125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1997, Seite 51 ff.


KLEMPNERTECHNIK


Dachrinnen und -Zubehörteile aus Metall

Klempnerarbeiten im Bereich der Dachentwässerung

Dorothee Witteler-M. und Friedolin Behning*

Die Arbeiten im Bereich der Dachentwässerung gehören zu den am meisten ausgeführten Tätigkeiten in der Bauklempnerei. Das liegt an der Notwendigkeit, von den Dachflächen ablaufendes Niederschlagswasser aufzufangen und abzuleiten, was bei der Mehrzahl aller Bauwerke mittels genormter Dachrinnen und Regenfallrohre aus Metall erfolgt. In diesem Beitrag berichten die Autoren über Dachrinnen und -Zubehörteile aus Metall. Eine weitere Folge - über Regenfallrohre und -Zubehörteile - wird sich in einer der nächsten Ausgaben anschließen. Wegbegleitend für den vorliegenden Beitrag sind die einschlägigen Normen DIN EN 612 und die frühere DIN 18461. Wo erforderlich, wurden über diese Normen hinaus praxisübliche Regelungen und herstellerspezifische Besonderheiten berücksichtigt.

 

Neue Norm - alte Form

Im Zuge der sogenannten "Europäischen Harmonisierung" wurde im Mai 1996 mit dem Erscheinen der Europäischen Norm EN 612 - bzw. mit der deutschen Fassung DIN EN 612 "Hängedachrinnen und Regenfallrohre aus Metallblech" - die DIN 18461 "Hängedachrinnen, Regenfallrohre außerhalb von Gebäuden und Zubehörteile aus Metall" (gültig von Februar 1989 bis April 1996) abgelöst.

Die neue Norm bedeutet aber nun keinesfalls eine völlige Abkehr von Werten und Abmessungen der bisherigen Festlegungen in der DIN 18461. Aus Gründen einer verständlicherweise im Markt erwarteten Qualitätskontinuität und um Austauschbarkeit sicherzustellen, werden normgerechte Dachrinnen, Regenfallrohre und Zubehörteile führender Hersteller auch weiterhin auf dem gewohnt hohen Qualitätsstandard gefertigt. Das heißt, daß der Klempner auf der Baustelle die bekannten Dachrinnenformen und -abmessungen handhabt und sich im bundesdeutschen Alltag weder bei Neubauten noch bei Instandsetzungen mit exotischen, bei uns nicht praxisüblichen Dachentwässerungssystemen beschäftigen muß.

Tabelle 1: Halbrunde Dachrinnen nach DIN EN 612 in Standardgrößen am Beispiel Rheinzink (Titanzink nach DIN EN 988; Quality Zinc Kriterienkatalog)
Nenngröße Dachrinne
Rinnen-
wulst
Ø mm
Rinnen-
breite ohne Wulst ca. mm
Werkstoff Nenndicke mm
Standard-
länge m*
200
16
80
0,65
3,0
250
16
105
0,65
3,0
280
18
127
0,70
3,0
333
20
153
0,70
3,0
400
20
192
0,80
3,0
500
20
250
0,80
3,0
*Außer Standardlängen sind auch andere Abmessungen möglich
Tabelle 2: Kastenförmige Dachrinne in Standardgrößen wie vor
Nenngröße Dachrinne
Rinnen-
wulst
Ø mm
Rinnen-
breite ohne Wulst ca. mm
Werkstoff Nenndicke mm
Standard-
länge m*
200
16
70
0,65
3,0
250
16
85
0,65
3,0
333
20
120
0,70
3,0
400
20
150
0,80
3,0
500
20
200
0,80
3,0
* Außer Standardlängen sind auch andere Abmessungen möglich

Für den Dachrinnenbereich änderten sich mit der neuen Europäischen Norm DIN EN 612 unter anderem die Wulstdurchmesser und die Werkstoff-Nenndicke, wie in den Tabellen 1 und 2 dargestellt. Beispiel: die 400er Dachrinne war früher in 0,7 mm zulässig; nach DIN EN 612 heute nur noch in 0,8 mm Werkstoff-Nenndicke.

