IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1997, Seite 27 ff.


ZEITZEUGE AUF PAPIER


Zeitzeuge auf Papier

In schwieriger Zeit geboren - in wechselvoller Geschichte bewährt

Strobel-Verlag und IKZ-HAUSTECHNIK haben ihren Ursprung in einer bewegten Epoche der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Das kommt nicht von ungefähr: Ihre Entstehung verdanken sie dem Bestreben engagierter Unternehmer, die Rahmenbedingungen für ihre berufliche Arbeit nachhaltig zu verbessern.
Als der Grundstein zum Verlag 1872 gelegt wird, befindet sich das deutsche Handwerk in großer Bedrängnis. Die fortschreitende Industrialisierung bringt viele traditionsreiche Berufe an den Rand ihrer Existenz. Die Einführung der Gewerbefreiheit und die Auflösung organisatorischer Bindungen haben die politische Position der einstmals einflußreichen Handwerkerschaft empfindlich geschwächt. Überall schließt man sich zu Notgemeinschaften und freiwilligen Interessengruppen zusammen, um die immer drängenderen Probleme zu lindern. Und viele weitblickende Meister bemühen sich um eine echte, gesetzlich abgesicherte Reorganisation. Aber erst 1897 soll ihnen mit dem sogenannten "Handwerkerschutzgesetz" der Durchbruch gelingen.

Mit Friedrich Stoll jun. zum Sprachrohr handwerklicher Interessen

Vor diesem Hintergrund ist auch die Initiative von rd. 200 Flaschnern zu sehen, die Anfang 1872 in Cannstatt - heute Bad Cannstatt - den Zusammenschluß der ersten ausgewiesenen Landesvereinigung bewirken, um ihre Interessen zu bündeln und ihnen politischen Nachdruck zu verleihen. Weitere ausdrückliche Ziele sind die Ausbildung tüchtiger Nachwuchskräfte und der Schutz der Klempner gegenüber "unlauteren Konkurrenten". Zwecks Unterstützung ihrer Anliegen einigen die Gründungsmitglieder sich auf die Herausgabe eines Fachblattes, dessen Schriftleitung in die Hände des Klempnermeisters Friedrich Stoll jun. gelegt wird - eines Mitglieds aus dem schwäbischen Zweig der Familie.

Friedrich Stoll jr.
Gründer und erster Herausgeber unserer Zeitschrift, übergab...

Das neue Fachblatt erhält den Titel: "DZB Deutsche Zeitschrift für Blecharbeiter"; seine Erstausgabe erscheint im April 1872, und damit beginnt die Geschichte der IKZ-HAUSTECHNIK.

Klempnermeister E. Otto Wilhelmy,
Obermeister der Innung Leipzig, die Nachfolge. Er führte die Zeitschrift zu hohem Ansehen im Reichsgebiet.

Bereits ein Jahr später wird die DZB offizielles Organ des "Vereins Deutscher Blecharbeiter", der sich auf Reichsebene konstituiert. Die Schriftleitung verbleibt in bewährten Händen Friedrich Stolls, der zunächst nur eine "Einmann-Redaktion" betrieben hat, 1876 aber schon eigenständiger Herausgeber wird und die Zeitschrift ausbaut.

Aufgrund der Gewerbefreiheit sind die Grenzen zwischen handwerklicher und industrieller Arbeit fließend. Die Zeitschrift wendet sich folglich an fachlich orientierte, mit der Blecharbeit befaßte Unternehmen. Und mit der Expansion der Blechindustrie wird trotz handwerklicher Grundorientierung aus der DZB die IZB - die "Illustrierte Zeitung für Blechindustrie".

Unweit vom Neuen Rathaus in Leipzig erhebt sich ein mächtiger Monumentalbau, das ehemalige Reichsgericht. Den Mittelbau, in dem sich die große Halle befindet, überragt die 68 m hohe, mit Kupfer gedeckte Kuppel, die durch die 5,5 m hohe, in der Werkstatt von Obermeister E. Otto Wilhelmy gefertigte Figur der "Justitia" gekrönt ist.
(Bilder PUNCTUM und pors./KM)

