IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/1997, Seite 30


ISH '97


Volles Haus

Den täglichen Horrormeldungen der deutschen Presse zum Trotz zeigte sich die ISH '97 in glänzendem Licht: Annähernd 230000 Besucher aus 130 Ländern vermeldete der Abschlußbericht der Frankfurter Messe. Damit wurde der Rekord der ISH '95 eingestellt. ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach brachte die Stimmung auf den Punkt: "Die ISH '97 wird ein Meilenstein in der Erfolgsgeschichte dieser Welt-Leitmesse für die Haustechnik sein".

Die hohe Besucherzahl brachte selbst Klimaexperten ins Schwitzen. Vor allem die Qualität der Messegespräche und der hohe Anteil ausländischer Besucher fanden den Beifall der Aussteller. Bestätigt wird dieser Eindruck durch die offiziellen Zahlen: kamen noch 1995 rund 36000 ausländische Besucher aus 100 Ländern in die Messehallen, so waren es diesmal 40000 Gäste. Sie stellten damit einen Besucheranteil von 20% (1995: 16%).

Dr. Michael Peters, Michael von Bock und Polach, Klaus Weißhaar, Franz Kook , BM Prof. Dr. Klaus Töpfer und Peter Körfer-Schün während des offiziellen Messerundgangs (v.l.n.r). 

Der größte Ansturm internationaler SHK-Profis kam in diesem Jahr aus der Schweiz, den Niederlanden, Italien, Frankreich, Belgien, Österreich und anderen europäischen Ländern. Äußerst reisefreudig zeigten sich auch die Fachleute jenseits des Atlantiks und Pazifiks, allen voran Amerikaner, Japaner und Südkoreaner.

Deutschlands Fachleute sind der ISH treu geblieben. 64000 Handwerker(innen), gut 40% der Besucher, zeigten der Industrie, auf welcher Messe man zu Hause ist. Auch der Handel, traditionell die zweitstärkste Besuchergruppe aus dem Inland (21%), nutzte die ISH intensiv, um sich einen Marktüberblick zu verschaffen.

Selbst in jüngerer Vergangenheit arg gebeutelte SHK-Sparten freuten sich über den positiven Messeverlauf. Dies wird ebenfalls im Abschlußbericht der Messe deutlich. Demnach waren 90% der Aussteller mit dem Messeverlauf zufrieden oder sogar sehr zufrieden.

Messetrends

Die Trends der Messe waren so vielfältig wie ihr Angebot. Während sich im Sanitärsektor die Tendenz zur "Erlebniswelt Bad" fortsetzt, hält bei der Heizungstechnik der Siegeszug wirkungsvoller und umweltfreundlicher Wärmeerzeuger an. Dr. Bernhard Reutersberg, Leiter Marketing und Vertrieb Joh. Vaillant GmbH & Co., sagte hierzu: "Wir sind mit sehr hohen Erwartungen nach Frankfurt gekommen und diese haben sich voll erfüllt".

Petra Roth, Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt, mit ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach am ZVSHK-Messestand. 

Ähnlich positive Resonanzen waren auch aus dem Bereich der Klimatechnik sowie der Kachelofenwirtschaft zu vernehmen. Günther Merz, Geschäftsführer des Fachinstituts Gebäude Klima, sprach von "neuem Optimismus in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld".

Peter Körfer-Schün, Vorstand Marketing und Vertrieb Friedrich Grohe AG, sprach, mit Blick auf die Messe-Nachfrage, von einem "Aufbruch zu neuer Zuversicht". Andernorts war selbst von einem "hohen Anteil direkter Aufträge noch während der Messe" die Rede.

Es gab aber durchaus auch zurückhaltende Äußerungen. So die Meinung von Ideal-Standard-Chef Wolfram Wenzel: "Mit der Zahl der Messebesucher und der Qualität der Gespräche sind wir durchweg zufrieden. Allerdings war das auch 1995 so, ohne daß sich nachfolgend entscheidende Impulse für die SHK-Branche gezeigt hätten."

Also Parallelen zu 1995? Hier und da gewiß. Dennoch sind die beiden Veranstaltungen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht direkt miteinander zu vergleichen. Ging man im März 1995 für die SHK-Branche noch einhellig von einem Wirtschaftswachstum von 3 bis 5% aus, waren viele Unternehmen 1996 froh, mit +/-0 über die Runden gekommen zu sein. Und auch die Prognosen für 1997 lassen nicht gerade Freudentränen über die Wangen der Verantwortlichen rollen. Unter diesen geänderten Vorzeichen erscheint die positive Stimmung während der vergangenen ISH-Tage in einem etwas anderen Licht.

BM Prof. Dr. Klaus Töpfer (Mitte) freut sich gemeinsam mit Heinz-Dieter Heidemann (rechts) und Martin Viessmann über den gelungenen Messebeginn. 

Wäre da nur nicht die (wieder) rückläufige Anzahl der Besucher aus dem Inland. Sie erklärt sich, so der Abschlußbericht der Messe, aus einem geringeren Interesse von Privatleuten am Publikumstag. Daß es sich nicht um Zufall handeln kann, zeigt ein Rückblick auf die Vorveranstaltung: bereits vor zwei Jahren hatte man ähnliche Ergebnisse präsentiert. Und auch die letzten Bilanzen der deutschen SHK-Markenindustrie und des SHK-Handwerks weisen ein geringeres Kaufinteresse im Inland aus. Die Frage nach dem "warum" muß dringend geklärt werden.

