125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/1997, Seite 34 ff.


HEIZUNGSTECHNIK


Bedarfsgerechte Pumpenauslegung

Ehrhardt Buscher; Klaus Walter*

Die bedarfsgerechte Auslegung der Förderleistung von Heizungs-Umwälzpumpen ist ein wichtiger fachkompetenter Beitrag zur Erfüllung der Heizungsanlagenverordnung (HeizAnlV) [1]. Diese Verordnung gilt für sämtliche heizungstechnischen Anlagen immer dann, wenn sie in Gebäuden zum dauernden Verbleib eingebaut oder aufgestellt werden. Die Vorschrift zur Anwendung gilt uneingeschränkt sowohl für Neubauplanungen wie auch für Sanierungsarbeiten in bestehenden Anlagen.

1. Einleitung

Die Vorschriften der Verordnung greifen in jedem Falle auch für die Umwälzpumpen als einem Element der heizungstechnischen Anlagen,

oder

Ebenso ist eine Überprüfung der Pumpenauslegung erforderlich, wenn

und auch

Und als letztes Argument sei hervorgehoben, daß der Benutzer einer jeglichen Anlage (beispielsweise Fernsehempfang, PKW, Heizung oder Badezimmer) einen Anspruch darauf hat, immer über die neueste Technik verfügen zu können.

Bild 1: Pumpenauslegung nach Norm-Vorgaben; es bedeuten:
N = Gebäude-Wärmebedarf entspr. N, Geb nach DIN 4701 in kW
T = Transmissionswärmebedarf in kW
L = Lüftungswärmebedarf in kW
= gleichzeitig wirksamer Lüftungsanteil
PU = Pumpen-Volumenstrom in m3/h
1,16 = spezifische Wärmekapazität des Wassers in Wh/(kgK)
= Temperaturspreizung Vorlauf/Rücklauf in K
HPU = Pumpen-Förderhöhe in m
R = Rohrreibungswiderstand des geraden Rohres in Pa/m
l = Rohrleitungs-Gesamtlänge bis zum entferntesten Heizkörper in m
= Widerstandsbeiwerte für Formstücke, Armaturen u.ä. in Pa
= Dichte des Fördermediums in kg/dm3
g = Erdbeschleunigung in m/s2

1.1 Wohnungsbestand

Schon vor einigen Jahren wurde in einer wissenschaftlichen Untersuchung [2] von 137 Häusern in Schleswig-Holstein, in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg festgestellt, daß im allgemeinen zu große Heizungsumwälzpumpen eingebaut sind. Bezogen auf die notwendige elektrische Anschlußleistung waren die vorgefundenen Pumpen um das 2,7-fache (bei Ein- und Zweifamilienhäusern) bis zum 3,4-fachen (bei Mehrfamilienhäusern) zu groß.

Daraus ergeben sich für die Praxis die folgenden Konsequenzen:

  1. Die richtige und bedarfsgerechte Auslegung des Volumenstroms der Pumpe und
  2. die Förderhöhe der Pumpe nur so hoch einstellen, wie es zur einwandfreien Versorgung unbedingt notwendig ist.

Diese Bemerkungen werden vorausgeschickt, um der ungebrochenen Tendenz zu den bewährten "Angstfaktoren" entgegenzuwirken. Ausführlich wird auf Konsequenzen und Auswirkungen in den Schlußbetrachtungen dieses Artikels eingegangen.

Bild 2: Überschlägige Pumpenauslegung; es bedeuten (soweit nicht in Bild 1 erläutert):
AN = beheizbare Nutzfläche des Gebäudes in m2
spez = spezifischer Wärmebedarf entspr. HeizAnlV: 100 W/m2 bei Gebäuden mit mehr als 2 Wohnungen 70 W/m2 bei freistehenden Gebäuden mit 1 bis 2 Wohnungen
spez = spezifischer Volumenstrom in l/(h · m2)
ZF = Zuschlagsfaktoren für:
Formstücke/Armaturen ZF = 1,3
Thermostatventil ZF = 1,7
Mischer/Schwerkraftbremse ZF = 1,2

2. Auslegungsberechnungen

Wenn es sich um einen Neubau handelt, so ist selbstverständlich eine computergestützte Wärmebedarfsberechnung nach DIN 4701 (Bild 1.1) die Grundlage für die Volumenstromauslegung der Pumpe (Bild 1.2). Ebenso ist aus einer Rohrnetzberechnung nach den anerkannten Regeln der Technik die Pumpenförderhöhe zu bestimmen (Bild 1.3). Für diesen Rechnungsgang existiert keine DIN-Norm als Grundlage.

