125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/1997, Seite 28 ff.


SANITÄRTECHNIK


Notduscheinrichtungen - Armaturen für die Sicherheit

In Laboratorien der Industrie sowie in Forschungs- und Bildungseinrichtungen gehört der Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen zur beruflichen Praxis. Dabei birgt - nicht ausschließlich, aber in erhöhtem Maße - der Bereich Chemie erhebliche Risiken.

Unfall - Berufsrisiko?

Personen, die in derartigen Einrichtungen arbeiten, sind berufsbedingt der Gefahr ausgesetzt, sich Verletzungen unterschiedlichster Art zuzuziehen. Sei es beispielsweise durch Säurespritzer oder bei Unfällen mit alkalischen Stoffen, die innerhalb von Sekunden irreparable Schäden an Haut und Augen verursachen können. Neben dem Verätzungsrisiko besteht häufig auch eine Verbrennungsgefahr. Unfälle, wie sie leider immer wieder durch offene Flammen - z.B. durch leicht entzündbare Flüssigkeiten oder chemische Reaktionen - vorkommen.

Nicht zu vergessen sind auch andere Arbeitsbereiche, wo die zuvor beschriebenen Gefahren auf den ersten Blick leicht übersehen werden. Denn auch in Produktionsbetrieben, in denen Metall und Holz verarbeitet bzw. mit Arbeits- und Betriebsstoffen hantiert wird, können z.B. Flüssigkeiten, Stäube oder Funkenbildung zu körperlichen Schäden führen.

Die Forderung - Sicherheit im Falle eines Falles

Die Gefährdung der Mitarbeiter kann natürlich nicht als unabdingbares Berufsrisiko abgetan werden. Und daher ist es nur allzu verständlich, daß vom Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften - Fachausschuß Chemie - entsprechende Sicherheitseinrichtungen vorgeschrieben sind. So heißt es in den ‚Richtlinien für Laboratorien' (Oktober 1993):

"In Laboratorien muß eine mit Wasser - möglichst von Trinkwasserqualität - gespeiste Körperdusche am Ausgang installiert sein. Sie soll alle Körperzonen sofort mit ausreichenden Wassermengen überfluten können."

Hintergrund dieser Vorschrift ist die Notwendigkeit, bei Unfällen jeglicher Art schnellstmöglich Mittel - und das heißt Trinkwasser in unbegrenzter Menge - zur Selbsthilfe bzw. zur Rettung durch Ersthelfer bereitzustellen. Denn nur durch schnelle Kühlung bzw. Löschung betroffener Körperzonen können Folgeschäden auf ein Minimum reduziert werden.

Der großflächige, weiche Wasserstrahl der Augen- und Gesichtsdusche sorgt für eine gleichzeitige Spülung beider Augen und des Gesichtsfeldes.

Neben den Körperduschen wird auch das Vorhandensein einer Augendusche in Laboreinrichtungen gemäß der Laborrichtlinie vorgeschrieben, die "leicht zu betätigen" und "beide Augen sofort mit ausreichenden Wassermengen spülen" soll.

Um diesen Sicherheitsanforderungen gerecht werden zu können, sind spezielle Armaturen erforderlich, deren fachgerechte Installation und Funktion in einer Vielzahl von Vorschriften und Normen geregelt ist. Neben der bereits zitierten

Geltungsbereich:

Die Richtlinien für Laboratorien ZH 1/119 die einen expliziten Verweis auf die DIN 12899 beinhalten, finden Anwendung auf Einrichtungen, in denen nach chemischen, physikalischen oder physikalisch-chemischen Methoden präparativ, analytisch oder anwendungstechnisch gearbeitet wird.

Elemente einer Notduscheinrichtung

Körperduschen

Komponenten einer Körperdusch-Einrichtung sind Ventile und Duschköpfe, deren normgerechte Funktion im Notfall schnelle Hilfe bietet. Gefordert wird hierzu ein Ventil, das leicht erreichbar, verwechslungssicher angebracht, eindeutig bedienbar und nach Betätigung sofort geöffnet ist.

