125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/1997, Seite 56 ff.


INTERVIEW


Klimageräte künftig kein Luxus mehr

Immer mehr Privatleute gönnen sich exklusiven Komfort und leisten sich Klimageräte in den eigenen vier Wänden. Über den wachsenden Markt von Klimaanlagen im gehobenen Privatbereich sprach IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Detlev Knecht mit Arnold Polenz, dem Geschäftsführer der Polenz GmbH, Norderstedt. Das Unternehmen ist in Deutschland alleiniger Vertreiber von Klimaanlagen der Mitsubishi Electric Europe B.V., einem der führenden europäischen Hersteller.

IKZ-HAUSTECHNIK: In welcher Größenordnung wird sich der Markt für Klimageräte im gehobenen Privatbereich nach Ihrer Einschätzung entwickeln?

Arnold Polenz, Geschäftsführer der Polenz GmbH. Über ihn läuft der deutschlandweite Vertrieb von Klimageräten der Mitsubishi Electric Europe.

Polenz: In der Vergangenheit spielte der Privatbereich in Deutschland keine nennenswerte Rolle beim Absatz von Raumklimageräten. Dies hat sich in den letzten Jahren allerdings durch zwei Faktoren entscheidend geändert.

Erstens: Immer mehr Menschen sind durch ihre Klimaanlage im Auto darauf gekommen, daß Klimatisierung eine feine Sache ist.

Zweitens: Das Absatzvolumen von neuen fahrbaren Klimageräten hat sich in den letzten Jahren sprunghaft entwickelt und liegt inzwischen bei 100000 Stück pro Jahr. Der Privathaushalt kann heute ein Klimagerät ohne Installationsaufwand nutzen.

Privatleute entwickeln zunehmend Interesse an vernünftig installierten und ausgelegten Klimaanlagen.

"Immer mehr Menschen sind darauf gekommen, daß Klimatisierung eine feine Sache ist"

IKZ-HAUSTECHNIK: Welches sind aufgrund dieser Daten Ihre unternehmerischen Ziele?

Polenz: 1996 hat Polenz eine aufwendige Publikumswerbung in Magazinen, Wochenzeitschriften und Tageszeitungen durchgeführt und eine Hotline mit automatischer Anrufbeantwortung installiert. Zukünftig planen wir, mehr Publikumswerbung zu machen und insbesondere den privaten Bereich kompetent und überregional anzusprechen. Mit unserem Partner Mitsubishi Electric und mit einem sehr großen und variablen Programm bieten wir Technologien, die bewährt und "up to date" sind.

IKZ-HAUSTECHNIK: Endverbraucherwerbung ist das eine. Aber wie wird der Installateur über Klimageräte informiert?

Polenz: Über die einschlägige Fachpresse, z.B. die IKZ-HAUSTECHNIK, über Direct-Mailing-Aktionen an die Kälte-Klima-Fachbetriebe sowie durch Fachmessen und Schulungen, die wir und Mitsubishi-Electric unseren Kunden anbieten.

Wandgerät aus der Raumklimageräte-Serie "MS".

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Kosten kommen im Schnitt auf einen Privatmann zu, der sein Haus nachrüsten will?

Polenz: Grundsätzlich viel weniger als allgemein gedacht. Schon mit ca. DM 2000 läßt sich ein einfacher Klimatisierungswunsch erfüllen. Es kommt auf den Kunden und seine Bedürfnisse an.

"Schon mit ca. 2000 DM läßt sich ein einfacher Klimatisierungswunsch erfüllen"

IKZ-HAUSTECHNIK: Hat es Vorteile, bereits in der Planungsphase eines Hauses Klimageräte mit einzubeziehen?

Polenz: Ja. Wird ein Neubau geplant, ist es auf jeden Fall von Vorteil, den Klimafachmann zu Rate zu ziehen. In Zukunft wird das Klimagerät auch bei uns nicht mehr nur ein Luxusgegenstand sein, sondern eine Notwendigkeit. Zahlreiche klimatechnische Lösungen bieten die Möglichkeit, Kühlung und Heizung von Räumen über nur eine Anlage zu realisieren.

Mit dem "City-Multi-R2-System" ist gleichzeitig heizen und kühlen möglich.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie hebt sich die Polenz GmbH vom Wettbewerb ab?

Polenz: Die Polenz GmbH ist seit nunmehr 34 Jahren im Klimageschäft tätig und damit ein Unternehmen der ersten Stunde. Sie zählt heute zu den führenden Anbietern im Markt und ist überregional durch zehn eigene Beratungsbüros und ca. 50 erfahrene Vertragshändler präsent. Darüber hinaus wird durch die enge Zusammenarbeit mit dem Fachgroßhandel, der einige tausend Fachbetriebe zu seinen Kunden zählt, nicht nur die Geräteauslieferung gewährleistet, sondern auch der komplette Kundendienst. Auf diese Weise bemühen wir uns, "mehr als Klimatechnik" zur Verfügung zu stellen.

Mit dem "City-Multi-R2-System" ist gleichzeitig heizen und kühlen möglich.

