IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1997, Seite 35 ff.


SANITÄRTECHNIK


Attraktives Schwimmbad im Hotel Revita, Bad Lauterberg.

Wasserdicht ist Pflicht

Planungskriterien druckwasserhaltiger Schwimmbecken - Abdichtungssysteme Teil 3

Für Beckenauskleidungen eignen sich neben PVC-Folien, glasfaserverstärktem Kunststoff und Flüssigfolien (siehe Teil 2) auch Gummifolien und Bitumenabdichtungen.

Gummifolien-Beckenauskleidung

Bei dem Gummifolien-Beckenauskleidungssystem, z.B. der Firmen Keramchemie oder Wilke-Säurebau, handelt es sich um eine Elastomer-Chloropren-Butylkautschuk-Folie, die durch Vulkanisation in einen dauerelastischen Zustand gebracht wird. Da die zuvor genannten Firmen auch in Extrem-Abdichtungsbereichen, wie z.B. Chemie- und Reaktor-Anlagen tätig sind, liegen für diese druckwasserhaltigen Abdichtungssysteme auch entsprechend positive Langzeiterfahrungen vor.

Die vollflächig haftende Folienverlegung erfolgt mittels selbstvulkanisierendem Kaltklebstoff auf den mit Spezialgrundierung versehenen Ausgleichsputz des Betonbeckens. Wegen der elastischen Eigenschaften des Gummis ist auch eine Verlegung bei Minustemperaturen möglich. An Stößen sind die 1 m breiten und 2 mm dicken Gummibahnen 50 mm überlappt und flüssigkeitsdicht vulkanisiert. Die Dichtigkeit des Beckens läßt sich durch Wasserfüllung oder mittels Funkeninduktion überprüfen.



Gummifolien-Schwimmbecken-Auskleidung mit Klemmflansch gemäß DIN 18195.

Als Schutz gegen mechanische Beschädigungen, als zusätzliche Ausgleichsschicht und als Haftgrund für den Keramikbelag erhält die verlegte Gummifolie eine 3-Komponenten-Kunstharz-Spachtelschicht auf Epoxidharzbasis. Im Beckenkopfbereich beträgt die Mörtelschichtdicke ca. 20 mm, an sonstigen Flächen ca. 5 mm. Die Verlegung des Keramikbelages erfolgt im Dünnbettverfahren hohlfugig im Kunstharzkitt; für die anschließende Verfugung im sogenannten Schlämmverfahren wird ebenfalls fließfähig eingestellter Kunstharz auf der Basis von Epoxidharz verwendet.

Hinsichtlich der Dichtflanschkonstruktion und des Einbaus gilt sinngemäß das bereits beschriebene Verfahren. Die genannten Spezialfirmen führen grundsätzlich nur Komplettarbeiten aus, d.h. sowohl die Abdichtungs- als auch die kompletten Keramikarbeiten, so daß Schäden durch Fremdgewerke auszuschließen sind. Hierdurch erhält der Auftragnehmer optimale Sicherheit von einem kompetenten Auftragnehmer mit entsprechenden Gewährleistungszusagen.

PVC-Rohrdurchführung mit Klemmflansch für Gummifolien-Beckenauskleidung.

Bituminöse Beckenauskleidungen

Bituminöse Beckenauskleidungen sind die wohl bekanntesten druckwasserhaltigen Abdichtungen. Da es trotzdem immer wieder zu größeren Bauschäden kommt, soll im Zusammenhang mit zweischaligen Stahlbetonbecken auf einige Besonderheiten hingewiesen werden.

Für Abdichtungen in Schwimmbädern gibt es derzeit keine spezielle Norm. Es lassen sich jedoch die DIN 4031 "Wasserdruckhaltende bituminöse Abdichtungen für Bauwerke" und die DIN 18195, Teil 7 "Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser" sinngemäß übertragen. Für die Verarbeitung gilt die DIN 18195, Teil 3. Hiernach sind zwei Lagen Bitumenschweißbahnen mit Gewebeeinlage als druckwasserhaltige Abdichtung möglich. Bei einer Eintauchtiefe bis 9 m wird eine Bahnendicke von 1,5 mm gefordert. Im Bereich von Kehlen, Kanten und Ecken sowie senkrechten oder stark geneigten Flächen über 4 m Höhe sind die Abdichtungen mechanisch auf dem Untergrund zu befestigen oder Zwischenbefestigungen vorzusehen gemäß DIN 18195, Teil 9 "Bauwerksabdichtungen - Durchdringungen, Übergänge, Abschlüsse".

Befestigungsdetail Geländerhalterung für wasserdruckhaltige Abdichtung aus Gummifolie.

Eine Beständigkeit der Abdichtung wird im wesentlichen durch den Erweichungspunkt des Bitumens und die Art der Einlage der Dichtungsbahn bestimmt. Das Bitumen muß so eingestellt sein, daß es auch bei Erreichen der max. Beckenwassertemperatur noch eine ausreichende Eigenfestigkeit besitzt, wobei auch noch eine Reserve in bezug auf etwas höhere Temperaturen vorhanden sein soll. Die Trägerschicht darf nicht kapillar aktiv werden, da sonst die Gefahr besteht, daß Beckenwasser im Bereich von Schnittkanten eindringt, denn hierdurch wird die Adhäsion vermindert und damit auch die Festigkeit der Abdichtungsbahn beeinträchtigt.

