IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/1997, Seite 70 ff.


HEIZUNGSTECHNIK


Gebäude mit niedrigem Wärmebedarf

Das Zusammenspiel von intelligenter Heizungstechnik und moderner Haustechnik

Hans-Otto Arend; Dr. Dieter Pfannstiel*   Teil 2

In Teil 2 werden, aufbauend auf Teil 1 (IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe6/97), die kommunikationsfähigen Heizungsregelungen in Verbindungmit den Haustechnik-Systemen betrachtet. Es wird gezeigt, wie eine Anbindungder heutigen Heizungsregelungen an die verschiedenen Bus-Systeme erfolgtund wie die Heizungsregelung mit elektronischen Einzelraumtemperaturreglernzusammenarbeiten. Anschließend wird beschrieben, wie eine Bedienungder Heizungsregelung über ein Fernsehgerät und in Verbindungmit dem Home Electronic System erfolgen kann. Der Beitrag endet mit einerZusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und einem Ausblick auf zukünftigeGeschäftsfelder.

4. Heizungsregelung in Verbindung mit kommunikationsfähigen Haustechnik-Systemen

4.1 Kommunikationsfähige Heizungsregelungssysteme

Elektronische Regelungen in der Heizungstechnik sind heute Stand derTechnik. Ohne Elektronik ist ein energiesparender, wirtschaftlicher undzugleich umweltschonender Betrieb von Heizungsanlagen heutzutage nichtmehr möglich.

Im Bereich der Heizungstechnik hat Viessmann Ende der achtziger Jahreeinen digitalen Kommunikationsbus (firmenspezifischer Bus: Viessmann 2-Draht-Bus)entwickelt, der den Datenaustausch zwischen den verschiedenen Regelungssystemenermöglicht. Dieses Bus-System für das Regelungssystem Dekamatikist von der Leistungsfähigkeit speziell auf die Belange der Heizungstechnikzugeschnitten und auch bezüglich der Hardwarekosten optimiert. Überdas 2-Draht-Bus-System können mehrere Dekamatik-Kessel- und Heizkreisregelungenkombiniert werden. Bei Mehrkesselanlagen kann die Kesselfolgeschaltungüber diesen Bus realisiert werden. Uhrzeit, Temperaturen, Fehlermeldungen,Ist- und Sollwerte der Heizkreise oder Daten, die für die Schaltzeitoptimierung,Anfahrschaltung, Trinkwasservorrangschaltung oder zur Regelung eines modulierendenBrenners wichtig sind, werden ausgetauscht. Dadurch kennt die Regelungz.B. immer den aktuellen Bedarf der einzelnen Heizkreise und kann die momentanbenötigte Wärme entsprechend bereitstellen [6]. Sind Sonnenkollektoreninstalliert, so läßt sich auch die Solarregelung auf diesesBus-System aufschalten. Die Heizungsregelung kann z.B. von der Solarregelungfür die Trinkwassererwärmung gesperrt werden, wenn ausreichendSonnenenergie zur Verfügung steht. Zusätzlich kann die Bedieneinheit,wenn sie aus der Regelung herausgenommen wird, ebenfalls über einBus-System als Fernbedienung an die Regelung angeschlossen werden.

Bild 6: Schema der Anbindung des Dekamatik-Systems an verschiedeneBus-Systeme.

 4.2 Anbindung der Heizungsregelung an verschiedene Bus-Systeme

Das Regelungssystem Dekamatik kann über ein Gateway (Übersetzer/Dolmetscher)auch an übergeordnete Bus-Systeme angeschlossen werden und Daten austauschen,so daß die Anbindung der Heizungsregelung an Gebäudeleittechnik-Systeme(GLT-Systeme) oder externe Service-Leitstellen erfolgt (Bild 6). Durchdie Verwendung einer genormten Schnittstelle ist man nicht auf ein speziellesGLT-System beschränkt. Mit diesem Gateway läßt sich dieHeizungsanlage direkt auf GLT-Systeme folgender Leittechnik-Herstelleraufschalten: Siemens, Landis & Staefa, Samson, Sauter-Cumulus, JohnsonControls, HCS Regelsysteme und ITW. Neben der Funktion der zentralen Überwachungund Bedienung der verschiedenen Gewerke liegt eine wesentliche Aufgabeder GLT im Energie- und Lastmanagement mit den Schwerpunkten Energieeinsparungund Schadstoffreduzierung [6].

