IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 7/1998, Seite 86 ff.



SHK Essen ’98

Vorsichtiger Optimismus

Mit ca. 65.000 Besuchern hat die abgelaufene erste SHK-Fachausstellung des Jahres 1998 das Klassenziel erreicht. Wichtiger sind jedoch die Begleiterscheinungen: Von "leicht positiv" über "Abwärtstrend gestoppt" und "Nachfrage brummt" bis "3 - 5% Wachstum in 1998" wurde in Essen gesprochen. Vorsichtiger Optimismus scheint also angebracht.

Eine generell verbesserte Marktkonjunktur sieht Carl Burkard, Vorstandsvorsitzender der Keramag AG, nicht, allerdings sprach er in seiner Eröffnungsrede von durchaus positiven "Firmenkonjunkturen".

Treffendes Motto

"Vielfalt - Veränderung - Verantwortung"; besser hätte man das diesjährige Ausstellungs-Motto kaum wählen können. Denn dringend notwendige Impulse für die Branche erhoffte der Fachverband SHK Nordrhein-Westfalen von der Essener Fachausstellung. Für die seit Jahren im Rückwärtsgang agierenden SHK-Unternehmen sind "Vielfalt - Veränderung - Verantwortung" wichtige Merkmale einer sich stabilisierenden Branche. So forderte Landesinnungsmeister Dipl.-Ing. Rudolf Peters während der Eröffnungsveranstaltung ein wirtschaftlich akzeptables Umfeld für die Handwerksunternehmen.

Staatssekretär Westermann eröffnete stellvertretend für Minister Clement die Sanitär Heizung Klima ’98. Er sagte Landesinnungsmeister Peters eine umgehende Prüfung der Rahmenbedingungen zu, um dem Handwerk neue Marktchancen zu eröffnen.

Endlich müsse etwas für die Unternehmen getan werden, die ihre Produktion nicht ins Ausland verlagern könnten sondern weiterhin vor Ort aktiv seien. Peters: "Unter dem Schlagwort "Standort Deutschland" hat sich in den letzten Jahren eine hochproblematische Schieflage entwickelt, die bis heute nicht gelöst wurde." Gleichzeitig appellierte Peters an Industrie und Fachhandel, mit Preiserhöhungen vorsichtig zu sein. "Wir Handwerker sind letztendlich die Leidtragenden. Die Margen im SHK-Handwerk sinken, - bei Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern liegen sie inzwischen im negativen Bereich! Vor diesem Hintergrund erscheint die Preispolitik des Fachgroßhandels mehr als unverständlich. Nach der jüngsten Absenkung der Bruttopreise und Rabatte auf das viel gelobte glaubwürdige und wettbewerbsfähige Niveau werden nun die Preise erhöht. Fest steht: der Wandel im Markt ist nicht aufzuhalten - nur wer den Wandel verschläft, der stirbt", so der Landesinnungsmeister.

Nach einem ruhigen Eröffnungstag wurde es zur Wochenmitte hin zunehmend lebhafter und die "Hauptverkehrsadern" waren "smart" belegt.

Firmenkonjunktur

So sah es wohl auch Keramag-Vorstand Carl Burkard, der in seinem Grußwort anläßlich der Eröffnungsveranstaltung einerseits die Vielfalt der technischen Problemlösungsvarianten und Produktangebote sowie die Leistungsfähigkeit der Marktpartner pries, andererseits aber auch die Veränderung durch offensiv zu beschreitende neue Wege forderte. Verantwortung kam ebenfalls nicht zu kurz. Wahrscheinlich ginge es diesem unserem Lande und seinen Bewohnern besser, wenn eine größere Anzahl Manager die Einstellung Burkards zum Thema Verantwortung teilen würden. Zwar hält der Keramag-Vorstand eine generell verbesserte Gesamtkonjunktur für die SHK-Branche für unwahrscheinlich, erwartet aber positive Firmenkonjunkturen.

Oberbürgermeisterin Annette Jäger erhielt als Andenken für den Besuch des Praktikerstandes der Innung Essen eine aus Kupfer getriebene Rose. Besucher konnten sich dort auch über die fachgerechte Verarbeitung von Rohrleitungsprodukten informieren.