"Die Klimaanlage wird vom Statussymbol zur normalen Ausstattung avancieren"

IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es Untersuchungen zum Statuswert von Klimaanlagen für den Privatmann?

Polenz: Untersuchungen zum Statuswert gibt es sicherlich nicht, aber zur Zeit ist das Klimagerät zweifellos noch ein Statussymbol. Das zeigt auch der Pkw mit Klimaanlage. Es wird jedoch in überschaubarer Zukunft vom Statussymbol zur normalen Ausstattung avancieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie hoch ist der Wartungsaufwand für die Geräte?

Polenz: Angesichts der Komplexität der Anlage ist der Wartungsaufwand nicht größer als bei anderen Geräten für den Haushalt. Einzig die Filter der Klimaanlage müssen regelmäßig gereinigt werden, wozu kein Fachmann erforderlich ist. Bei größeren und aufwendigeren Anlagen stehen die Fachbetriebe mit Wartungsverträgen selbstverständlich zur Verfügung.

Arnold Polenz, Geschäftsführer der Polenz GmbH. Über ihn läuft der deutschlandweite Vertrieb von Klimageräten der
Mitsubishi Electric Europe.

IKZ-HAUSTECHNIK: Mit Kälteanlagen verbindet man gemeinhin das ozonschädigende FCKW. Was sagen Sie zu der Problematik?

Polenz: Im Gegensatz zur häufig gehörten und verbreiteten Meinung, daß Kälte- und Klimageräte die Ozonschicht schädigende Kältemittel (FCKW) verbrauchen, stelle ich ganz klar fest, daß Klimaanlagen keine Kältemittel verbrauchen, sondern lediglich in einem geschlossenen System gebrauchen. Die Befüllung der Klimaanlagen und die ggf. erforderliche Entsorgung kann nur durch zugelassene Fachbetriebe erfolgen. Ein Verbrauch von Kältemitteln findet also bei Klimaanlagen, ähnlich wie bei Kühlschränken, nicht statt - eine Schädigung der Ozonschicht also auch nicht.

Wandgerät aus der Raumklimageräte-Serie "MS".

IKZ-HAUSTECHNIK: Es gibt immer wieder Veröffentlichungen, daß Klimageräte die Gesundheit beeinträchtigen können. Stimmt das?

Polenz: Richtig ausgelegte und installierte Anlagen sind für niemanden gesundheitsschädlich. Sie schaffen eine Raumtemperatur und Raumfeuchte, die für den menschlichen Organismus besonders verträglich sind. Und sie stellen Raumtemperaturen her, die maximal 6 bis 7 °C unter den Außentemperaturen liegen, so daß ein Wechsel von Raum- zur Außentemperatur unproblematisch ist.

Trotzdem habe ich es über Jahrzehnte erlebt, daß über Klimaanlagen praktisch nur negativ berichtet wird. Dabei war festzustellen, daß die lautesten Negativ-Schreihälse am wenigsten Fachkenntnisse mitbrachten. Selbst sogenannte "Ratgeber"-Sendungen im Fernsehen qualifizierten sich lediglich durch miserable Recherche und völlig falsche und unhaltbare Aussagen. In meiner Praxis war es jedoch immer so: Sobald die Sonne scheint, verschwinden alle Negativargumente.

Inzwischen haben wir jedoch ganz besonders durch die Werbung der Automobilindustrie und durch objektivere Berichterstattung über Klimaanlagen in Pkws eine Wendung zum Besseren erfahren. Wenn Sie heute lesen, daß eine Klimaanlage in Ihrem Auto wesentlich sinnvoller ist als eine Stereoanlage und auch nicht mehr kostet, dann ist das eine Aussage, die richtig ist und die sicherlich auch für Ihre Wohnung und für Ihren Privatbereich Berechtigung hat.

Wandgerät aus der Raumklimageräte-Serie "Mr. Slim".

Wandgerät aus der Raumklimageräte-Serie
"Mr. Slim".

IKZ-HAUSTECHNIK: Bitte erläutern Sie uns abschließend, woher Sie Ihre Zuversicht auf eine positive Marktentwicklung beziehen?

Polenz: Als altem Klimamann freut es mich, daß inzwischen mehr und mehr erkannt wird, welche gesundheitsfördernden und leistungssteigernden Vorteile Klimaanlagen mit sich bringen. Schon bei einer Raumtemperatur von 25 °C nimmt die Leistungsfähigkeit des Menschen ab. Je wärmer es wird, desto mehr sinkt die Leistungsfähigkeit. Dies ergeben international anerkannte Untersuchungsergebnisse, die heute kaum noch jemand in Frage stellt.

Genauso wie in den fünfziger Jahren der alte Eisschrank sukzessive vom temperaturgesteuerten Kühlschrank abgelöst wurde und der Kühlschrank inzwischen zur absoluten Selbstverständlichkeit geworden ist, wird jetzt allmählich der reine Ventilator oder "Miefquirl" durch moderne Klimageräte ersetzt. In vielen Ländern - auch in Europa - ist man schon weiter als in Deutschland. Aber der Deutsche wird sich auch auf diesem Gebiet der modernen technischen Entwicklung nicht entziehen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Polenz, vielen Dank für das Gespräch.


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