125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/1997, Seite 3


EDITORIAL


Geben Sie Ihrer Zukunft eine Chance!

Günther Klauke
IKZ-HAUSTECHNIK Redakteur

Diesen Satz wird jeder Bundesbürger "blind" unterschreiben, doch wie gestaltet sich diese Zukunft? Persönliche Überlegungen mögen bei derlei Gedankenspielen eine große Bedeutung haben, grundsätzlich betrachtet kommt man schnell auf die Jugend, den Generationenvertrag, Vorsorge und im handwerklichen Bereich sicherlich auf den Betriebs-Nachfolger und die Ausbildung.

Spätestens hier wird man über das derzeitige Problem der Knappheit an Ausbildungsstellen nachdenken müssen. Allein in Nordrhein-Westfalen fehlten Mitte August noch 13000 Ausbildungsstellen. "Gebt der Jugend eine Chance", kann hier nur das Motto heißen! Und dies schließt alle an der Ausbildung beteiligten Kreise ein.

An die Industrie gerichtet heißt das, neben Subventionen und hohen Dividenden auch soziale Verantwortung im Auge zu haben.

An das Handwerk gerichtet heißt das, fortfahren in dem traditionell überaus guten Engagement für die Ausbildung und vielleicht auch noch den einen oder anderen Ausbildungsplatz drauflegen.

An die Bildungsinstitutionen und berufsbildenden Schulen gerichtet heißt das, Signale des Handwerks aufnehmen, Rahmenpläne anpassen und Grundlagenarbeit betreiben.

An die Politik gerichtet heißt das, nicht nur sechs Wochen vor Fristablauf nach dem Handwerk rufen, sondern auch während des Jahres die mittelständischen Handwerksunternehmen wahrnehmen und die Rahmenbedingungen für die Ausbildung schnellstmöglich ändern. Insbesondere die Diskussion um den zweiten Berufsschultag muß endlich bundesweit ein Ende finden. Individuelle Anforderungen unterschiedlicher Ausbildungsbereiche sind dabei ebenso zu berücksichtigen wie die Kosten für die Betriebe. Auf den Prüfstand gehören in der handwerklichen Ausbildung vor allem die Unterrichtsfächer Sport, Politik und Religion.

Gottlob gibt es positive Signale aus vielen Bereichen der Republik. Hervorzuheben ist die Ausbildungsinitiative des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministers Wolfgang Clement, der "On Tour für die Ausbildung" ging und sich nicht zu schade war, unter hohem persönlichen Einsatz, an der Betriebsbasis die "Klinken zu putzen", um in diesem Jahr zusätzliche Ausbildungsplätze zu sichern.

Solche Aktionen machen deutlich, wie dringend sinnvolle Strukturveränderungen, bis hin zu Qualifikationen unterhalb des heutigen Gesellenbriefes sind.

Daß auch Handwerk und Politik Hand in Hand arbeiten können, zeigte sich erst kürzlich auf der "Schlußsteinlegung" der SHK-Innung Köln, die auf einem ehemaligen Industriegelände im Stadtteil Kalk ein Aus- und Fortbildungszentrum errichtet. Das risikoreiche und kapitalintensive Projekt konnte - mit Unterstützung der Kommunalpolitiker und der Regierung in Düsseldorf - schneller als erwartet umgesetzt werden. Der "Amtsschimmel" mußte dabei im Stall bleiben.

Für diese gute Zusammenarbeit "belohnte" die Innung Minister Clement mit der Zusage 30 zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Und damit nicht genug, für fünf weitere Plätze wird für Azubis aus dem Land Brandenburg Ausbildung und Unterkunft geboten.

Das sind Initiativen, risikobereit in die Zukunft schauend und mit Blick für das Dringende.

Geben wir "Uns" eine Chance und der Jugend eine Perspektive in dieser Demokratie zu überleben!


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