IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1997, Seite 33


ZEITZEUGE AUF PAPIER


Augen auf, oder den Beutel

Berufene und Unberufene haben sich in den letzten Jahren nach Kräften abgemüht, zu beweisen, wohin und wem eigentlich das Insallateurgewerbe gehöre. Der Klempner pocht auf sein Recht der Erstgeburt, desgleichen der Kupferschmied und in Süddeutschland vielfach auch der Schlosser.

In künstlichem Gegensatz zu diesen, zweifellos am Installationsgewerbe zuerst beteiligten - ja, gewissermaßen in dasselbe hinein und mit demselben aufgewachsenen Handwerk - suchen gewisse Elemente den sogenannten "reinen" Installateur zu bringen. Mit wenig Erfolg darf man sagen, denn bisher sind die Radamontaden über die unbedingt notwendige Selbständigkeit des Installateurgewerbes und seine angeblich ebenso notwendige Trennung von jedem verwandten Handwerk meist von Leuten ausgegangen, die entweder sehr durchsichtige Neben-Absichten hegen oder die allen Anlaß hatten, ihre Lehrzeit im Klempnergewerbe mit dem Schleier der Vergangenheit schämig zu verdecken. Unseres Erachtens hat es noch keinem Installateur geschadet, wenn er die ersten Jahre seiner Ausbildung in der Klempnerei oder Kupferschmiede erhielt. Im Gegenteil! Wir bedauern den Installateur, dem diese Kenntnisse abgehen.

Die zum Installateurberuf sonst nötigen Eigenschaften: überlegtes Handeln, Verantwortlichkeitsgefühl und Schönheitssinn, sowie schnelle Auffassungsgabe resp. Leichtigkeit des Begriffs sind bei einem intelligenten Klempner oder Kupferschmied genau so gut vorhanden wie bei einem intelligenten "reinen" Installateur.

Wir haben daher schon anfangs gesagt, es liegt absolut kein Grund vor, das Installationsgewerbe mit aller Gewalt vom Klempner-, Kupferschmiede- oder Schlosser-Handwerk, wo es damit zusammenhängt, zu trennen. Vielmehr will uns scheinen, daß der natürliche Lauf der Dinge allmählich ganz von selbst den richtigen Mittelweg schafft.

Mehr und Mehr greift aber heute die Heizungs- und Lüftungstechnik in unser Gewerbe über und wer hier nicht die Augen auftut und sich beizeiten seinen Anteil an diesen durchaus verwandten Zweigen der Installation sichert, wird bald über schmerzliche Einbußen zu klagen haben. Frisch gewagt ist halb gewonnen!

Hinzu kommt, daß das Publikum von alters her gewöhnt ist, seinen Klempner-Installateur als Helfer in allen Nöten zu betrachten. Es tut nicht gut, wenn der Meister in solchen Fällen sagen muß: Davon verstehe ich nichts! oder gar: Das schlägt nicht in mein Fach! Mit solcher Ausrede hat sich schon mancher mehr geschadet als er glaubt.

(1906)


Bundeswirtschaftsminister will Klempnerhandwerk streichen

Mit Unverständnis und vehementem Widerspruch hat der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) auf den Vorschlag des Bundeswirtschaftsministers reagiert, den Beruf des Klempnerhandwerks im Rahmen der Novelle der Anlage A zur Handwerksordnung zu streichen. Nach den Vorstellungen des BMWi soll die Tätigkeit in einem neuen Berufsbild Installateur und Heizungsbauer sowie im Dachdeckerhandwerk aufgehen. ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach bezeichnete diese Vorschläge in einer ersten Stellungnahme als indiskutabel und zeigte Verständnis für die Empörung, die diese Vorschläge im betroffenen Handwerk ausgelöst haben.

(IKZ-HAUSTECHNIK 6/1997)


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