125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/1997, Seite 50 ff.


REPORT


PE-X-Rohr - Seit 25 Jahren im Markt

Angelika Albrecht*

Vor genau 25 Jahren kamen in Deutschland die ersten Rohre aus vernetztem Polyethylen in den Markt. Der Auftritt des PE-X-Rohres - damals noch VPE-Rohr genannt - beeinflußte, ja veränderte die gesamte europäische Sanitär- und Heizungsindustrie. Der neue polymere Werkstoff war flexibel, belastbar, druck- und temperaturstabil und korrosionsfrei. Dem Sanitär- und Heizungsfachmann stand damit ein hochwertiges Kunststoffrohr zur Verfügung, das nicht nur für Kaltwasser geeignet war, sondern Temperaturen bis 95°C problemlos vertrug. Dazu hatte das Rohr ein geringes Gewicht, konnte nicht korrodieren, entwickelte keinen Lochfraß und war endlos von der Rolle mit wenig Verbindungsstücken verarbeitbar.

Ein Patent und weitsichtige Unternehmer

Mitte der sechziger Jahre hatte Professor Thomas Engel das nach ihm benannte Engel-Verfahren entwickelt und 1969 auf dieses Verfahren zur Vernetzung von Polyethylenrohren ein Patent erhalten. Ab 1972 wurden in Europa die ersten PE-X-Rohre nach dem Engel-Verfahren produziert. Ende der siebziger Jahre kam noch ein weiteres Vernetzungsverfahren dazu, die Elektronenstrahlvernetzung. Weitere Verfahren folgten. Allerdings haben bis heute die beiden erwähnten Produktionsverfahren die größte Marktbedeutung.

Einige weitsichtige Unternehmer erkannten frühzeitig die Bedeutung des neuen Werkstoffes. Überzeugt von den Materialqualitäten und vom Markterfolg investierten sie in die neue Technik und gingen konsequent ihren Weg. Sie zählen heute zu den führenden PE-X-Rohr-Anbietern in Europa.

Es begann mit der Fußbodenheizung

Ihren ersten bedeutenden Einsatz fanden die neuen Rohre im Heizungsbereich, vor allem als Heizungsleitungen bei der Fußbodenheizung. Die schnell montierbaren, temperatur- und druckstabilen Rohre trugen sehr viel zum Bekanntheitsgrad und zur Akzeptanz der Fußbodenheizung bei.

Von Jahr zu Jahr stieg die Nachfrage nach dem flexiblen Rohr. Im Jahr 1976 kamen die ersten Trinkwasserleitungen aus PE-X als Rohr-im-Rohr-Systeme - d.h. mit einem wasserführenden Innenrohr aus PE-X und einem äußeren Schutzrohr aus PE - auf den Markt. Beim Einsatz im Sanitärbereich war die Korrosionsfreiheit der Rohre von besonderer Bedeutung. Den größten und schnellsten Erfolg hatten PE-X-Rohre deshalb auch in Wasserproblemgebieten. Nach und nach setzten sich PE-X-Rohre aber auch in anderen Gebieten immer mehr durch. Einer der frühen PE-X-Rohr-Anbieter antwortete vor Jahren auf die Frage, warum er sich für PE-X entschieden habe: "Metalleimer sind von gestern. Die Welt ist heute voller Kunststoffeimer. Wir verkaufen hochwertigen Kunststoff, ein Material, das viele Jahrzehnte hält. Dem korrosionsfreien, leichten und langlebigen Kunststoff gehört die Zukunft."

Kunststoffrohre eroberten den Markt

Er sollte recht behalten. Ab 1978 kamen PE-X-Rohre verstärkt und großflächig im Haustrinkwasserbereich zum Einsatz. Sie machten anderen Rohrleitungen nun ernsthafte Konkurrenz. Ausschlaggebend für das große Interesse von Fachhandel und Fachhandwerk waren neben der Korrosionsfreiheit vor allem die garantiert lange Lebensdauer, die Temperatur- und Druckbeständigkeit und die leichte und schnelle Verlegbarkeit.

Metallexperten haben Kunststoff lange nicht ernst genommen. Sie haben dabei die außerordentliche Qualitätsveredlung durch die Vernetzung übersehen. Kunststoffrohre eroberten nicht nur den Weg von den Wasserwerken zu den Hausanschlüssen, sondern auch die Haustrinkwasserleitungen.