Wenn es sich um einen Altbau handelt, so bleibt meist nur der Weg einer Überschlagsrechnung. Denn es ist kaum damit zu rechnen, daß ausführliche alte Unterlagen zur Verfügung stehen. Es gilt jedoch mehr denn je die Erkenntnis:

Genau berechnen ist das Ziel, doch überschläglich ist schon viel.

Denn die "Daumenpeilung" hat bei den heutigen energieeinsparenden Vorgaben und den daraus folgenden wärmedämmenden Maßnahmen endgültig ausgespielt. Eine zweite Erkenntnis lautet deshalb:

Je weniger Wärme für die ausreichende Beheizung des Gebäudes einzusetzen ist, um so mehr muß man über die Wärmeverteilung wissen.

Überschlägig sind also für die Auslegung der Pumpe nach den Formeln des Bildes 2 zu ermitteln:

  1. der Wärmebedarf N des Gebäudes oder des Heizkreises bzw. Heizstranges,
  2. der Volumenstrom der Pumpe,
  3. die Förderhöhe H der Pumpe.

Eine sorgfältige Größenbestimmung muß dennoch dafür obligatorisch sein. Das ist erforderlich, auch wenn moderne Heizungsumwälzpumpen den Volumenstrom über verschiedene Parameter geregelt dem Teillastbedarf der Heizung anpassen.

2.1 Wärmebedarfs-Vorgabe

Der Wärmebedarf N für bestehende Anlagen kann auf einfache Weise überschlägig ermittelt werden. Neben einer Vielzahl von Verfahren, die von Praktikern in der Vergangenheit entwickelt wurden [3], bietet die HeizAnlV jetzt eine probate Lösung an.

Der §4 regelt Einbau und Aufstellung von Wärmeerzeugern. Der Abschnitt (2) hat den folgenden (leicht gekürzten) Text: Für Wohngebäude kann auf die Berechnung des Wärmebedarfs ... verzichtet werden, wenn Wärmeerzeuger von Zentralheizungen ersetzt werden und ihre Nennwärmeleistung 0,07 kW je Quadratmeter Gebäudenutzfläche nicht überschreitet; für freistehende Gebäude mit nicht mehr als zwei Wohnungen gilt der Wert 0,10 kW je Quadratmeter.

Das heißt: Anhand dieses in der HeizAnlV definierten spezifischen Wärmebedarfs wird man in der Praxis in den meisten Fällen feststellen, daß ein deutlich kleinerer Heizkessel meist in der Lage ist, die Wärmeleistung für das Gebäude zu erbringen. Eine entsprechende Auslegung und Anpassung der Heizungs-Umwälzpumpen ist im selben Zuge durchzuführen.

2.2 Gebäude-Wärmebedarf

Die Vorgaben der HeizAnlV mit einem spezifischen Wärmebedarf spez von 70 bzw. 100 Watt je Quadratmeter zu beheizender Nutzfläche werden in einer Formel (Bild 2.1) realisiert. Es ist leicht einzusehen, daß bei der kompakten Bauweise eines Mehrfamilienhauses ein geringerer Wärmeverlust auftritt, als bei einem freistehenden Ein- oder Zweifamilienhaus.

Ein wichtiger Hinweis sei zu beachten: In dieser Ausarbeitung wird mit den beiden obigen Werten für den spezifischen Wärmebedarf, die dem aktuellen energietechnischen Standard entsprechen, durchgehend gerechnet. Falls die Wärmedämmqualität eines zu sanierenden Gebäudes nicht diesen Vorgaben entspricht, muß der Planer angepaßte Werte für spez in W/m2 in die Formeln einsetzen. Der aufgezeigte Rechengang wird dadurch natürlich nicht beeinträchtigt.

Sinnvoller wäre allerdings eine qualitative Verbesserung der Wärmedämmung des Gebäudes.

2.3 Volumenstrom

Der erforderliche Volumenstrom PU der Umwälzpumpe wird analog dem Wärmebedarf (Bild 2.2) berechnet.