E. Otto Wilhelmy fördert Bildung des Branchennachwuchses

Im Jahre 1893 geht die Herausgabe der IZB in neue Hände über: E. Otto Wilhelmy, Obermeister der Klempner-Innung zu Leipzig und Urgroßvater des heutigen Senior-Verlegers Ekkehard Strobel, übernimmt in zweiter Generation das Unternehmensruder. E. Otto Wilhelmy erkennt die immense Bedeutung der beruflichen Bildung für die Zukunftschancen der Blecharbeiter. Auf einer Tagung in Kassel unterstützt er anno 1875 deshalb Bestrebungen eines gewissen Klempnermeisters H. Henning, der zwei Jahre zuvor bereits in Frankfurt/Main die Gründung einer Fachschule empfohlen hatte. Der Gedanke Hennings nimmt Gestalt an: Zwei Jahre später erfolgt in Leipzig die Gründung und Eintragung des "Vereins zur Errichtung und Unterhaltung einer Deutschen Fachschule für Blecharbeiter in Aue/Sachsen", deren Vorsitz E. Otto Wilhelmy übertragen wird. Und am 1. Oktober 1877 wird die Schule feierlich eröffnet. Ab 1891 wird sie aus einem Lehrmittelfonds unterstützt, der - wie eine Festschrift der Schule zu ihrem 50jährigen Bestehen belegt - mit recht beträchtlichen Zuwendungen von einer Wilhelmy-Stiftung und aus Inseratengewinnen der "IZB" gespeist wird.

Werbeanzeige 1895.

Neben Verlags- und Handwerkspflichten ist der engagierte Obermeister E. Otto Wilhelmy, unter dessen Leitung die Innung aufblüht, als Stadtverordneter politisch aktiv und zudem noch einem ganz anderen Aufgabenfeld zugewandt: Als ein Freund des Kunsthandwerks und selber künstlerisch begabt, gliedert er seinem Unternehmen eine Ornamentenfabrikation an - siehe untenstehende Anzeige - und gestaltet die Fahne der Klempner-Innung zu Leipzig maßgeblich mit.

Als er 1897 im Alter von 52 Jahren verstirbt, sind an seinem Grab nicht nur alle Mitglieder der Leipziger Innung versammelt, sondern auch Vertreter der meisten anderen deutschen Innungen. Die Innungsfahne begleitet ihn auf seinem letzten Weg.

Höhere Deutsche Fachschule für Metallbearbeitung und Installation zu Aue in Sachsen im Jahr 1927.

Unter Eugen Strobel begleitet der Verlag die Branche in neue Märkte

Die dritte Generation an der Verlagsspitze - nun übernimmt Wilhelmy-Schwiegersohn Eugen Strobel die Geschäfte, an denen er bereits seit 1894 mitgewirkt hat - muß auf turbulentem Markt neue Schwerpunkte setzen. Denn die Branche befindet sich im Umbruch: Die Metall- und Blechindustrie erlebt in jenen Tagen einen ungeahnten Aufschwung. Die Bearbeitungstechnik macht rapide Fortschritte, Blechbearbeitungsmaschinen finden reißenden Absatz. Die Lampen- und Beleuchtungsindustrie erreicht ungeahnte Dimensionen. Das hat für die Klempner und Installateure, die sich bis dahin um die Anbringung und Instandhaltung von Gas- und Petroleumlampen gekümmert haben, einschneidende Konsequenzen: Sie müssen diese klassische Domäne der aufblühenden Elektroindustrie überlassen, die aufgrund des geringeren Installationsaufwands den Markt im Sturm erobert.

Eugen Strobel
der 35 Jahre lang als Herausgeber die Verlagsgeschichte lenkte.

Aber das Handwerk sucht sich erfolgreich neue Betätigungsfelder. Auch das ausbauende Gewerbe gewinnt an Bedeutung und mit ihr ein neues, artverwandtes Berufsbild im Mosaik der Handwerkswirtschaft: Der Heizungs- und Lüftungsbau. Ende August 1896 treten die zugehörigen Handwerker im Rahmen der vom Kaiser eröffneten Berliner Gewerbeausstellung zu ihrer ersten "Versammlung der Heizungs- und Lüftungsfachmänner" zusammen. Und mit der Modernisierung der Häuser macht auch die sanitäre Technik Fortschritte.

Die Wasserversorgung und Entsorgung von Häusern mittels neuer Leitungssysteme bringen den Menschen mehr als schlichten Komfortgewinn. Sicher steht der Aufschwung der Installationstechnik auch im Zusammenhang mit bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckungen jener Zeit. Die Erkenntnisse eines Louis Pasteur oder Robert Koch auf dem Gebiet der Bakterienforschung machen Ende des 19. Jahrhunderts Furore. Die Bedeutung der Hygiene für die Krankheits- und Seuchenprophylaxe wird mehr und mehr erkannt. Es liegt nahe, daß dies den Fortschritt der Sanitärtechnik begünstigt. Und das Handwerk macht sich die Entwicklung zunutze. Nebenstehender Beitrag "Moderne Toiletten" aus einem IZB-Heft des Jahres 1906 belegt, wie groß die sanitären Probleme im Gebäudebestand jener Tage sind und wie eindringlich die Installationsbranche auf Abhilfe drängt.

