125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/1997, Seite 67



Erdgasgetriebene Fahrzeuge

Der Einsatz von Erdgas im Fahrzeug kann gegenüber herkömmlichen Kraftstoffen erheblich zur Emissionsentlastung beitragen. Deshalb ist es für den SHK-Fachmann, dessen täglich Brot es ist, mit diesem Medium umzugehen, durchaus erwägenswert, Firmenfahrzeuge mit Erdgas zu betreiben. Für das positive Erscheinungsbild gegenüber dem Kunden wäre es nur konsequent, nicht nur über eine emissionsarme Heizungsanlage mit Erdgas zu reden, sondern weitergehende Möglichkeiten in Sachen Umweltschonung aufzuzeigen.

Die weitaus größten Hemmschuhe für den Kauf eines Erdgasfahrzeugs sind freilich die geringe Reichweite (Pkw bis ca. 250 km) und das lückenhafte Tankstellennetz, das Ende ’96 nicht mal 50 Stationen umfaßte (die detaillierte Broschüre "Wegweiser öffentlich zugänglicher erdgas-Tankstellen in Deutschland" mit Anschriften und Lageplänen bietet der BGW, Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft e.V., Bonn; Fax: 0228/2598-120).

Wegen des begrenzten Radius‘ werden die gasgetriebenen Fahrzeuge deshalb so gebaut, daß sie alternativ mit Benzin fahren können. Ein beachtlicher Vorteil sind die geringen Kosten bei Gasbetrieb: Ein BMW 316 g compact, über viele Jahre einziges Serienfahrzeug auf dem Markt, verbrauchte über eine Distanz von 200 km ca. 11 Kilogramm Erdgas (ca. 15 Mark). Der Benziner kostet hier das Doppelte.

Ford und VW lassen ihre Autos von werksnahen Umrüstern modifizieren, ebenso Daimler Benz, der den Transporter Sprinter als reines gasgetriebenes Nutzfahrzeug anbietet. Die Mehrinvestitionen bei einem Pkw betragen ab Werk ungefähr 7000 Mark, je nach Fahrleistung können sie derzeit nach etwa zwei Jahren amortisiert sein.

Für ein SHK-Unternehmen sicher keine schlechte Werbung, wenn man in Sachen saubere Umwelt mit gutem Beispiel vorangeht und auf besonders emissionsarme Fahrzeuge setzt.

Der Spezialausrüster TTS (Teile, Test und Service GmbH, Rob.-Bosch-Str. 58 in 72810 Gomaringen; Tel.: 07072/920114), als erster vom TÜV anerkannter Ausrüster in Südwestdeutschland, rüstet z.B. jährlich ca. 300 Fahrzeuge vieler neuer Fahrzeugtypen um.

Dazu gehören die VW-Typen Polo, Caddy, Golf, T4 Kasten/Bus/Pritsche, LT sowie Passat.

Bei Opel sind es der Corsa, Combo, Astra, Vectra und Omega.

Von Fiat kommen Punto 55, Ducato und Scudo hinzu.

Bei Mercedes-Benz sind es Sprinter und Vito.

Ford ist mit Fiesta 1,1 sowie 1,3; dem Escort 1,3 und dem Transit 2,0 dabei.

Peugeot steht mit den Typen 106, 406, Expert und Boxer auf der Liste.

Die Kosten für einen VW Polo im bivalenten Betrieb kosten einschließlich Abnahme rund 5500 Mark, beim VW-Transporter T4 Kasten liegt die Umrüstung bei knapp 7700 Mark.

In puncto Wirtschaftlichkeit läßt sich sagen, daß sich durch die Senkung der Mineralölsteuer auf Erdgas die Situation deutlich verbessert hat. Seit Januar ’96 bis zum Jahr 2000 sollen die Steuervorteile gelten, so daß sich Umrüstkosten über einen längeren Zeitraum hinweg amortisieren. So kostet in der Umrechnung ein Liter Erdgas etwa 80 Pfennig.

Auch im Rahmen der geplanten Euro-3 und Euro-4-Norm wären die erdgasbetriebenen Nutzfahrzeuge gegenüber herkömmlichen Dieselfahrzeugen im Vorteil. Wichtig für die Käufer ist allerdings die Aussicht, daß dieser Steuersatz über das Jahr 2000 hinaus Bestand haben wird. Aus deutscher Sicht sieht man keinen Hinderungsgrund, so die Aussage des Bundesumweltministeriums, vielmehr seien aber Brüsseler Richtlinien im Zuge der EU-Harmonisierung abzuwarten.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]