125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/1997, Seite 51 ff.


INTERVIEW


Marktchancen durch Produktinnovationen

Mehr Innovationen als in den letzten drei Jahren

Während der ISH in Frankfurt gaben sich alle Aussteller Mühe, der unbefriedigenden Entwicklung der Baukonjunktur mit innovativen Produkten entgegenzuwirken. Gute Chancen erhoffte sich auch der Geschäftsführer der IBP Deutschland GmbH, Reiner Eisenhut, mit acht neuen Produktreihen. Das Unternehmen hat sich die konsequente Entwicklung vom Komponentenlieferanten zum Systemhaus auf die Fahnen geschrieben. IBP Deutschland-Chef Reiner Eisenhut führte ein Gespräch mit IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Volkmar Runte.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie präsentierten sich während der ISH-Messe auf 650mē Ausstellungsfläche in Halle 3a. Etwas boshaft gefragt: War die Substanz Ihres Ausstellungsprogramms dafür ausreichend?

Eisenhut: Sie haben selbst gesehen, daß einige der bewährten, Ihnen und unseren Kunden bestens bekannte Produkte präsentiert wurden. Der Bekanntheitsgrad des Bänninger-Lötprogramms ist in der Installationsbranche nach wie vor unerreicht. Einen großen Teil der Ausstellungsstücke, ich denke sogar den überwiegenden, kannten Sie aber bisher noch nicht von IBP-Deutschland. In diesem Jahr präsentierten wir mit acht neuen Produktlinien mehr Neuheiten, als in den vergangenen drei Jahren zusammen. Und unter Neuheit verstehe ich nicht eine "neulackierte" Komponente vom letzten Jahr, sondern eine echte Neuentwicklung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie wollen Sie sich denn auf dem durch sinkende Margen geprägten Markt behaupten?

Eisenhut: Nun, zunächst ist das sicherlich der unverändert hohe Qualitätsanspruch. Wir fertigen in Deutschland und anderen Produktionsstätten der IBP-Gruppe, überall aber nach den gleichen Qualitätsrichtlinien. Qualität hat für uns aber noch einen anderen Aspekt, die Programmqualität, festgemacht an Breite und Tiefe des Angebots: Der Installateur hat die freie Wahl bei Rohrwerkstoffen und Verbindungstechniken. Er ist der Fachmann vor Ort, er kann die technischen und wirtschaftlichen Vorzüge der verschiedenen Systeme in einer bestimmten Installationssituation am besten abwägen. Wir stellen ihm die Werkstoffe, Kupfer, Edelstahl und Kunststoff und die Verbindungstechniken, also Löten, Klemmen und Axialpressen sowie ein umfassendes Zubehörprogramm aus einer Hand zur Verfügung.

Dabei haben, wie wir glauben, alle unsere Verbindungssysteme bestimmte Vorzüge gegenüber denen des Wettbewerbs. Mit hoher Qualität und Variantenzahl in allen Programmlinien, die sich zu einem Komplettsystem der Installationstechnik ergänzen, rechnen wir uns gute Chancen im Wettbewerb aus.

IKZ-HAUSTECHNIK: Bekannt ist IBP bislang vor allem mit der Marke Bänninger und seit rund zwei Jahren durch den Vertrieb der Klemmringverbindung. Jetzt bieten Sie auch Kunststoff und Preßtechnik an. Woher der Sinneswandel?

Eisenhut: Wir haben eine ganz klare Maxime: Wir wollen Systemanbieter sein, jedoch nur mit Produkten, die im Wettbewerb eine technologische Spitzenstellung einnehmen. Beim Lötprogramm ist das keine Frage, Kupfer- und Rotgußfittings haben schließlich wir in Deutschland marktfähig gemacht. Die Klemmringverbindung ist technisch so ausgereift, daß sie noch immer das einzige System mit Zulassungen für alle Medien der Hausinstallation und damit für Trinkwasser, Gas- und Heizungsinstallation gleichermaßen geeignet ist.

"Unter Neuheit verstehe ich nicht eine neulackierte Komponente."

Mit dem Kunststoff-Axialpreßsystem kommen wir jetzt auf den Markt, weil die Schiebehülsentechnik ausgereift ist und handwerksgerechte Installationen ermöglicht. So verzichtet unser System beispielsweise auf hygienekritische O-Ringe und es sind keine aufwendigen Spezialwerkzeuge notwendig. Vorhandene Werkzeuge und Bohrmaschinen lassen sich adaptieren. Auch das sehen wir als Qualitätsaspekt: Wir bringen neue Produkte erst dann, wenn der Handwerker sicher sein kann, nicht in wenigen Jahren unüberschaubaren Regreßansprüchen gegenüberzustehen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie sprachen eingangs von acht neuen Produktlinien, was tut sich noch im Unternehmen?

Eisenhut: Am augenfälligsten ist sicherlich die Präsentation der mehrfach preisgekrönten Armaturen unserer spanischen Schwesterfirma Supergrif, für die wir den Vertrieb in Deutschland aufgenommen haben. Damit haben wir jetzt sogar Produkte, die sich nicht "hinter der Wand" verstecken. Der Schwerpunkt ist aber selbstverständlich unser Stammgeschäft, Systeme für die fachgerechte Rohrinstallation.

"Wir wollen Systemanbieter sein, die im Wettbewerb eine technologische Spitzenstellung einnehmen."