Aus IZB wird die Illustrierte Zeitung für Blechindustrie und Installation

Mit der Ausbreitung der Sanitärtechnik wandelt auch die IZB ihr Gesicht: Der redaktionelle Teil wird marktgerecht modifiziert, der Titel um den Begriff "Installation" erweitert.

Was drei Verlegergenerationen und die IZB Ende des 19. Jahrhunderts geleistet haben, um die Branche zu unterstützen, verdeutlicht das Zitat aus einer Denkschrift Gustav Wolles (Sohn des Gründers des "Leipziger Ortsvereins selbständiger Klempner von 1875", aus der die Klempner-Innung zu Leipzig hervorging).

In dieser Denkschrift heißt es: "Bei dieser Gelegenheit wollen wir der vorzüglichen Organisation der Fachpresse, der ‘Illustrierten Zeitung für Blechindustrie und Installation’ gedenken, die von Anfang an den Verkehr unter den Innungen im Reiche betätigte, alle Neuerungen verbreitete und so für die Allgemeinbildung des Einzelnen Ersprießliches leistete.

Hier haben sich E. Otto Wilhelmy und später Eugen Strobel um unser Gewerbe unschätzbare Verdienste erworben, ebenso wie die Fabrikanten Erdmann Kircheis aus Aue (nahe Zwickau, später bekannt geworden als ‘Auer Fachschule’ - s. S. 28) und L. Schuler" (von der gleichnamigen Maschinenfabrik in Göppingen; Schuler war ein Schwiegersohn von E. Otto Wilhelmy - Anm. d. Verf.).

Längst vergangen und doch aktuell: Handwerkspolitik anno 1906

Der Wettbewerb um lukrative Märkte, Preiskämpfe und Kostendruck entfachen im Handwerk jener Tage lebhafte politische Diskussionen.

So wird - wie der nebenstehende Beitrag aus der IZB Nr. 8 des Jahres 1906 verdeutlicht, dem Installateurgewerbe empfohlen, "im Kampf um die Existenz" in das Aufgabenfeld des Heizungsbauers vorzudringen"… (s. Seite 32).

Auch die Zusammengehörigkeit verschiedener Handwerksberufe wird lebhaft diskutiert. So wird in der IZB Nr. 10 des Jahres 1906 unter der Überschrift "Augen auf, oder den Beutel" ein vehementes Plädoyer für die Zusammengehörigkeit des Installationsgewerbes mit den Klempnern abgegeben: "…es liegt absolut kein Grund vor, das Installationsgewerbe mit aller Gewalt vom Klempner-, Kupferschmiede- oder Schlosser-Handwerk, wo es damit zusammenhängt, zu trennen. Vielmehr will uns scheinen, daß der natürliche Lauf der Dinge allmählich ganz von selbst den richtigen Mittelweg schafft."

Nicht ganz unbekannt dürfte der heutigen IKZ-HAUSTECHNIK-Leserschaft auch der vor 84 Jahren geäußerte Aufruf "Zum Kampfe gegen die Stadtkonkurrenz" sein - der Widerstand der Handwerkerschaft gegen Regiebetriebe der öffentlichen Hand. Damals machten Handwerker ihrem Unmut über die Stadt Erlangen Luft, da das städtische Gaswerk nach dem Kriege einen Laden eröffnen werde und somit den selbständigen Installateuren noch mehr Konkurrenz machen kann als bisher und damit in die Domäne privater Unternehmen eindringt.

Uralt und doch brandaktuell ist schließlich die Frage: "Wie kann man die Schwarzarbeit bekämpfen?", die ein Dr. Staerk aus Frankfurt/M. in einer IZB des Jahres 1926 zu beantworten versucht und feststellt: "Diese Frage ist heute dirket zu einer Lebensfrage für viele Handwerker geworden, da der Schwarzarbeiter sich am leichtesten der gesunkenen Kaufkraft der Bevölkerung anpassen kann, und da viele Leute mehr auf den Preis als auf die Qualität der Arbeit sehen..." (siehe nebenstehenden Artikel).