Bild 3: Optimaler Betriebspunkt P einer Heizungsumwälzpumpe;
Bereich I: kleinere Pumpe wählen,
Bereich II: Pumpe ist optimal ausgewählt,
Bereich III: größere Pumpe wählen.

Bei der Auswahl einer geeigneten Pumpe ist darauf zu achten, daß sich der Auslegungspunkt im mittleren Drittel der Pumpenkennlinie befindet (Bild 3). Es ist wichtig, daß die Pumpe nicht größer gewählt wird, als es zur einwandfreien Versorgung des Gebäudes erforderlich ist.

2.3.1 Spezifischer Volumenstrom

Die HeizAnlV gibt, wie beschrieben, die maximalen Werte für den spezifischen Wärmebedarf spez mit 100 bzw. 70 W/m2 vor. Daraus läßt sich auch ein spezifischer Volumenstrom spez in Litern je Stunde und je Quadratmeter beheizter Fläche aus folgender Formel herleiten:

Dabei ist die Temperaturspreizung abhängig von der Art des Heizungssystems:

= 20 K für Standard-Zweirohrheizungen,

= 10 K für Niedertemperatur-Heizungen,

= 5 K für Fußbodenheizungen.

Bild 4: Spezifischer Volumenstrom je m2 beheizte Fläche in Abhängigkeit vom spezifischen Wärmebedarf.

Eine tabellarische Zusammenstellung für den spezifischen Volumenstrom je m2 beheizte Wohnfläche zeigt Bild 4. Der Volumenstrom der Heizungsumwälzpumpe errechnet sich dann aus der Multiplikation mit der beheizten Wohnfläche AN:

Es sei noch einmal darauf verwiesen, daß sich dieser Rechengang auf jeden anderen spezifischen Wärmebedarf und auf jede andere Temperaturspreizung anwenden läßt.

2.3.2 Volumenstrom für Heizflächen

Dieser Weg, den spezifischen Volumenstrom zur Auslegung einzusetzen, läßt sich nicht nur bei Heizungsumwälzpumpen anwenden. Auch Thermostatventile können auf diese einfache Weise ausgewählt werden. (Darüber wird in einer gesonderten Ausarbeitung berichtet.)

Für die Heizflächenbestimmung darf dieser Wert jedoch nicht angewandt werden. Denn die Vorgaben in der HeizAnlV stützen sich auf die Kesselauslegung, also auf den abzudeckenden Gebäudewärmebedarf. Bekanntlich ist dieser Gebäudewärmebedarf aber geringer als die Summe der Raumwärmebedarfswerte.

2.3.3 Volumenstrom im Niedrigenergiehaus

Die Vorgaben der HeizAnlV kann man ebenso auf Neubauplanungen anwenden. Ein zeitgemäß nach der gültigen Wärmeschutzverordnung errichtetes Gebäude benötigt als Niedrigenergiehaus (NEH) nur noch spezifische Wärmebedarfswerte spez zwischen 35 und 50 W/m2. Der Vollständigkeit halber wurden die daraus abgeleiteten Werte ebenfalls im Bild 4 dargestellt.

2.4 Förderhöhe

Gerade in bestehenden Gebäuden kennt man die Dimensionierung, den Verlauf und den Zustand des Wärmeverteilungs-Rohrnetzes meist überhaupt nicht. Eine spezifizierte Aufnahme erweist sich fast immer als unmöglich. Hier ist man noch mehr als sonst auf Schätzungen und Überschlagsverfahren angewiesen.

Ein möglicher Weg ist es, mit Zuschlagsfaktoren (ZF) zu operieren. Damit verändert sich die Formel für die Pumpenförderhöhe H (Bild 2.3) zu:

Es ist äußerst wichtig, daß die Förderhöhe so niedrig eingestellt wird, wie es zur einwandfreien Versorgung der Heizungsanlage erforderlich ist.

2.4.1 Rohrreibungsverluste

Erfahrungswerte besagen, daß im geraden Rohr einer Rohrleitung Widerstände in der Größenordnung von R = 100 bis 150 Pascal je Meter auftreten. Das entspricht einer notwendigen Förderhöhe der Pumpe von 1,0 bis 1,5 cm je Meter Rohrweg.