PE-X-Rohre haben heute einen hohen Stellenwert

Die Bedeutung der Kunststoffrohre aus PE-X - die heute einen hohen Stellenwert im Markt haben - liegt vor allem in der schnellen, sicheren und wirtschaftlichen Verlegung. Sie sind überall einsetzbar und dank ihrer Endlosverlegung außerordentlich rasch und verschnittarm installiert. Es wird weder geklebt noch gelötet noch geschweißt. PE-X-Rohre sind heute nicht nur Rohre, dahinter steckt eine ausgereifte Systemtechnik. Die führenden Markenanbieter bieten komplette Installationssysteme für Fußbodenheizungen, Heizkörperanbindungen und Sanitärinstallationen an.Viele Planer und Verarbeiter haben die Vorteile der Rohrsysteme und ihre wirtschaftliche Verlegung erkannt. Der Verarbeiter ist in Sachen Garantie und Haftung voll abgesichert.

Im Wohnungsbau sind Trinkwasser- und Heizungsinstallationen mit PE-X-Rohren bereits weit verbreitet. Allein im Fußbodenheizungsbereich beispielsweise sind inzwischen mehr als eine Milliarde Meter Systemheizrohre verlegt, im Sanitär- und Heizkörperanbindebereich sind es bis heute rund 300 Millionen Meter Rohre. Zur Zeit werden jährlich rund eine halbe Million deutscher Badezimmer mit Kunststoffrohren aus PE-X ausgestattet.

Die Präsentation der Neuentwicklung des PE-X-Rohres vor 25 Jahren zeigte, daß das hochwertige Produkt eine große Bedeutung für die Sanitär- und Heizungsinstallation haben wird. Wie die Vertreter der ASI-Mitgliedsfirmen nach 25 Jahren den Bereich PE-X-Rohr beurteilen - in punkto Konzeptionen und Zukunftsaussichten - haben wir nachfolgend in kurzen Auszügen zusammengefaßt:

Herbert Oßendorf, Vertriebsleiter Deutschland, Hewing GmbH, Ochtrup

Seriöse Hersteller und moderne Technik garantieren anforderungsgerechte Rohrqualität

Seit 1972 werden Rohre aus vernetztem Polyethylen (= VPE oder PE-X) produziert. Haupteinsatzbereich der PE-X-Rohre ist die Haustechnik, insbesondere Sanitär- und Heizungsinstallationen. Da Trinkwasserleitungen die längste Lebensmittelverpackung der Welt darstellen, gelten bei der Produktion von PE-X-Trinkwasserrohren strenge Vorschriften hinsichtlich Qualität, Sauberkeit und Hygiene. Erfolgreiche Produzenten überwachen ihre Produktion und Qualitätssicherung nicht nur selbst, sondern haben zusätzlich unabhängige Institute für die Fremdüberwachung beauftragt. Dank des großen Aufwandes bei der Überprüfung des Rohstoffeingangs, der produktionsbegleitenden Qualitätssicherung und der Endkontrolle des fertigen Produktes kann eine gleichbleibende Qualität gewährleistet werden. Über bestimmte Kenndaten kann auch nach Jahren noch ermittelt werden, mit welchen Parametern produziert wurde.

Seriöse, anerkannte Systemhersteller und Produzenten werden auch in Zukunft dazu beitragen, daß PE-X-Rohre den jeweiligen Anforderungen gerecht werden.

Peter Köstel, Marketingleiter D.F. Liedelt "Velta", Norderstedt

Zu einer sicheren Installation gehören Systemrohre aus PE-X

Bei der Wahl eines Trinkwasser- oder Heizkörperanbindesystems sind zwei Faktoren entscheidend: zum einen die Sicherheit in Verarbeitung und Betrieb, zum andern die Wirtschaftlichkeit. Wir setzen deshalb bei unseren Systemen auf eine schnelle und sichere Verbindung und auf das millionenfach bewährte PE-X-Rohr aus hochdruckvernetztem Polyethylen.

