IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 2/1998, Seite 38 ff.



Wärme aus der Sonne

Solar-Thermie aus Verantwortung für die Umwelt

Dipl.-Ing. Michael Birke

In den letzten beiden Jahrzehnten ist auf dem deutschen Markt ein weiterer Energieanbieter aufgetaucht - umweltfreundlich und ohne Umweltbelastung: die Sonne. Der erste Boom in der Solarbranche kam mit der ersten großen Ölkrise 1973. Bei der Suche nach sinnvollen Alternativen zu den damals üblichen Heizsystemen wurde mit der Sonne sehr schnell eine erfolgversprechende Lösung gefunden. Als "Wunderding" überschwenglich gefeiert, setzte sie zu einem Höhenflug an. Ein entspannter Energiemarkt und Fehler bei der Markteinführung sowie eine nicht ausgereifte Technik nahmen dem System jedoch schon bald wieder den Auftrieb.

Nach dem drastischen Rückgang begann 1982 eine Zeit der Konsolidierung, die bis 1989 andauerte. In dieser Phase gingen jedoch Enttäuschungen aufgrund falscher Erwartungen einher mit Entwicklungsarbeiten zur Optimierung der Solar-Systeme.

In den acht Jahren des erneuten Wachstums von 1990 bis 1997 stieg die jährlich installierte Kollektorfläche überproportional an. Allein 1997 wurden in Deutschland Solaranlagen mit einer Kollektorfläche von über 200.000 Quadratmetern installiert. In dieser Zahl sind Flachkollektoren, Vakuumflach- und Vakuumröhren-Kollektoren zur Warmwassererwärmung, Schwimmbaderwärmung und Heizungsunterstützung enthalten.

Jährlich in Deutschland installierte Solar-Kollektorfläche.

Der Markt entwickelt sich

Die positive Entwicklung des Solarmarktes wird sich fortsetzen. Selbst die ungünstige wirtschaftliche Entwicklung und die daraus resultierende Kaufzurückhaltung konnten dem Aufschwung in der Solarbranche nichts anhaben. Bei der Betrachtung der Gesamtzahlen wird deutlich, daß Solaranlagen trotz positiver Zwischenergebnisse erst ganz am Anfang einer breiten Marktdurchsetzung stehen. Denn dem Solarmarkt gehört die Zukunft: Das gute Image der Solarenergie, solarfreundliche politische Rahmenbedingungen und verstärkte Aktivitäten von Installateuren und Planern sind Garanten für den Erfolg der Solarenergienutzung. Setzt sich diese positive Entwicklung der letzten Jahre fort - und alle Marktdaten sprechen dafür - erscheint eine 20- bis 30%ige Steigerung der jährlich installierten Kollektorfläche absolut nicht überzogen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies bis zum Ende des Jahres 2000: Allein zur Warmwasserbereitung würde eine Kollektorfläche von insgesamt zwei Millionen Quadratmetern installiert sein. Unter Einbeziehung der dann installierten Schwimmbad-Absorber ergäbe sich sogar eine Gesamtfläche von über drei Millionen Quadratmetern. Eine Expertenrunde des Bundeswirtschaftsministeriums hält sogar einen Zuwachs von bis zu 3,5 Mio. m2 Kollektorfläche in sieben Jahren - bei entsprechender Förderung - für realistisch.

Auch für Niedrigenergie-Häuser

Der Trend bei der Ausstattung von Häusern geht immer mehr in Richtung Niedrigenergiehaus und somit auch in Richtung Niedertemperatur-Heizflächen: Der Heizungswärmebedarf sinkt. Der Anteil des gleichbleibenden Energiebedarfs für die Warmwasser-Versorgung am Gesamtverbrauch steigt damit prozentual. Im gleichen Maße wie der Energiebedarf für die Heizung abnimmt, steigt also der Anteil der Warmwasser-Versorgung an der Gesamtbilanz. Mit intelligenten Lösungen läßt sich der Bedarf an Heizungsenergie noch einmal verringern.