2.4.2 Rohrlänge

Durch Aufnahme der Heizungsanlage ermittelt man den ungünstigsten Rohrstrang zwischen dem Wärmeerzeuger und dem entferntesten Heizkörper (Bild 5). Länge, Breite und Höhe der im Gebäude aufgenommenen Maße werden addiert und mit 2 multipliziert:

Bild 5: Ungünstigster Rohrstrang der Heizung;
für Formeln zu Förderhöhe HPU gilt:
l = 2 x (a + b + h).

l = 2 x (a + b + h)

Denn es ist der Gesamtweg l in m für Vor- und Rücklauf festzulegen.

2.4.3 Formstücke und Armaturen

Um die Widerstände aller zusätzlichen Bauteile des Rohrnetzes zu erfassen, kann man sich einiger, ebenfalls auf Erfahrung beruhender Zuschlagsfaktoren (ZF) bedienen. Sie betragen für Formstücke und Armaturen ca. 30% der Verluste im geraden Rohr, also

ZF1 = 1,3.

Aus bisherigen Betrachtungen kennt man in Rohrleitungssystemen mit Thermostatventilen den Begriff der "Ventil-Autorität". Sie wird berechnet nach der Formel

mit DpV = Differenzdruck im Ventil,
DpRohr = Differenzdruck in dem betrachteten Heizkreis oder Heizstrang.

Wenn man für die Thermostatventile einen Zuschlag von 70%, entsprechend

ZF2 = 1,7

ansetzt, erhält man nach der obigen Formel den Wert für die anzusetzende Ventilautorität von

Dieser Wert liegt für das vom Heizkessel am weitesten entfernte Ventil (Bild 5) günstig im üblicherweise angegebenen Bereich von 0,3 bis 0,7.

Für einen Mischer bzw. eine Schwerkraftbremse wird ein zusätzlicher Druckverlust von ca. 20%, d.h.

ZF3 = 1,2 angenommen.

2.4.4 Zuschlagsfaktoren

Die Multiplikation der obigen Faktoren führt zu einem leichten Weg, die gesamten Rohrreibungsverluste einer Rohrleitung überschlägig zu bestimmen. Unter Herstellern und Verarbeitern ist unstrittig, daß in einem Heizkreis bzw. in einem Rohrleitungs-Strang ein maximales Druckgefälle von Dp = 200 mbar, entsprechend einer Pumpen-Förderhöhe von H = 2,0 m, herrschen darf. Darüber hinausgehende Werte führen erfahrungsgemäß zu Geräuschproblemen.

Bild 6: Aufteilung des Differenzdruckes in einem Heizkreis mit Thermostatventilen.

Für Rohrsysteme mit Thermostatventilen gilt dann:

ZF = ZF1 x ZF2 = 1,3 x 1,7 2,2 (Bild 6).

Ist zusätzlich ein Mischer als Druckverlustfaktor zu berücksichtigen, so gilt:

ZF = ZF1 x ZF2 x ZF3 = 1,3 x 1,7 x 1,2 2,6 (Bild 7).

Die Bilder 6 und 7 zeigen in graphischer Form, wie sich die Druckverluste der Rohrleitungskomponenten im betrachteten Rohrstrang verteilen. Am Beispiel des Bildes 7 sind das:

Bild 7: Aufteilung des Differenzdruckes in einem Heizkreis mit Thermostatventilen und einem Mischer.

Zulässiger, maximaler Druckverlust im Rohrleitungskreis Dpmax = 200 mbar,
zulässiger, maximaler Druckverlust in den geraden Rohrleitungsstrecken:

Dp1 = DpRohr = Dpmax : ZF = 200 mbar : 2,6 77 mbar.

In fortlaufender Multiplikation mit den Zuschlagsfaktoren kommt man zu folgenden Zwischenergebnissen:

Dp2 = Dp1 x ZF1 = 77 mbar x 1,3 100 mbar,
Dp3 = Dp2 x ZF2 = 100 mbar x 1,2 120 mbar,
Dp4 = Dp3 x ZF3 = 120 mbar x 1,7 200 mbar.

Aus den Differenzen der Rechenschritte ergeben sich die anteiligen Druckverluste für:

DpFormst = 100 -  77 23 mbar,
DpMisch = 120 - 100 20 mbar,
DpThV = 200 - 120 80 mbar.

Die Kontrollrechnung für die Ventilautorität ergibt jetzt:

aV = DpThV : Dpmax = 80 mbar : 200 mbar 0,4.