Mit der Dekatel-F ist die Fernüberwachung und Fernbedienung derHeizungsanlagen als 24-Stunden-Service möglich. Die Kommunikations-Schnittstellemeldet selbsttätig über das Telefonnetz Daten der Heizungsanlageoder Störungen an Fax-Geräte, Cityruf oder PC der zuständigenHeizungsfachfirma.

Mit der Dekatel-G ist auch die Anbindung der Heizungsanlage an den EIBund LON möglich. Auf die Datenpunkte wie Uhrzeit, Temperaturen (z.B.Außentemperatur, Speichertemperatur, u.a.), Soll- und Istwerte derHeizkreise, Fehlermeldungen, kann vom EIB oder LON aus zugegriffen werden,d.h. diese Werte können sowohl gelesen als auch verändert werden.Damit ist dann in Verbindung mit der Heizungsregelung ein energiesparenderBetrieb durch Führung der Vorlauftemperatur der dazugehörigenHeizkreise in Abhängigkeit von elektronischen Einzelraumtemperaturreglernmöglich [13].

4.3 Heizungsregelung in Verbindung mit elektronischen Einzelraumtemperaturreglern

Je besser die Wärmedämmung eines Gebäudes ist, um sogeringer ist der Einfluß der Außentemperatur auf den Wärmebedarfdes Hauses. Die Außentemperatur ist daher bei Gebäuden mit niedrigemWärmebedarf als Führungsgröße für die Heizungsregelungweniger gut geeignet [2]. Hier sind andere Größen wie Sonneneinstrahlung,Beleuchtung, elektrische Geräte, Personen in den Räumen oderLüftungsverluste für die aktuell benötigte Wärme maßgeblich.Auswirkungen von solchen Störgrößen bekommen dadurch einegrößere Gewichtung. Bei der Heizungsregelung mit Fuzzy-Logik(Duomatik) wird dies bereits berücksichtigt, statt nach der Außentemperaturwird nach dem aktuellen Wärmebedarf (innere Gebäudelast) geregelt[22, 23]. Damit ist eine Anpassung der Vorlauftemperatur an die benötigteWärme möglich. Diese Regelung ist speziell für den Einsatzin gut wärmegedämmten Häusern sowie für Etagenwohnungenund Reihenhäuser konzipiert.

Ist dagegen bereits ein Bus-System, z.B. der EIB, im Haus installiertund sind zudem elektronische Einzelraumtemperaturregler eingebaut, so kanndamit auch eine wärmebedarfsgeführte Regelung erfolgen. Des weiterenkann der Zustand von Fenstern (geschlossen, geöffnet) als Zustandswertmit auf den EIB gelegt werden. Damit ist es dann auch möglich, daßder Einzelraumtemperaturregler bei geöffnetem Fenster automatischdie Heizleistung des Heizkörpers reduziert, indem das Ventil geschlossenwird [24].

Sinnvoll ist, wenn elektronische Einzelraumtemperaturregler installiertsind, eine lastabhängige Regelung der Vorlauftemperatur in Abhängigkeitvom Wärmebedarf der Räume. Die elektronische Einzelraumtemperaturregelungübernimmt die Temperaturfeinregelung im Raum, während die zentraleRegelung für den Wärmeerzeuger oder für den Heizkreis alsübergeordnete Regelung arbeitet. Somit muß die Heizungsregelungauch an den EIB mit angeschlossen und ein Datenaustausch zwischen diesenSystemen möglich sein. Für eine lastabhängige Vorlauftemperaturregelungstehen über den EIB die Daten der Einzelraumtemperaturregler wie aktuelleVentilstellung und Raumisttemperatur, eingestellter Raumtemperatursollwertoder aktuelle Betriebsart auf dem Bus zur Verfügung. Diese werdenvon der lastabhängigen Regelung ausgewertet und entsprechende Sollwertean die Kessel- und Heizkreisregelung über EIB weitergegeben [6].

Folgende Strategie ist dabei denkbar:

Ein am EIB angeschlossenes Gerät wertet die Daten der Raumtemperaturreglerund der Stellantriebe aller Heizkörperventile des jeweiligen Heizkreisesaus. Aus diesen aktuellen Daten kann dann abgeleitet werden, ob die aktuelleVorlauftemperatur für den jeweiligen Heizkreis zu hoch oder zu niedrigeingestellt ist.