Einfamilienhaus mit Kollektoren und Standspeicher im Keller.

Das Angebot

Wer sich mit der Energieart Sonne beschäftigt, sollte deren Angebot näher betrachten: In unseren Breitengraden stehen jährlich zwischen 1400 und 1900 Sonnenschein-Stunden zur Verfügung. Von den insgesamt 8760 Stunden des Jahres kann man beispielsweise für den Standort Würzburg - dem Mittelwert zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen, Aachen und Frankfurt/Oder - rund 1680 Sonnenstunden pro Jahr als Basiswert zugrunde legen.

Nicht zu verwechseln: Solar-Thermie und Photovoltaik

An dieser Stelle sei der Unterschied zweier unterschiedlicher Solartechnologien erläutert, die nicht miteinander verwechselt werden dürfen:

1. Solar-Thermie:

Die thermische Solarenergienutzung bedient sich sogenannter Solarkollektoren. Der Begriff Kollektor steht dabei für Sammeln oder Auffangen. Die Solar-Thermie dient dem Erwärmen von Wasser.

2. Solar-Strom:

Photovoltaik (abgekürzt: PV) ist der Name für die direkte Umwandlung von Sonnenstrahlung in elektrischen Gleichstrom mit Hilfe von Solarzellen.

Doch nun zurück zur Wärme aus der Sonne: Mit schwarzen Flächen können wir nicht nur die direkte Sonnenstrahlung nutzen, sondern auch die diffuse Himmelsstrahlung. Diese kommt dadurch zustande, daß Sonnenstrahlung beim Durchdringen der Wolkendecke in der Erdatmosphäre gestreut wird. Anschaulich erlebt man dies beispielsweise bei einem Urlaubsflug, wo am Tag über den Wolken stets die Sonne scheint.

Die Summe aus den eben beschriebenen diffusen und den direkten Strahlungsanteilen nennt man Globalstrahlung. Die Anteile unterliegen zwar jahreszeitlichen Schwankungen, trotzdem bleibt deren Jahressumme doch einigermaßen gleich. Das Verhältnis von direkter zu diffuser Strahlung liegt im bundesdeutschen Durchschnitt bei etwa 50 zu 50. Das heißt: Die gleiche Energiemenge, die aus der direkten Einstrahlung zu gewinnen ist, kann man noch einmal aus der diffusen Strahlung ziehen.

Prinzip einer Solaranlage.

Reflexionen zusätzlich nutzen

An Gebäuden oder anderen Flächen wird ferner ein Teil der einfallenden Strahlung als Reflexionsstrahlung gespiegelt. Nicht nur Winzer freuen sich über diesen Effekt bei Weinbergen an Flußläufen, auch die Besitzer von Solaranlagen wissen diese Reflexionen zu schätzen.

Solarkollektoren verwerten sowohl Globalstrahlung (direkt und diffus) als auch reflektierte Strahlung. Im Gegensatz dazu gibt es noch spezielle, sogenannte konzentrierende Kollektortypen, die nur die direkte Strahlung bei klarem blauen Himmel nutzen können. Diese Bauart kommt vor allem in Regionen wie beispielsweise Kalifornien zum Einsatz, wo überwiegend direkte Sonnenstrahlung vorherrscht.

Anhand von Grafiken läßt sich die mittlere Energiemenge, die auf einen Solarkollektor auftrifft - bleiben wir beim Beispiel Würzburg - ermitteln. Der Kollektor ist nach Süden ausgerichtet und gegen die Horizontale um 45° angehoben. Im Sommerhalbjahr mit den Monaten Juni und Juli werden Werte von über 5 kWh pro Quadratmeter und Tag durchschnittlich erreicht - an guten Tagen sogar 8 bis 9 kWh. Deutlich weniger ist in den Wintermonaten zu erzielen, nämlich durchschnittlich 0,51 kWh pro Quadratmeter und Tag im Dezember - und weniger.

