IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/1998, Seite 99 ff.


KLEMPNERTECHNIK


Der Leipziger Hauptbahnhof, 1915 erbaut, größter Kopfbahnhof Europas, wurde umfassend renoviert. Die erforderlichen Klempnerarbeiten in Metall beinhalteten unter anderem auch rund 6000 m Titanzink-Abdeckungen, die mit Enkolit Blech-Kaltkleber aufgebracht wurden.

Klempnerarbeiten mit Metall in Klebetechnik

Dorothee Witteler-M. und Fridolin Behning*

In der Klempnertechnik bewährt sich zum Befestigen von Metallprofilen und Abdeckblechen, zum Beispiel für Attiken, Mauerkronen, Außenfensterbänke und Gesimse, als Alternative zu herkömmlichen Einbauarten die Klebebefestigung mit Enkolit. Aufgrund langjähriger guter Erfahrungen fand das Verfahren Eingang in die Fachregeln des Klempnerhandwerks sowie in weitere Regelwerke. Im folgenden Bericht werden die wichtigsten Einzelheiten über das Aufkleben von Metallbauteilen dargestellt und durch Praxisbeispiele ergänzt.

Von der Idee zur Praxis

Erste Erfahrungen mit dem Aufkleben von Blech-Abdeckungen machte das Klempnerhandwerk bereits Mitte der sechziger Jahre, als das Düsseldorfer Enke-Werk mit seinem damals neuen Blech-Kaltkleber Enkolit auf den Markt kam. Dieses interessante Verfahren, Bleche dauerhaft auf unterschiedlichen Werkstoffen und Untergründen aufzubringen, überzeugte durch unkomplizierte Anwendung und hohe Effizienz.

Besondere fachliche Anerkennung erfuhr die Klebetechnik 1975, als Enke ein namhaftes Forschungs- und Prüfinstitut beauftragte, eine vor zehn Jahren fachgerecht mit Enkolit aufgeklebte Titanzink-Mauerabdeckung im Hinblick auf Dauerhaftfestigkeit - also den Haftverbund zwischen Mauerwerk und Metall durch Enkolit - gutachterlich überprüfen ließ. Das Ergebnis überzeugte mit sehr guten Werten für die Haftfestigkeit, die die Forderungen der DIN 1055 - Lastannahmen für Bauten (Windlasten) deutlich erfüllten.

Die gleichen gutachterlichen Überprüfungen wurden jeweils nach 20- und 30jähriger Standzeit (1985 und 1995) wiederholt. Die Ergebnisse bestätigen auch nach 30jähriger Alterung sehr gute Haftfestigkeit der Klebeverbindung und Erfüllung der Normwerte [1]. Damit hat sich die Klebebefestigung von Metallbauteilen als Alternative zu anderen handwerklichen Befestigungsmethoden, zum Beispiel mit Haftstreifen und Vorstoßwinkeln, durchgesetzt.

Detail einer Titanzink-Abdeckung am Bahnhofsgebäude. Ausführung: Kratzsch GmbH, Nobitz.

Klempnerarbeiten als Wetterschutz

Bekanntlich werden freiliegende, also jeder Witterung ausgesetzte Bauteile, durch Eindringen von Nässe und Frost auf Dauer geschädigt, sofern keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Daher sind zum Beispiel, Attiken, Mauerkronen, Gesimse, Fensterbänke, Sockelvorsprünge und andere Bauteile durch metallische Abdeckungen vor Niederschlagsnässe zu schützen. Regelkonform eingebaute Abdeckbleche, in richtiger Materialdicke und mit entsprechenden Überständen und Tropfkanten versehen, verhindern das schädigende Eindringen von Nässe und häßliche Ablaufspuren auf darunterliegende Flächen.