Damit ist aufgezeigt, daß eine separate Berechnung mit dieser Kenngröße nicht mehr erfolgen muß.

2.5 Maximal zulässige Rohrlänge

Je nach der Art einer bestehenden Heizungsanlage ist der Rohrreibungswiderstand überschlägig zu ermitteln.

Mit dem Rohrquerschnitt verändert sich die Strömungsgeschwindigkeit. Der Planer muß wissen, ob es sich um eine alte Schwerkraftheizung oder um eine sparsam dimensionierte Einrohrheizung handelt. Wie bekannt verändert sich der Rohrreibungswiderstand quadratisch zur Strömungsgeschwindigkeit.

Dem steht die Alterung der Rohrinnenflächen gegenüber. Mit der Rohrinnenrauhigkeit wächst natürlich die Rohrreibung.

Der auf Erfahrung beruhende Wert für den Rohrreibungswiderstand R liegt zwischen 100 und 150 Pa/m. Mit diesem Wert kann man die maximal zulässige Rohrlänge lmax nach dieser Formel ermitteln:

Bild 8: Ungünstigster Rohrstrang der Heizung; tabellarische Werte zur Zeichnung Bild 5.

Der maximale Pumpenförderdruck in einem Rohrstrang soll, wie zuvor definiert, DpRohr = 200 mbar (entspr. einer Pumpenförderhöhe H = 2 m) nicht überschreiten. Je nach Rohrleitungszustand können natürlich geringere Differenzdruckwerte auftreten. Eine Übersicht der maximal zulässigen Rohrwege lmax = 2 x (a + b + h) gibt die Tabelle im Bild 8.

3. Rechenbeispiele

Mit Hilfe der vorgestellten Festwerte und Formeln ist es für Planer und Installateure leicht möglich, eine Pumpenbestimmung in einem Altbau durchzuführen. Das ist um so wichtiger, als ein Großteil der gebäudetechnischen Maßnahmen nicht auf den Neubausektor entfällt. Es sei noch einmal darauf verwiesen, daß der Pumpentausch mit einer bedarfsgerecht vorgenommenen Auslegung vom Gesetzgeber zwingend vorgeschrieben ist.

3.1 Mehrfamilienhaus

Zunächst soll ein Mehrfamilienhaus mit 50 Wohneinheiten zu je 80 m2 betrachtet werden. Es wird von einer klassischen Zweirohrheizung mit einer Temperaturspreizung von = 20 K beheizt. Aus der Tabelle des Bildes 4 entnimmt man den Wert für den spezifischen Volumenstrom spez = 3,0 l/(h · m2). Die Heizungsumwälzpumpe ist demnach auszulegen auf einen Volumenstrom von

Aus dem Aufmaß des Rohrleitungssystems im Gebäude wird eine weiteste Entfernung des letzten Heizkörpers vom Heizkessel von 65 m aufgenommen. Der längste Rohrweg ist demnach l = 130 m.

Der Rohrreibungswiderstand in den Rohren wird auf ca. R = 120 Pa/m geschätzt. Die Heizungsanlage ist mit Thermostatventilen und einem Mischer ausgestattet. Das führt zu einem Zuschlagsfaktor von ZF = 2,6. Die Förderhöhe der Pumpe wird jetzt bestimmt:

Bild 9: Heizungsumwälzpumpe für das Rechenbeispiel des Mehrfamilienhauses.

Es wird eine elektronisch geregelte Umwälzpumpe vom Typ TOP-E 40/1-10 (Bild 9) ausgewählt. Die Leistungsaufnahme der Pumpe beträgt am Auslegungstag für dieses 50-Familienhaus P1max420 W, sie sinkt im Teillastbetrieb bis auf P1min150 W.

3.2 Einfamilienhaus

Ein freistehender Einfamilien-Bungalow hat eine beheizbare Nutzfläche von 180 m2. Die Heizflächen sind unter dem neuen Gesichtspunkt der Thermischen Behaglichkeit für eine Vorlauf-/Rücklauf-Temperatur von 55/45°C, also eine Spreizung von = 10 K ausgelegt. Aus der Tabelle des Bildes 4 entnimmt man den Wert für den spezifischen Volumenstrom spez = 8,6 l/(h · m2). Die Heizungsumwälzpumpe ist demnach auszulegen auf einen Volumenstrom von

Aus dem Aufmaß des Rohrleitungssystems im Gebäude wird eine weiteste Entfernung des letzten Heizkörpers von der Heiztherme von 37,5 m aufgenommen. Der längste Rohrweg ist demnach l = 75 m.

