IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/1997, Seite 101 ff.


SANITÄR-/HEIZUNGSTECHNIK


Kostensenkungspotentiale in der Gasinstallation

Theo B. Jannemann

Die Harmonisierung und Liberalisierung des europäischen Binnenmarktes einerseits und die damit verbundene Veränderung der ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen durch die Neufassung des Energiewirtschaftsgesetzes sowie die Änderung der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch Novellierung von Energiespar- und Umweltgesetzgebung andererseits zwingen das Gasfach zu neuen wettbewerbsfähigen Lösungen. Durch zunehmenden Wettbewerb auf der Versorgungs- wie auch auf der Gasverwendungsseite müssen alle Möglichkeiten zur Kostensenkung ausgeschöpft werden, um auch künftig unter den geänderten Rahmenbedingungen eine gegenüber den Konkurrenzenergien Öl und Strom wettbewerbsfähige Gasverwendung auch bei den geringen Energieverbräuchen nach dem künftigen Niedrigenergiehaus-Standard sicherzustellen. Hierbei geht es in erster Linie um die Kostensenkungspotentiale in der Gasinstallation, die insbesondere für den Anlagenbetreiber und Hauseigentümer relevant sind. Hiervon profitieren zudem die Gasversorgungsunternehmen, die nur mit wettbewerbsfähigen Anlagenkosten auf der Gasverwendungsseite ihre Marktposition erhalten bzw. ausbauen können. Die nachstehenden Ausführungen sollen unter diesem Aspekt dazu beitragen, die Notwendigkeit der Ausschöpfung von Kostensenkungspotentialen in der Gasinstallation zu verdeutlichen.

Einleitung

Eine Folge des EU-Binnenmarktes sowie der Änderung ordnungsrechtlicher und energiewirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die deutsche Gaswirtschaft ist ein verschärfter interner Wettbewerb der Gasversorgungsunternehmen sowie harte Auseinandersetzungen im Wärmemarkt zwischen den Primärenergien Erdgas und Heizöl sowie der Sekundärenergie Strom. Zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit müssen die Gasversorgungsunternehmen deshalb einerseits neue Gasanwendungsbereiche erschließen und andererseits unter Beibehaltung von Qualität und Sicherheit der Gasversorgung bisher noch ungenutzte Kostensenkungspotentiale ausschöpfen.

Von zentraler Bedeutung für die Gaswirtschaft ist dabei die zum 1. Januar 1995 in Kraft getretene neue Wärmeschutzverordnung, die den Heizwärmebedarf von Neubauten künftig um rund 30% reduzieren soll. Weitere Verschärfungen der Anforderungen an den Wärmeschutz von Gebäuden in den nächsten Jahren sind bereits vorprogrammiert. Zwangsläufig resultieren daraus auch Konsequenzen für die technische Gebäudeausstattung. Bei abnehmender Gerätenennleistung zur Raumwärmeerzeugung erhält der Wärmeverbrauch zur Brauchwarmwasserbereitung größere Bedeutung. Dabei stellen sich für die Gaswirtschaft Grundsatzfragen von herausragender Bedeutung:

  1. Inwieweit entspricht die derzeitige Gerätetechnik zur Gasverwendung im Haushalt noch den zukünftigen Anforderungen der neuen Wärmeschutzverordnung?
  2. Bleibt die bisherige Dominanz der Gasverwendung zur Raumwärmeerzeugung und Warmwasserbereitung, die aus Kundensicht auf dem Kriterium der Wirtschaftlichkeit beruht, gegenüber den Konkurrenzenergien Öl und Strom auch zukünftig bestehen?
  3. Welche Kostensenkungspotentiale für Kunden aber auch für das GVU selbst sind zur Aufrechterhaltung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Gaswirtschaft insbesondere im Bereich der häuslichen Gasverwendung noch erschließbar?

Tendenziell führt die neue Wärmeschutzverordnung zu folgenden Verschiebungen:

  1. Die verbrauchsgebundenen Kosten verringern sich aufgrund des um rd. 30% reduzierten Heizwärmebedarfs. Dies verbessert die Wettbewerbsfähigkeit von Energieträgern mit hohem Preisniveau wie z.B. der Sekundärenergie Strom.
  2. Die Kapitaldienstkosten der Anlageninvestitionen können bei weiter reduziertem Wärmebedarf prozentual auf bis zu 80% der Gesamtkosten anwachsen. Begünstigt werden damit Gerätetechniken mit guter Anpassungsfähigkeit an die verringerte Heizleistung und niedrigen Anschaffungskosten.
  3. Die betriebsgebundenen Kosten wachsen auf bis zu 50% der Brennstoffkosten an. Notwendig sind deshalb wartungsarme Geräte mit hoher Eigensicherheit.

