125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/1997, Seite 28 f.


SANITÄRTECHNIK


Rohrsanierungsverfahren

Beschichtung der Rohrinnenwand

Mit einem Rohrsanierungsverfahren können jetzt Installateure alte und völlig zugesetzte Wasserrohrsysteme instandsetzen.

Nach der Entfernung aller Armaturen werden die Rohre innen vollständig gereinigt, getrocknet und unter Einhaltung bestimmter Qualitätsanforderungen mit Kunststoff beschichtet. Der Kunde erhält somit ein Kunststoffrohr im Metallrohr.

Das Problem

In vielen Regionen Deutschlands wird qualitativ gutes Trinkwasser knapper, daher muß von den Wasserversorgungsunternehmen sehr häufig das Wasser aufbereitet werden oder es wird mit Wässern guter Qualität verschnitten (gemischt). Dies kann zu Korrosionen in den Rohrleitungen führen.

Außerdem können sich bei kalkhaltigen Wässern Kalkablagerungen in den Wasserleitungen bilden.

Daher steht so mancher Hausbesitzer vor dem Problem der Vollsanierung seines Trinkwasser-Rohrleitungssystems.

Einer der wichtigsten Schritte für den Installateur ist die Kontrolle kritischer Rohrstränge mit dem Endoskop.

Eine Lösung für den Ernstfall

Am Beginn einer Rohrleitungssanierung werden alle Zu- und Entnahmearmaturen entfernt. Danach muß der Installateur die Methode der Grobreinigung wählen. Sollte nur noch ein sehr geringer oder gar kein Durchfluß mehr in den Rohrleitungen vorhanden sein, muß mittels einer zirkulierenden Mineralsäure zunächst der Kalk angelöst und ein Durchfluß für die mechanische Grobreinigung geschaffen werden. Alle Anschlüsse werden mit Schläuchen und dem Spülwagen verbunden, und die Pumpe auf dem Spülwagen zirkuliert die Mineralsäure durch die zu sanierenden Rohre.

Dann wird grobkörniges Granulat, das im übrigen auch der Trinkwasserverordnung entspricht, vorwärts und rückwärts durch die Rohrleitungen geblasen. Dieser Prozeß wird im Haus von den oberen Stockwerken nach unten von Anschluß zu Anschluß durchgeführt.

Je nach Beschaffenheit der Rohre und der Inkrustationen stehen dem Installateur jedoch auch andere Möglichkeiten zur Grobreinigung zur Verfügung.

Sauberkeit ist erstes Gebot, denn der Vorteil "Kein Schmutz und Dreck" wird so augenfällig.

Alle Grobreinigungsverfahren stellen jedoch nicht sicher, daß insbesondere in toten Winkeln (Bögen und Rohrstücken) die Inkrustationen vollständig gelöst sind. Gerade dort aber sind noch Inkrustationen, da insbesondere die Flugrichtung der Granulate diese "toten Stellen" und Übergänge nicht erreichen kann. Zur Feinreinigung werden jetzt die Leitungen nochmals mit einer Mineralflüssigkeit gefüllt, die die letzten Ablagerungen ablöst.

Danach wird an das leere Wassernetz ein Luftgebläse angeschlossen, das jetzt die Leitung durch Einblasen von Warmluft trocknet.

Nun beginnt der wichtigste Arbeitsschritt - die Beschichtung des Rohrnetzes mit Kunststoffmaterial. Jede Leitung wird nochmals kurz angerauht, so daß eine Oberflächenbehandlung für die Aufnahme und Haftung des Kunststoffs gewährleistet ist.

Epoxidharze sind schon seit über 40 Jahren für Behälterbeschichtungen im Trinkwasser- und Lebensmittelbereich im Einsatz und haben eine hervorragende Haftungsfähigkeit auf metallischen Untergründen.

So könnte/sollte es aussehen: Vorher mit Ablagerungen, nach der Reinigung und nach gelungener Beschichtung.

Der Installateur füllt nun nacheinander jede einzelne Leitung mit Kunststoff, setzt diese kurzfristig unter Druck und bläst dann die einzelne Leitung frei. Dieser Vorgang wird von Anschluß zu Anschluß im Haus von oben nach unten durchgeführt, bis alle Leitungsteile bis zur Kellerleitung vollflächig beschichtet sind. Mittels Druckluft trocknet er dann die Leitungen und kann nach etwa 24 Stunden mit der Montage der Armaturen beginnen. Danach kann der Installateur die Leitungen wieder mit Wasser füllen und der Endkunde hat den normalen Wasserdruck und eine innenbeschichtete Wasserleitung.

Der Zeitbedarf für die Sanierung eines Wasserrohrnetzes in einem Zwei-Familienhaus beträgt je nach Inkrustation zwischen drei und fünf Tagen.

Was bedeutet Qualitätssicherung für den Installateur?

Natürlich muß der Installateur seine Leistung während und nach der Arbeit ständig kontrollieren. Zur optischen Kontrolle der Reinigung und Beschichtung steht ihm ein Endoskop mit mindestens 3 m Länge zur Verfügung. In den üblichen Installationen kann er somit jede Stelle in der Rohrleitung optisch kontrollieren.

Bei der Spülung mit Mineralsäure und Passivierung (Grundierung) hat der Installateur den pH-Wert ständig zu kontrollieren. Die danach aufgebrachte Schichtdicke muß natürlich durch ein Rohrstück geprüft werden; idealerweise ist die Schichtdicke je nach Rohrdimension zwischen 1 - 3 mm, sollte 300 µm aber nicht unterschreiten.


B i l d e r : Aqua-Protect, Mannheim


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