Die sieht auch die Industrievereinigung Badeinrichtung (IBE) e.V. Der von den 17 Mitgliedern Düker, Duscholux, Emco, Hewi, Hüppe, Kermi, Keuco, Kludi, Koralle, Lido, Mepa, Roth, SAM, Sanipa, STS, Ucosan und Wortmann gebildete Produzentenkreis mit einem Jahresumsatz von 2 Mrd. DM meldete für 1997 nochmals geringere Verkaufserlöse. Verbandsgeschäftsführer RA Rainer Hinkes zeigte sich dennoch optimistisch. Der seit Mitte/Ende 1995 zu verzeichnende Abwärtstrend habe sich spürbar verlangsamt. Die dadurch erkennbare Trendwende mache Mut für das laufende Jahr. 3 - 5% nominales Umsatzplus in 1998 halten die 17 Mitglieder für realistisch.

"Sanitärtechnik mit System", diese Verbindung führte zu starkem Interesse bei den "Technik-Freaks".

Positive Einschätzungen, die auch Reinhard Engel, Vorsitzender der Geschäftsführung Buderus Heiztechnik GmbH, am 26. Februar 1998 während einer Pressekonferenz im Vorfeld der SHK Essen '98 teilte. Er bezeichnete zwar die Prognosen für die Bauwirtschaft für 1998 als bedenklich und für 1999 weiterhin als schlecht, dennoch sei beim Blick nach vorn Pessimismus fehl am Platze. Gesetzliche Vorgaben, steigende Exporte, Brennwerttechnik sowie die aktive Vermarktung regenerativer Energien schaffen demnach für die Industrie ein positives Umfeld.

Schaufensterwerbung im Zeichen der "Wassertechnologie-Welle", "na denn verkauft mal tüchtig!"

Schwieriger Markt für Handwerksunternehmen

Dagegen erwartet das Handwerk lt. Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Hauptgeschäftsführer FV SHK Nordrhein-Westfalen, bei Abwägung aller Risiken und Chancen einen schwieriger werdenden Markt für die SHK-Handwerke. Dennoch sei kein Anlaß zu Pessimismus gegeben. Dr. Geißdörfer verwies wie Engel auf die Chancen durch neu zu besetzende Themenbereiche und staatliche Vorschriften.

Härtetest einer "Wellnessoase". Zwei dicke Freunde haben Spaß an Kommunikation der "Wasserart" und maximalen Bewegungsfreiraum in der Duschsauna mit der Bezeichnung "abano mini" (Schenkelmaß 1100 mm).

Erwartungen, die auch der offizielle Ausstellungs-Abschlußbericht teilt. Das starke Informationsinteresse und die über den Erwartungen liegende Nachfrage auf der Branchen-Pilotmesse stütze die positive Markt-Einschätzung für 1998, so die Messe, die in ihrem Abschlußbericht mit weiteren positiven Ergebnissen aufwartete.

"Brief und Siegel" gab es bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landesfachverband SHK NRW und der Interseroh. Geschäftsführer Dr. Ing. Andreas Schmidt, Landesinnungsmeister Dipl.-Ing. Rudolf Peters und der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK NRW Dr. Hans-Georg Geißdörfer (v.l.n.r.) bei der Übergabe der Urkunden.

"Neuheiten kennenlernen" stand bei der Mehrzahl der Messebesucher auf Platz 1 der Wunschliste. Offenbar wurde man diesem Wissensdurst voll und ganz gerecht, wie sonst ist zu erklären, daß 97% der Besucher sagten: "Der Messebesuch hat sich für mich gelohnt"? Gar 98,5% lobten insbesondere die Vollständigkeit des Messe-Angebotes. Besonders erfreulich für die Aussteller: 93% der Besucher waren Leute vom Fach, davon 84% mit Entscheidungskompetenz. Darüber hinaus informierten sich 88% der "privaten" Besucher auf der SHK ´98, weil sie konkret Investitionen in Heizung, Sanitär oder Haustechnik beabsichtigen. Positiv auch dieses Ergebnis der Besucherbefragung: 36% der Messegäste erwarten eine steigende Tendenz der Branchen-Konjunktur.

Charmante Vorführung an einer männlichen Domaine oder steht hier vielleicht die Idee des "Frauen-Urinals" Pate. Einfacher Austausch der Spültechnik ist möglich und bei dem Praktikertest hieß es dann "dalli, dalli".

Das ist schon deshalb positiv, weil die letzte Konjunkturumfrage (2/97) des Fachverbandes SHK Nordrhein-Westfalen, an der 479 Betriebe teilgenommen haben, die Geschäftsentwicklung anders bewerteten.

Internet machts möglich: IKZ-HAUSTECHNIK und Duravit schrieben ein Gewinnspiel für Datensurfer aus. Michael Beckmann hatte den richtigen Link gesetzt und bekam von Erich Fuhrer (Vertriebsleiter Inland) die innovative Belohnung: duraswitch.

