IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1997, Seite 3


EDITORIAL


Zukunftssicherung durch neue Wege!?

Volkmar Runte
IKZ-HAUSTECHNIK Redakteur

"Ausbildung ist bei der derzeitigen Marktlage und den Rahmenbedingungen dem Handwerk nicht mehr zuzumuten", so oder ähnlich äußern sich immer häufiger SHK-Unternehmer zu der Ausbildungsproblematik. Und das, obwohl die Handwerksbetriebe die "Musterknaben" in Sachen Ausbildungsplätze und Beschäftigung sind. Dies belegen auch die Zahlen der Handwerkszählung, mit rund 47000 SHK-Unternehmen und 485000 Arbeitsplätzen, überdeutlich.

In erster Linie wird das von den Betrieben sich negativ entwickelnde Verhältnis Kosten zu Nutzen genannt, wobei mit "Nutzen" die Anwesenheitszeiten der Lehrlinge im Ausbildungsbetrieb gemeint sind. Daß diese Aussagen nicht vorschnelle Behauptungen sind, stellt man bei der Beobachtung der Ausbildungsszene fest. Denn es zeichnet sich in zahlreichen Innungen ab, daß immer weniger Betriebe Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen wollen und können.

Diese Situation führte im nördlichsten Bundesland aufgrund einer Initiative des Wirtschaftsverbandes Handwerk Schleswig-Holstein e. V. und der beiden Kammern des Landes zu der Ausarbeitung des "Schleswig-Holstein-Modells" (näheres unter Verbände Aktuell Seite 17). Hohe Arbeitslosenzahlen und die geringer werdende Ausbildungsquote brachten den Wirtschaftsminister und die Handwerksvertreter an einen Tisch. Es soll der negativen Entwicklung, die Zahl der Auszubildenden sank um nahezu 7%, Einhalt geboten werden. Eine Umkehrung des Trends für das anstehende Ausbildungsjahr ist das Ziel und der Kernpunkt des Modells ist die Reduzierung der Berufsschultage auf einen Tag. Diese Lösung bedeutet aber auch eine doppelte Herausforderung für die SHK-Unternehmen, denn einerseits ist jetzt Ausbildungsengagement gefordert und andererseits muß nun eine erhöhte Qualifizierung durch die Handwerksseite erfolgen. Ein "Ausbildungsdumping" darf nicht das Ergebnis dieses durch DGB und GEW (Lehrergewerkschaft) stark kritisierten Modells sein. Von politischer Seite ist ein gewagter Schritt in die richtige Richtung unternommen worden, in der Folge wird aber das Handwerk auf den Prüfstand gestellt werden.

Wenn diese Chance von SHK-Firmen genutzt wird, kann es zu einer fachlich strukturierten und qualifizierten Ausbildung zum Nutzen der Auszubildenden und der Unternehmen führen. Doch es sollte möglich sein, die berufliche und schulische Ausbildung im Konsens zu einem besseren Ergebnis zu führen und langfristig gesicherte Arbeitsplätze zu schaffen. Hier darf besonders der SHK-Handwerker die Qualität seiner Ausbildung nicht aus den Augen verlieren, denn Fachlichkeit und technisches Wissen sind die Garanten für eine gesicherte Zukunft in diesem Beruf.

Durch die geplante Zusammenlegung der SHK-Berufe - eine Entscheidung hierzu bedarf auch noch der Anhörung des ZDH, des DIHT und des DGB - wird gerade dieser Punkt nicht einfacher zu beurteilen sein, denn eines ist wohl sicher, die Ausbildung wird größere Anforderungen an die Auszubildenden stellen. Das Konzept "alles aus einer Hand" erfordert auch bei einer Differenzierung durch eine schwerpunktorientierte Ausbildung ein erweitertes und qualifizierteres Grundwissen. Beispielhaft genannt seien hier die Begriffe: Schadstoffreduzierung, Niedrigenergiehaus, alternative Energien, Solartechnik, Regenwassernutzung, erhöhter Trinkwasserschutz und Gebäudemanagement.

Das ganzheitliche Denken und die qualifizierte Umsetzung werden zunehmend die Spreu vom Weizen trennen. Ein schwieriger Weg, der sicherlich noch einige Kompromisse erfordern wird. Die Ausrichtung sollte aber lauten: "Chancen für die Zukunft nutzen"!


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