IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1997, Seite 17 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Schleswig-Holstein


"Schleswig-Holstein-Modell"

Initiative für mehr Ausbildungsplätze im Handwerk

Das Handwerk in Schleswig-Holstein kann wieder aufatmen. Der verstärkt eingeführte sogenannte zweite Berufsschultag, der die Anwesenheitszeit der Lehrlinge in den Betrieben immer weiter sinken ließ, stieß beim Handwerk auf breite Ablehnung. Folge war eine seit Jahren erstmalig wieder geringere Zahl (-6,9%) neuer Lehrlinge im schleswig-holsteinischen Handwerk.

Um diesen Trend für das anstehende Ausbildungsjahr umzukehren, haben sich die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der beiden Kammern des Landes sowie des Wirtschaftsverbandes Handwerk Schleswig-Holstein e.V. für eine Neuorganisation des Berufsschulunterrichts für das Handwerk eingesetzt.

Nach mehreren und immer wieder vom Scheitern bedrohten Gesprächen mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur wurde schließlich eine mit dem Namen "Schleswig-Holstein-Modell" bezeichnete Neuregelung des Berufsschulunterrichts erreicht.

Mit dieser Neuregelung, die für alle neuen Ausbildungsverhältnisse ab Sommer 1997 zur Anwendung kommen soll und zunächst auf drei Jahre befristet ist, soll die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe in Schleswig-Holstein gestärkt werden.

Obwohl der Umfang von durchschnittlich 480 Unterrichtsstunden pro Ausbildungsjahr nicht reduziert werden konnte - und hier somit weiterhin ein Dissens zur Auffassung des Handwerks besteht, das die Landesregierung aufgefordert hat, diesen KMK-Beschluß auf den "Prüfstand" zu stellen, kann dieses Modell doch als Durchbruch in die richtige Richtung gesehen werden.

"Durch dieses Modell soll die Anwesenheitszeit der Lehrlinge zur Ausbildung in den Betrieben erhöht und somit die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk weiter gestärkt werden", so der Präsident und der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Albert Vogler und Hugo Schütt, die zugleich an der Spitze des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima Schleswig-Holstein stehen.

  1. Für das erste Ausbildungsjahr gelten 2 Berufsschultage pro Woche mit je 9 Stunden Unterricht.
  2. In den folgenden Ausbildungsjahren ist nur noch ein Schultag mit 8 Stunden Unterricht erforderlich.
  3. Die insgesamt zehn "fehlenden" Schultage können für Zwischen- und Gesellenprüfungen, Projekttage, Lernort, Kooperation usw. eingesetzt werden.
  4. Absprachen der Berufsschulen mit den Innungen vor Ort werden von diesem Modell nicht berührt.
  5. Im Blockunterricht können bis zu 40 Unterrichtsstunden pro Woche erteilt werden.

 


Schleswig-Holstein-Bündnis für Ausbildung ’97

Wenige Tage vor Unterzeichnung hatte die den Präsidenten und Hauptgeschäftsführern der beiden Handwerkskammern des nördlichsten Bundeslandes sowie des Wirtschaftsverbandes Handwerk Schleswig-Holstein von der Landesregierung unter dem Namen "Schleswig-Holstein-Modell" gemachte Zusage, den Berufsschulunterricht künftig ab dem 2. Ausbildungsjahr auf einen Berufsschultag mit acht Stunden zu begrenzen, zu starkem Protest des DGB und natürlich insbesondere der GEW-Lehrergewerkschaft geführt.

Der an der Erarbeitung des Bündnispapiers durch ihren Vertreter im Landesausschuß für Berufsbildung von Anfang an beteiligte DGB war der Unterzeichnung ferngeblieben. Die DAG war dagegen durch ihren Vorsitzenden Katzer an der gemeinsamen Aktion beteiligt, die von der Ministerpräsidentin als "positives Signal für junge Menschen", die einen betrieblichen Ausbildungsplatz suchen, bezeichnet worden war.

Als Vorsitzender des Landesausschusses für Berufsbildung, der die Landesregierung in Fragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu beraten hat und dem jeweils sechs Vertreter der Arbeitgeber-Spitzenorganisation - einschließlich der Handwerkskammern und IHKs - sowie der Landesministerien angehören, unterzeichnete Dipl.-Volkswirt Hugo Schütt in seiner Eigenschaft als Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Handwerk Schleswig-Holstein - für den Landesausschuß für Berufsbildung - mit Ministerpräsidentin Heide Simonis und Wirtschaftsminister Peer Steinbrück ein "Bündnis-Papier für Ausbildung ’97" (v.l.n.r.).


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