Der Rohrreibungswiderstand in den Rohren wird auf ca. R = 100 Pa/m geschätzt. Die Heizungsanlage ist mit Thermostatventilen ausgestattet. Daraus ergibt sich ein Zuschlagsfaktor von ZF = 2,2. Die Förderhöhe der Pumpe wird jetzt bestimmt aus:

Bild 10: Heizungsumwälzpumpe für das Rechenbeispiel des Einfamilienhauses, Betriebsart Dp-c.

Die ausgewählte elektronisch geregelte Pumpe Star-E 25/1-3 (Bild 10) hat in der Betriebsart "Dp-constant"eine wählbare Förderhöhe von 0,5 m bis 3,5 m.

Wählt man dagegen bei dieser Umwälzpumpe die Betriebsart "Dp -variabel" (Bild 11), so wird der durch die Pumpe aufgebaute Differenzdruck im Teillastbetrieb drastisch reduziert. Das verhindert die Entstehung von störenden Strömungsgeräuschen an den Thermostatventilen bei geringeren Ventildurchflüssen.

4. Schlußbetrachtungen

Zwei einfache Rechenschritte sind es nur, um eine bedarfsgerechte Pumpenplanung durchzuführen, so wie sie im Bild 2 (mitte und unten) formelmäßig dargestellt sind. Zwei Fixwertpaare soll sich der Praktiker merken, um eine Pumpe richtig auslegen zu können:

Bild 11: Heizungsumwälzpumpe für das Rechenbeispiel des Einfamilienhauses, Betriebsart Dp-v.

Der spezifische Volumenstrom, 4,3 oder 3,0 Liter je Stunde - abhängig von der Gebäudegröße - mit der beheizten Wohnfläche in Quadratmetern multipliziert genügt, um den notwendigen Volumenstrom der Heizungsumwälzpumpe zu bestimmen. Die beiden Zahlenwerte sind im Bild 4 unterlegt. Sie gelten für die klassische Spreizung von 20 K im System.

Bei der halben Temperaturdifferenz muß die Wärme von der doppelten Wassermenge übertragen werden.

Die Zuschlagsfaktoren zur Rohrreibung, 2,2 oder 2,6 - abhängig von der Heizungsausstattung - führen zur notwendigen Förderhöhe der Heizungsumwälzpumpe. Die beiden Zahlenwerte sind in den Bildern 6 und 7 eingekreist hervorgehoben.

Man muß zur Auslegung nur den ungünstigsten Rohrstrang kennen.

Einmal erklärt, prägen sich diese Werte schnell im Gedächtnis ein. In der Praxis sind sie eine unentbehrliche Hilfe zur schnellen und sicheren Pumpenbestimmung.

Es ist kein neuer Weg, daß für die beheizte Wohnfläche spezifische Heizungswerte je Quadratmeter zugrunde gelegt werden [3]. Neu ist seit 1994 die Festlegung einer energiewirtschaftlichen Obergrenze durch den Gesetzgeber in der HeizAnlV.

Die bedarfsgerechte Auslegung der Förderleistung von Heizungs-Umwälzpumpen ist also ein wichtiger fachkompetenter Beitrag zur Erfüllung der Heizungsanlagenverordnung.

Denn: Heizungsanlagen sollen sparsam, sicher und geräuscharm, d.h. einfach besser funktionieren.


L i t e r a t u r

[1] Verordnung über energieeinsparende Anforderungen an heizungstechnische Anlagen und Brauchwasseranlagen vom 22. März 1994 (Heizungsanlagenverordnung)

[2] Bach, Heinz u.a.; CO2-Reduzierung durch Pumpensanierung, Forschungsgesellschaft für Heizung, Lüftung, Klimatechnik, Stuttgart 1992

[3] Walter, Klaus; Auslegung von Heizungsumwälzpumpen, IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgaben 19 u. 20 1991, Strobel-Verlag, Arnsberg


B i l d e r: Wilo GmbH, Dortmund


*) Ehrhardt Buscher, Leiter Marketing-Engeneering, Wilo GmbH, Dortmund. Klaus Walter, langjähriger Schulungsingenieur bei heizungstechnischen Industrieunternehmen.


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