Das solare Energieangebot ist offensichtlich jahreszeitlich sehr unterschiedlich. Eine Solaranlage muß daher in Deutschland stets durch eine unabhängige zweite Wärmequelle ergänzt werden. Konkrekt sorgen ein Öl- oder Gasheizkessel oder auch ein elektrischer Heizkörper für die notwendige Nacherwärmung.

Installierte Vakuum-Röhrenkollektoren.

Ausrichtung nach Süden

Weshalb die Solarkollektoren in unseren Breitengraden nach Süden ausgerichtet sein sollten, ergibt sich aus dem Sonnenstand am Tag. Weicht der Kollektor aus der Idealrichtung nach Süden um 20° ab, hat dies in den Sommermonaten kaum Einfluß auf die Einstrahlung. Diese Abweichung der Ausrichtung wird mit Azimut bezeichnet. Selbst in der Jahressumme beträgt der Unterschied nur etwa 2%. Bei einem Azimut-Winkel von immerhin 40° aus der Südrichtung (fast Bereich Südost bis Südwest) bleibt der Unterschied zur Südausrichtung in den Monaten April bis September stets kleiner als 10%.

Die Kollektorfläche verwertet also senkrecht auftreffende Solarstrahlung am besten. Bekanntlich steht in der Hauptnutzungszeit - also im Sommer - am Mittag (Sommerzeit 11.00 Uhr) die Sonne am höchsten. Soll nun die Strahlung im rechten Winkel auf den Kollektor fallen, muß dessen Fläche um gut 30° zur Sonne hin geneigt sein - gemessen von der Horizontalen.

Eine Solaranlage liefert natürlich auch in der Übergangszeit Wärme. Das erfordert eine größere Anhebung des Kollektors, da die Sonne zum Winter hin am Horizont tiefer steht. Der optimale Kollektorneigungswinkel kann mit ungefähr 45° angegeben werden. Dieser Wert stellt einen Kompromiß zwischen der Nutzung im Sommerhalbjahr (bei Sonnenhöchststand Neigungswinkel 30°) und Winterhalbjahr (bei Sonnentiefststand Neigungswinkel 60°) dar. Mit der Anhebung des Kollektors um 45° steht somit ein gleichmäßiges Solarenergie-Angebot zur Verfügung.

Im Sommer 100 Prozent

Was kann die Solarenergie denn nun wirklich leisten? Das beantwortet eine einfache Rechnung. Nehmen wir folgenden Anwendungsfall als Beispiel: Warmwasserbereitung für eine vierköpfige Familie in Würzburg.

Um deren tägliche, durchschnittliche Warmwassermenge von 160 l auf 45°C zu erwärmen, empfiehlt sich eine Kollektorfläche von 4 bis 6 m2. Bei einer Kollektorfläche von 6 m2 steht an der Kollektor-Oberfläche jährlich eine Solarenergiemenge von rund 1062 kWh mal 6 m2 frei Haus zur Verfügung - bei den oben genannten 1680 Sonnenschein-Stunden. Das entspricht einer Gesamtmenge von 6372 kWh. Mit Hilfe dieser Kollektorfläche können im Jahresmittel bis zu 60% des Warmwasser-Energiebedarfes mit der Solaranlage gedeckt werden - im Sommer sogar praktisch der gesamte Bedarf.

Eine Solaranlage verhindert dabei nicht nur die Freisetzung von 1000 kg CO2, sondern leistet darüber hinaus einen aktiven Beitrag für die Umwelt.

Bauteile einer Solaranlage

"Eine Solar-Anlage ist eine Einrichtung, die Sonnenstrahlung aufnimmt, in Wärme umwandelt und diese an einem strömenden Wärmeträger abgibt", so in etwa könnte man die Funktion einer Solaranlage nüchtern definieren. Über die eigentliche Wirkung und das konkrete Zusammenspiel der verschiedenen Bauteile sagt dieser Satz jedoch nichts aus. Um die Arbeitsweise einer Solaranlage zu verstehen, betrachten wir die erforderlichen Bauteile:

Der Kollektor steht im Mittelpunkt

Der Sonnenkollektor ist der "Motor" einer Solaranlage. Er wandelt Sonnenstrahlung in nutzbare Wärme um. Dafür stehen am Markt unterschiedliche Systeme zur Verfügung. Mit dem Flachkollektor und dem Vakuum-Röhrenkollektor wollen wir zwei der im Markt am häufigsten vertretenen Ausführungen betrachten.