Dachrinnen - Ausführungsarten und -formen

Legt man die gängigen Arten der Rinnenanordnung - also ihre Lage zum Gebäude - zugrunde, so wird hauptsächlich zwischen außenliegenden und innenliegenden Dachrinnen unterschieden. Hierzu finden sich im Absatz "Einbausituationen" ergänzende Angaben. Als (zum Teil) regionale Besonderheit sind ferner sogenannte "Aufdachrinnen" bekannt. Wird die Rinnenmontage als Kriterium herangezogen, gilt es, hängende (auch "vorgehängte"), stehende und liegende Dachrinnen zu unterscheiden. Die Form des Querschnitts schließlich bedingt die Bezeichnungen "halbrund", "kastenförmig" oder Sonderform.

Standard-Dachrinnen: halbrund, kastenförmig

Die am meisten verwendeten Dachrinnen sind die genormten, halbrunden und kastenförmigen Standard-Ausführungen. Halbrunde Dachrinnen sind in sechs und kastenförmige in fünf Nenngrößen marktüblich. Die Rinnengeometrie weist an der Vorderseite den gerundeten Wulst und an der Rückseite den gekanteten Wasserfalz auf. Bei korrektem Einbau wird die Dachrinne so ausgerichtet, daß die Wulstoberkante um einen definierten Betrag (ca. 8 - 21 mm, je nach Nenngröße) niedriger als die Oberkante des Wasserfalzes liegt, was als Rinnenüberhöhung bezeichnet wird. In den Tabellen 1 und 2 sind die Standardgrößen halbrunder und kastenförmiger Dachrinnen zusammengestellt.

Dachrinnen in Sonderformen, objektbezogen

Neben den bekannten Standard-Dachrinnen, die in der Mehrzahl der Fälle verarbeitet werden, gibt es - je nach Bausituation - Rinnensonderformen, die in den erforderlichen Abmessungen und Geometrien nach Maß angefertigt werden. Das können zum Beispiel größerformatige Sheddachrinnen, "Graben"-, Kehl- oder Gesimsrinnen sein.

In diesen Fällen kommt es ganz besonders auf handwerkliches Können und gute werkstattmäßige Vorfertigung an. Vorteilhaft ist es, insbesondere bei größeren Objekten und Stückzahlen, den industriellen Vorfertigungsservice in Anspruch zu nehmen.

Bild 1: Dachentwässerung über vorgehängte, halbrunde Dachrinne, Ablaufstutzen und Schrägrohr.

Einbausituationen

Konstruktionsbedingt ist die vorgehängte, frei in den Rinnenhaltern fixierte Dachrinne die sicherste Art der Dachentwässerung, da sie im ursprünglichen Sinne das Niederschlagswasser "auf Abstand" aufnimmt und über die Regenfallrohre ableitet. Eine ähnliche Situation haben wir bei der in Rinnenhaltern frei auf einem Gesims stehenden Dachrinne, sofern die Gesimsabdeckung unterhalb des Traufbereiches fachlich einwandfrei aufgebracht ist, und eine wasserdichte und -ableitende Ebene unterhalb der Dachrinne vorhanden ist.

Bei Funktionsstörungen - zum Beispiel einer Fallrohrverstopfung - sind Dachrinnen innerhalb von Gebäuden weitaus mehr gefährdet. Insbesondere dann, wenn Notüberläufe, Sicherheitsrinnen oder andere Hilfsmittel entweder nicht vorhanden, oder aufgrund verschiedener Umstände außer Funktion sind. Bei der Lösung "neuralgischer Punkte" ist es erforderlich, das Problem schon im Planungsstadium anzugehen. Das heißt, unterhalb innenliegender Dachrinnen ist vor allem eine Not- oder Sicherheitsrinne erforderlich, die als zweite Entwässerungsebene eventuell übertretendes Wasser sicher ableiten kann.

Bild 2: Kastenförmige, auf Gesims stehende Dachrinne, Wasserablauf über Sammelkasten. 

Bei hinter Gesims liegenden Dachrinnen muß die Vorderkante tiefer als der rückseitige Wasserfalz liegen und so mit der darunter liegenden Blendenabdeckung verbunden sein, daß im Falle einer Fallrohrverstopfung das nach vorne überlaufende Wasser störungsfrei nach außen abgeleitet wird. Sicherheitsvorkehrungen, zum Beispiel Notüberläufe, doppelte Fallrohre, zweite Ablaufebene etc. sind zusätzliche Maßnahmen.

