IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/1998, Seite 27 ff.


AUSSTELLUNGEN


SHKG Leipzig '98

Der für die ostdeutsche SHK-Branche so wichtige Treff in Leipzig hat seine Feuertaufe bestanden. Laut offiziellem Abschlußbericht fanden rund 34.000 Besucher vom 30. September bis zum 3. Oktober den Weg zu den Ausstellern im imposanten Leipziger Messegelände.

Die SHKG Leipzig '98 fand in einem Messegelände der Superlative mit ausgezeichneter Infrastruktur und besonders kurzen Wegen statt.

602 Unternehmen aus 14 Ländern stellten bei dieser Premiere auf 60.000 m2 Fläche ihre Produkte und Leistungen aus und sorgten schon damit für einen Höhepunkt: nie zuvor gab es in der Sachsenmetropole eine größere Veranstaltung zum Thema moderne Gebäudetechnik. Das gilt für die Zahl der Aussteller, für die Zahl der Besucher und für die Größe der Messefläche.

Wie skeptisch man dieser Ausstellung entgegenfieberte, zeigte sich schon tags zuvor während einer Pressekonferenz. Zwar ist die Zahl der Aussteller um 12% und die vermietete Messefläche um 48% gegenüber der letzten TGA im Herbst 1996 gestiegen, doch ließen sich weder die Messeleitung noch die Vertreter von Fachhandwerk und Herstellern zu Erwartungen bezüglich der Besucherzahlen hinreißen.

efa und SHKG fanden gleichzeitig vom 30. September bis zum 2. Oktober in Leipzig statt. 34.000 Besucher zählte die Messegesellschaft bei der SHKG, 19.500 bei der efa.

Um so erfreulicher wurde das Endergebnis von Messegeschäftsführer Ulrich Kromer bewertet: "Vor dem Hintergrund der rückläufigen Entwicklungen in der Bauwirtschaft und dem von ihr abhängigen SHK-Handwerk sind wir mit dem Startergebnis der ersten Leipziger SHKG sehr zufrieden."

So sieht es wohl auch Bruno Schliefke, Vorsitzender des SHK-Fachverbandes Sachsen und Vorsitzender des Messekuratoriums der SHKG Leipzig: "Die SHK-Landesverbände Ostdeutschlands und die Innung Berlin, die erstmals mit den großen Industrieverbänden Träger dieser Messe sind, freuen sich über das Ergebnis dieses mutigen Neubeginns. Die SHKG war in schwieriger Zeit für das SHK-Handwerk der wichtigste Treff für die Branche in den neuen Bundesländern und Berlin."

Zufriedene Gesichter beim Messerundgang nach der Eröffnung.

Schwieriges Umfeld

Wie schwierig die Situation für das ostdeutsche SHK-Handwerk gegenwärtig tatsächlich ist, schilderte Schliefke in der Eröffnungspressekonferenz am 29. September. Er forderte die Politik auf, endlich akzeptable Rahmenbedingungen für die notwendigen Entwicklungen zu schaffen. Sorge bereiten dem Vorsitzenden des SHK-Fachverbandes Sachsen vor allem

Alle Angaben beziehen sich auf den Vergleichszeitraum 1997 und wurden in Untersuchungen in Sachsen ermittelt. Schliefke betonte jedoch, daß in den anderen östlichen Bundesländern und Berlin die Tendenz identisch sei. "Wir brauchen so etwas wie eine neue Gründerzeit", reklamierte der Kuratoriumsvorsitzende, und kritisierte vor allem die mangelnde Zahlungsmoral einiger Auftraggeber. "In manchen Fällen", so Schliefke, "spricht man wohl besser von "Zahlungskriminalität".

Das Handwerk fordere keine finanzielle "Hilfe", sondern verbindliche Gesetzesvorschriften, die Auftraggeber zu Bürgschaften gegenüber dem Bauhandwerk verpflichten; marktgerechte Verzugszinsen; bei grundloser Nichtbezahlung den legalen Ausbau bereits installierter Anlagen und Geräte aus Gebäuden.

Leider fiel die SHKG Leipzig in eine Zeit personeller und konzeptioneller Turbulenzen, trat doch die Messechefin Frau Dr. Wohlfahrt unmittelbar vor Ausstellungsbeginn von ihrem Amt zurück. Die große Schuldenlast ist kein Pappenstiel und zeugt, wie beim SHK-Handwerk, von schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Mehrere Anlaufstellen für das Publikum: hier der Gemeinschaftsstand der SHK-Fachverbände...

Die auch Hans-Joachim Leydecker, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie und Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH, Geschäftsbereich Junkers, sieht. Leydecker bezeichnete die SHKG als wichtige Plattform in Ostdeutschland. Zwar sei die Entwicklung insgesamt positiver als in den vergangenen Jahren, doch speziell in Ostdeutschland sei die Lage schwierig.

...und in der lichtdurchfluteten Glashalle der Gemeinschaftsstand Innung SHK.