Informationsbasis der Betriebe in Zeiten von Wandel und Wirren

1914 bricht der 1. Weltkrieg aus und zieht auch die metallverarbeitenden Berufe - Arbeitgeber wie Arbeitnehmer - in die Wirren hinein. Zahllose Handwerker müssen ihre Arbeitsstätten verlassen und den Kriegsdienst antreten. Betroffen ist auch Klempnermeister Herbert Strobel, einer der Söhne Eugen Strobels. Ihn weist eine "Mitglieds-Karte" vom 23. Januar 1917 als Mitglied des Vereins "ehemaliger Schüler der Deutschen Fachschule für Metallbearbeitung und Installation zu Aue/Sachsen" aus.

Tatsächlich aber kann er von 1916 bis 1918 weder in Aue noch an seinem Arbeitsplatz aktiv sein, denn er ist Soldat. So wie ihm geht es vielen seiner Berufskollegen aus Handwerk und Industrie. Trotzdem werden gerade Betriebe der Metallbranche rigoros in die Ausführung von Heeresaufträgen eingespannt. Organisationsprobleme, totale Bewirtschaftung und Kontrolle prägen den Alltag. Jede Abstimmung in wichtigen handwerklichen Fragen wird - wie die nachstehende Notiz aus der IZB - Ausgabe Nr. 15 von 1916 zeigt - beträchtlich erschwert:

"Anmeldepflicht von Innungsversammlungen. Wie schon früher berichtet wurde, sind nach einer Verordnung der Oberkommandos alle nichtöffentlichen Versammlungen politischer Vereine sowie alle diejenigen Versammlungen, in denen öffentliche Angelegenheiten besprochen werden, 48 Stunden vorher bei der Polizei anzumelden. Diese Bestimmung trifft auch, wie wir erfahren, auf die Innungsversammlungen zu. Falls darin militärische Gegenstände erörtert werden, ist das Manuskript der Referate vorher der Zensur einzureichen."

Als der Krieg vorüber ist, herrschen Rezession und Inflation. Das hat auch Folgen für die IZB: Im Vordergrund der Redaktionsarbeit steht das Bemühen, die Leserschaft ausführlich über Preisänderungen, Marktdaten und Kalkulationsgrundlagen zu unterrichten. Damit wird die Zeitschrift zum Vermittler wichtiger Basisinformationen für den betrieblichen Alltag.

Die wirtschaftliche Misere belastet Unternehmen und Kunden gleichermaßen. Die rapide Geldentwertung vernichtet private Ersparnisse und Firmenkapital, sorgt für Armut und Betriebsschließungen.

Aber Not und Sorgen schmieden die deutsche Handwerkerschaft zusammen.

Wie Handwerkschronist Herbert Sinz schreibt, wurden "Innungen, die zu einem Teil während des Krieges ihre Arbeit hatten einstellen müssen, …wieder belebt, Vorstände neu berufen, Pläne entwickelt." Im Oktober 1920 wird der "Reichsverband des Deutschen Handwerks" als Dachverband von 1,3 Mio. Handwerksunternehmen gegründet; ihm sind neben diversen Kammern und Vereinigungen 49 Reichsverbände angeschlossen.

Auch die Klempner und Installateure sorgen nach dem Krieg für eine gründliche Durchorganisation ihrer Interessenvertretung. Konsequenz für die IZB: Sie wird im Zuge dieser Entwicklung 1923 offizielles Organ des Reichsinnungsverbandes des Installateur- und Klempnerhandwerks.

Verleger Eugen Strobel ist es nur noch wenige Jahre vergönnt, diese Phase der Reorganisation zu begleiten und mit "seiner" Fachzeitschrift zu unterstützen. Nach 35jährigem Schaffen stirbt er 1929 in seiner Heimatstadt Leipzig.

Die 4. Generation bringt die Fachzeitschrift mit dreifacher Kraft voran

Nach seinem Ableben machen sich drei Familienmitglieder daran, Verlag und Zeitschrift in seinem Sinne weiterzuführen: die Söhne Dr. jur. Curt Strobel (1893 in Leipzig geboren; Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Genf und Leipzig; Besuch des "Technikums für Buchdrucker" in Leipzig) und Installateur- und Klempnermeister Herbert Strobel (hier gibt ein Lebenslauf - siehe unten - Einblick in den beruflichen Werdegang und ein Stück Familien- und Verlagsgeschichte) sowie Neffe Georg Wilhelmy. Letzterer, anno 1905 geboren, hat eine Lehre im Klempner- und Installateurhandwerk absolviert und ist nach Wanderjahren mit Stationen in Dudenhofen, München und Pforzheim in das - ebenfalls vom Vater ererbte - Familienunternehmen Wilhelmy in Leipzig eingestiegen. Er stirbt 1960 in Leipzig.