Die eingangs erwähnte Aufdachrinne, auch als Liegerinne oder aufliegende Rinne bezeichnet, kommt regional unterschiedlich, zum Beispiel für mit Schiefer gedeckte, landwirtschaftliche Gebäude, zur Anwendung. Ihre Form, die im Prinzip aus einer halbrunden Rinne mit integriertem Traufblech resultiert, bedingt größere Zuschnitte. Sie wird meist im Gefälle verlegt und benötigt - da sie oberhalb der tatsächlichen Trauflinie verläuft - eine zusätzliche Abdeckung der darunter befindlichen, restlichen Dachfläche. Dazu werden, landschaftlich unterschiedlich, die Bezeichnungen Vordeckblech, Rinnenfuß oder auch Saumstreifen verwendet.

Vor dem Einbau der Dachrinnen werden die entsprechenden Rinnenhalter, die immer passend zu den Dachrinnen geliefert werden, montiert. Ein exakt fluchtender Verlauf erfordert sorgfältiges Ausrichten nach Schnur.

Bild 3: Halbrunde Hängerinne oberhalb einer in Winkelstehfalz bekleideten Fassade. 

Rinnengefälle

Die Fachregeln lassen grundsätzlich den Einbau der Dachrinnen mit und ohne Gefälle zu. Eine genau horizontale Trauflinie ist immer dann erwünscht, wenn das Erscheinungsbild des Gebäudes dies aus architektonischer Sicht erfordert, beispielsweise bei einem Walmdach-Bungalow.

Gefällelose Dachrinnen können Pfützenbildung und damit temporär stehendes Wasser im Rinnenbereich bewirken. Obwohl dieser Umstand in der Fachwelt gelegentlich moniert wurde, ist heute bekannt, daß "stehendes Wasser" sich nicht schädlich auf die Dachrinne auswirkt. Andererseits lautet ein Praktiker-Credo: "Das Wasser muß weg vom Bau!" Also sind sicherheitshalber deutlich im Gefälle verlegte Dachrinnen von Vorteil. Eine häufig genutzte Möglichkeit, technisch sinnvolles Gefälle "optisch" zu kaschieren, ist die Verlegung der Dachrinne hinter einer entsprechenden Blende.

Anschließen an die Deckung

Je nach konstruktiver Gestaltung des Traufpunktes ist der Anschluß der Dachrinne an die Deckung vorzunehmen. In der Mehrzahl der Fälle geschieht dies durch Traufbleche, auch als Rinneneinhang bezeichnet. Traufbleche müssen soweit unter die Deckung führen, daß der Eintrag von Schlagregen oder Flugschnee verhindert wird. Aber auch ablaufendes Niederschlagswasser darf nicht unter die Deckung gelangen.

Bild 4: Vorgehängte, kastenförmige Dachrinne an einer Dachgaube, kombiniert mit einer aufgesetzten Rinne, oberhalb einer zierlichen Attika-Bekleidung. 

Einbau und Befestigung der Traufbleche sind regional unterschiedlich. Sie richten sich jeweils nach der Art der Dachdeckung und der konstruktiven Ausbildung des Traufpunktes. Befestigungen sind also durch direkte Nagelung oder "indirekt" mittels Haften, die in den oberen Wasserfalz greifen, möglich.

Verbinden der Dachrinnen

Rheinzink-Dachrinnen werden mittels Weichlöten sicher verbunden. Die Einzelheiten dieses bewährten Fügeverfahrens sind in der werkseitigen Arbeitsanleitung "Weichlöten" detailliert beschrieben. Wichtig ist, daß geeignete Flußmittel und Lote nach Herstellervorschrift eingesetzt werden. Lötverbindungen sind zum Beispiel bei Rinnenstößen und -böden etc. üblich. Für Innen- und Außenecken werden in der Regel fertige Rinnenwinkel verwendet. Nach den geltenden technischen Regeln wird verlangt, daß die gebundene Lötnahtbreite 10 mm im horizontalen und
5 mm im vertikalen Bereich beträgt.

Dehnungsausgleich

Wie bei den meisten Werkstoffen und Bauteilen sind auch bei Dachrinnen die durch Temperaturwechsel bedingten Längenänderungen (am Bau) zu berücksichtigen und durch konstruktive Maßnahmen zu ermöglichen.

Die Fachregeln empfehlen den Einbau von Dehnungsausgleichern in festgelegten Abständen. Gut bewährt haben sich passende Rinnendilas, das heißt, Verbundkonstruktionen aus EPDM-Profilen, die mit zum jeweiligen Rinnenprofil passenden Metallstreifen durch Vulkanisation verbunden sind. Diese "Dilas" werden mit den Dachrinnen durch Weichlöten verbunden. Als Arbeitsvereinfachung werden auch fertige Dilatations-Dachrinnen nach DIN EN 612 angeboten, bei denen das notwendige Dehnungsstück bereits werkseitig integriert ist. Um Dilas auch bei Dachrinnen in Sonderformen einfach einzubauen, wird das entsprechende Dehnungsband auch zum individuellen Ablängen als Rollenware geliefert.

