125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/1997, Seite 3


EDITORIAL


Warten auf den Euro

Siegfried Gänßlen
Geschäftsführung Controlling,
Finanzen und Personal
Hansgrohe GmbH & Co. KG

Die Zeit wird knapp: der Countdown läuft. Bis zur Einführung des Euro am 1. Januar 1999 sind es nur noch knapp 540 Tage. Das jüngste europäische Gipfeltreffen in Amsterdam hat alle Beteiligten wieder sicherer gemacht, sich auf dieses historische Datum in der Geschichte unseres Kontinents unwiderruflich einzurichten.

Zwar wird es hier und da wieder öffentlich geäußerte Zweifel geben, ob das Einführungsdatum der europäischen Gemeinschaftswährung verläßlich ist, aber jedes Unternehmen tut gut daran, am 1. Januar 1999 nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.

Sicher ist, daß die Feststellung "Wir haben ja Computer und unser Softwarelieferant stellt rechtzeitig auf den Euro um" ohne Umwege in die Sackgasse führt. Prinzipiell ist diese Aussage zwar richtig, aber sie spiegelt nur einen Bruchteil der Realität wider. Die Dimension der Währungsumstellung erstreckt sich auf alle Bereiche eines Unternehmens: Einkauf und Marketing, Personalwesen und Controlling, Datenverarbeitung und Finanzbuchhaltung, Produktion und Logistik.

Auf die Bewältigung der anstehenden Aufgaben im Umfeld des Euro haben wir uns ziemlich früh eingerichtet. Dabei stellte eine dafür installierte Projektgruppe fest:

- es gibt zur Zeit erhebliche Preisunterschiede in den einzelnen EWU-Ländern,

- die meisten Geschäftspartner und Verbände denken und handeln noch weitgehend in gewohnten nationalen Grenzen,

- Transparenz bei den Marktbeteiligten ist heute noch ein frommer Wunsch.

Das Projektteam machte eine nüchterne Bestandsaufnahme aller eurorelevanten Tatbestände. Darin spielte zum Beispiel die Umstellung des Formularwesens ebenso eine Rolle wie die Auswirkungen auf Zahlungsverkehr, das Rechnungswesen, auf die Preislisten, ja bis hin zu Details wie die Neubestimmung von Frankierautomaten in unseren Poststellen.

Eine Agenda versammelt alle genannten Fakten, reiht sie ein in eine Prioritätenliste und definiert ihre Umsetzung. Das Projektteam steuert diesen Prozeß und überwacht Termintreue, Inhalte und Kompatibilität. Arbeitskreise wie Eurocontrol-Beschaffung oder Eurocontrol-Vertrieb o.ä. lösen Spezialprobleme und arbeiten dem Projektteam zu.

In einer Euro-Info-Datenbank wurden und werden alle Informationen über den Stand und die Trends in der Euro-Debatte gesammelt, katalogisiert und kategorisiert. Über Volltextrecherchen haben interessierte Mitarbeiter jederzeit Zugriff auf für sie und ihre Arbeitsbereiche erhebliche Daten und Fakten.

Wer sich bis heute noch nicht die Frage gestellt hat: "Wie wirkt sich die Währungsumstellung auf den Euro in meinem Unternehmen aus", ist sehr spät dran, vielleicht sogar schon zu spät.

Europa kann sich ein Scheitern der Europäischen Währungsunion mit der Umstellung auf den Euro als Gemeinschaftswährung nicht leisten. Damit rückte auch eine politische und soziale Integration in weite Ferne, währungspolitische Turbulenzen erschütterten nachhaltig alle nationalen Volkswirtschaften und Europa würde von den beiden anderen globalen Wirtschaftszentren in Nordamerika und Südostasien abgekoppelt.

Der Euro noch in diesem Jahrtausend ist auch ein Zeichen dafür, daß sich Europa als weiteres Wirtschaftszentrum behaupten wird.


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