125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1997, Seite 78 ff.


REPORT


Artweger

Die feinere Art im Bad

Innovation, Qualität und funktionelles Design - darauf setzt Artweger, Spezialist für Duschtrennwände und Badmöbel. Der Erfolg gibt dem Familienunternehmen aus dem oberösterreichischen Bad Ischl recht: Seit über 20 Jahren ist Artweger mit Duschtrennwänden auf dem europäischen Markt präsent und zählt aufgrund seiner Vielzahl an innovativen Lösungen zu den Top-Unternehmen der Branche.

Die Geschichte des Unternehmens geht auf das Jahr 1923 zurück. Damals begann Firmengründer Anton Artweger in gemieteten Räumen mit der Produktion von Holzwäscheklammern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion von Metall- und Kunststoffwaren aufgenommen. Mit der Erzeugung des Wäschetrockners "Ruck-zuck" schuf sich Artweger weltweit einen guten Namen.

Schwerpunkt Duschtrennwände

Mit rund 250 Mitarbeitern erzielte Artweger im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gesamtumsatz von über 45 Mio. DM. Davon entfallen 85 Prozent auf Duschtrennwände und Badmöbel, 15 Prozent auf Wäschetrockner. Die Exportquote beträgt 60 Prozent. Hauptabnehmer ist Deutschland, gefolgt von den Niederlanden, Frankreich, Schweiz und Belgien. Mit Unternehmen in Südafrika, Kanada, Ägypten und Neuseeland bestehen Lizenzverträge.

Duschabtrennungen und Badmöbel werden ausschließlich in Österreich produziert. Jährlich verlassen rund 80000 Duschabtrennungen das Werk.

Im Jahr 1975 wurden erstmals Duschtrennwände entwickelt und produziert. Heute ist dieser Produktbereich der umsatzstärkste des Unternehmens. Jährlich produzieren die Oberösterreicher 70000 bis 80000 Duschtrennwände. Auf der Basis der Serien "Artline", "Venezia", "Skyline", "Verona", "Decoline" und "Cityline" können zahllose individuelle Lösungsvorschläge für jedes Bad angefertigt werden. Ständige technische Verbesserungen und optische Neugestaltungen der einzelnen Duschtrennwand-Serien sind selbstverständlich; neu im Artweger-Programm ist die Serie "Cityline".

Brandneu wurde im Frühjahr auf den internationalen Sanitärfachmessen die vielversprechende Studie einer naturbelassenen Holzdusche präsentiert. Unter dem Motto "Nur der Wasserfall ist natürlicher" wurde eine Duschtrennwand aus Massivholz und 6-mm-Einscheibensicherheitsglas konzipiert. Die Profile, Scharniere und Griffe der "Öko-Dusche" sind aus massivem Kirschenholz gefertigt und mit öl- und harzhaltigem Anstrich veredelt. Das außergewöhnliche Design, das vor allem naturverbundene Individualisten begeistern wird, besticht auch durch Funktionalität und Komfort. Beispielsweise sorgt ein integrierter Hebemechanismus im Scharnier für das selbständige Schließen des Türflügels.

Zur Abdichtung von Duschtrennwänden verarbeitet man ein spezielles Dichtprofil, das sich vom herkömmlich verwendeten Silikon vorteilhaft abhebt:

Schwerpunkt Umweltschutz

Als erstes österreichisches Unternehmen der Sanitärbranche wurde Artweger kürzlich mit dem Öko-Audit nach der EMAS (Environmental Management and Audit Scheme)-Verordnung und nach ISO 14001 ausgezeichnet. Bereits 1995 wurde das Zertifikat für die erfolgreiche Einführung des Qualitätssicherungssystems nach ISO 9001 verliehen.

"Die Erfüllung europaweiter sowie internationaler Normen zum Schutz der Umwelt ist uns ein wichtiges Anliegen", betont Ing. Franz Forster, Umweltbeauftragter von Artweger.

Flexibilität durch Fertigungstiefe

Flexibilität wird bei Artweger großgeschrieben. 1994 erfolgte die Umstellung der EDV sowohl in der Verwaltung als auch in der Produktion auf eine AS 400-Großrechenanlage. Mit der neuen Fertigungssteuerung können die einzelnen Arbeitsschritte jedes Auftrags auf- und zugeteilt werden. Selbst Spezialanfertigungen sind somit erheblich schneller lieferbar.

Die vielversprechende Studie einer "naturbelassenen Holzdusche" präsentierte Artweger im Frühjahr 1997.

Sämtliche Kunststoffelemente im Bereich der Duschwand-Konstruktion werden direkt im Hause Artweger produziert. Selbst die Formen dazu werden in der hauseigenen Abteilung für Formenbau hergestellt. Auch die Alu-Profile können in der eigens für Artweger hergestellten Beschichtungsanlage einzeln und manuell bearbeitet werden. Nur Materialien wie Alu und Glas werden zugekauft.