Dr. Curt Strobel und ...

Lebenslauf

"Ich, Herbert Strobel, wurde am 18. Januar ’96 in Leipzig als Sohn des Verlegers und Druckereibesitzers Eugen Strobel und seiner Ehefrau Margarete geb. Wilhelmy, Tochter des Innungsobermeisters und Stadtverordneten E. Otto Wilhelmy geboren... Um mich für meinen späteren Beruf als Schriftleiter der ‘Illustrierten Zeitung für Blechindustrie und Installation’ vorzubereiten, besuchte ich von Ostern 1913 an die Höhere Deutsche Fachschule für Metallbearbeitung und Installation zu Aue i. Sa. und erlernte dort das Klempner- und Installateurhandwerk. Im Sommer 1914 verließ ich nach Bestehen der Abgangsprüfung diese Fachschule und war hierauf einige Monate als Volontär in der Maschinenfabrik meines Onkels, den Schuler-Werken in Göppingen i. Wttb. tätig. Nach dem ersten Weltkrieg war ich sowohl im elterlichen Verlag als auch in einigen metallverarbeitenden Fabriken erneut als Volontär beschäftigt. Anschließend machte ich mein Meisterstück und erhielt den Meisterbrief als Installateur und Klempner."

Bruder Herbert Strobel

 

Georg Wilhelmy

Herbert Strobel wird im Jahr 1923 Mitinhaber von Verlag und angegliederter Druckerei in Leipzig und zwei Jahre später Teilhaber der Klempner- und Installationsfirma Wilhelmy. Der enge Bezug der Zeitschrift zur betrieblichen Praxis kommt den Lesern zugute. Die Fachzeitschrift nimmt sich drängender berufsspezifischer Fragen an, informiert aber auch über rechtliche, ökonomische oder politische Themen, die für die Branche von Interesse sind. Folgende Meldungen aus Heften verschiedener Jahre mögen dies beispielhaft verdeutlichen (siehe folg. Seiten).

Meisterstück Herbert Strobel - Bowlentopf aus Kupfer getrieben.

Zwei gute handwerkliche Traditionen - die Einbindung von Meisterfrauen in das Tagesgeschehen sowie auch die Pflege unterhaltsamer Geselligkeit - machen sich auch in der Redaktion der Fachzeitschrift bemerkbar: Sie erhält eine Unterhaltungs- und Handwerksfrauen-Beilage, die neben wissenswerten Neuigkeiten und Beiträgen zur Allgemeinbildung z.B. folgende köstliche Notizen enthält:


Praktische Winke

Heirate nur einen Mann, der raucht!

Diese Mahnung richtet eine Dame anläßlich eines Vortrages im New Yorker Frauenklub an ihre Zuhörerinnen. Die Rednerin führte aus: "Auf keinen Fall heiraten Sie einen Mann, der nicht raucht: Nach meinen reichen Erfahrungen sind alle Männer, die nicht rauchen, ungeduldig und streitsüchtig und besitzen keinen Humor. Besonders nach dem Dinner, wo der Mann doch seine besten Seiten zeigen soll, ist der Nichtraucher unausstehlich. Er geht rastlos im Zimmer auf und ab, weil ihm etwas fehlt, und sucht irgend eine Veranlassung, um räsonieren zu können. Der Raucher dagegen zündet nach Tisch mit großem Behagen seine Zigarre an und befindet sich dann in einem Zustande der glücklichsten Zufriedenheit. Ich bin überzeugt, daß die Vorsehung bestimmt hat, der Mann soll rauchen, und daß sie eigens den Tabak geschaffen hat. Mit einem Mann also, der der Vorsehung in diesem Punkte nicht gehorcht, ist etwas nicht in Ordnung. Darum rate ich Ihnen, meine Damen, im Interesse Ihres Glückes und Ihrer Zukunft jeden Heiratsantrag eines Nichtrauchers auszuschlagen."