Klebebefestigung

Wie bereits ausgeführt, setzt sich die Klebebefestigung von Abdeckblechen als eine Variante zur Befestigung mit Vorstoß- und Haltewinkeln in der Baupraxis durch. Bedingt durch die bereits früher dokumentierten guten Eigenschaften wurde das Klebeverfahren in Regelwerke und Fachliteratur aufgenommen [2], [3].

Um gute Arbeitsergebnisse sicherzustellen, müssen, wie auch bei anderen Gewerken, beim Einsatz von Enkolit die werksseitigen Verarbeitungsrichtlinien beachtet werden. Außerdem sind die Fachregeln und Herstellerempfehlungen der jeweils verwendeten Metalle einzuhalten.

Trommelgeräusche bei Schlagregen reduziert, kein Dröhnen bei Windangriff

Der Einbau von Mauerabdeckungen mit Vorstößen und Halteprofilen ist eine indirekte Befestigung. Dabei werden die Abdeckungen im Bereich der Tropfkanten seitlich fixiert; auf den größeren Flächen der Mauerkrone liegen die Bleche nur auf. Beim Klebeverfahren mit Enkolit wird dagegen ein absolut vollflächiger, unlösbarer Verbund der Bleche mit dem Untergrund erzielt. Dadurch erfüllen Klebeverbindungen auch langfristig die Forderungen der DIN 1055, Teil 4. Die so aufgebrachten Abdeckbleche sind hohlraumfrei mit dem Untergrund verbunden. Vorteile ergeben sich, weil Trommelgeräusche bei Schlagregen stark reduziert werden und weil keine Dröhn- bzw. Flattergeräusche durch Windbeanspruchung entstehen. Auch ein eventueller Korrosionsangriff von der Blechunterseite her ist ausgeschlossen.

Das Aufkleben von Blechbauteilen mit Enkolit in schematischer Darstellung. Richtiger Auftrag des Kaltklebers und die Stoßverbindung mittels Unterblech sind ersichtlich. (Zeichnung Enke-Werk)

Was ist bei der Ausführung zu beachten?

In Zusammenarbeit mit dem verarbeitenden Handwerk wurde eine werksseitige Verlegeanleitung geschaffen, in der alle wichtigen Details der Enkolitanwendung am Bau zusammengestellt sind [4]. Um gute Arbeitsergebnisse und Funktionssicherheit der aufgeklebten Abdeckbleche zu erreichen, sind die darin zusammengestellten Angaben entsprechend zu beachten. Darüber hinaus muß der ausführende Handwerker fachliche Kenntnisse über die verschiedenen miteinander zu verbindenden Werkstoffe haben.

Außer bei einfachen Abdeckblechen wird auch bei größeren Metallarbeiten, wie beim Dienst- und Verwaltungsgebäude der PTT in Zürich, im Brüstungs- und Fensterbankbereich zusätzlich die Klebetechnik mit Enkolit angewandt. Ausführung: Arge Morath AG, Basel; Ramseyer + Dilger AG, Zürich.

Besondere Merkmale

Enkolit ist eine dauerplastische Klebe- und Dichtungsmasse auf Bitumenbasis. Sie eignet sich zum Aufbringen der am Bau üblichen Bleche auf festen Untergründen und bleibt bis zu Temperaturen von +110°C standfest. Vorschriftsmäßig ausgeführte Enkolit-Verbindungen haben im Mittel eine Haftfestigkeit von 500 kN/m2. Sie sind gegen Industrieabgase, Rotalgen, Salz- und Seewasser beständig, wirken fungizid und sind wurzelfest.

Voraussetzung: fester Untergrund !