Das zeigt, wie unterschiedlich die Zukunftserwartungen, je nach Position, derzeit bewertet werden. Offenbar beschränken sich die positiven Aspekte weiterhin auf den Export. Für Unternehmen mit hohen Exportanteilen Grund zur Freude; für das Handwerk eher Anlaß zur Ernüchterung.

Auf die Frage: "Wie beurteilen Sie die Aussichten für das nächste Halbjahr 1997?" gab es folgende Antworten (in %):

Neubauten

 

besser

gleich

schlechter

Gesamt

Sanitär

9,8

35,9

54,3

100,0

Heizung

10,0

34,5

55,4

100,0

Klempnerei

4,5

28,4

67,1

100,0

Altbauten/Erstausstattung

 

besser

gleich

schlechter

Gesamt

Sanitär

8,7

61,9

29,4

100,0

Heizung

9,0

61,7

29,2

100,0

Klempnerei

2,0

36,2

61,7

100,0

Altbauten/Ersatzbedarf

 

besser

gleich

schlechter

Gesamt

Sanitär

18,8

61,8

19,4

100,0

Heizung

21,0

61,2

17,8

100,0

Klempnerei

5,8

46,1

48,1

100,0

Aktion statt Reaktion

Um so wichtiger sind daher alle Aktivitäten, die den professionellen Vertriebsweg wirklich unterstützen. In diesem Punkt besonders erwähnenswert: nach langer Pause nimmt der VDS seine Gemeinschaftswerbung 1998 wieder auf. Zwar ist die für diesen Zweck bereitgestellte Summe von 5 Mio. DM nicht gerade als üppig zu bezeichnen, doch konnte die VDS-Mannschaft um Franz Kook eine überzeugende Kampagne zur Bedarfsweckung vorstellen, die gerade zur rechten Zeit kommt und Anzeigenschaltungen in führenden Printmedien vorsieht.

Eine heiße Alternative zu "Strom aus der Steckdose", die erdgasbeheizte Sauna, so kommen einige ins Schwitzen.

Erstmals soll das SHK-Handwerk aktiv in die Kampagne eingebunden werden. Das bedeutet z.B.: gegen eine einmalige Gebühr von 100,- DM können sich SHK-Handwerksunternehmen an der VDS-Gemeinschaftswerbung beteiligen. Im Gegenzug werden u.a. die Motive der Gemeinschaftswerbung zum Selbstkostenpreis an die beteiligten Betriebe weitergegeben. Diese können dann für individuelle regionale Werbemaßnahmen eingesetzt werden. Eine faszinierende Idee, die mit der Bereitschaft des SHK-Handwerks zur Beteiligung steht und fällt. Je höher die Zahl der Beteiligten, desto höher die regionale Werbewirksamkeit, desto erfolgreicher die VDS-Gemeinschaftswerbung (siehe auch Editorial von Franz Kook auf Seite 3, ausführlicher Bericht folgt in Ausgabe 8/98 der IKZ-HAUSTECHNIK).

Internet - Die Wichtigkeit dieses Mediums der Kommunikation verdeutlichten die "Cafés", in denen man die Möglichkeit hatte, in der virtuellen Welt, wie hier beim Fachverband NRW, zu "surfen".

Fazit

Die abgelaufene SHK Essen '98 präsentierte sich nicht nur als komplettes Schaufenster der SHK-Branche. Sie diente ebenso zur Standortbestimmung und bot Lösungsansätze für die Bewältigung branchenspezifischer Probleme. Daß die gegenwärtige Situation von Industrievertretern durchweg positiver bewertet wird als vom Handwerk sollte allerdings zu denken geben. Dennoch gibt es keinen Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Positive Entwicklungen werden auch am SHK-Handwerk langfristig nicht spurlos vorübergehen. Allerdings gilt es aktiv zu sein. Energischer Widerstand gegen unzeitgemäße Preispolitik gehört ebenso dazu wie der Kampf gegen mittelstandsfeindliche Aktivitäten von Unternehmen in kommunaler Hand oder die aktive Vermarktung bewährter und neuer Technologien. Landesinnungsmeister Peters brachte es auf den Punkt: "Der Wandel im Markt ist nicht aufzuhalten. - Nur wer den Wandel verschläft, - der stirbt."

Mit 22 Jahren erlitt Hubi (l.) ein Duschtrauma (heiß - kalt - heiß - kalt). Aber zum Glück gibt´s jetzt den Durchlauferhitzer DHE von Stiebel Eltron; er hält die eingestellte Wassertemperatur konstant.

 

Interesse beim Publikum fand der neue Gas-Brennwertkessel VKK von Vaillant; vier Kesselgrößen decken den Leistungsbereich 13 bis 110 kW ab.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]