1994 wurde ein neuer, großzügiger Schauraum errichtet. Im ebenfalls neuen Schulungs- und Montagecenter werden Seminare für internes Personal sowie für Installateure und Großhandelsmitarbeiter abgehalten. Vorträge zu den Themen "Die Angst des Konsumenten vor Handwerkern" und "Verkaufswirksame Offertgestaltung" finden im Frühjahr und Herbst in ganz Österreich statt. "Es ist heute wichtiger denn je, auf den Kunden einzugehen, mit ihm umgehen zu können und damit seine Bedürfnisse zu erkennen. Wir bieten seit kurzem Schulungen, die nicht auf technische Details abzielen, sondern den Installateuren im täglichen Geschäft eine echte Argumentationshilfe sein sollen", so Bruno Diesenreiter, Marketingleiter von Artweger

Umfassende Informationen zum Unternehmen sowie zu den einzelnen Duschtrennwandserien können unter folgender Internet-Adresse abgerufen werden: http://www.artweger.co.at/artweger.


Flexibilität und Umweltschutz

Jährlich rund 80000 Duschabtrennungen fertigt Artweger im Kurort Bad Ischl. Obwohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen - ähnlich wie in Deutschland - nicht immer ganz einfach sind, steht der Standort nicht zur Diskussion. Selbst die andernorts häufig hochgelobte "lean produktion" interpretieren die Oberösterreicher auf ihre eigene Art. Marketingleiter Bruno Diesenreiter erläuterte im Gespräch mit IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Günther Klauke die Firmenphilosophie.

IKZ-HAUSTECHNIK: Während andere mitteleuropäische Unternehmen häufig den Standort in Frage stellen, zunehmend in Osteuropa, Südeuropa oder gar Fernost produzieren und an den angestammten Produktionsstätten immer mehr auf reine Montage umstellen, wird Ihr Unternehmen von einer heutzutage ungewöhnlichen Fertigungstiefe geprägt. Warum?

Scharniere in Dreiecksform prägen die neue Duschabtrennungsserie "Cityline".

Diesenreiter: Bedingt durch die Typenvielfalt, durch den hohen Anteil an Sonderanfertigungen und damit verbunden einer stark auftragsbezogenen Fertigung muß eine hohe Flexibilität in der Produktion gegeben sein. Aus dem Grund ist z.B. eine eigene Spritzgußabteilung für Kunststoff eingerichtet. Nur so können wir die markterforderlich kurzen Lieferzeiten garantieren. Zudem haben wir eine unmittelbare Qualitätskontrolle in allen Fertigungsstufen und können umgehend reagieren, was sich wiederum positiv auf die Kosten auswirkt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Haben Sie die Firmenstruktur in letzter Zeit verändert um wirtschaftlicher arbeiten zu können?

Diesenreiter: 1993 wurde der gesamte Produktionsbereich umstrukturiert. Es wurden sechs autonome Meisterbereiche geschaffen und ein neues Entlohnungssystem eingeführt. Der jeweilige Meister hat Kosten- und Personalverantwortung, ist also sozusagen sein eigener Unternehmer. Das bringt Motivation und Identifikation mit der Aufgabe. Beim Entlohnungssystem steht nicht nur die Menge und die Qualität im Blickpunkt. So werden auch das Verhalten gegenüber Kollegen und die Sauberkeit am Arbeitsplatz bewertet.

Badmöbelprogramm "Arcadia": Ganz im Zeichen des Bogens.

IKZ-HAUSTECHNIK: Im Frühjahr diesen Jahres zeigten Sie die Studie einer naturbelassenen Holzdusche. Ein ernstzunehmendes Projekt oder eher ein Werbegag?

Diesenreiter: Es war kein Werbegag. Geboren wurde die Idee zur Holzdusche im Zuge der Einführung des Umweltmanagementsystems bzw. der Zertifizierung nach ISO 14001 und der EMAS-Verordnung. Also von Beginn an ein ernstzunehmendes Projekt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Haben Sie mittlerweile die technischen Probleme wie Holzverfärbungen oder Schimmelpilzbefall gelöst und wann kommt das Produkt auf den Markt?

Marketingleiter Bruno Diesenreiter.

Diesenreiter: Aufgrund der Tests, die seit Ende ’96 mit verschiedenen Oberflächenbehandlungen laufen, konnten wir vielerlei Erfahrungen sammeln. Schimmelpilz war kein Thema, Holzverfärbungen allerdings schon. Gemeinsam mit einem Erzeuger von biologischen Holzschutzmitteln haben wir dieses Problem in den Griff bekommen. Die Holzdusche wird in mehreren Ausführungen im Frühjahr ‘98 anläßlich der aquatherm präsentiert und auf den Markt gebracht. Ganz nach dem Motto "Nur der Wasserfall ist natürlicher".

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Bedeutung hat für Ihr Unternehmen der deutsche Markt?

Diesenreiter: Der deutsche Markt hat für uns in zweierlei Hinsichten ganz besondere Bedeutung. Einerseits ist die Größe des Marktes und die Chancen, die wir nach wie vor darin vorfinden. Andererseits sind gerade in Deutschland die absoluten Spitzenfirmen zu Hause, mit denen wir uns am Markt messen. Denn wie heißt es sinnigerweise: "Konkurrenz beflügelt". Und last but not least haben wir mit A + S einen sehr erfolgreichen Vertriebspartner, der uns letztendlich auch zum Vorteil der Kunden voll fordert.


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