Die Vorgabe der Vorlauftemperatur erfolgt dabei von der Heizkreisregelungaus. Neben der Veränderung der Vorlauftemperatur wird von der Heizungsregelungauch die Heizkreispumpe bzw. die Drehzahl in Abhängigkeit des Wärmebedarfsgeschaltet bzw. geregelt. Vorteile einer lastabhängigen Vorlauftemperaturregelungin Abhängigkeit der Ventilstellung sind:

- die Vorlauftemperatur des Heizkreises wird exakt an den Heizenergiebedarfder Räume angepaßt,

- die Verluste im Verteilernetz der Heizungsanlage werden reduziert,

- Reduzierung des Stromverbrauchs durch Schalten der Heizkreispumpebzw. Drehzahlregelung in Abhängigkeit des Wärmebedarfs,

- Die Temperaturwerte der Einzelräume (Sollwert, Istwert) könnenfür einen optimierten Betrieb wie Schnellaufheizung und Schnellabsenkungverwendet werden.

5. Bedien- und Managementsysteme für das Haus

Ein wichtiger Punkt bei der Haus-Automation ist die einfache Bedienung,Steuerung und Kontrolle aller am Bus befindlichen Geräte von einerzentralen Stelle aus. Das heißt, für den Hausbewohner ist eswichtig, die busfähigen Geräte "erlebbar und einfach zugänglich"zu haben. Als "Bedienplattform" bieten sich dazu Gerätean, die im privaten Haushalt bereits in einer Vielzahl vorhanden sind undwomit sich der Hausbewohner von der Bedienung her auch auskennt: Fernsehgerät,Telefon oder Personalcomputer (PC).

Tabelle 1 zeigt den heutigen Ausstattungsgrad der Haushalte. Man erkennt,daß über 90% der Haushalte mit einem Fernsehgerät bzw.mit Telefon ausgestattet sind [25], dagegen hat nur jeder 4. Haushalt einenPC, wobei der PC-Anteil in den nächsten Jahren durch den enormen Preisverfallweiter steigen wird.

Tabelle 1: Ausstattungsgrad der Haushalte [25]
Ausstattung 1976 1996
Auto 55,3 % 73,9 %
Farbfernsehgerät 15,0 % 93,2 %
Telefon 51,0 % 97,4 %
PC nicht gefragt 22,4 %
Waschmaschine 74,8 % 88,2 %
Mikrowelle nicht gefragt 40,8 %
Stereoanlage nicht gefragt 74,6 %
Videorecorder nicht gefragt 48,5 %

5.1 Fernsehgerät als Bedien- und Anzeigeelement für die Heizungsregelung

Der Gedanke, das in über 90% aller Haushalte der BundesrepublikDeutschland zum Teil mehrfach vorhandene Fernsehgerät als Bedien-und Anzeigeelement z.B. für die Steuerung der Heizungsanlage einzusetzen,ist nicht neu. Bereits auf der ISH 1987 wurde das Fernsehgerät alsBedien- und Anzeigeelement für die Heizungsregelung vorgestellt. Informationenaus der Heizungsregelung wurden dazu auf dem Fernsehbildschirm dargestellt.Es konnten entsprechende Temperaturwerte wie z.B. Außentemperaturoder Störmeldungen in das laufende Fernsehbild eingeblendet werden.Zu diesem Zeitpunkt war der Markt zwar an einer derartigen Innovation interessiert,aber noch nicht reif für einen Einsatz im größeren Umfang,da damals der Verbreitungsgrad von Farbfernsehgeräten mit Scart-Anschlußnoch weitaus geringer war als heute. Nunmehr, im Zeitalter von Kabel- bzw.Satellitenfernsehen, digitalem Telefon und geänderten Bedürfnissenist solchen Systemen eine weitaus größere Marktchance zuzurechnenals vor 10 Jahren.

Die heutigen Fernsehgeräte lassen zudem ganz andere Bedienmöglichkeitenzu. Sie verfügen über Scart-Eingänge oder können überBreitbandkabel untereinander vernetzt werden. Das heißt, das Fernsehgerätals Bedien- und Anzeigeelement bietet somit von der technischen Seite herheute weitaus bessere Voraussetzungen als früher.

Bild 7: Menügeführte Bedieneinheit "Comfortrol"im "Fernsehen".