Bekanntlich hält die Trägerschicht die Dichtbahn zusammen, während der Bitumenanteil gegen Wasser abdichtet. Bitumen- und Dichtungsbahnen nach DIN 18190 mit schwerer Glasgewebeeinlage sind für Süß- und Meereswasser geeignet. Voraussetzung ist jedoch, wie bereits erwähnt, eine ausreichende Bitumenhärte und eine Glasgewebeeinlage, die zum Schutz gegen Kapillarwirkung wasserabweisend behandelt wurde.

Weitere Hinweise für die zum Einsatz geeigneten Materialien gibt die DIN 18195, Teil 2 und 7. Die Rohrdurchführungen sind, wie bereits unter Flüssigfolie beschrieben, aus korrosionsbeständigem Metallwerkstoff mit Los- bzw. Festflansche gemäß DIN 18195, Teil 9 herzustellen und wegen der Gewährleistung durch die Abdichtungsfirma entsprechend einzudichten.

Spezial-Bodenablauf für Dünnbettverfliesung mit Feuchtraum-Abdichtung (Fabrikat: Passavant).

 

Fußbodenabdichtungen

Schwimmbeckenumgänge und Duschraumfußböden in öffentlichen Bädern sind gemäß DIN 18195 in der Regel hoch wasserbeanspruchte Bereiche. Neben den konventionellen dreilagigen Abdichtungen nach DIN 18195, Teil 5 "Bauwerksabdichtungen, Abdichtungen gegen nicht drückendes Wasser", z.B. auf bituminöser Basis, werden - wie bereits erwähnt - verstärkt sogenannte alternative Abdichtungssysteme bzw. Schutzschichten auf Epoxidharzbasis o.ä. Kunststoffharzen in Verbindung mit Keramikbelag im Dünnbettverfahren eingesetzt.

Bedauerlicherweise gibt es für diese inzwischen teilweise bewährten Dünnbettkonstruktionen bzw. Flächenabdichtungen noch keine spezielle Normen bzw. Normdifferenzierungen. Daher ist der Bauherr in der Regel neben dem Preis auf Referenzen als wesentlichstes Entscheidungskriterium angewiesen. Im Merkblatt des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes "Hinweise für die Ausführung von Abdichtungen im Verbund mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für Innenbereiche" wird sowohl auf die o.g. Thematik als auch für die nicht unbedeutende Problematik sehr ausführlich eingegangen.

Obwohl es bei dem Merkblatt lediglich um die Abdichtung von gering wasserbeanspruchten Flächen geht und nicht um hochwasserbeanspruchte wie in diesem Beitrag, zeigen doch die Ausführungen, wie komplex und diffizil dieser äußerst sensible Gewerbebereich ist. Dieses gilt besonders hinsichtlich der Anforderungen an den Untergrund, den Abdichtungsstoff selbst und dessen fachgerechter Verarbeitung. Für die sogenannten neuen Abdichtungssysteme mit Dünnbettkeramikbelag gemäß DIN 18157, Teil 3, gibt es zwischenzeitlich bereits speziell konstruierte Fußbodenabläufe.



Spezial-Bodenablauf für Dünnbettverfliesung mit Feuchtraum-Abdichtung (oben: Firma Dallmer; unten: Firma Kessel).

Um den kritischen Übergangsanschluß von unterschiedlichen Materialien in Verbindung mit der geringen Konstruktionshöhe optimal ausbilden zu können, haben z.B. die korrosionsbeständigen Dallmer Bodeneinläufe Typ "Cera Drain" großflächige Anschlußkragen aus Polymerbeton mit zusätzlichen Baustahlmatten und Glasgewebeeinlagen. Zur fachgerechten Anpassung des Fliesenbildes an die Roste sind die Aufsätze stufenlos +/- 15 mm seitenverstellbar. Die Firma Kessel hat für die obigen Bausituationen ebenfalls einen Spezial-PE-Bodeneinlauf Typ "Variofix" mit zusätzlicher Gewebematte und Schraubflansch in ihr Ablaufprogramm aufgenommen.

Ein wichtiger Entwässerungaspekt ist außerdem das einzuhaltende Mindestfußbodengefälle. In den Richtlinien für den Bäderbau gilt für Duschräume ein Mindestgefälle von 3% und für Beckenumgänge von mindestens 2%. Außerdem ist bei jeweils zwei Duschen gemäß vorstehenden Bäderrichtlinien ein Bodenablauf DN 70 möglichst mit herausnehmbarem Glockengeruchsverschluß notwendig. Bei Beckenumgängen kann auf die Entwässerung über Bodenabläufe verzichtet werden, wenn die Schwimmbeckenüberlaufleitung eine zusätzliche sogenannte Rinnenreinigungsumschaltung in das Schmutzwassersystem hat, so wie in der Schwimmbadnorm DIN 19643 und den o.g. Bäderrichtlinien gefordert. €


L i t e r a t u r

DIN 18 195 "Bauwerksabdichtungen" Saunus, C: "Planung von Schwimmbädern", Krammer-Verlag, Düsseldorf.


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