PE-X-Systemrohre sind nicht nur korrosionsfrei und praktisch inkrustationsfrei, sie lassen sich auch schnell, flexibel und sauber verlegen. PE-X-Qualitätsrohre haben eine hervorragende Zeitstandsfestigkeit, sie sind hoch temperatur- und druckbelastbar. Die hochwertigen Kunststoffrohre sind äußerst verschleißfest, haben hohe Festigkeitswerte und eine enorme Spannungsrißbeständigkeit. Sie sind chemisch außerordentlich beständig, erfüllen alle einschlägigen Bestimmungen und entsprechen natürlich auch den Anforderungen der KTW-Empfehlungen des Bundesgesundheitsamtes.

Karl-Heinz Hartmann, Prokurist und Niederlassungsleiter, JRG Gunzenhauser GmbH, Niederlassung Deutschland-Süd in Neuburg/Donau

Moderne Verbindungstechnik spart Montagezeit

Für die Trinkwasserinstallation wurde erstmals 1976 die Rohr-im-Rohr-Installationstechnik bei kalt- und warmgehenden Leitungen mit PE-X-Rohren und metallischen Klemmverbindern auf der SHK in Essen dem Fachpublikum vorgestellt. Bei der Entwicklung und Konstruktion der Verbindungstechnik mußten die kunststoffspezifischen Eigenschaften wie Kriechverhalten, Kerbverhalten sowie die Wärmedehnung berücksichtigt werden. Nur so konnte eine dauerhaft dichte Verbindung gemäß den Anforderungen der Installationsnorm DIN 1988 erstellt werden.

Zu den bekanntesten Neuentwicklungen gehören die Klemmverbindung, die Preßverbindung und die Bördel-Klemmverbindung. Die JRG Sanipex-Bördel-Klemmverbindung beispielsweise ist so konstruiert, daß sie auch nach tausenden von Temperaturwechseln noch dauerhaft dicht ist. Sie darf nach DIN 1988 auch unter Putz verlegt werden. Dank ihrer eigenwilligen Konstruktion, bietet die JRG Sanipex-Bördel-Klemmverbindung zudem im Verbindungsbereich den vollen Rohrquerschnitt.

Dipl.-Ing. Alfred Zimmermann, Produktmanager, Fränkische Rohrwerke

Jeder dritte Heizkörper wird mit PE-X-Rohren angeschlossen

Heizkörperanbindesysteme aus hochwertigen PE-X-Rohren haben die Installationstechnik in den letzten 25 Jahren grundlegend verändert. Jeder dritte Heizkörper wird inzwischen durch PE-X-Rohre mit Wasser versorgt. PE-X-Rohre haben gegenüber starren, unflexiblen Rohrleitungen überzeugende Vorteile:

Dipl.-Ing. Werner Frieling, Geschäftsführer, Polytherm GmbH, Ochtrup

Komplette Systemtechnik sorgt für Wirtschaftlichkeit

Der Siegeszug des PE-X-Rohres aus dem Bereich der Warmwasser-Fußbodenheizung vollzieht sich nun auch in der Anwendung der Heizkörperanbindung mit PE-X-Kunststoffrohren. Dies liegt nicht zuletzt daran, daß eine komplette Systemtechnik inklusive aller Fittingkomponenten angeboten wird. Die aufeinander abgestimmten Systemkomponenten erlauben eine sehr schnelle, flexible und damit äußerst wirtschaftliche Verlegung des Heizkörperanbinde-Systems mit PE-X-Rohren. Aufwendige Handhabungen von speziellen Werkzeugen bei der Verbindungstechnik entfallen. PE-X-Kunststoffrohre werden wirtschaftlich, schnell und einfach mittels Klemmverschraubung oder Preßfitting verbunden.

Martin Geuecke, Leiter Kommunikationsmarketing, Viega, Attendorn

PE-X-Rohre sind in der modernen Vorwandtechnik unschlagbar

PE-X-Rohre von der schnellen Rolle fanden in Deutschland außergewöhnlich rasant Akzeptanz in der Trinkwasserinstallation des Stockwerkes. Den schädlichen Diskussionen um Korrosionsschäden und negativen Einflüssen auf die Hygiene wurde mit PE-X ein Ende gesetzt. Mit PE-X gibt es erst gar keine Probleme.

