IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1997, Seite 58 f.


EDV-SPECIAL


Aufbruch

Digitalisierung im Handwerk

Keine drei Jahre trennen uns noch von dem Jahr 2000. Viele Experten sind der Auffassung, daß das 21. Jahrhundert das Zeitalter der Informationen sein wird. Für den Handwerker wird diese Entwicklung eine ebenso hohe Bedeutung haben, wie für jeden anderen Unternehmer.

Während Begriffe wie ISDN, Multimedia und Internet in aller Munde sind, ist das Wissen um die Auswirkung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK-Technologien) auf das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in den Regionen noch ausgesprochen lückenhaft. Es wird davon abhängig sein, wie schnell und flächendeckend die Aufklärungsarbeit im Handwerk vorangetrieben wird um den noch heute zweitgrößten Wirtschaftsmultiplikator ans Netz zu bringen.

Weitgehend durchgesetzt haben sich bis jetzt relativ einfache Nutzungen der Informationstechnik, die weniger Technikverständnis erfordern, wie Handys, Faxgeräte und Anrufbeantworter.

Professioneller Sektor als Markttreiber

Der professionelle Sektor wird in der neuen Technologie der Telekommunikation eindeutig als Markttreiber eingeschätzt. Was in der Industrie als vorteilhaft erkannt wurde und bereits Anwendung gefunden hat, sind beispielsweise elektronische Mail-Kommunikationen.

Einstellen muß sich der Handwerker auf die Schwerpunkte der digitalen Daten- und Kommunikationsübertragung, die mit einer ISDN-Leitung grundsätzlich beginnen und auf der alles weitere aufbaut. Gemeint ist hier nicht nur das Telefon, sondern vielmehr die Verbindung über den PC von Unternehmen zu Unternehmen oder zu Informationsquellen (z.B. Fachzeitschriften).

Um an die Datenautobahn Anschluß zu bekommen benötigt man einen Provider, der einem den Zugang zu Internet/Intranet und den Verkehr zwischen dem eigenen PC und dem PC eines gewünschten Kommunikationspartners und somit das Versenden eines E-Mails ermöglicht. Die digitale Datenübermittlung kennt kaum noch Grenzen und hängt eigentlich nur noch an seiner Umsetzung, sprich Akzeptanz der Anwender. Bald wird der SHK-Handwerker seine Bestellungen bei dem Großhandel direkt von der Baustelle über das Notebook aufgeben oder eben über die gleiche Schiene Wartungs- oder Montagehinweise von dem Hersteller vor Ort auf der Baustelle, bzw. bei dem Kunden abrufen können.

Komfortable und kostensparende Onlinebanking-Software ermöglicht eine einfache Handhabung der Bankgeschäfte am Computer. Besonders günstig ist die neue Offlinefunktion: Kontoauszüge lassen sich abrufen und anschließend ohne Verbindung prüfen. Auch das Ausfüllen der Überweisungsaufträge erfolgt kostensparend im Offline-Modus. Mehrere Überweisungen können in Ruhe ausgefüllt und danach während einer einzigen Onlineverbindung übertragen werden.

Lebhafte Weiterentwicklung

Das Fernmeldewesen steht kurz vor der Liberalisierung - ab 1998 ist es soweit. Ein Schwerpunkt wird beim Aufbau von Regional- und City-Netzen liegen, bei dem den öffentlichen Verkehrs- und Versorgungsbetrieben eine Schlüsselrolle zufallen wird, weil sie in vielen Regionen über ideale Trassen für Kommunikationsnetze verfügen. Weitere Vorhaben gelten dem Aufbau alternativer Kommunikationsnetze für das breite Publikum bis hin zu den Teilnehmereinrichtungen.

Als Plattform stehen derzeit die Netze für das Kabelfernsehen sowie die zellulare Funktechnik und Satelitenkommunikation zur Diskussion. Lebhafte Weiterentwicklungen lassen sich auf allen Ebenen der Telekommunikation beobachten. Neben den klassischen Leistungsmerkmalen für die Telefonvermittlung werden zunehmend auch Funktionen für die Nutzung interaktiver Kommunikationsdienste, Multimedia-Anwendungen, die Breitband- und Mobilkommunikation sowie für Anbindungen von Rechnern und Datennetzen realisiert.

In Deutschland kommt die Ablösung der analogen Kommunikationsanschlüsse sprunghaft voran. So sind auch die Hauptmotive der geschäftlichen ISDN-Umsteiger in den hohen Übertragungsleistungen und Netzqualitäten sowie in den immer breiteren Service-Angeboten zu finden.

Vieles läuft zu schnell

Wollen wir jedoch allen diesen Entwicklungen folgen, sei es auch nur in der Informationsaufnahme, so reicht ein 24-Stundentag nicht mehr aus. In den meisten Fällen werden "Errungenschaften" bereits so geschildert, als währen sie relevant einsetzbar und sind doch in Wirklichkeit nur angedacht. Die Informationen laufen so schnell, daß sie, wenn sie bei uns ankommen, oft im Grunde genommen schon Schnee von gestern sind oder eben nur eine Zukunftsvision darstellen.