Am fehlenden Geld kann es nicht liegen, denn immer wieder ist von "Billionen Deutscher Mark" auf Bankkonten und in Sparstrümpfen die Rede. Was fehlt sind positive Rahmenbedingungen, die Kaufanreiz auslösen. Nur niedrige Zinsen allein reichen nicht. Ständig neue Höchstmarken bei den Arbeitslosen, ungünstige Zukunftsprognosen für das Baugewerbe, Steuerdiskussion ohne Ende und hohe Lohnnebenkosten lassen kapitalkräftige Kunden auf dem Geld sitzen wie Glucken auf dem Ei. Ganz zu schweigen von den jüngsten Erlebnissen mit Bergleuten im Ruhrgebiet, Bauarbeitern in Berlin oder den Vorgängen zwischen Krupp-Hoesch und Thyssen.

Trotz der gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Lage sieht ZVSHK-Präsident Heinz-Dieter Heidemann für die SHK-Branche eine positive Zukunft. 

Über eben diese ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die verschärfte Wettbewerbssituation klagten bei der Eröffnungspressekonferenz ZVSHK-Präsident Heinz-Dieter Heidemann sowie der VDS-Vorsitzende Franz Kook, der von den Politikern forderte: "Haben Sie Mut zu Entscheidungen, dann haben die Bürger auch wieder Mut zur Zukunft!"

Heidemann erläuterte ausführlich die konkreten Schwierigkeiten der SHK-Handwerksunternehmer: "Wenn wir vom Neubau keine nachhaltigen Impulse und Zusatzinvestitionen in diesem und im nächsten Jahr erwarten können, bleibt für uns nach wie vor die Modernisierung als maßgebliches Auftragspotential, um den nahezu 500000 Beschäftigten in den 40000 Mitgliedsbetrieben meines Verbandes auskömmlich Arbeit zu verschaffen."

Nach dem Umsatzrückgang von rund 4% in 1996 erwartet Heidemann für 1997 einen neuerlichen Umsatzrückgang um real 5%. Mit Auswirkungen auch auf die vorgelagerten Absatzstufen, wenn nicht kräftig und gemeinsam gegengesteuert wird. Allerdings sieht der ZVSHK-Präsident auch Entwicklungen, die das Handwerk begünstigen, z.B. das richtungweisende Bemühen der Bundesrepublik um eine weitere Verbesserung des Umwelt- und Klimaschutzes. Eine Meinung, die im Abschlußbericht der Messe so zum Ausdruck kommt: "Wenn das Interesse der Messebesucher an den Sonderthemen der ISH '97, Solarenergie, Regenwassernutzung und Wasserspartechnologie, symptomatisch für die Marktentwicklung steht, stehen der Umwelt bessere Zeiten bevor".

Fazit

Wenn der Spruch "Messen sind Konjunkturbarometer" den Tatsachen entspricht, dann sollte aufgrund der euphorischen Stimmung während der ISH '97 in naher Zukunft wieder von Zuwächsen in der SHK-Branche die Rede sein. Bleibt nur noch die Frage, wie diese erzielt werden. Denn wie schrieb Frank Linnig in seinem ISH-Kommentar 1995 (IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/1993, Seite 5): "Die Preiskeule wird, wie so oft in rauheren Winden, herausgeholt und als scheinbares Allheilmittel im Kampf um Marktanteile gezielt (oder ziellos) eingesetzt. Zum Glück gab es in der Mainmetropole besonnene Stimmen, die genau davor und vor den für den gesamten Wirtschaftszweig bösen Folgen eindringlich warnten. Hoffentlich finden sie Gehör und einsichtige Klienten."

Dem ist, außer dem Wunsch nach einem gesunden Wiedersehen während der nächsten ISH, die vom 23. bis 27. März 1999 stattfindet, auch in diesem Jahr nichts hinzuzufügen.


... und das sagten die Besucher zur ISH '97

"Mit den Ergebnissen unseres Besuchs in Frankfurt sind wir rundum zufrieden. Die Präsentation der gesamten Haustechnik ist gelungen. Allerdings muß man sich gezielt für bestimmte Themenbereiche entscheiden und Schwerpunkte setzen; auch wenn man wie wir drei Tage die ISH besucht."

Gabriel Melega, Deggendorf (im Bild links) 

 

"Ich besuche zum ersten Mal eine ISH. Die Darstellung der großen Anbieter ist perfekt, und es sieht danach aus als ginge es aufwärts."

Anne Loffeld, Bochum

 

"Die Messe ist insgesamt wunderbar. Allerdings habe ich bisher noch keine ausreichende Anzahl an technischen Lösungen für Hauswasseranschlüsse finden können. Meine Besuchszeit von einem Tag reicht bei der Vielzahl des Angebots bei weitem nicht aus."

Walter Boschert, Lautenbach

 

"Nach wie vor ist die ISH eine sehr informative Messe mit einem reichhaltigen und gut sortierten Angebot. Was fehlt sind Sitzgelegenheiten um während eines zweitägigen Besuchs auch einmal entspannen zu können."

Michael Vorkötter, Gladbeck


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