IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/1998, Seite 21 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Fachverband appelliert an Wirtschaft und Politik

Neujahrsempfang in Düsseldorf

Es war ein leidenschaftliches Werben für Wirtschaftspolitik mit Augenmaß, ein warmherziges Plädoyer für den Einzug der politischen Vernunft in Nordrhein-Westfalen: "Anspruch und Wirklichkeit der Wirtschaftspolitik in diesem Bundesland klaffen in einem nie gekannten Ausmaß auseinander".

Rund 18 Mio. Menschen werden um ihre Chancen und Möglichkeiten gebracht, über die Nordrhein-Westfalen nun einmal verfügt, so Hartmut Schauerte, MdB, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Nordrhein-Westfalen auf dem traditionellen Neujahrsempfang des Fachverbandes SHK NRW.

Schauerte: Der Vergleich mit den neuen Bundesländern drängt sich zwangsläufig auf. Das Ergebnis ist deprimierend.

"Stop mit weiteren Belastungen!"
Von links: Landesinnungsmeister Rudolf Peters, Landesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU NRW Hartmut Schauerte MdB, Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer.

Aktion statt Resignation

Optimismus und Engagement auf seiten der Unternehmer, Unterstützung von seiten der Politik hat Landesinnungsmeister Rudolf Peters beim Neujahrsempfang des Fachverbandes NRW in Düsseldorf eingefordert. Nur so könnten die SHK-Handwerksbetriebe zwischen Rhein und Weser das schwere Jahr 1998 für sich zum Erfolg werden lassen, erklärte Peters vor etwa 200 Gästen auf dem Neujahrsempfang.

Das wirtschaftliche Umfeld der SHK-Branche werde auch in den kommenden Monaten rauh bleiben, meinte Peters. "Die Auftragsreichweite beträgt nur wenige Wochen. Handswerksfremde Konkurrenz aus dem In- und Ausland drängt weiter mit Dumping-Preisen auf unseren Markt. Die Ertragslage ist alles andere als rosig. Dies alles zehrt an der ohnehin knappen Eigenkapitaldecke der Betriebe."

"Taten statt Worte, Kompetenz statt Phrasen, Konsens statt Blockade" - das sei es, was die Unternehmen zu Recht von ihrem Verband und von der Handwerksorganisation allgemein erwarteten. Diese müsse "Visionen für die Zukunft entwickeln", um nicht von dem Machtverlust anderer Organisationen und Institutionen betroffen zu werden. Der Blick auf die "große Politik" offenbarte für Landesinnungsmeister Peters vor allem "Bewegungsunfähigkeit und Selbstblockade" - festzumachen an den Stichworten Steuerreform, Haushaltskonsolidierung und Reform der sozialen Systeme.

Auch für 1998 drohe "ein Jahr lähmender Stillstand auf niedrigem Niveau, gepaart mit fragwürdigen Aussichten auf Besserung nach den Wahlen im September".

Als aktuelles Beispiel dafür, daß Wachstumsmärkte für das Handwerk immer wieder sehr schnell von kapitalkräftigen Industriefirmen oder von Unternehmen in kommunaler Hand besetzt werden, führte der Vorsitzende des Fachverbandes NRW die Ende Dezember in Düsseldorf gegründete Stadttochter Gebäudemanagement GmbH an. Dieses Vorgehen gehe voll zu Lasten der örtlichen mittelständischen Handwerkswirtschaft. Betroffene Handwerke sind nach derzeitigem Erkenntnisstand Elektroinstallateure, Gas-Wasserinstallateure, Zentralheizungs-Lüftungsbauer, Drucker, Fernmeldeanlagenelektroniker und Gebäudereiniger ff. 8000 handwerkliche Dauerarbeitsplätze sowie rd. 800 Lehrverhältnisse in 750 Handwerksunternehmen sind gefährdet. Peters: Das hat nichts mehr mit einem Kavaliersdelikt zu tun. Viele sprechen schon von Schmutzkonkurrenz. Hier ist die Politik gefordert, die Grenzen der wirtschaftlichen Betätigung von Kommunen zu markieren.

1998 werde kein einfaches Jahr sein. Die Betriebe sind aufgefordert, sich um neue Marktsegmente weiterhin konsequent zu bemühen:

Solaranlagen, Metalldächer, kontrollierte Wohnungslüftung, Regenwassernutzung, Instandhaltung von Entwässerungskanälen oder Verkaufsförderung sowie Qualitätsmanagement, um nur einige wenige zu nennen.

Mutlosigkeit sei immer der schlechteste Ratgeber für das Handwerk.

Blick in die Gästeschar.

An die IG Metall appellierte Peters, gemeinsam die Lohnnebenkosten nach unten zu schrauben, damit auch eine Rentnerin sich noch einen "Klempner" leisten kann. Es könne doch nicht angehen, daß ein Arbeitnehmer fünf bis sechs Stunden arbeiten müsse, um sich eine Monteurstunde in unseren Gewerken leisten zu können.

