nummer ist kein pulsierendes Geräusch zu hören, sondern jede Taste erzeugt ein anderes Pieps-Signal.

Zur Inbetriebnahme gehört das einmalige Eingeben der eigenen Rufnummer und evtl. eine Ergänzung der bereits vorprogrammierten Anbieterliste. Zuletzt veranlassen Sie noch durch eine Tastenkombination ein telefonisches Update für die aktuellen Gebührentarife - das war's. Danach übernimmt das Gerät seinen Job, ohne daß es weiter beachtet werden muß.

Sie wählen dann in Zukunft wie gewohnt Ihren Gesprächspartner an. In einer Zeitverzögerung von etwa drei Sekunden nach dem Wahlvorgang ermittelt die "Black Box" den preiswertesten Anbieter und stellt die Verbindung her. Ist der Dienstleister überlastet, könnte man auch die Vorgabe machen, daß dann z.B. auf den Nächstgünstigsten ausgewichen wird. Von der lästigen Eingabe einer Netzbetreiberkennzahl werden Sie grundsätzlich verschont. Sollte es von Interesse sein, welche Gesellschaft gerade in Anspruch genommen wurde, können Sie dies durch eine Tastenkombination angesagt bekommen.

Das Gerät arbeitet absolut anbieterunabhängig, d.h. keine Telefongesellschaft wird bevorzugt, ausschlaggebend für die Wahl des Anbieters sind allein die jeweils gültigen preisgünstigen Tarife.

Aktualisiert werden die im LCR gespeicherten Informationen durch ein monatliches telefonisches Update, das das Gerät selbständig durchführt (intelligentes Routing). Aktuelle Tarife werden dann (etwa zwei Minuten lang) nachts zur günstigen Gebührenzeit geladen.


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