125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1997, Seite 24


VERBÄNDE AKTUELL 


Mecklenburg-Vorpommern


Fachtagung Erdgas und Handwerk

Am 29. August 1997 veranstaltete der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam mit der Verbundnetz AG Leipzig in Kühlungsborn eine Fachtagung "Erdgas und Handwerk". Die Veranstaltung bot ca. 160 Teilnehmern ein anspruchsvolles und interessantes Fachprogramm zu Themen der Erdgasverwendung und bot zur gleichen Zeit ca. 70 Meisterfrauen ein von der IKK mitorganisiertes Damenprogramm. Die Tagung schloß mit einem abwechslungsreichen Abendprogramm im Tagungshotel in unmittelbarer Nähe der Ostsee. Über den Inhalt der Fachtagung soll nachfolgend informiert werden.

Landesinnungsmeister Paul Freitag eröffnete die Tagung und würdigte die Entwicklung der SHK-Branche nach 1990 bis heute im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Der hohe Erneuerungs- und Erstausstattungsbedarf hat bis 1996 zu einem deutlichen quantitativen und qualitativen Wachstum der Branche geführt. z.Z. sind ca. 1500 Betriebe, vom Einmannbetrieb bis zu Unternehmen mit 30 bis 250 Beschäftigten, im Lande tätig. Mit einem SHK-Betrieb pro 1050 Einwohnern weist Mecklenburg-Vorpommern bundesweit die höchste Betriebsdichte aus.

Die in den letzten Jahren vollzogene Umstellung von Stadtgas auf Erdgas und der stetige Neuaufschluß von Versorgungsgebieten hat zu der guten Auftragslage der SHK-Branche beigetragen. Zwischenzeitlich ist eine deutliche Beruhigung eingetreten. Freitag prangerte wachsende Wirtschaftskriminalität und schlechte Zahlungsmoral an. Hier sei die Politik gefordert, deutliche Zeichen zu setzen. Der Landesinnungsmeister forderte die Einführung eines Rechtsanspruches auf die Vergütung der vom Handwerk erbrachten Leistungen. Zur Bewältigung der vielfältigen Aufgaben im SHK-Gewerke ist Weiterbildung notwendig. Die Fachtagung "Erdgas und Handwerk" soll gute Traditionen fortsetzen.

Grußwort überbrachte Dr. Wolfgang Rühle.

Überangebot

Dr. Wolfgang Rühle vom Wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern überbrachte die Grüße seines Ministeriums an die Veranstaltung und sicherte politische Maßnahmen zur weiteren Förderung und Stabilisierung des SHK-Handwerks im Bundesland zu. Mit der Anwendung kostengünstiger bautechnischer Lösungen soll der Neubau durch vorzugsweise einheimische Unternehmen im Bundesland aktiviert werden. Dabei soll streng auf die Vergabe an einheimische Unternehmen, auch bei der Planung, geachtet werden. Dr. Rühle wies auch auf das vorhandene Überangebot von SHK-Leistungen in Mecklenburg-Vorpommern hin, auf das marktwirtschaftlich zu reagieren ist. Trotzdem hat und wird Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern guten Boden haben.

Entwicklung der Gaswirtschaft

Wolfgang F. Eschment, Vorstandsmitglied der Verbundnetz Gas AG Leipzig, stellte mit beweiskräftigen Daten die Entwicklung der Gaswirtschaft in den Neuen Bundesländern von 1990 bis heute dar und würdigte die Zusammenarbeit von Handwerk und Gaswirtschaft. Die Erdgaswirtschaft in den NBL verfügt über leistungsfähige, moderne Transport- und Speicherkapazitäten, die eine langfristige, bedarfsgerechte Erdgasbereitstellung für die Kunden garantiert. Die Gaswirtschaft investiert auch weiterhin kräftig. Beispiele dafür in Mecklenburg-Vorpommern sind der weitere Ausbau überregionaler Gasleitungen (z.B. Steinitz - Rostock, 80 bar), von Speicherkapazitäten (Untergrundspeicher nahe Schwerin) und der stetige regionale Neuaufschluß von Versorgungsgebieten.