Warum müsse überdies ein Arbeitgeber 30 Tage für den Mitarbeiter, der sich im Urlaub befindet, Beiträge bei der Berufsgenossenschaft entrichten bzw. Haftpflichtversicherung: In diesen sechs Wochen mache keiner etwas kaputt, falle weder von der Leiter oder ritze sich beim Stemmen den Finger auf.

Kompetenzen zwischen Bundestag und Bundesrat neu verteilen!

Während des Neujahrsempfangs des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima NRW nahm der Gastredner, der Landesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU-NRW, Hartmut Schauerte MdB, zu bundes- und landespolitischen Themen Stellung:

Die Reformbemühungen haben in Deutschland später als in den anderen westlichen Industrieländern begonnen. Aufgrund der mit der Wiedervereinigung verbundenen wirtschaftlichen Scheinblüte sind viele Mitbürger zunächst der bequemen Selbsttäuschung erlegen, hier könne alles so weitergehen wie bisher. Die bessere Einsicht, daß es auch im eigenen Land notwendige Veränderungen geben müsse, setzt sich, wenn auch langsam, immer mehr durch. Leider werde der in der CDU vorhandene politische Wille zu Reformen durch unverantwortliche Kräfte in Politik und Gesellschaft behindert. Daraus müsse der Wähler seine Konsequenzen ziehen: "So schlecht das Schwarz-sehen ist, so gut ist Schwarz wählen".

Schauerte bezweifelte die Legitimität eines Zwei-Kammern-Systems, das sich in der Praxis zu einem "Handicap für Deutschland" entwickelt habe. Kein anderes Industrieland leiste sich eine vergleichbare Verfassungskonstruktion und die damit verbundenen Reibungsverluste wie Deutschland, bei der der Bundesrat politisch legitimierte Entscheidungen des Bundestages ablehnen oder unnötig verzögern könne. Die Länderkammer sei aus historischen Gründen mit starken Machtbefugnissen ausgestattet worden, wir müßten jedoch lernen, intelligent mit diesem Machtbalance-System umzugehen. Eine Neuregelung der Kompetenzen von Bundestag und Bundesrat sei dringend erforderlich.

Herbert Wüst, langjähriger Obmann des DVGW- Fachausschusses Gas- und Wasserinstallationen wurde für seine Verdienste mit der "Goldenen Ehrennadel" des Fachverbandes SHK NRW ausgezeichnet.

Beim Problem der Massenarbeitslosigkeit erinnerte der Mit-Landesvorsitzende daran, daß von 1989 bis heute über 4 Mio. Menschen nach Deutschland gezogen seien. Nicht zu vergessen sei auch die Tatsache, daß 70% aller "Werktätigen" der nach offiziellen SED-Statistiken arbeitslosenfreien "Zone" bis zur Wende arbeitslos waren, ohne es zu wissen. Vor diesem Hintergrund sei die bisher geleistete Eingliederung von Erwerbstätigen in den Arbeitsprozeß durchaus beachtlich. Schauerte wies die in Bonner Regierungskreisen geäußerte Pauschalkritik an Unternehmen als ungerechtfertigt zurück und wandte sich gegen das maßlose Gerede einiger Gewerkschaftsvertreter vom "Ende der Bescheidenheit". Bescheidenheit sei für ihn eine beachtliche Tugend, die es im persönlichen wie auch politischen Bereich zu bewahren gelte. Für NRW und seine Menschen forderte der Bundestagsabgeordnete die Herstellung besserer Rahmenbedingungen durch die in Düsseldorf regierenden Landespolitiker. Das rot-grüne Machtkartell bringe Rheinländer und Westfalen um ihre Chancen, so Schauerte, der die hausgemachten Standortnachteile mit handfesten Zahlen aus seinem "Rotbuch" dokumentierte. Das in NRW herrschende Chaos könne durch spektakuläre "Feuerwehreinsätze" des ewigen Kronprinzen Clement nicht wettgemacht werden, erklärte Schauerte. Die Düsseldorfer Regierungskoalition habe den notwendigen Strukturwandel verschlafen. 1,4 Mrd. D-Mark Kohlesubvention pro Jahr oder die Finanzierung von Verdrängungswettbewerb mit öffentlichen Mitteln (Stichwort CentrO Oberhausen) seien abschreckende Beispiele einer katastrophalen Leistungsbilanz.

Schauerte stellte abschließend die politische "Gretchenfrage": "Leistet die Landesregierung von NRW einen konstruktiven Beitrag zur Modernisierung Deutschlands oder tanzen Rau & Co. nach der Pfeife des Saarländers Lafontaine, der ohne Bonner Finanzspritzen nicht einmal seinen Koch bezahlen könnte?"

 


Kooperation mit ungarischem Verband

Fachverband fördert Weiterbildung

Ungarn zählt seit der politischen Wende zu den Spitzenreitern unter den jungen Reformländern Ost- und Mitteleuropas.