Heute werden in Deutschland schätzungsweise bis zu 500 000 Bäder jährlich im Neubau- und Modernisierungsbereich mit PE-X-Rohren installiert. Das bedeutet eine klare Vorrangstellung. Insbesondere bei den modernen Vorwandtechniken (z.B. ,Viegaswift M') bietet das vollflexible PE-X-Rohr erhebliche Montagevorteile. So sind die Armaturenanschlüsse bei ,Viegaswift M' selbstverständlich für PE-X-Rohre ausgestattet. Auch in Trockenbau-Ständerwänden bringt PE-X-Rohr die Flexibilität und Montagevereinfachung, die sich der Installateur wünscht.

Für Viega gilt im übrigen die Philosophie: vollflexibler Kunststoff (PE-X) oder voll Metall - und kein Werkstoffzwitter.

Norbert Späth, Prokurist, Wirsbo, Heusenstamm

Zukunftsausblick: PE-X ist mehr als nur ein Wasserrohr

Neben ihrem Einsatz in der Heizungs- und Trinkwasser-Hausinstallation werden PE-X-Rohre aufgrund ihrer hohen Kerbunempfindlichkeit und ihrer Spannungsrißunempfindlichkeit zunehmend dort eingesetzt, wo erschwerte Einsatzbedingungen gelten. PE-X-Rohre finden z.B. Verwendung bei der grabenlosen Rohrverlegung oder der Verlegung ohne Sandbett in der Gas- und Wasserinstallation außerhalb des Hauses. Sie sind hier eine echte Alternative zu Stahlrohren und verfügen selbstverständlich über alle notwendigen DVGW-Zulassungen.

Hierzu beigetragen hat u.a. auch der Nachweis der Schweißeignung von PE-X-Rohren mit allen handelsüblichen Heizwendel-Schweißmuffen. Im DVGW-Abschlußbericht ist dies im Detail nachzulesen.

Werner Büchs, Marketing Rohrsysteme, Roth Werke, Dautphetal

PE-X: Das Rohr für alle Wasserqualitäten

Die Wasserqualität wird ständig schlechter und aggressiver. In vielen Bereichen lassen sich daher heute bei der Trinkwasserinstallation herkömmliche metallische Materialien nicht mehr einsetzen.

Ähnliches gilt auch für die Regenwassernutzung. Regenwassernutzung ist ökologisch sinnvoll und setzt sich immer mehr durch. Da Regenwasser aber in der Regel weich und teilweise auch aggressiv ist (saurer Regen), kann sich in Metallrohren keine wirksame Korrosionsschutzschicht aufbauen. Daher sind metallene Rohre in der Regel für den Einsatz in der Regenwassernutzung ungeeignet.

PE-X-Rohre dagegen eignen sich für alle Wässer - unabhängig von ihrem pH-Wert, den Inhaltsstoffen, dem Ionenanteil usw. Sie sind toxikologisch unbedenklich, chemikalienbeständig und lebensmittelecht. Darüber hinaus schonen PE-X-Rohre im Vergleich zu metallenen Rohren die Umwelt.

In einer unabhängigen Umweltanalyse untersuchte die TU Berlin verschiedene Trinkwasser-Installationssysteme. Die Studie macht deutlich, daß Systeme mit PE-X-Rohren eine wesentlich geringere Belastung der Umwelt hervorrufen als Systeme mit Metallrohren.

Heinrich Geuking, Technischer Leiter, Seppelfricke SystemTechnik, Wettringen

Vorteile der PE-X-Systeme unter Berücksichtigung der Gewährleistung und Produkthaftung

PE-X-Rohre sind in der Sanitär- und Heizungsinstallation kaum mehr wegzudenken. Gerade seine Material- und Verlegeeigenschaften machen PE-X zu einem häufig eingesetzten Rohrwerkstoff in der Sanitär- und Heizungsbranche. Doch nicht nur die Qualität der Rohre, auch ihre Einbindung in Systeme und die Vertriebsweise dieser Systeme sind letztendlich für die Sicherheit von entscheidender Bedeutung.

Bei der Seppelfricke SystemTechnik ist das PE-X-Rohr ein Systemelement der Fußbodenheizungssysteme, der Heizkörperanbindesysteme und des Trinkwasserinstallationssystems. Mit anderen universellen Komponenten bildet es Systemlösungen, die - einem Baukastenprinzip folgend - vielfältige und sichere Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis erlauben. 


*) Angelika Albrecht, Redaktion/Öffentlichkeitsarbeit, Arbeitsgemeinschaft Sanitärinstallationen und Heizkörperanbindungen mit PE-X-Rohren (ASI)


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