Der Marktanteil des Erdgases zur Heizung ist dominant, beträgt z.Z., inkl. der durch Erdgas erzeugten Fernwärme, 54% und könnte in den NBL 70% erreichen. Schon heute entscheiden sich 75% aller Kunden im Neubau in Mecklenburg-Vorpommern für die Erdgasheizung. Erdgas schafft dem SHK-Handwerk Arbeit, und das SHK-Handwerk ist ein entscheidender Faktor für die Entscheidung des Kunden für Erdgas. Diese Gemeinsamkeiten sollen weiter ausgebaut werden.

Eröffnung durch LIM Paul Freitag.

Möglichkeiten der Vorversorgung

Prof. Dr. Klaus Kurth, Ingenieurbüro - Prof. Klaus Kurth GmbH Freital, trug über die Möglichkeiten der Vorversorgung künftiger Erdgasabnehmer mit Flüssiggas vor. Dort wo Erdgas heute vor Ort noch nicht verfügbar ist, aber in absehbarer Zeit eine Erschließung bevorsteht, verwirklichen Erdgasversorger eine Vorversorgung mit Flüssiggas. Aufgabe des SHK-Handwerkes dabei ist es, eine Erdgasanlage im Gebäude zu errichten, die auch den Ansprüchen der Technischen Regeln Flüssiggas (TRF 96) entspricht. Wird so vorgegangen, ist die Gasanlage im Gebäude mit geringem Aufwand von Flüssiggas auf Erdgas umstellbar. Auf den erdgas-report 1/96 der Verbundnetz Gas AG "Zentrale Gasversorgung mit Flüssiggas - bevor Erdgas kommt" wurde verwiesen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Rainer Geissler, Technischer Landesinnungwart der Schornsteinfeger-Innung Mecklenburg-Vorpommern, informierte über die Erfahrungen mit der Feuerungsverordnung des Landes Mecklenburg-Vorpommern unter dem Gesichtspunkt brandschutztechnischer Anforderungen an die Gasinstallation. Die Einführung der neuen LandesFeuVO am 1. Feb. 1996 setzte die Empfehlungen der MuFeuVO von 1995 in Mecklenburg-Vorpommern um. In Verbindung mit der Landesbauordnung - LBauO M-V - vom 26. April 1994, der neuen TRGI 86/96, DIN 4705 und DIN 18160 steht damit ein in sich geschlossenes Gesetz- und Regelwerk zur Verfügung, das mit vielen üblichen Regelungen bricht. Eindeutig sind Erleichterungen in den Vorschriften zu verzeichnen, ohne Abstriche am sicherheitstechnischen Anspruchsniveau zuzulassen. Geissler kommentierte die wesentlichen Neuerungen und faßte zusammen, daß die FeuVO des Landes Mecklenburg-Vorpommern weitgehend der Muster-Feuerungsverordnung von 1995 entspricht. Dies stellt einen Beitrag zur einheitlichen Gestaltung des Baurechts in Deutschland dar. Der Trend der Vereinfachung des Baurechts in Deutschland ist erkennbar. Notwendige und sinnvolle Vereinfachungen werden von allen Seiten begrüßt und können nur positiv bewertet werden. Die gegenwärtige FeuVo M-V im Zusammenwirken mit der LBauO M-V hat sich bewährt, obwohl in einigen Fällen eindeutigere Regelungen wünschenswert sind.

Neue Technologien

Dipl.-Ing. Ute Römer, Stadtwerke Rostock AG, trug über neue Verbindungstechniken in der Gasinstallation vor. Das war ein zusammengefaßter Ausblick über neue Technologien bei der Herstellung von Gasrohrleitungen in Gebäuden, die kurz- oder mittelfristig in der BRD angewendet werden können. Es gilt künftig auch in der Gasinstallation lohnkosteneinsparende Verbindungstechniken anzuwenden, ohne sicherheitstechnische Ansprüche zu verringern. Dazu zählen Kaltverbindungstechniken, wie Preß- und Klemmverbindungen, wie sie schon in der Heizungsanlagentechnik und Trinkwasserleitungsinstallation angewendet werden. Auch über neuartige Rohrarten in der Gasinstallation wurde informiert. Wellrohrleitungen aus nichtrostendem Stahl, als auch PEX-Leitungen im Fußboden und unter Putz in Gebäuden stehen z.Z. auf dem Prüfstand. Insgesamt prüft die Gastechnik aus verständlichen sicherheitstechnischen Gründen die Verwendbarkeit solcher Neuerungen sehr gründlich, ehe sie zum allgemeinen Einsatz freigegeben werden. Der Handwerksbetrieb sollte in jedem Fall bei Einsatz neuer Verbindungstechniken und Rohrarten prüfen, inwieweit diese für die Gasinstallation in der BRD wirklich zugelassen sind.