Schnitt durch Hochleistungs- Flachkollektor.

Hochleistungs-Flachkollektor

Äußerlich erkennt man einen Hochleistungs-Flachkollektor an einem korrosionsfreien, eloxierten Aluminiumgehäuse und an einer vier Millimeter dicken, eisenarmen Spezialglasscheibe. Letztere ist im hohen Maße lichtdurchlässig - über 92% - und obendrein thermisch vorgespannt (Einscheiben-Sicherheitsglas). Sie hat den Hageltest beim TÜV mit Erfolg bestanden. Unter der "Haube" des Hochleistungs-Flachkollektors liegt der Absorber. Er besteht vollkommen aus Kupfer, weil dieses Material Wärme am besten leitet. In den Absorber sind acht parallel angeordnete Kupferrohre - jeweils 8 mm im Durchmesser - und zwei Sammelrohre mit je 22 mm Durchmesser integriert.

Die Verbindung der Thermoflügel (Kupferstreifen) des Voll-Kupfer-Absorbers mit den darunterliegenden Kupferrohren stellt eine durchgehende Ultraschall-Schweißnaht gut wärmeleitend her. Die parallel angeordneten Rohre sind in speziell ausgehalsten Sammelrohren hart eingelötet. Die hochselektiven, mit Schwarzchrom beschichteten Thermoflügel verhindern das Abstrahlen von Licht und Wärme. Die Beschichtung garantiert eine sehr lange Lebensdauer. Seitlich und an der Rückwand ist der Kollektor mit Mineralwolle gedämmt. Diese besitzt eine geringe Wärmeleitfähigkeit und eine hohe Dichte. Die vier Kollektoranschlüsse sind ebenfalls wärmegedämmt.

Prinzip Vakuum- Röhrenkollektor.

Vakuum-Röhrenkollektoren

Der Vakuum-Röhrenkollektor besteht aus einem Edelstahlrahmen mit Modulkopf und - je nach Kollektorgröße - 20 oder 30 Vakuumröhren. Das Vakuum im Innern der Glasrohre dient der Dämmung gegen Wärmeverluste. Steckhülsen im Modulkopf nehmen den Edelstahlkondensator am Ende der Röhre auf. Dieses sogenannte "trockene" Anbindungssystem erfordert keine zusätzlichen Abdichtungen bei der Montage der Vakuumröhren. Der in der Röhre befestigte Absorberstreifen mit Wärmerohr (Heat-Pipe) nimmt die Sonnenwärme auf.

Solarwarmwasser-Standspeicher mit Solarkompaktinstallation.

Solar-Warmwasser-Standspeicher

Im Solarspeicher wird das erwärmte Wasser gesammelt, und von dort fließt es zu den einzelnen Zapfstellen im Haus. Die vom Kollektor kommende Wärme geht in einem verkalkungs-unempfindlichen Glattrohr-Wärmetauscher in das Trinkwasser im Speicher über. Zur Vermeidung von Verlusten ist der Solarspeicher mit einer Schaumstoff-Wärmedämmung ummantelt.

Solarwarmwasser-Standspeicher gibt es in unterschiedlichen Größen. Die geschlossenen Stahlspeicher sind innen - zum Schutz vor Korrosion - mit spezieller Emaille beschichtet. Zur weiteren Rostvermeidung dient eine Schutzanode aus Magnesium mit Signalanzeige. Die Speicher verfügen im oberen Speicherdrittel über eine Flanschöffnung, einen Anschlußstutzen für Zusatzfunktion und einen Stutzen zur Aufnahme eines Elektro-Einschraubheizkörpers. Ab Werk ist die obere Flanschöffnung wahlweise mit Wärmeaustauscher, Elektroheizflansch oder Blindflansch bestückt.