Bild 5: Dachentwässerung im Übergangsbereich von geschwungener Metallbedachung und Wellprofil-Fassade. 

In Ausnahmefällen kann der Dehnungsausgleich auch durch handwerklich nach Maß gefertigte Schiebestücke in Form von Hoch- oder Tiefpunkt-Schiebenähten erzielt werden.

Die Richtwerte für die Anordnung von Dehnungsausgleichern sind in den Fachregeln wie folgt festgelegt:

Die genannten Richtwerte verstehen sich für durchgehende Längen; gemessen von Ecken aus sind immer nur die halben Richtwerte zulässig. In Zweifelsfällen läßt sich die zu erwartende Längenänderung rechnerisch ermitteln, wobei die Länge der Rinne, der materialspezifische Ausdehnungskoeffizient (bei Rheinzink z.B. 0,022 mm/(m°C)) und die Temperaturdifferenz zugrundegelegt werden.

Dachrinnen-Zubehörteile

Zu den genormten Dachrinnen werden umfangreiche Zubehörteile geliefert. Das sind unter anderem: Rinnenwinkel, Rinnenböden, Rinnenstutzen, Dilatationsdachrinnen, Dehnungsstücke und die jeweiligen Rinnenhalter. Erfahrene Handwerker achten darauf, alles "aus einer Hand"einzukaufen. Damit wird sichergestellt, daß alle Teile präzise maßgenau zueinander passen. Auch das Ärgernis von Farbabweichungen durch unterschiedliche Oberflächen kann so vermieden werden.

Werkstoff und Qualitätssicherung

Streifen wir abschließend das Thema Werkstoff und Qualität, Kriterien, denen im Zeichen zunehmender Globalisierung und schwindender Markttransparenz wachsende Bedeutung zukommt. Steigende Ansprüche und immer höhere ökologische Anforderungen kennzeichnen das Bauen von heute.

Diese Fakten und das gewachsene Qualitätsbewußtsein von Architekten, Bauherren und verarbeitendem Handwerk haben den einzigen Hersteller von Bauzink in Deutschland veranlaßt, noch strengere Qualitäts- und Gütemaßstäbe anzulegen. Das bezieht sich auf das gesamte Programm: vom kontinuierlich bandgewalzten Ausgangsprodukt, bis zum ausgelieferten Fertigteil, wie zum Beispiel Dachrinnen in diesem Fall.

Die verbesserten Qualitäts- und Gütestandards wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltschutz und Energietechnik des TÜV Rheinland realisiert. Unter der geschützten Bezeichnung "Quality Zinc" mit der Prüfnummer 920-730003 wird das Ausgangsmaterial kontrolliert gefertigt und vertraglich sechsmal jährlich fremdüberwacht. Dazu kommen ein zertifiziertes Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001 und Verträge mit den einschlägigen Handwerksverbänden. Letztere stellen sicher, daß eventuelle materialbezogene Gewährleistungsansprüche gegen ausführende Handwerker auf den Hersteller übertragen werden.

Bild 6: Halbrunde Dachrinne in Sonderform, befestigt mit "Doppelbügeln", unterhalb eines metallgedeckten Daches. 

 

Zusammenfassung

Die frühere DIN 18461 gilt nicht mehr und sollte nicht mehr angewendet werden. Sie wurde seit Mai 1996 durch die DIN EN 612 ersetzt.

Dachrinnen und -Zubehörteile aus Metall nach DIN EN 612 sind wichtige Bestandteile funktionssicherer Dachentwässerung. Mit ihrem fachgerechten Einbau trägt der Klempner nicht unerheblich zum Werterhalt von Gebäuden bei. Am Beispiel des dafür meistverwendeten Metalls behandelten die Autoren - erfahrene Praktiker - im ersten Teil moderne Dachrinnen und das entsprechende Zubehör; sowohl in handwerklich-technischer Hinsicht als auch nach qualitativen Aspekten. Die zweite Folge wird das ergänzende Thema "Regenfallrohre und -Zubehörteile" behandeln.


A l l e   F o t o s :   Rheinzink


* Die Autoren sind Mitarbeiter der Rheinzink GmbH, Datteln


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