Wichtige Grundregel: laut den Richtlinien für Laboratorien sind Ketten zum Öffnen des Ventils nicht zulässig und die Armatur darf, einmal geöffnet, nicht wieder selbsttätig schließen. Ebenfalls streng definiert ist die durchfließende Wassermenge, die nach DIN 12 899, Teil 1, mindestens 30 l/min bei 1 bar Fließdruck betragen muß, um den Körper ausreichend zu überfluten.

Augen- und Gesichtsduschen stehen in den Ausführungen für Wand- oder Standmontage zur Verfügung. Optional können sie mit einer Service-Absperrung eingesetzt werden, die eine vereinfachte Durchführung der monatlichen Funktionsprüfung ermöglicht.

Derartige Spezialarmaturen werden beispielsweise von der Firma AQUA Butzke-Werke AG hergestellt, deren Notduschprogramm den kompletten Sicherheitsbereich abdeckt. Dabei erfüllen die Produkte nicht nur die beschriebenen Anforderungen, sondern ergänzen den Sicherheitsstandard durch weitere, wichtige funktionelle Vorteile.

Das erste zu erwähnende Armaturenelement im Bereich Körperduschen sind die Notduschventile. Die in den Ausführungen für Aufputzinstallation oder Wandeinbau zur Verfügung stehenden Armaturen zeichnen sich durch eine leichte sowie eindeutige Handhabung aus. Über eine 90°-Bewegung des Kipphebels wird das Ventil schnell geöffnet und die beachtliche Wasserabgabemenge von 60 l/min bei 1 bar Fließdruck mit freiem Auslauf abgegeben.

Die Verwendung hochwertiger Materialien und eine beständige Oberflächenveredelung garantieren die für den Notfall so wichtige Funktionssicherheit der Ventile.

Zur Komplettierung der Sicherheitseinrichtung ,Körperdusche' ist ein zu dem Notduschventil passender Duschkopf erforderlich. Auch an dieses Armaturenelement werden besondere Bedingungen gestellt. So ergaben Untersuchungen aus dem Jahre 1995 des Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik e.V. zum Thema: ,Erforderlicher Volumenstrom in Über-Kopf-Notduschen', daß z.B. die Löschwirkung eines Duschkopfes hauptsächlich durch den Volumenstrom und das Strömungsbild bestimmt wird. Der Studie zufolge liegt der ideale Löschwasservolumenstrom demnach bei 30-60 l/min.

Bei der Konstruktion der neuesten Generation von Notduschköpfen wurde diesen aktuellen Erkenntnissen Rechnung getragen, indem sie bereits bei 1 bar Fließdruck eine Mindestwasserabgabemenge von 30 l/min zur Verfügung stellen. Weiterhin sorgt ihre besondere Konstruktion für eine ausreichende Überflutung aller Körperzonen sofort nach Betätigung des Ventils. Die konisch gestalteten Austrittsöffnungen lassen das Wasser kegelförmig austreten, so daß sich ein geschlossener, dichter Wasserschleier bildet. Dieser Wasserschleier verdrängt durch seine spezielle Ausbildung den vorhandenen Sauerstoff innerhalb des Kegels und erstickt somit in kürzester Zeit die Flammen.

Nach der Benutzung im Notfall bzw. nach der vorgeschriebenen monatlichen Funktionsprüfung erfolgt die selbsttätige Entleerung des Notduschkopfes. Damit wird einer Verkalkung entgegengewirkt und ein Nachtropfen verhindert. Notduschköpfe sind für die normgerechte Montage und senkrechten Wasseraustritt auch mit Wandarm (Länge 400 mm) im Angebotsprogramm. Wie die Ventile, sind sie für besondere Langlebigkeit aus Messing mit beständiger Oberflächenbeschichtung gefertigt.