Solar-Regelung

Solar-Regelungen gewährleisten die optimale Wärmeeinspeisung in den Solarspeicher. Sie können sowohl für einen als auch für drei Anwendungsbereiche gleichzeitig - beispielsweise Reihenschaltung zweier Behälter bei gleichzeitiger Schwimmbecken-Wassererwärmung - eingesetzt werden. Die Regelung mißt mit Hilfe von Temperaturfühlern den Temperaturunterschied zwischen Kollektor und Speicher. Sobald die Temperatur im Kollektorauslauf mindestens drei Grad über der Temperatur im Speicher liegt, schaltet die Regelung die Pumpe ein. Die gleitende Differenz-Regelung erhöht damit bei einem gleichbleibenden Sonnenenergie-Angebot stetig das Temperaturniveau im Speicher.

Solar-Kompaktinstallation

Neben Solarkollektor, Warmwasserspeicher und Solarregelung rundet eine Solar-Kompaktinstallation - kurz SOKI - mit den übrigen Funktionsteilen das Komplett-Angebot ab. Auf der SOKI befinden sich:

- Pumpe: Die dreistufige Umwälzpumpe mit integrierter Systementlüftung gewährleistet einen wirtschaftlichen Betrieb.

- Thermometer und Manometer: Die Bauteile überwachen die Funktion der Solar-Anlage. Nicht nur die Temperatur ist ablesbar. Der erforderliche Betriebsdruck von 3,5 bis 4 bar bei 20°C bis 30°C kann hier beim Befüllen der Anlage eingestellt werden.

- Anschlüsse: Die Kompaktinstallation bietet außerdem Anschlußmöglichkeiten zur Messung des Volumenstromes. Bei der bisherigen Bestimmung der Druckdifferenz war diese Messung vielfach mit größerem Aufwand und zum Teil mit dauerhaftem Druckverlust verbunden. Bei der SOKI kann man das Meßgerät einfach über einen Adapter an die beiden Füllstutzen anschließen. Es zeigt dann die Druckdifferenz des Solarkreislaufes an. Dieser Wert - übertragen auf ein entsprechendes Kennlinien-Diagramm - ergibt den gesuchten Volumenstrom in der Solar-Anlage. Er ist maßgeblich für die richtige Einstellung der Wärmeabfuhr-Menge vom Kollektor, für die Wärmeübertragung im Speicher und die wirtschaftliche Einstellung der dreistufigen Umwälzpumpe.

- Rückschlagventil: Die Armatur verhindert die Schwerkraftzirkulation (auch Thermo-Syphoneffekt genannt). Dieser ungünstige Fall tritt nur dann auf, wenn der Solarspeicher unterhalb des Kollektors steht und die Temperatur über der des Kollektors liegt. Nachts wird somit ein ungewolltes Ausspeichern von Wärme aus dem Solarspeicher verhindert.

- Sicherheitsventil: Es ist Bestandteil der Sicherheitseinrichtung einer eigensicheren Solar-Anlage. Das Ventil spricht bei einem Betriebsüberdruck von 6 bar an. Damit wird der Verdampfungspunkt des Wärmeträgermediums im Kollektor erhöht.

Ausdehnungsgefäß

Das Membran-Druckausdehnungsgefäß vervollständigt die SOKI und gehört, wie das Sicherheitsventil, zur Sicherheitseinrichtung einer geschlossenen Solar-Anlage. Es muß die gesamte Ausdehnung des Wärmeträgers zwischen der höchsten und niedrigsten Betriebstemperatur aufnehmen. Das Ausdehnungsgefäß nimmt zusätzlich den Wärmeträgerinhalt auf, der durch Teil-Verdampfung in den Kollektoren entstehen kann.

Am Anfang steht die Information

Nehmen wir an, ein Kunde interessiert sich für den Einbau einer Solar-Anlage. Anhand eines Prospektes hat er sich im Vorfeld einen ersten Überblick verschafft. Im zweiten Schritt wendet er sich an Sie, den Fachhandwerker, um sich beraten und ein Angebot unterbreiten zu lassen. Ihnen stehen mit
Planungs- und Berechnungsbögen sowie
Solar-Planungsbroschüre
Planungs-Software
weitergehende Unterlagen zur Verfügung.