 Menügeführte Videotextanzeige oder menügeführteTextprogrammierung für Fernsehaufzeichnungen ist heute fast jedemgeläufig. Die Menüs der Viessmann-Bedieneinheit "Comfortol"auf den Fernsehbildschirm zu bringen, bietet sich somit geradezu an, dagleiche Bedienphilosophien der Fernseh- und Heizungsseite zusammengeführtwerden. Und dieses System wurde auf der ISH ‘97 vorgestellt. An das Fernsehgerätwird über den Scarteingang ein Empfängerteil angeschlossen, dasmit der Heizungsregelung entweder per Draht oder per Funk kommuniziertund von dem Bewohner über die Fernbedienung Schaltbefehle entgegennimmt.Die Bedienung der Heizungsregelung über das Fernsehgerät entsprichtgenau der über die Bedieneinheit "Comfortrol" (Bild 7).Der Hausbewohner ist bereits mit den beiden Bedienmedien (Fernsehgerät,Heizungsregelung) vertraut. Der Nutzen für den Bewohner ist, daßInformationen der Heizungsanlage dann direkt über das Fernsehgerätabrufbar sind bzw. auch Störmeldungen von der Heizungsregelung direktin das laufende Fernsehbild eingeblendet werden können. Weiterhinkönnen Sollwerte für die Raum- und Speichertemperatur überdas Fernsehgerät verändert werden. Der Weg in den Heizungskellerbzw. die Montage einer zusätzlichen Fernbedienung zum Verändernvon Werten entfällt. Durch Einsatz einer Funkdatenübertragungentfällt auch eine Leitungsverlegung zur Heizungsregelung. Ein weitererVorteil ist, daß bei Vorhandensein von mehreren Fernsehgerätenim Haus und deren Vernetzung untereinander, eine Bedienung der Heizungsregelungvon verschiedenen Fernsehgeräten aus zukünftig möglich seinkönnte (Mehrstellenfernbedienung). Über das Fernsehgerätwird die Heizungsanlage und somit die Heizungsregelung für den Bewohnerim Wohnzimmer "erlebbar".

Das Fernsehgerät als Bedien- und Anzeigemedium wurde mittlerweileauch von anderen Firmen erkannt. In Verbindung mit dem EHS-System (EuropeanHome Systems) wird das Fernsehgerät für die Bedienung sämtlicheram EHS angeschlossenen Geräte eingesetzt [26]. Für den EIB wirdebenfalls eine entsprechende Bedienung über das Fernsehgerätangeboten [11]. Mit einer separaten Fernbedienung können dabei überBildschirmmenü die verschiedenen EIB-Komponenten ein- und ausgeschaltetwerden, bzw. es können Störmeldungen auf dem Fernsehbildschirmangezeigt werden. Regelfunktionen bzw. Steuerungsaufgaben werden von diesemGerät nur bedingt übernommen, d.h. den Steuerungsfunktionen selbstkann keine Intelligenz zugeordnet werden.

Bild 8: HES - Home Electronic System.

 5.2 Home Electronic System in Verbindung mit der Heizungsregelung

In Verbindung mit einem PC wurde für den privaten Haushalt einManagementsystem für EIB-kompatible Geräte/Systeme entwickelt:Home Electronic System (HES) [12, 26]. Mit HES können im Haus oderin der Wohnung alle Systeme und Geräte wie Beleuchtung, Jalousien,Alarmanlagen und elektrische Hausgeräte gesteuert und kontrolliertwerden. HES ist ein hausinternes Kommunikationssystem, das an externe Netze,z.B. Telefon, Multimedia, angeschlossen werden kann (Bild 8). Mit dem HESkönnen sämtliche Funktionen im Haus leicht und zuverlässiggesteuert und kontrolliert werden [27, 28].

Bild 9: Bedienoberfläche des Home Assistant als Touch-Screen.

Die Lenkung des Systems erfolgt dabei mit einer angekoppelten Anzeige-,Bedien- und Steuereinheit, dem Home-Assistant (HA), der an einem füralle Hausbewohner zugänglichen Ort aufgestellt wird (Bild 9). Dieskann z.B. auch die Küche sein. Die Auswahl der Funktionen wie dasEin- und Ausschalten der Geräte oder der Abruf vorgewählter Einstellungen,erfolgt entweder über Touch-Screen (berührungsempfindlicher Bildschirm)oder mit der PC-Tastatur bzw. der Maus. Der Home-Assistant ist somit daszentrale Element zur Bedienung des HES. Die Voraussetzungen dafürsind:

- die Vernetzung aller haustechnischen Geräte und Systeme durcheine Elektroinstallation mit dem EIB,

- die elektronische Ansteuerbarkeit der Geräte und ihre Kompatibilität.