Unter Polen und Tschechien - den weiteren Aufnahmeländern für die Europäische Union (EU) - liegt Ungarn in der Mitte. Seine Wirtschaft ist nicht so potent wie die Polens; aber über Probleme, wie sie Tschechien jüngst aus der Bahn geworfen haben, ist Ungarn hinaus.

Das Wirtschaftswachstum wird 1998 nach ungarischen Schätzungen 3% betragen, im vergangenen Jahr war die ungarische Wirtschaft nur um 0,5% gewachsen. Die Inflation ist von 23,6% 1996 auf derzeit 18,8% gesunken, 1998 rechnet man in Ungarn mit nur noch 13,5%. Diese Zahlen wecken Hoffnungen, daß die rauhe See der Umgestaltungen allmählich durchschifft ist und Ungarn bis zum Jahr 2000 zu einem attraktiven Partner werden kann. Der Außenhandel wächst rapide, allein im Maschinenbau legten die Exporte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 71% zu.

Die Durchschnittslöhne in Ungarn liegen bei 51.000 Forint brutto (rund 500,- DM), die Arbeitslosigkeit bei 10%. Noch bietet Ungarn für westliche Investoren eine vorteilhafte Mischung aus preiswerten Arbeitskräften bei gutem Ausbildungsstand und eher westlicher als östlicher Belastungsbereitschaft.

Schon frühzeitig erkannten Kammern und Fachverbände in Deutschland die Notwendigkeit, die ungarischen Handwerker bei ihren Bemühungen zu unterstützen, eigene Körperschaften, Handwerkskammern und Verbände zu gründen. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat von Beginn an eine führende Rolle gespielt, den ungarischen ZDH - eben IPOSZ (Zentralverband der ungarischen Handwerkskammern und -verbände) personell, finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Neben den Kammern in Nordrhein-Westfalen hält der Fachverband SHK NRW besondere Kontakte zu den Fachabteilungen Gas, Wasser, Energiewirtschaft im Rahmen der IPOSZ Organisation.

Kooperation auf dem Weiterbildungssektor - Kooperationsvertrag

Der Kooperationsvertrag mit IPOSZ/GOE-Fachausschuß Bau- und Installationstechnik (Präsident Dipl.-Ing. Varkonyi) hat folgende Zielsetzung:

  1. Die technischen Informationen in Veranstaltungen des Fachausschusses Bau-, Installations- und Holztechnik zu vertiefen. Zu diesem Zweck erklärt sich der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Nordrhein-Westfalen bereit, einen technischen Berater auf Wunsch für Informationsveranstaltungen zur Verfügung zu stellen.
  2. Beide Partner verpflichten sich, das PHARE-Programm der EU intensiv auszuwerten und nach Möglichkeiten zu suchen, im Rahmen des PHARE-Programms eine besondere Ausbildungsinitiative GOE (Verband Gas- und Wasserinstallateure) zu starten. GOE wird zu diesem Zweck die erforderlichen Unterlagen in allernächster Zeit zur Verfügung stellen. Gespräche mit dem Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT), dem ungarischen Verband der Gaswerker und der Ruhrgas in Essen werden diesen Zusammenhang anstreben.
  3. GOE sowie der Fachausschuß Bau- und Installationstechnik verpflichten sich, in absehbarer Zeit Leitlinien für eine Zusammenarbeit zwischen den ungarischen Gasversorgungsunternehmen und den Sanitär-Heizung- und Klimabetrieben des Handwerks in Ungarn zu verabschieden. Ein Exemplar der deutschen Leitlinien wurde Präsident Varkonyi in deutscher Sprache übergeben. Sobald die Gespräche mit dem WHKT und der Ruhrgas in Nordrhein-Westfalen geführt werden, wird der ungarische Partner über das Ergebnis unterrichtet. Weitere Maßnahmen wurden vereinbart. Ein Besuch einer ungarischen Delegation unter Leitung von Präsident Varkonyi bei der Ruhrgas in Essen ist vorgesehen.
  4. Der Austausch von Lehrlingen, die die Abschlußprüfung des Leistungswettbewerbs im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk in Ungarn erfolgreich abgeschlossen haben, ist vorgesehen. Gleichzeitig sollen ungarische Ausbilder in nordrhein-westfälischen Ausbildungszentren ihr Wissen und ihre Fertigkeiten erweitern. Auf diese Weise ist gewährleistet, daß die Ausbilder im Rahmen der Fortbildung erfolgreich unterwiesen werden.
  5. Der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima NRW wird GOE in seinen Bemühungen unterstützen, die ungarischen Gas- und Wasserinstallateure bei GOE registrieren zu lassen. Dadurch wird GOE zu einer schlagkräftigen Institution ausgebaut.

Die Partner IPOSZ/GOE sowie der Fachverband SHK NRW verpflichten sich, auch in Zukunft einen intensiven Gedankenaustausch zu pflegen und sich gegenseitig über wichtige Themen der Ausbildung sowie über neue Technologien in der Sanitär-Heizung-Klima-Branche zu informieren.


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