Im Beratungsgespräch kommt der eben erwähnte Planungs- und Berechnungsbogen zum Zuge. Er versetzt den Fachhandwerker in die Lage, alle notwendigen Daten zur Erstellung eines Angebotes beziehungsweise zur Auslegung der Anlage abzufragen.

Er enthält Angaben zu den Kriterien:
Nutzungsart der Solarenergie
Befestigungsort (beispielsweise auf dem Dach)
Himmelsrichtung der Kollektoren
Gewünschter Solar-Kollektortyp

Einsatzmöglichkeiten:
Warmwasserbereitung
Schwimmbecken-Wassererwärmung in Frei- und Hallenbädern
Heizungsunterstützung bei Niedrig-Energiehäusern mit Nieder-Temperatur-Heizflächen

Tor zur Sonne: Architektonisch ansprechend gelöste Anordnung der Kollektoren für Schwimmbeckenerwärmung und Warmwasserbereitung.

Hauptanwendung: Die Warmwasserbereitung

Im Blickpunkt der weiteren Betrachtungen steht die "normale" Warmwasserbereitung. Sie ist der am häufigsten anzutreffende Anwendungsfall der thermischen Solarenergienutzung.

Zuvor sind jedoch weitere Randbedingungen abzuklären: Auf was für einem Dach und in welchem Neigungswinkel können die Kollektoren installiert werden? Neben Pfannen- und Welldächern kommen auch Flachdächer für die Installation von Kollektoren in Frage. Nicht zu vergessen ist dabei die Angabe über den Neigungswinkel bei den beiden ersten Dachtypen. Weiterhin spielt natürlich auch die freie Dachfläche eine wichtige Rolle. Sie sollten die nutzbare Dachlänge und -breite auf dem Fragebogen festhalten.

Mitentscheidend für die Nutzung der Solarenergie ist die geografische Orientierung der Kollektor-Aufstellmöglichkeit, also meist der Dachfläche. Ein freier Blick in die Südrichtung ist am besten. Aber auch der Westen, Osten und die Richtungen Süd-West und Süd-Ost bieten noch ausreichend Sonnenschein, um sinnvoll Solarstrahlung einzufangen.

Die Auslegung

Jetzt zum Punkt Auslegung: Hier werden zunächst die Personenzahl und der Warmwasserbedarf pro Tag und Person abgefragt. Der Energiebedarf für die Warmwasserbereitung in Ein- und Mehrfamilienhäusern ist sehr stark vom individuellen Verbrauch pro Person und Tag abhängig.

Ein mittlerer Verbrauch von 40 l bei einer Entnahmetemperatur von 45°C entspricht einem täglichen Pro-Kopf-Energiebedarf von rund 2 kWh. Die Gesamtbreite der Verbrauchsgewohnheiten ist allerdings groß. So kommt die VDI 2067 bei der Ermittlung der Warmwasserkosten auf Werte von 0,6 kWh (sehr niedriger Verbrauch) bis zu 5 kWh (hoher Verbrauch).

Deshalb empfiehlt sich bei der Planung einer Solar-Anlage für die Warmwasserbereitung - bei bekannten Verbrauchsgewohnheiten - eine spezielle Bedarfsberechnung. Besonders Bade- und Duschgewohnheiten spielen hier eine große Rolle. Ein Wannenbad mit 150 l warmem Wasser von 40°C Einlauftemperatur schlägt beispielsweise mit einem Energieverbrauch von rund 5,3 kWh zu Buche, während bei einem 3 bis 5minütigen Duschbad - benötigt werden im Schnitt 45 l Wasser mit einer Temperatur von 37°C - der Verbrauch bei etwa 1,4 kWh liegt.