Der Home-Assistant ist ein Standard-Multimedia-PC, der in Verbindungmit der HES-Software im wesentlichen zwei Aufgaben erfüllt:

1. Er bildet die im Haus mit EIB installierte Haustechnik und zukünftigauch die Hausgeräte anhand vereinfachter grafischer Symbole ab undmacht sie auf diese Weise einfach zugänglich. Die Bewohner sehen amPC-Bildschirm die in jedem Raum vorhandenen Geräte wie Leuchten, Jalousienund Rolläden.

2. Er dient weiterhin dazu, diese Geräte über den EIB zu bedienen,zu steuern und zu kontrollieren. Zusätzlich zu den bisherigen Bedienoberflächenkann separat für jeden Raum beispielsweise die Raumtemperatur undein Zeitprofil eingestellt werden, wenn elektronische Einzelraumtemperaturreglerin den jeweiligen Räumen installiert sind.

Im Hausbereich können mit dem Home-Assistant zusätzlich zuden EIB-Bediengeräten u.a. die Beleuchtung und Rolläden bzw.Jalousien, die Heizung und Temperatur in jedem einzelnen Raum sowie dieBewegungsmelder und Tür-/Fensterkontakte gesteuert werden. Außerdemist es möglich, die gesamte Haustechnik bei Abwesenheit der Hausbewohnerüber das Telefon fernabzufragen, zu überwachen und fernzuschalten.Neben den bereits erwähnten Grundfunktionen ist zukünftig auchdie Bedienung der Waschmaschine, Herd sowie der Heizungsregelung mit demHome-Assistant möglich.

HES ist für all diejenigen gedacht und sinnvoll, die den Wunschnach mehr Sicherheit haben, Energie und Kosten sparen und gleichzeitigmehr Komfort wollen. Die Überwachung des Hauses bei Abwesenheit istvor allem für berufstätige Personen und Alleinstehende, die vielverreisen, ein Thema. Mit HES können Zustände im Haus fernabgefragtwerden oder das System kann so programmiert werden, daß bei eventuellenStörungen automatisch der entsprechende Handwerker verständigtwird.

Erste Anwendungen mit dem HES wurden als Pilotprojekt auf der ISH 1995in Verbindung mit Gaswandgeräten vorgestellt [29] bzw. HES wurde inMusterhäusern installiert [12]. In Verbindung mit Heizkesseln sowiein der Kombination Heizungsregelung und elektronische Einzelraumtemperaturregelungwurde auf der diesjährigen ISH das Home Electronic System erstmaligbei Viessmann vorgestellt. Die Anbindung des HES an die Heizungsregelungerfolgt wie in Bild 6 über die Dekatel-G. Mit dieser Anbindung derHeizungsregelung an den EIB sind die Viessmann-Kessel- und Heizkreisregelungin der kompletten Funktionalität über den Home-Assistant bedienbar.

Welche Bedienmenüs dabei zur Verfügung stehen, hängtvon der Konfiguration des EIB-Systems in Verbindung mit der Heizungsregelungab:

Bild 10: Bedienoberfläche für die Kesseleinstellungen.

 Bei der reinen witterungsgeführten Variante - es sind keineelektronischen Einzelraumtemperaturregler installiert - sind alle Einstellungen,wie von der Comfortrol her gewohnt, möglich. Die Einstellungen lassensich hier über den Touch-Screen, Tastatur oder Maus vornehmen, zudemunterstützt der PC auch eine grafische Eingabe. Bild 10 zeigt dieMenüseite des Home-Assistant für die Kesseleinstellungen. Wiegewohnt werden die aktuellen Temperaturen die den Kessel betreffen undder Zustand des Brenners (ein oder aus) dargestellt. Da der PC in der Lageist, größere Datenmengen zwischenzuspeichern, lassen sich Funktionenhier realisieren, die in den heutigen Regelungen noch nicht möglichsind. Es können z.B. die Außentemperaturwerte in einer Datenbankgespeichert werden, die anschließend vom Bewohner als Grafik abgerufenwerden kann. Diese Möglichkeit ist über die Taste "Außentemperaturverlauf"abrufbar.