Ein Block von Vorträgen der Nachmittagsveranstaltung der Fachtagung befaßte sich mit außerordentlich interessanten speziellen fachlichen Themen der Erdgasanwendung. Da über den Inhalt im Zusammenhang mit ähnlichen Veranstaltungen in anderen Bundesländern schon berichtet wurde, hier nur kurze Informationen.

Vortrag von Dipl.-Ing. Ute Römer, Stadtwerke Rostock.

Kondensat

Dipl.-Ing. Horst Korte, Ruhrgas AG Essen, informierte über den Stand der Kondensatableitung aus brennwertnutzenden Gasanlagen und über die Qualität und Quantität des Kondensates. Da Regelungen zur Kondensatabführung in den örtlichen Abwassersatzungen enthalten sind, trifft man sehr differenzierte Festlegungen an. Vom Abwassertechnischen Zweckverband der BRD ist eine Neufassung des bekannten ATV-Merkblattes M 251 zu erwarten, in dem die Ansprüche an die Notwendigkeit der Neutralisation von Kondensaten aus Gasgeräten verringert und präzisiert werden. Korte verwies darauf, daß in der BRD 1996 20% des Gaskesselabsatzes Brennwertkessel waren und im Jahre 2000 50% erwartet werden.

Kostenvergleich

Dr. Günter Wieschebrink, Abteilungsleiter Kundendienst, Verbundnetz Gas AG Leipzig, erläuterte wesentliche Gesichtspunkte der gegenwärtig gültigen heizungsrelevanten Verordnungen, wie 1. Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz, Wärmeschutzverordnung und Heizungsanlagenverordnung, und informierte über die zu erwartende Energiesparordnung 2000. Speziell stellte Dr. Wieschebrink einen Gesamtkostenvergleich für verschieden modernisierte mehrgeschossige Wohngebäude vor. Dabei wurden zur Heizung und Trinkwassererwärmung unterschiedliche Systeme und Energieträger verglichen. Dabei waren komplexe Erdgaslösungen stets kostengünstiger als Systeme, wo Elektroenergie zur Warmwasserbereitung und Gas nur zur Heizung eingesetzt wurde. Entsprechende Unterlagen einer Studie sind bei der Verbundnetz Gas AG Leipzig beziehbar.

Dipl.-Ing. Michael Backe, Senertec GmbH Schweinfurt, stellt die von diesem Unternehmen hergestellten Block-Heizkraftwerke kleiner Leistung vor. Aufbau, Funktion, Installation, Einsatzgebiete und Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen wurden betrachtet. Senertec ist am weiteren Ausbau seines Vertriebsnetzes, auch in Mecklenburg-Vorpommern, interessiert.

Eröffnungsansprache zu Beginn der Abendveranstaltung durch Frau Minister Bärbel Kleedehn.

Marketing

Angelika Brüßel, vom Zentralverband SHK St. Augustin, beschloß das Fachprogramm mit einem ermutigenden, frischen Vortrag zum Thema "Unternehmenserfolg durch Marketing im SHK-Handwerk". Dieser kurze aber zutreffende Marketing-Kurs für den SHK-Handwerker gab vielfältige praktische Tips zur aktiven Marktarbeit für den SHK-Handwerksbetrieb vor Ort. Da ein Handwerksbetrieb im allgemeinen keinen Marketing-Manager beschäftigt hat, ist der Handwerksunternehmer weitgehend für den Erfolg oder Mißerfolg seines Unternehmens allein verantwortlich. Deshalb müssen Lebensziele und Unternehmensziele in hohem Maße übereinstimmen. Den aufmerksamen Zuhörern wurden die Grundlagen des Marketing vorgetragen. Marktanalyse, Angebotspolitik, Preispolitik, Vertriebspolitik, Kommunikationspolitik sind dafür Instrumente, die es richtig einzusetzen gilt.

Ein anspruchsvolles Damenprogramm mit u.a. einer Modenschau, als auch die gemeinsame Abendveranstaltung, die durch Frau Minister B. Kleedehn, Minister für Bau, Landesentwicklung und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern, eröffnet wurde, rundeten den Gesamteindruck einer gelungenen Gemeinschaftsveranstaltung Erdgas und Handwerk ab.


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