Für den Enkolit-Auftrag ist der Untergrund vor Beginn der Arbeiten auf Eignung zu prüfen: Beton, Mauerwerk, Natur- und Kunststein, Baufurniersperrholz, Faserzement, Schiefer und kunstharzverleimte Spanplatten sind geeignet. Auf jeden Fall müssen Untergründe fest, trocken und sauber sein. Sie sollten möglichst keine größeren Unebenheiten aufweisen. Auf sauberem, nicht porösem oder nicht sandendem Untergrund ist kein Voranstrich nötig. Dagegen müssen sandende Oberflächen mit Enke-Voranstrich behandelt werden. Kalksandsteinmauerwerk wird mit Voranstrich Typ 933 behandelt. Sind ggf. abbröckelnde Ausgleichsschichten vorhanden, müssen sie entfernt und fachgerecht erneuert werden. Bei beschichteten Blechen eignen sich Alkydharz-, Polyester- und Acrylharz-Beschichtungen. Andere Beschichtungen bedingen eine individuelle Überprüfung auf Eignung. Hölzerne Untergründe müssen trocken und abgelagert sein. So werden Querschnittsveränderungen, z.B. durch Schwinden oder Verwerfen, was zu unebenem Haftgrund führt, vermieden. Gegen die heute üblichen Holzschutzmittel ist Enkolit unempfindlich. Soll Blech auf Blech verklebt werden, sind zusätzliche mechanische Befestigungen erforderlich. Dachbahnen, Kunststoff-Folien und nichtmineralische Dämmstoffe eignen sich nach Angaben des Herstellers nicht als Untergrund.

Verarbeitbar von 5° bis 30°C

Bei Temperaturen unterhalb von +5°C und oberhalb von +30°C (Verarbeitungstemperatur) wird die Klebemasse nicht eingesetzt. Auch die zu verbindenden Werkstoffe - also Blech und Untergrund - dürfen nicht kälter als +5°C und nicht heißer als +30°C sein. Bei Temperaturen unterhalb des genannten Bereiches kann durch Rauhreifbildung die optimale Haftung verhindert werden.

Bei der Renovierung des Casinos und Congressgebäudes in Baden bei Wien wurden auch umfangreiche Spenglerarbeiten in Metall mit Enkolit durchgeführt. Ausführung: Fleischmann & Petschnig, Klagenfurt.

Entscheidend: gleichmäßiger Kleberauftrag

Mit einem speziellen Rillenspachtel wird der Kleber vollflächig und möglichst gleichmäßig aufgetragen. Dabei muß darauf geachtet werden, den Spachtel nur in eine Richtung zu führen. Beim Auflegen und Andrücken des Bleches kann dann die Luft entweichen, ohne daß sich Einschlüsse bilden. Der Enkolit-Verbrauch beträgt im Normalfall bei ebenem Untergrund etwa 2 bis 3 kg/m2. Unebener Untergrund bedingt höheren Verbrauch an Blech-Kaltkleber. Insgesamt dürfen aber 5 kg/m2 nicht überschritten werden, da bei hochsommerlichen Temperaturen (wo die Bleche auch über 50°C heiß werden können) die nicht abgelüftete Klebemasse abrutschen kann.

Zusammenfügen innerhalb von 60 Minuten

Nach dem Auftrag des Klebers erfolgt das Zusammenfügen der Bleche. Es muß innerhalb von 60 Minuten nach Kleberauftrag abgeschlossen sein. Für eine sofortige, gute Haftung wird gleichmäßiger Druck auf die zuvor korrekt ausgerichteten Blechbauteile ausgeübt. Dies geschieht manuell oder durch vorsichtiges "Antreten" mit dem Fuß. Bei waagerechten Flächen und mehrteiligen Abdeckungen erhalten Blechfugen (Querstöße) mindestens 10 cm breite Unterbleche, die ebenfalls aufgeklebt werden. Durchlaufende Abdeckungen oder Profile über 6 m Länge erfordern gemäß den Fachregeln entsprechende Dehnungsausgleicher. Bei Verlegung auf senkrechten oder geneigten Flächen sind punktweise zusätzliche mechanische Befestigungen vorzusehen, um die Bleche im frisch verklebten Zustand gegen Abrutschen zu sichern. Dies kann zum Beispiel mittels verdeckt angeordneter Hafte oder Haftleisten erfolgen.

