125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/1997, Seite 62 f.


REPORT


Vom Verbundrohr zum Systemverbund

"Ich schätze, daß unser heutiges Verbundrohr leicht an die 100mal auf den Ständen dieser ish '97 zu sehen ist", strahlte Hewig-Geschäftsführer Klaus Mangelmann beim Pressegespräch in Frankfurt. Man findet es bei den klassischen Markensystemanbietern für Trinkwasser-Installationssysteme, Heizkörperanbindung, Flächenheizungen; Druckluft-, Kühl- oder Heizölleitungen und industrielle Verfahrenstechnik; aber auch dicht umringten Ständen der Verbindungstechnik, Fitting- und Befestigungsanbieter und bei vielen Werkzeugspezialisten. In Italien wird das Material auch schon für Gasleitungen eingesetzt.

Mit der Premiere einer neuen Verbundrohr-Dimension beginnt Hewing pro Aqua seinen Messe-Auftritt bei der ish ’97 in Frankfurt. 40 mm Rohrquerschnitt und 3,5 mm Wanddicke hat dieses als 3 bis 6 m lange Stangenware vorgestellte PEXc-A1-PEX-Rohr. Als robustes, formstabiles Material ist es vor allem für Kellerverteilungen und Steigleitungen geeignet. Mit seiner 1 mm dicken, längsnaht-stumpfgeschweißten Aluminium-Mittelschicht vereint es die Vorteile von PEXc- und Metallrohr und ist bei kurzzeitig auftretenden Temperaturen von -40 bis +110°C bei 10 bar Druck einsetzbar, unabhängig vom pH-Wert. Der Werkstoff bleibt dabei völlig korrosionsfrei, hygienisch und toxikologisch unbedenklich sowie lebensmittelecht. Die neue 11/4"-Dimension ist ideal für Heizungsanlagen in Gebäuden und Bauabschnitten mit einem Wärmebedarf bis zu 45 kW bei 20 K Vorlauf-/Rücklaufspreizung, also für normale Mehrfamilien-Häuser mit sechs bis acht Wohnungen und natürlich auch für Trinkwasserinstallationen.

Klaus Mangelmann: "Qualität wird in Zukunft mit Sicherheit immer marktentscheidender, nicht nur für uns als Hersteller, sondern auch für die Systemanbieter und verarbeitenden Betriebe."

Hiermit geht der Hersteller einen weiteren Schritt in Richtung Komplettsystem bei der Rohrdimensionierung. Für jeden Anwendungsbereich, egal ob Trinkwasser- oder Heizkörperanbindung, ist jetzt die entsprechende Rohrdimension vorhanden. An der passenden Preß-, Klemm- und Schraub-Fitting-Verbindungstechnik vom Verteiler bis zum engsten Bogen, T- oder Reduzier-Stück und Ventil fehlt es nicht. Alles ist mit klassischen PEXc-Rohr-in-Rohr-Systemen voll kompatibel und wird ausschließlich über Markensystemanbieter geliefert, die ihrerseits den klassischen Vertriebsweg einhalten.

Professioneller Verbund oder selbstgestrickte Kollektion?

Das neue Verbundrohr ist Teil des großen Hewing-Systemverbundes. Es gibt nur wenige Länder, in denen heute noch die Einzelkomponenten beliebiger Billiganbieter willkürlich zusammengeschraubt werden. Dort existiert dann kein professionelles System, sondern bestenfalls eine selbstgestrickte no-name-Kollektion. Die Risiken der Paßgenauigkeit, der Kontaktkorrosion, Leckagen, Gewährleistung und langwieriges Improvisieren liegen dann im Bereich des Möglichen.

Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und klare Gewährleistung im Schadensfall ist auf die Dauer wichtiger als der Vorteil, den "das Angebot der Woche" verspricht. Bezieht ein Meisterbetrieb sein Komplettsystem als Verbundlösung im Paket, haftet im Zweifel allein der Systemhersteller voll für jedes Originalteil. - Die Komponenten sind paßgenau ausgeführt. Mit dieser Strategie hat Hewing pro Aqua, 1974 gegründet, sich inzwischen zum europaweit führenden Hersteller von physikalisch vernetztem, besonders umweltfreundlichem PE-Rohr emporgearbeitet. Als Klaus Mangelmann 1991 bei Hewing das Ruder übernahm, zählte das Unternehmen 170 Mitarbeiter. Heute sind es 325, und das Wachstum geht weiter.

Für Forschung und Entwicklung wendet das Unternehmen Jahr für Jahr 5% des Umsatzes auf und bietet dem Kunden eine umfassende Serviceleistung an. Das Verbundsystem besitzt die DVGW-Zulassung, die RAL-Gütesicherung und das Prüfsiegel DIN Certo ebenso wie die erforderlichen Zulassungen für den wachsenden Export.

Ökologische Verantwortung wird großgeschrieben. Mangelmann: "Nichts geht auf die Deponie bei uns. Jeder Meter Verbundrohr wird fürs Recycling sauber getrennt. Die stoffliche und thermische Verwertung von Kunststoff und Aluminium ist sichergestellt. Auch wenn sich das nicht immer rechnet. Leider zahlt heute fast keiner auch nur einen Pfennig mehr für ein Rohr, weil es sauber recycelbar ist. Auf die Dauer kommt unsere Branche aber garantiert nicht daran vorbei. Wir sind so frei und machen den Vorreiter". Mit eigener Umweltschutzabteilung und dem Ehrgeiz, schon bald eine eigene Ökobilanz des Unternehmens vorzustellen, nimmt man es in Ochtrup ernst.

Die Zukunft macht Mut

"Die vielen negativen Prognosen der Gegenwart kann ich überhaupt nicht teilen", sagte uns Klaus Mangelmann auf der ish, "denn der ungebrochene Vormarsch von Verbundrohr zeichnet sich klar und deutlich ab. Qualität wird in Zukunft mit Sicherheit immer marktentscheidender, nicht nur für uns als Produzent, sondern auch für die Systemanbieter und verarbeitenden Betriebe. - Allerdings glaube ich, daß die Branche in den nächsten zwei bis vier Jahren an einer gewissen Marktbereinigung kaum vorbeikommen wird. Mit Trittbrettfahren allein kann keiner seinen Geschäftserfolg absichern. Das geht vielleicht kurzfristig, solange die Konjunktur boomt, aber nicht dauerhaft."

Der Markt verlangt mehr als nur ein nacktes Rohr. Er wünscht Dienstleistungen von der Forschung bis zur Qualitätskontrolle und zur Planungssoftware, Entwicklung neuer Fittinge, Verbindungstechniken. Sonderausführungen nach Kundenwunsch kommen hinzu.

Ohne Schulung läuft nichts

"Auf keinen Fall darf heute die nötige Schulung vom ersten bis zum letzten Mann fehlen. Im Herstellerwerk selber nicht, dann auch bei den Planungsingenieuren draußen im Lande, beim Großhandel und vor allem bei den SHK-Handwerksmeistern bis hin zu den Fachhandwerkern", so Mangelmann. - Umweltschutz und Schulung bringen in der kurzfristigen Erfolgsrechnung meist mehr Kosten als Ertrag. Auf lange Sicht kann jedoch niemand darauf verzichten - auch diejenigen nicht, die heute vielleicht noch abseits stehen.

Dabei weist der Firmenchef stolz auf das soeben herausgegebene Hewing-Schulungspaket für Planer, Meister- und Fachhochschulen hin, das wegen seiner großen Anschaulichkeit unerwartet hohen Anklang auch bei Berufsschullehrern und den Azubis findet. Vor allem wegen der pfiffigen Tips und Tricks für die Praxis, wegen des werkstoffkundlichen Know-hows unter Beachtung aller Vorschriften und Normen für die fachgerechte Installation. Kein Wunder, denn Hewing-Ingenieure arbeiten engagiert in den deutschen und europäischen Normengremien mit.