Ferner muß noch beantwortet werden, ob eine Speichereinrichtung vorhanden ist und wenn ja, welche. Von Interesse ist auch die bereits vorgesehene Nacherwärmungs-Möglichkeit: ob mit Öl, Gas oder Elektro über zentrale oder dezentrale Versorgungstechnik.

Auf der grünen Wiese:
Hochleistungs- Flachkollektoren mit Befestigungsbausatz für ebene Flächen.

Bauantrag

Wir empfehlen, bei der Baubehörde nachzufragen.

Förderung

Vor Baubeginn oder Auftragsvergabe muß eine Bewilligung vorliegen. Attraktive Förderprogramme stehen von Bund, Ländern, Energie-Versorgungs-Unternehmen, Deutscher Ausgleichsbank, Wohneigentumsförderung unterstützend zur Verfügung.

Lohnender Einstieg

Solaranlagen stehen trotz positiver Zwischenergebnisse erst ganz am Anfang einer breiten Marktdurchsetzung. So entspricht beispielsweise die bisher installierte Solar-Anlagenfläche - knapp 2 Mio. m2 (Schwimmbad-Absorber nicht mitgerechnet) - pro Bundesbürger nur etwa der Fläche einer Postkarte. Allein 1997 kamen über 200.000 m2 Solarkollektoren hinzu. Neuesten Schätzungen zufolge wird die im Jahr 2000 in Deutschland installierte Kollektorfläche rund 400.000 m2 betragen - was einer Verdopplung des heutigen Wertes entspricht.

In Österreich hat man immerhin schon pro Kopf zehnmal so viel Kollektorfläche installiert. Von 30 Mio. deutschen Haushalten waren Ende 1996 knapp 200000 mit einer Solar-Anlage (Durchschnittsgröße 5 m2) ausgestattet. Das heißt, daß jeder 150. Haushalt sein Warmwasser mit Hilfe der Sonnenenergie erwärmt. Wir sind also noch weit von einer Marktsättigung entfernt. Kann man sich eine bessere Ausgangssituation für eine erfolgreiche Markterschließung für Solar-Anlagen wünschen?

Der Solarmarkt stellt sich überaus positiv dar. Die Solarkomponenten-Hersteller bauen die vorhandenen Vertriebswege aus und gewinnen dadurch mehr Kunden, die vor allem in etablierten Schichten der Bevölkerung zu finden sind. Der Solarmarkt gewinnt also für die Wirtschaft zunehmend an Bedeutung. Steigende Umsätze und wachsende Beschäftigungszahlen belegen diesen Trend.

Sind exponentielle Zuwachsraten zu erreichen?

Versuchen wir einmal, den wachsenden Solarmarkt abzuschätzen: Etwa die Hälfte aller Bundesbürger lebt in Eigentumswohnungen oder im eigenen Haus. Gehen wir davon aus, daß davon rund 50% - entsprechend den technischen Voraussetzungen - mit einer Solaranlage ausgerüstet würden. Damit könnten immerhin 20 Mio. Menschen ihr Warmwasser solar erwärmen. Bei einem Bedarf von etwa 1,5 m2 Kollektorfläche pro Person wäre im Jahr 2000 - bei obiger Annahme - jeder zehnte Bundesbürger im eigenen Hausstand mit solar erwärmtem Wasser versorgt. Das zeigt, daß das Marktvolumen selbst bei Erreichen der ehrgeizigen Ziele noch lange nicht an seine Grenzen stößt.

Ein weiteres interessantes Marktfeld für die Solarbranche stellt - neben dem Privatbereich - der Mietwohnungsbau dar. Der Wohnwert steigt durch die Installation einer Solaranlage; Mieter fühlen sich von der Zukunftstechnik angesprochen. Es besteht die Möglichkeit, Miet-Nebenkosten attraktiver zu gestalten.

Ferner ist zu erwarten, daß in verstärktem Maße Solarhäuser oder Niedrigenergiehäuser gebaut werden, die ihren Wärmebedarf von der Sonne beziehen und die Energie im Sommer für den Winter speichern - beispielsweise in riesigen isolierten Zisternen.


B i l d e r :   Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, Holzminden


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]