Anwendungsbeispiel Geschäftshaus in Wiesbaden: Metallbekleidungen zusätzlich geklebt. Ausführung: Lummel GmbH, Karlstadt.

Abdeckungen oder Bekleidungen auf senkrechten Flächen erfordern einen beidseitigen Enkolit-Auftrag (je Seite etwa 1 bis 1,5 kg/m2). Die Anzahl der Fixpunkte ist durch zusätzliche Schiebehafte, Haftstreifen oder ähnliches zu ergänzen. Die Bekleidungsflächen selbst erhalten die normale Anzahl von Haften. Das Arbeiten im vertikalen Bereich bedingt besonders sorgfältiges und gründliches Andrücken. Bei Mauerabdeckungen im Gefälle kann der Dehnungsausgleich auch durch einfaches Überlappen der Blechprofile hergestellt werden.

Details der Spenglerarbeiten beim Casino in Baden. In der Bildmitte erkennbar: Geklebte Ziergiebel- und Gaubenabdeckungen. Zahlreiche weitere Bereiche - wie z.B. Gesimse und Brüstungen - die ebenfalls aufgeklebt wurden, zeigt Bild Casino Baden bei Wien.

Im Normalfall keine Lötverbindungen

Lötverbindungen entfallen normalerweise bei der Klebetechnik, da das Zusammenfügen der Blechprofile nach Herstellervorschrift ausschließlich mit der Klebemasse zu funktionssicheren, wasserdichten Verbindungen führt. Erfordern aber besondere Umstände in Ausnahmefällen Lötnähte, wird in der Nahzone der Lötstelle einige Zentimeter breit kein Enkolit aufgetragen, um sicherzustellen, daß der Kleber nicht mit der Lötflamme in Berührung kommt.

Nicht für Innenräume

Die Klebetechnik mit Enkolit wird nicht in Innenräumen eingesetzt. Bei Anwendung im Bereich von Fensterbänken wird der raumseitige Anschluß zur Vermeidung von Geruchsbelästigung luftdicht hergestellt, zum Beispiel mit Silikon-Kautschuk Enkesil-2000.

Auf der Baustelle: Wenn die Verarbeitungstemperatur stimmt, läßt sich der Kaltkleber leicht verarbeiten (o.l.). Gleichmäßiges Verteilen mittels Rillenspachtel in einer Richtung (o.r.). Aufsetzen des Unterbleches (u.l.). Ausrichten und Andrücken des Abdeckbleches (u.r.).

Zusammenfassung

Mehr als dreißig Jahre, in denen sich das Aufkleben von Blech-Abdeckungen und -Bekleidungen mit Enkolit Kaltkleber in der Baupraxis durchgesetzt hat, sind auch nach strengen Maßstäben ein ausreichender Zeitraum, um die Eignung einer innovativen Verbindungstechnik unter Beweis zu stellen. Alle üblichen Metalle, die am Bau zur Anwendung kommen, also Titanzink, verzinktes Stahlblech, Kupfer, Aluminium, Edelstahl und Blei, sind dafür geeignet.

Die Zuverlässigkeit dieser Klebeverbindungen hat der Hersteller in unabhängigen Gutachten nachgewiesen und Klebearbeiten gehören heute in der Klempnertechnik zu den alltäglichen Aufgaben.


* Die Autoren sind Mitarbeiter der Rheinzink GmbH, Datteln


F o t o s :   Rheinzink GmbH, Datteln, Enke-Werk, Düsseldorf


Q u e l l e n :

[1] Grün, Prof. Dr.-Ing., Gutachten 1975, 1985 sowie 162/95, Richard Grün Institut, Hösel

[2] ZVSHK, St.Augustin: Fachregeln des Klempnerhandwerks, 9/94

[3] Rheinzink-Anwendung in der Architektur Rheinzink GmbH, Datteln (1993)

[4] Verlegeanleitung für Klebearbeiten mit Enkolit, Enke-Werk Johannes Enke KG, Düsseldorf, 1997


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