Während der inländische Heizungsmarkt nicht als rosig bezeichnet werden könne, sei im Sanitärbereich kein Anlaß für Pessimismus gegeben. Trotz der angespannten Situation wagte Leydecker einen positiven Blick in die Zukunft und begründete seinen Optimismus u.a. mit dem großen Modernisierungsbedarf. Darüber hinaus gebe es Geschäftsbereiche wie die Nutzung der Sonnenenergie, die ständig steigende Umsätze zu verzeichnen hätten. So seien 1997 insgesamt ca. 220.000 m2 Kollektortfläche installiert worden und man schätze den Absatz 1998 auf ca. 280.000 m2.

Nach trägem Beginn mit gerade einmal ca. 5400 Besuchern am ersten Tag füllten sich die Messehallen an den nächsten Tagen merklich.

Auch an anderer Stelle gab es Lichtblicke. So stellte die Friedrich Grohe AG insgesamt 200.000,- DM für 20 zusätzliche Ausbildungsplätze im SHK Handwerk Sachsen zur Verfügung. Eigentlich, so Grohe Geschäftsleiter Dr. Michael Pankow, sei dieses Geld für Werbemaßnahmen im Umfeld der SHKG vorgesehen gewesen, doch habe man sich angesichts der besonders schwierigen Lage am Lehrstellenmarkt - allein beim Ausbildungsberuf Gas-/Wasserinstallateur fehlen in den neuen Bundesländern noch rund 1000 Ausbildungsplätze - zu dieser Maßnahme entschlossen.

"Schwierige Zeiten erfordern Aktionen wie diese", mit diesen Worten bedankte sich Bruno Schliefke als Vorsitzender des SHK-Landesverbandes Sachsen bei Dr. Michael Pankow, Geschäftsleiter Grohe Deutschland, für die Ausbildungsplatzaktion der Friedrich Grohe AG.

Jeder der 20 Ausbildungsbetriebe erhält für den zu schaffenden Ausbildungsplatz einen Zuschuß von 10.000,- DM. Dafür verpflichtet sich der Handwerksmeister den Auszubildenden nach erfolgreicher Ausbildung für mindestens ein weiteres Jahr als Geselle zu übernehmen.

Grohe beabsichtigt die 20 Auszubildenden während der Lehrzeit unterstützend zu begleiten (u.a. durch die kostenlose Teilnahmemöglichkeit an allen für Installateure im Technikum Herzberg angebotenen Weiterbildungsmaßnahmen).

Nicht zuletzt kann auch die Lehrlingsrallye als Erfolg verbucht werden. Rund 2000 Jugendliche beteiligten sich an dieser Aktion, die unter dem Motto "Innovationen auf der Spur" kreuz und quer durch die Messe führte. Der "Informations- und Bildungskurs" lenkte die Teilnehmer zu 13 Stationen, bei denen sie auf Neuheiten der Branche trafen. An jeder Station hatten die Teilnehmer eine Aufgabe zu lösen. Wer 50% der Fragen richtig beantworten konnte nahm an einer Verlosung mit jeder Menge praktischen Preisen teil. Hauptpreis war ein von Kermi gesponsortes Motorrad MuZ Mastiff 660 im Wert von ca. 12.000,- DM.

Daten und Fakten

Im Mittelpunkt der SHKG Leipzig standen ressourcensparende und umweltschonende Techniken und Technologien. Nach der Besucherbefragung fanden die mit 172 (Heizungstechnik) bzw. 139 (Sanitärtechnik) Ausstellern größten Angebotsbereiche auch das größte Interesse, gefolgt von den Armaturen sowie der Lüftungs- und Klimatechnik. Der Anteil der Fachbesucher lag mit über 90% außerordentlich hoch.

55% der Besucher kamen aus dem SHK-Handwerk, 11% aus der Industrie, 14% waren Ingenieure, Planer und Dienstleister, 9% kamen aus dem Großhandel der SHK-Branche.

82% der befragten Besucher gaben an, in Beschaffungsentscheidungen ihrer Unternehmen einbezogen zu sein, davon ein Viertel "ausschlaggebend".

Die meisten Besucher kamen aus dem Freistaat Sachsen (50%), Berlin-Brandenburg (18%), Sachsen-Anhalt (16%) und Thüringen (10%).

Acht von zehn Anbietern sind mit ihren geschäftlichen Ergebnissen zufrieden; drei Viertel der Aussteller erwarten ein mehr oder weniger starkes Nachmessegeschäft. Aussteller und Besucher zollten dem neuen Messegelände mit seiner Übersichtlichkeit, seiner modernen Infrastruktur und guten Verkehrsanbindungen große Anerkennung.

Dem Urteil von Bruno Schliefke: "Die SHKG präsentierte sich als eine moderne Fachausstellung für Verarbeiter und Verbraucher, die positive Signale setzte", bleibt nur ein "Auf Wiedersehen" im Jahre 2002 hinzuzufügen.


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