Bild 11: Bedienoberfläche für die Ölverbrauchseinstellung.

  Weiterhin lassen sich die Brennerbetriebsstunden in einerweiteren Datenbank verwalten sowie der aktuelle Inhalt des Öltanksberechnen. Da der Home-Assistant ein integriertes Meldungssystem enthält,ist es dann möglich, bei einem gewissen Tankinhalt eine Meldung zuveranlassen, die dem Bewohner signalisiert, daß es an der Zeit istzu tanken (Bild 11). Dieser Grenzwert kann dabei individuell eingestelltwerden. Der Home-Assistant bietet somit dem Bewohner einen zusätzlichenNutzen und unterstützt ihn bei Routinearbeiten.

Bild 12: Bedienoberfläche für die Warmwassereinstellungen.

Neben der Kessel- und Heizkreisseite ist auch die komplette Warmwasserbereitung(Trinkwassererwärmung, Zirkulationspumpe) vom Home-Assistant aus bedienbar(Bild 12). Neben den aktuellen Temperaturen (Soll- und Istwert) wird derZustand der Speicherladepumpe und der Zirkulationspumpe angezeigt. Überdieses Menü kann direkt auch der Sollwert für die Speichertemperaturregelungverändert, die Zirkulationspumpe direkt eingeschaltet oder die Warmwasserbereitungein- und ausgeschaltet werden.

Durch die Grafikfähigkeit des PCs ist es möglich, den Bewohnerbei der Bedienung mit weiteren grafischen Elementen zu unterstützen.Die Zeitprogrammeinstellung für den Kessel- bzw. Heizkreis, fürdie Warmwasserbereitung als auch für die Zirkulationspumpe kann grafischdurchgeführt werden. Natürlich ist auch die gewohnte Einstellung,wie von der Heizungsregelung her bekannt, in Form von Listeneinstellungmöglich. Bei der witterungsgeführten Variante ist die Einstellungder Heizkennlinie per Grafik dann genauso möglich.

Einstellungen mit dem Home-Assistant werden nach Drücken der Taste"Bestätigen" direkt über den EIB zur Heizungsregelungübertragen und dort gespeichert. Das heißt, diese Daten stehender Heizungsregelung auch dann zur Verfügung, wenn der PC abgeschaltetwird.

In Verbindung mit elektronischen Einzelraumtemperaturreglern erfolgteine wärmebedarfsgeführte Vorlauftemperaturregelung, wie in Abschnitt4.3 beschrieben. Das Einstellen der Heizkennlinie und der Zeitprogrammeder Heizkreise im Home-Assistant entfällt, da diese Werte automatischin Verbindung mit der wärmebedarfsgeführten Regelung ermitteltwerden. Diese wärmebedarfsgeführte Regelung erfolgt durch einam EIB angeschlossenes Gerät und nicht durch den Home-Assistant selbst.Es werden nur alle Datenwerte dem Home-Assistant über den EIB zurVerfügung gestellt.

Durch den modularen Aufbau paßt sich das Home Electronic Systemflexibel den Kundenwünschen an. Der Hausbesitzer muß nicht dasgesamte Softwarepaket erwerben, sondern kann die Module gezielt fürseine individuelle Gebäudeausrüstung auswählen. Zu dem Basispaketkönnen dann die speziellen Anwendungen, z.B. Heizungsbedienung, installiertwerden. Die Software dazu wird auf einer Diskette oder CD-ROM geliefert.Der Home Assistant hat die entsprechenden Laufwerke und liest so die nötigenInformationen ein, um die Heizung steuern zu können.

6. Zusammenfassung und Ausblick

Wo man früher klare Grenzen zwischen den einzelnen Geräteninnerhalb eines Hauses ziehen konnte, muß man heute bereits bei derEntwicklung von neuen Geräten das Zusammenwirken im Gesamtsystem betrachten.Sonst gibt es nur ein Zusammenfügen von Einzelkomponenten, die zusammennie optimal arbeiten können. Gerade bei der zukünftigen Gebäudegeneration,den Niedrigenergiehäusern, wird Systemtechnik immer wichtiger.

