IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1997, Seite 41 ff.


ZEITZEUGE AUF PAPIER


Verlegerin Alice Strobel wagt 1948 in Arnsberg den Neubeginn

Bei Kriegsende im Mai 1945 liegt Deutschland - und mit ihm weite Teile Europas - in Trümmern. Die Beschaffung wichtiger Existenzgrundlagen - Obdach, Nahrung und Kleidung - prägt den Alltag der Menschen. Bei der Lösung der täglichen Versorgungsprobleme bewähren sich Können und Ideenreichtum der Handwerkerschaft. Da die großen Industriebetriebe weitgehend zerbombt sind, geht das Handwerk beherzt daran, die Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern zu versorgen.

Immer optimistisch: Alice Strobel mit ihren Kindern Ekkehard und Monika - 1945.

Auch Alice Strobel konzentriert nach Kriegsende zunächst alle Kraft darauf, sich und ihre beiden Kinder - Tochter Monika ist damals 15 Jahre alt, Sohn Ekkehard, der heutige "Senior" des Verlages, 14 Jahre - durchzubringen.

An eine Wiederaufnahme der Verlagsgeschäfte, die sie in Hagen kriegsbedingt übernommen hatte, vermag sie in den harten Nachkriegstagen noch nicht zu denken.

Überdies ist das Wiedererscheinen von Zeitungen und Zeitschriften lizenzpflichtig und muß vom British Military Government Germany - Abt. Nachrichtenkontrolle - genehmigt werden. Allmählich jedoch kehrt ihr alter Unternehmungsgeist zurück: Sie entschließt sich, auf bewährten, aber gleichwohl ungewissen Pfaden den Weg in die Zukunft zu wagen. Sie geht daran, den Verlag neu aufzubauen und erfährt dabei wertvolle Unterstützung vom Verlagsleiter der in Arnsberg ansässigen Verlagsanstalt und Druckerei Gebr. Lensing, Dr. Blank.

Ohne sie wären Verlag und spätere Druckerei vermutlich ein Wunschtraum geblieben: Die Lizenz der britischen Militärregierung Deutschland zur Herausgabe der "Nordwestdeutschen Installateur- und Klempner-Zeitung" datiert vom 5. Februar 1948.

In seinem Betrieb hat sie - um sich auf ihre neue Aufgabe vorzubereiten - für gut ein Jahr als Kontoristin Einblick in das Zeitungsgeschäft genommen. Der Verlagsleiter, Dr. Blank, offeriert ihr, Druck und Versand der geplanten Neuauflage der IKZ über sein Haus abzuwickeln.

Am 5. Februar 1948 erteilt die britische Militärregierung unter der Lizenz-Nr. 189 die Genehmigung zur Herausgabe der "Nordwestdeutschen Installateur- und Klempner- Zeitung".

Bewährte Tradition des Hauses zeichnet Weg in die Zukunft vor

Die Ziele, die Alice Strobel mit der Anknüpfung an alte Familientraditionen verfolgt, formuliert sie in einem Geleitwort zur ersten Ausgabe der "Nordwestdeutschen Installateur- und Klempner-Zeitung" vom 5. Mai 1948 so: "Der Weg der Zeitschrift ist mit ihrer Aufgabe ganz klar gezeigt; sie baut auf dem auf, was in Jahrzehnten an guter handwerklicher Arbeit getan worden ist. Es ist mein Wunsch, daß die IKZ jedem in unserem Handwerk Schaffenden ein willkommener Freund wird. Meister und Geselle, jeder soll finden, was er an fachmännischem Rat für seine praktische Arbeit und für die Führung seines Handwerksbetriebes braucht. Alte Fachmitarbeiter garantieren dafür, daß sie dieser Aufgabe gerecht werden kann. Auch für die Mitteilungen der Innungsverbände an ihre Mitglieder wird selbstverständlich hinreichend Raum sein; die Zusammenarbeit mit ihnen wird der ,Nordwestdeutschen Installateur- und Klempner-Zeitung’ am Herzen liegen."

Mit der ersten IKZ-Anzeigenpreisliste Nr. 1 - gültig ab 1. Mai 1948 empfiehlt sich die IKZ ihren Lesern und Kunden: Installateuren, Klempnern, Zentralheizungsbauern, Kupferschmieden, sanitären Großhändlern und - wie es so nett formuliert ist - "verbrauchsstarken Fachbetrieben und kaufkräftigen Abnehmern".

Verlegerin Alice Strobel bemüht sich intensiv um Kontakte zu den Landesinnungsmeistern und Geschäftsführern der SHK-Landesinnungsverbände. Sie sorgt dafür, daß Obermeister- und Mitgliederversammlungen im Verbreitungsgebiet der Zeitschrift besucht und angemessen publizistisch begleitet werden. Dabei findet sie in Heinrich Sasse, dem kompetenten und tatkräftigen Prokuristen und Verlagsleiter, eine verläßliche Stütze. Er hilft ihr, die risikoreiche Zeit des Aufbaus erfolgreich zu gestalten.

Heinrich Sasse, Prokurist und Verlagsleiter, 1948-1978. Er verstarb am 19. April 1997.

Die Politik von Alice Strobel und Heinrich Sasse hat Erfolg: Im September 1948 wird die "IKZ" offizielles Organ aller Landesinnungsverbände der Britischen Besatzungszone, Anfang November des gleichen Jahres schließen sich der Verband Hessen (damals Amerikanische Zone) und wenige Wochen später, im Dezember, auch der von Rheinland-Pfalz (ehem. Französische Besatzungszone) an. Im Januar 1951 wird die "IKZ" offizielles Organ des Zentralverbandes des Installateur-, Klempner-, Kupferschmiede- und Zentralheizungsbauerhandwerks, Bonn. Eines jedoch ist nicht von Erfolg gekrönt: Das Bemühen von Alice Strobel um eine Wiederbelebung der verlegerischen Arbeit am Stammsitz des Hauses in Leipzig. Die politische Entwicklung treibt einen auf Jahrzehnte unüberwindlichen Keil zwischen Ost und West.

1951: Umzug in ein neues, eigenes Verlagshaus

Nach entbehrungsreichen Jahren geht es im zerbombten Deutschland allmählich wieder bergan. Der Wiederaufbau versorgt das Bauhauptgewerbe, aber auch die nachgelagerten SHK-Handwerke mit einer guten Auftragslage. Und die IKZ bewährt sich in dieser Zeit als hilfreicher Informant und Wegbegleiter ihrer Leser.

Die Geschäfte gedeihen, Kapazitätsgrenzen machen sich im bescheidenen Nachkriegsdomizil des Verlages, den Baracken an der Hellefelder Straße in Arnsberg, bemerkbar, größere Räumlichkeiten müssen her. 1951 ist es soweit: Ein neues Verlagshaus an der Eichholzstraße in Arnsberg wird bezogen.

Blick auf das ansehnliche, im Oktober 1951 eingeweihte Verlagsgebäude. Die damalige Arnsberger Medienadresse: Eichholzstraße 27.

Zur festlichen Einweihung kann Verlegerin Alice Strobel mit ihrem Mitarbeiterteam zahlreiche Gäste aus Stadt und Land begrüßen, allen voran Bürgermeister Olm und Stadtdirektor Dr. Herbold sowie Spitzenrepräsentanten der SHK-Innungen und -Verbände. In einem Grußwort würdigt der Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes von NRW, Egon Carlé, die Arbeit der Gastgeber und konstatiert schon damals, "die Installateur- und Klempner-Zeitung des Strobel-Verlages sei die führende Fachzeitung im ganzen Bundesgebiet".


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