Augenduschen

Um das wichtigste Sinnesorgan des Menschen nach einer Verletzung z.B. durch Verätzung, Verbrennung, umherfliegende Späne oder Stäube zu retten, muß schnellstmöglich eine intensive Spülung mit Wasser erfolgen. Seit Oktober 1996 sind daher Laboratorien, in denen die Richtlinie ZH 1/119 (Geltungsbereich siehe oben) ihre Anwendung findet verpflichtet, eine mit Trinkwasser gespeiste Augendusche möglichst im Bereich der Körperdusche oder eines Ausgußbeckens zu installieren.

Ventile und Duschköpfe für Notduscheinrichtungen finden in Laboratorien der Industrie, Lehre und Forschung sowie in gefährdeten Arbeitsbereichen von Produktionsbetrieben ihren Einsatz.

Am Markt werden sehr verschiedenartige Augenduschen angeboten. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Art der Benutzung, der Anzahl der Austrittsöffnungen sowie Art der Auslösung.

Eine Neuheit in diesem Armaturensegment ist eine Augen- und Gesichtsdusche die auf zweierlei Arten bedient werden kann: sowohl stationär als auch beweglich. Entweder wird durch den Druck auf den Duschkopf der Wasserfluß ausgelöst oder aber das mit einem Schlauch verbundene Handduschelement wird komplett aus der Halterung entnommen. Unabhängig von der Benutzungsart wird der Wasserfluß immer mit DIN-gerechtem Volumenstrom von 8 l/min bei 1 bar Fließdruck sofort freigegeben.

Die Flexibilität bei der Handhabung dieser Augen- und Gesichtsdusche hat in der Praxis zwei Vorteile: Zum einen bleiben bei der stationären Benutzung die Hände zum Offenhalten der Augen frei; zum anderen wird die Möglichkeit geschaffen, durch Herausnahme des Duschkopfes einzelne Körperpartien intensiv, lokal zu spülen. Auch das Hinführen der "Wasserquelle" zum Verletzten in einem Umkreis von 1,5 m stellt kein Problem dar und bietet damit doppelte Sicherheit.

Um den Wasserfluß nach Benutzung wieder zu stoppen, muß das Handduschelement lediglich in seine Ausgangsstellung in der Halterung gebracht werden. Darüber hinaus ist für die Spezialarmatur ein großflächig austretender, weicher Wasserstrahl charakteristisch, der es ermöglicht, nicht nur beide Augen, sondern auch eventuell kontaminierte Gesichtspartien gleichzeitig zu spülen. In der Armatur integrierte Mengenregler sorgen für eine stets gleichbleibende, DIN-gerechte Wasserstrahlhöhe und -menge. Ein wichtiges Auswahlkriterium, da Druckschwankungen von mehr als 1 bar in der Installation nicht unüblich sind.

Für unterschiedliche Einsatzgegebenheiten stehen Augen- und Gesichtsduschen als Ausführung für Wandmontage und mit Standsäule für die Labortischmontage zur Verfügung.

Die besondere Konstruktion der Notduschköpfe sorgt für die ausreichende Überflutung aller Körperzonen, sofort nach Betätigung des Ventils.

Hoher Sicherheitsstandard - eine Notwendigkeit

Nach Aussage der Berufsgenossenschaften der chemischen Industrie anläßlich einer Pressekonferenz letzten Jahres, sind die Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten in der chemischen Industrie erneut zurückgegangen. Dazu wurde eindeutig festgehalten, daß dieser erfreuliche Trend nur mit einem hohen Sicherheitsstandard in den Betrieben möglich war und zukünftig ausgebaut werden muß. Eine Tatsache, die zeigt, wie wichtig und sinnvoll die Einhaltung der Vorschriften und Normen in gefährdeten Arbeitsbereichen jeglicher Art ist. Dazu gehört eben auch der konsequente Einsatz von Notduscharmaturen, die dazu beitragen, Personenschäden auf ein Minimum zu reduzieren. 


B i l d e r : Aqua Butzke-Werke AG


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]