Die Einführung des Mikrocontrollers in die Regelungssysteme hatbereits dazu geführt, daß aus eigenständig arbeitendenRegelungssystemen kommunikationsfähige Systeme geworden sind. Aufeinanderabgestimmte Regelungen gewährleisten einen optimalen Energieeinsatzund Komfort. Die Vernetzung der Geräte auch im Hausbereich wird sichweiter durchsetzen. Hierdurch läßt sich die zur Verfügungstehende Energie optimal nutzen und der gewünschte Komfort sicherstellen.

Wichtig für Bus-Systeme ist eine geeignete Bedienoberfläche,die alle im Haus installierten Geräte umfaßt. Hier sind ersteAnsätze im Hausbereich mit dem Home Assistant geschaffen, der bereitsdie Bedienung einer Vielzahl unterschiedlicher Geräte im Haus unterstützt.Dieses System wird nun um die Heizungsregelung vervollständigt. Vonder Technik her sind die Voraussetzungen geschaffen, daß dieses Systemauch von dem Hausbewohner eingesetzt und natürlich auch benutzt werdenkann.

Innerhalb des Handwerks sind noch einige Fragen offen, die bald geklärtwerden müssen, um eine erfolgreiche Einführung von Automationssystemenim Hausbereich auch wirklich realisieren zu können.

Die veränderten Randbedingungen und politischen Vorgaben fürdie Industrie werden zu einer Reihe von Herausforderungen in Richtung neuerEnergieerzeugungs- und Verteilungssysteme mit vielfältigen, neuartigenSystemlösungen führen. Hier ist die Entwicklung im Bereich derHaus-Automation zu nennen. Die zu lösenden Aufgaben erfordern einenpermanenten Lern- und Umdenkprozeß über das reine "Einzelgerätedenken"hinaus, hin zu einem gesamtheitlichen Systemdenken.

Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß auch der Handelund das Handwerk von Anfang an in diesen Prozeß mit einbezogen werdenmüssen, damit über die gemeinsame Kompetenz der Hersteller, desHandels und des Handwerks die Zielvorgaben der Bundesregierung zur Energieeinsparungund CO2-Minderung beim Endverbraucher auch wirklich realisiert werden können.

Home-Automation gibt somit dem Handwerk Chancen, neue Geschäftsfelder,Berufsbilder und neue Produkte zu erschließen. Generell ist zu sagen,daß es für alle, die gegenüber neuen Technologien aufgeschlossensind, eine Riesenchance ist, neue Geschäftsfelder zu erschließenund diese gewinnbringend zu bearbeiten.


* Hans-Otto Arend leitete den Bereich MSR-Technik undWerk 2 bei der Viessmann Werke GmbH & Co in Allendorf, Dr. Dieter Pfannstielleitete die Abteilung Haussystemtechnik im gleichen Unternehmen.


B i l d e r :   Viessmann Werke, Allendorf


L i t e r a t u r :

[2] Hager, M.; Otto, F.: Moderne Heizungstechnik fürGebäude mit niedrigem Wärmebedarf. IKZ-HAUSTECHNIK, 12/96.

[6] Winter, M.: Heizungsregelung mit kommunikationsfähigenSystemen. TAB/MSR, 1996.

[11] Durand, D.: Tischlein Deck Dich. Wirtschaftswoche,40/96.

[12] Hoffmann, R.: Das "Rosenheimer Haus". Domo,10/96.

[13] Wolff, D.: Heizungsregelung auf dem Weg zur Kommunikation.Wärmetechnik 12/93.

[22] Arend, H.-O.; Pfannstiel, D.: Neue Heizungsregelungendurch den Einsatz der Fuzzy-Logik. HLH, 11/93.

[23] Pfannstiel, D.: Einsatz adaptiver und fuzzy-basierterRegelungsstrategien in der Heizungstechnik. atp - AutomatisierungstechnischePraxis, 1/96.

[24] Breiter, R.: Vorlauftemperatur regeln mit ERR. Domo,7/8/96.

[25] Lebensstandard im Vergleich. Focus, 39/96.

[26] Happacher, M.: HES - Raus aus den Startlöchern!Domo 12/96.

[27] Multimedia im Haushalt hilft beim Sonntagsbraten.Markt & Technik 15/95.

[28] HES - Home Electronic System. BUSSYSTEME 3/96.

[29] Sag´s der Presse. Wärmetechnik, 7/95.


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