Pro Aqua

Auf unsere Frage, wieso Hewing den anspruchsvollen Titel "pro Aqua" führt, klärt uns Klaus Mangelmann kurz auf: "Wissen Sie, wir fühlen uns ,pro aqua‘ - für Wasser - heute genauso verantwortlich wie der ,curator aquorum‘ im alten Rom." - In einer antiken Handschrift aus dem Jahre 100 n. Chr., die heute noch im Benediktinerkloster Monte Cassino aufbewahrt wird, berichtet der ,curator aquorum‘ Sixtus Julius Frontinus als der pro aqua verantwortliche Mann Roms, daß die erste unterirdische Freistromwasserleitung schon 320 v. Chr. gebaut worden ist. Die aqua Appia lieferte den Römern vorzügliches Quellwasser von den Gütern des Lucullus (!). Saubere Wasserversorgung war einer der strategischen Gründe, warum Rom zwar nicht an einem Tag gebaut, aber doch im Laufe der Zeit mit 1 Mio. Einwohner zur größten Stadt der damaligen Welt heranwachsen konnte.

Die Wasserleitungen waren seinerzeit noch Freispiegelleitungen, d.h., das Naß floß noch nicht in Rohren sondern in Kanälen mit rechteckigem Querschnitt und extrem genau eingehaltenem Gefälle von 1,3 Promille (!) zur Stadt. Solche Leitungen endeten in "Wasserschlössern" als Verteilstationen oder in prächtigen Brunnen. Die Fontana di Trevi und die Brunnen an der Spanischen Treppe mitten im modernen Rom werden noch heute so aus dieser Leitung versorgt. Sie ist mit ihren rd. 2000 Jahren die älteste, noch in Betrieb befindliche Wasserleitung der Welt. Daran angeschlossen wurden Zweigleitungen mit Ton- oder Bleirohren in den damaligen Normmaßen zwischen 1 und 20 Zoll. Sie waren so gestaffelt, daß bei Wassermangel zuerst die Hausanschlüsse, danach die Thermen und zuletzt die öffentlichen Brunnen in der Stadt trocken fielen. Diese liefen Tag und Nacht und spülten die Kanalisation (cloacae). Der Verbrauch wurde nach verlegtem Leitungsquerschnitt abgerechnet. Im Jahre 100 n. Chr. beschäftigte die römische Wasserversorgung 700 "Angestellte", Handwerker und Streckenläufer, rund um die Uhr, je drei Arbeitsplätze pro 1 Mio. m³ Wasserverbrauch - ähnliche Größenordnungen wie heute. - Schon der alte Frontinus beklagte, daß einige Leute einerseits auf der Gehaltsliste der Wasserwerke standen, aber sich nebenbei noch "schwarze" Aufträge bezahlen ließen, z.B. für illegale Anschlüsse und heimlich vergrößerte Querschnitte. Regelmäßiger Wartungsdienst und Streckenläufer deckten seinerzeit schon Störfälle und Unregelmäßigkeiten auf.

"Opus caementitum" - daher der Name Zement - als Vorläufer unseres Betons zusammen mit Ziegeln und Natursteinen waren Werkstoff für die römischen Aquaeducte. Schon im alten Rom mußte ein Abstand von mindestens 4,50 m von öffentlichen Wasserleitungen beim Pflanzen von Bäumen eingehalten werden, um Undichtigkeiten durch eindringende Baumwurzeln zu verhindern.

Die Wasserversorgungstechnik der Römer blieb mehr als 1500 Jahre unübertroffen. Sie wurde in Mittelleuropa erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts überhaupt wieder erreicht.

Daher also der Name Hewing pro Aqua. Tradition verpflichtet und schafft Vertrauen.


B i l d : IKZ-HAUSTECHNIK


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