Ein greifbares Beispiel gibt der Netz-Computer her. Der herkömmliche Computer vereinigt eine Vielzahl von Komponenten in sich, die wir nach dem neuen Konzept eines NC nicht mehr benötigen. Dieser beherbergt in seinem Gehäuse nur noch Prozessor, Arbeitsspeicher, Grafikkarte und eine ISDN-Karte zur Auffahrt auf die Datenautobahn. Ein CD-ROM-Laufwerk oder gar eine Festplatte sind in diesem Rechner überflüssig geworden. Dadurch wird die Hardware um einiges preiswerter, glaubt man zumindest.

Diese Ressourcen werden nach dem Konzept "Netzwerk Computer" aus dem Internet zur Verfügung gestellt, also an den Anwender entliehen sowie die benötigte Software auch. Für wen das gut sein soll weiß noch niemand, denn die Entleihung kostet auch Geld und übertrifft schon bald die Kosten, die man an der Hardware eingespart hat. Abgesehen davon, daß das "Instrument" Internet bei weitem nicht die Kapazitäten, die dafür benötigt werden, ausreichend zur Verfügung stellen kann.

Soll beispielsweise derzeit eine Software wie Winword zur Benutzung aus dem Internet ausgeliehen werden, würde die Datenübertragung etwa um die zehn Stunden dauern. Selbst kleine Applikationen stellen ein Zeitproblem dar. Dieses und viele andere Beispiele signalisieren Vorsicht in der Ernsthaftigkeit von Neuheiten.

Telefonkosten im Griff. Vermutlich ab September 97 können Online-Kunden sich ihre detaillierte Telefonrechnung online abrufen. Die aufgeschlüsselten Daten zeigen von jeder Verbindung unter anderem Datum, Dauer, Rufnummer und Zahl der Tarifeinheiten. Damit erhalten besonders Unternehmen mit großen Verbindungszahlen jederzeit genauen Einblick in den aktuellen Stand ihrer Telefonkosten. Alle Daten können direkt in andere Rechnerprogramme übernommen werden.

Abwarten oder zuschlagen?

Die Digitalisierung in der Telekommunikation bringt dem Handwerker viele Vorteile, die im einzelnen noch nicht für jeden klar erkennbar sein mögen. Nicht nur, daß der Handwerker von einer digitalen Kommunikation einen hohen komfortablen Nutzen in dem Gebrauch seiner betrieblichen Telefonanlage zieht und das analoge System seine Veralterung bereits angetreten hat, liegt in dem ISDN-Anschluß der Schlüssel zu allen weiteren Digitalisierungen der Fernkommunikation und -Datenübertragung.

Sicher ist die Kommunikation zwischen dem Handwerker und dem Privatkunden via Internet noch lange nicht zu sehen, aber der Bedarf an der neuen Kommunikationsebene kann sicher sehr schnell auf den Handwerksbetrieb zukommen.

Zukunftsorientierte Handwerksbetriebe sehen im Internet die Möglichkeit eines Branchentelefonbuches mit umfassender Firmenpräsentation. Um als Handwerksbetrieb in dieses "Telefonbuch" hineinzukommen muß er, wie jeder andere Teilnehmer auch, eine sogenannte Homepage anlegen und im world wide web-Dienst (www) über den Provider anbieten. Wichtig ist diese Maßnahme für den Handwerker im Zeitalter der Globalisierung, da durch Internet die lange gewohnten Schutzräume regional und national aufgelöst werden. Es ist also empfehlenswerter selbst präsent zu sein als darauf zu warten, daß es Wettbewerber vormachen.


Wegbeschreibung in das Internet/Intranet und online-Dienste

Hardwarevoraussetzungen

Internet und online-Dienste sind bzgl. der laufenden Kosten von der Übertragungsgeschwindigkeit abhängig. Daher empfiehlt es sich grundsätzlich, auch entgegen anderslautenden Aussagen, für diesen Bereich schnelle Rechner einzusetzen (also möglichst Prozessoren mit Pentium-Niveau und min. 133 Mhz).

Außerdem notwendig bzw. empfehlenswert:
32 MB RAM
CD-ROM-Laufwerk
Soundkarte
ISDN-Anschluß
2 MB Grafikkarte

Internet

Darüber hinaus müssen (für Internet) die Dienste eines "Provider" in Anspruch genommen werden. Als Provider bezeichnet man die Betreiber von Online-Diensten. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Anbietern (u.a. AOL, Compuserve, T-Online, Cityweb) mit den unterschiedlichsten Preiskonstellationen. Regionale Provider bieten manchmal recht günstige Konditionen. So z.B. die WAZ-Gruppe mit dem Cityweb. Jedem Zeitungsabonnenten der Gruppe wird der Einstieg besonders "leicht" gemacht: Für 6,- DM monatlich bietet Cityweb immerhin 20 Freistunden (monatlich!) und berechnet für jede weitere Stunde lediglich 2,- DM. Die Zugriffszeiten überzeugen ebenfalls.

Intranet

Ist eine interne Netzwerkstruktur eines betriebes, also eine spezielle Software, die es ermöglicht das lokale Netzwerk wie Internet zu benutzen.


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