Erziehungswesen

Kinder, die alles besser wissen! Gewöhnlich sind es die Kinder von 12 - 14 Jahren, die gerne widersprechen und ihre größere Weisheit an den Mann bringen wollen. Es ist dies in der Tat zum größten Teil ein Fehler der Jahre, die Folge geistiger Unreife, und die Erwachsenen tun gut, dieser sicherlich nicht angenehmen Art mit einem energischen Widerstand entgegenzutreten, damit eine üble Gewohnheit sich nicht festsetzt und zum Charakterfehler wird. Am besten ist es, diese Wichtigtuerei gar nicht zu beachten oder ihr mit einem leisen überlegenen Spott zu begegnen. Freilich muß man sich die Kinder genau ansehen, es ist nicht gut, bei der Erziehung alles über einen Kamm zu scheren.


Bis 1945 bleibt Leipzig Ankerpunkt im Sog des Zeitgeschehens

Die Brüder Curt und Herbert Strobel sowie ihr Vetter Georg Wilhelmy führen den Verlag unter großem persönlichen Einsatz durch schwere Jahre hindurch.

Der "Schwarze Freitag" des 25. Oktober 1929 an der New Yorker Börse hat auch auf Deutschland verheerende Auswirkungen. Dazu noch einmal Handwerkschronist Herbert Sinz: "Weil keine Aufträge mehr kamen, Außenstände nicht einzutreiben waren und Bankkredite gekündigt wurden, gerieten viele tausend an sich gesunde Handwerksbetriebe in ernste Schwierigkeiten. Bei öffentlichen Ausschreibungen wurden, darin ist der Verfall der allgemeinen Geschäftsmoral abzulesen, Angebote, die nicht einmal die Materialkosten deckten, abgegeben... Arbeitslosigkeit griff um sich… 1932 standen 7 Millionen auf der Straße. Die Zahl der Sozialhilfeempfänger war nicht wesentlich kleiner, unter ihnen auch viele selbständige Handwerker, deren Einkommen der Familie das Existenzminimum nicht mehr sicherte."

Mitte der 30er Jahre greifen die braunen Machthaber tief in handwerkliche Organisationsstrukturen ein und hebeln ihren Selbstverwaltungscharakter aus. Die Reichsinnungsverbände werden in einer zentralistisch organisierten "Reichsgruppe Handwerk" zusammengefaßt, der "Reichsstand des deutschen Handwerks" an die Spitze der Wirtschaftsgruppe gesetzt.

Diese handwerkspolitischen Ereignisse, aber auch die zunehmende Knappheit an Rohstoffen und Arbeitsmaterial hinterlassen in der Verlagsgeschichte ihre Spuren: Auf Anweisung der Reichsregierung erfolgt 1943 eine Zusammenlegung der Strobelschen IZB und der im Januar 1939 von Strobel erworbenen DIKZ - der "Deutschen Installateur- und Klempner-Zeitung" des Reichsinnungsverbandes in Hagen/Westfalen mit der "Deutschen Klempner-Zeitung" in Berlin. Alle drei Zeitschriften gehen auf in der "Vereinigten Installateur- und Klempner-Zeitung".

Dr. Curt Strobel versucht die Verlagsgeschäfte und die Herausgabe von Fachinformationen am Firmenstandort Leipzig weiter zu organisieren. Aber das wird unter dem Druck der Kriegsereignisse immer schwieriger. Bei den schweren Bombenangriffen auf Leipzig in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943 werden das Verlags- und Druckereigebäude ebenso zerstört wie die Werkstatt von E. Otto Wilhelmy in der Inselstraße. Als der Krieg vorüber ist, bemüht er sich, den Verlag und die IZB als überregionale Branchenzeitschrift wiedererstehen zu lassen. Aber mit diesem Vorhaben scheitert er an den Restriktionen in der Sowjetischen Besatzungszone. 1946 fordert seine angegriffene Gesundheit ihren Tribut: Im Alter von nur 53 Jahren stirbt Dr. Curt Strobel in seiner ostdeutschen Heimatstadt. Auch seinen Bruder Herbert Strobel, der sich in Hagen um die Angelegenheiten der für eine Übergangszeit noch erscheinenden DIKZ gekümmert hatte, ereilt das Schicksal. Er wird zu Kriegsbeginn in den Heeresdienst eingezogen, seine Familie - Frau Alice und die Kinder Monika und Ekkehard - nach Arnsberg evakuiert. In den letzten Kriegstagen wird Herbert Strobel als Major des Heeres im Zuge der dramatischen Ereignisse an der "Brücke von Remagen" Opfer eines der letzten sinnlosen Befehle aus dem Führerbunker. Somit werden die Brüder Strobel von unmittelbaren und mittelbaren Kriegsfolgen aus der Verlagsspitze herausgerissen.


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