Neben der Schiebehülsentechnik haben wir bestehende Produktlinien mit neuen Komponentenfamilien zu neuen Anwendungen gebracht, beispielsweise ist das Bänninger-Programm um Hartlötfittings bis 108 Millimeter Durchmesser erweitert worden. Neues Zubehör wie Widerstandslötgeräte und hautfreundlichere und in ihrer Viskosität optimal eingestellte Lotpasten vereinfachen die Arbeit.

Conex, ohnehin eines der variabelsten Verbindungssysteme auf dem Markt, erschließt mit neuen Komponenten völlig neue Anwendungen: Mit Edelstahlrohr und entzinkungsresistenten Klemmringverbindern lassen sich dauerhaft sichere Trinkwasserinstallationen auch bei problematischen Wasserverhältnissen schnell erstellen. Und selbstverständlich haben wir das Zubehörprogramm völlig überarbeitet: Edelstahl- und Kunststoffrohre in hoher Qualität und auf die Systeme abgestimmte Montageelemente ergänzen die Fittinge.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ziel vieler Handwerker ist, eine Installation möglichst komplett in einer Technik auszuführen, um die Kosten für Materialbevorratung auf der Baustelle, Werkzeuge und Schulungsaufwand möglichst niedrig zu halten. Sie bieten verschiedene Systeme nebeneinander, wo bleibt die Einheitlichkeit?

Eisenhut: Genau da setzen wir an, wenn wir von unserem Auftreten als Systemanbieter sprechen: Wir ermöglichen den Handwerkern die freie Wahl bei Rohrwerkstoffen und Verbindungstechnik, bieten aber auch die durchgängige Lösung: So ist im Klemmring-System mit Einführung der Etagenverteilung sowie der Sicherheitsgruppen und Wasserfilter mit entsprechenden Anschlüssen die gesamte Trinkwasserinstallation von der Steigleitung bis zur letzten Entnahmestelle in einer Technik möglich. Wasserfilter und Sicherheitsgruppen benötigen nicht einmal Adapter: Rohr ablängen, einstecken und Überwurfmutter festziehen, schon ist die dauerhafte, metallisch dichte Verbindung hergestellt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Fülle an Neuheiten ändert nichts an der derzeit schwierigen Marktsituation mit Preisdruck von Billigproduzenten aus dem Ausland und hartem Wettbewerb von heimischen Anbietern. Werden Sie dem standhalten?

Eisenhut: Es ehrt uns natürlich, wenn uns Wettbewerber nachzuahmen versuchen, bis hin zum Markenzeichen; schließlich ist das ein Indiz für unsere Marktbedeutung. Aber Sie haben natürlich Recht mit Ihrer Markteinschätzung. Mit ausgereiften Produkten, mit einem in sich schlüssigen Systemkonzept, dem europaweiten Vertriebsgebiet und dem traditionell guten Verhältnis zum Fachhandel, das wir auf der diesjährigen ISH erneut gefestigt haben, hat unsere Gruppe weiterhin hervorragende Wettbewerbschancen.

Persönliches:
Reiner Eisenhut

Der berufliche Werdegang von Reiner Eisenhut startete im Bereich Vertrieb bei einem der führenden Präzisionswerkzeuge-Hersteller. 1992 wechselte Reiner Eisenhut zur IBP Gruppe, wo er zuerst als Geschäftsführer der IBP Armaturen GmbH mit Niederlassung in Toronto/Kanada tätig war. Seit eineinhalb Jahren ist Reiner Eisenhut Geschäftsführer der IBP Deutschland sowie Marketing-Direktor der IBP-Gruppe für den Bereich Zentral Europa. "Service ist, den Zusatznutzen zu erhöhen und die Produktvorteile zu verstärken".

Der begeisterte Sportler schlägt gerne den Ball im Squashfeld. Als leidenschaftlicher Musiker greift er gerne zum Saxophon. Er hat sich zum Ziel gesetzt die IBP Deutschland vom bekannten kompetenten Hersteller zum Systemanbieter zu führen.


Vom Familienunternehmen Bänninger zu IBP Deutschland

1909

Unternehmensgründung durch Karl Bänninger, Produktion von Tempergussfittings

1932

Beginn der Produktion von Rotgussfittings

1945

Das zu 65% zerstörte Werk am Erdkauter Weg wird wieder aufgebaut und reorganisiert

1956

Bänninger beginnt als erstes Unternehmen in Europa die Produktion von Kupferfittings

1987

wird Bänninger Teil des Delta-Konzerns und integriert in die IBP-Gruppe

1991

Mitgliedschaft in der "Gütegemeinschaft Kupferrohr" und Abschluß einer Gewährleistungsvereinbarung mit dem ZVSHK

1995

Integration von Conex Klemmringverbindern in die Vertriebsorganisation (DVGW-zugelassen)

1996

Conex erhält DVGW-Zulassung für Gas

1997

Gründung der Vertriebsniederlassung Ulm (Region Süd)

Die IBP Deutschland GmbH

Die IBP Deutschland GmbH gehört zur europaweit agierenden IBP-Gruppe (International Building Products) und ist damit ein Tochterunternehmen des britischen Delta-Konzerns. IBP Europa beschäftigt etwa 1860 Mitarbeiter, rund 420 davon in Deutschland. Der Zentrale der IBP Deutschland in Gießen sind die Niederlassungen in Berlin und Ulm zugeordnet.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]