Im folgenden werden die Kostensenkungspotentiale der Gasverwendung im Bereich der Kundengruppen Haushalt und Kleinverbraucher unter Bezugnahme auf die Anlagenkosten analysiert und bewertet. Die Untersuchungen beschränken sich dabei auf den Bereich der Kundenanlage im Sinne der AVBGasV, d.h. sie umfassen die Inneninstallation nach der Hauptabsperreinrichtung bis zur Ausmündung der Abgasanlage ins Freie, bestehend aus den Systemen Gasinnenleitung sowie Gasgerät mit Luftzuführung und Abgasabführung (Bild 1). Einbezogen werden auch die in der Kundenanlage integrierten Anlagen, die im Eigentum des Gasversorgungsunternehmens stehen, wie Gaszähler und Zähler- bzw. Hausdruckregler. Vorrangiges Ziel des Ausweises von Kostensenkungspotentialen im Bereich der Gasverwendung ist dabei ausschließlich die Erhaltung bzw. Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Gaswirtschaft nach Maßgabe der bestehenden Rahmenbedingungen.

Wertanalyse der Kundenanlage

Während die verbrauchs- bzw. betriebsgebundenen Kosten in erster Linie im Interesse des Verbrauchers liegen, sind die kapitalgebundenen Kosten für den Hauseigentümer, der nicht immer auch Verbraucher sein muß, relevant. Da verbrauchsgünstige Primärenergielösungen auf der Investitionsseite im allgemeinen teurer sind als billige Sekundärenergielösungen, wird die Entscheidung meist dann zugunsten höherer Verbrauchs- und niedriger Investitionskosten getroffen, wenn der Hauseigentümer nicht zugleich auch der Mieter ist. Es muß daher sowohl im Interesse der Gaswirtschaft als auch im Interesse des Verbrauchers liegen, auch auf seiten der kapitalgebundenen Kosten von gasanwendungstechnischen Systemen alle Kostensenkungspotentiale auszuschöpfen, um den von den Verbrauchskosten her günstigeren mit Primärenergie betriebenen haushaltlichen Energieverbrauchern zu einer größeren Verbreitung zu verhelfen. Folgende Bauteile bzw. Geräte sind hinsichtlich möglicher Kostensenkungspotentiale daher näher zu betrachten:

- Hauseinführung mit Hauptabsperreinrichtung (HAE)

- Hausdruckregler mit Sicherheitsabsperrventil (SAV)

- Gaszähler

- Gas-Leitungsinstallation

- Thermisch auslösende Absperreinrichtung (TAE)

- Gasgeräteanschluß

- Gasgerät

- Aufstellraum

- Verbrennungsluftversorgung

- Abgasabführung

Die zuvor genannten Elemente sollen daher hinsichtlich ihrer Möglichkeiten zur Kostenreduktion näher analysiert werden.

Hauseinführung mit Hauptabsperreinrichtung (HAE)

Da die Hauseinführung und die Hauptabsperreinrichtung (HAE) im allgemeinen dem Hausanschluß zugeordnet sind, fallen sie in den Bereich der Gasversorgung und werden in der in diesem Bereich ebenfalls durchgeführten Analyse zur Kostensenkung, über die an anderer Stelle noch berichtet werden wird, betrachtet.

Hausdruckregler mit Sicherheitsabsperrventil (SAV)

In der Inneninstallation eines Abnehmers integriert sind weitere Anlagenteile, die im Eigentum des Gasversorgungsunternehmens stehen. Es handelt sich dabei um den Balgengaszähler sowie den Druckregler, ggf. mit Sicherheitsabsperrventil (SAV). Durch die Anpassung dieser Bauteile an die nach der neuen Wärmeschutzverordnung verringerten Heizleistungen ergeben sich für die Gasversorgungsunternehmen erhebliche Kosteneinsparungen.

Anstelle von konventionellen Mitteldruckreglern könnte der Einsatz von Regelgeräten mit kleineren Leistungen bzw. Durchflüssen eine sinnvolle Alternative sein. Am Markt wird zwischenzeitlich eine neue Generation von kompakten bzw. zweistufigen Mitteldruckreglern angeboten, deren Verkaufspreis im Vergleich zum derzeitigen Kostenniveau von Mitteldruckreglern bis zu 30% niedriger ist.

Ein weiterer, nicht unerheblicher Beitrag dürfte ferner in einer auch bei uns immer mehr angedachten Anordnung aller Bauteile eines Hausanschlusses außerhalb des Gebäudes liegen, wie sie bereits im Ausland vielfach Standard ist. Hierdurch böte sich gerade für diese Baugruppe, aber auch für die Hauptabsperreinrichtung und den Gaszähler, die Möglichkeit des Einsatzes kostengünstigerer, nicht hochtemperaturbeständiger Bauteile. Unter diesem Gesamtansatz ist ein nennenswertes Kostensenkungspotential denkbar.

Gaszähler

Auch beim Gaszähler bietet die Installation mit der übrigen Hausanschlußgruppe in einem Anschlußkasten außerhalb des Gebäudes einen interessanten Aspekt zur Kostenreduktion durch Einsatz einer nicht HTB-beständigen Ausführung. Eine naheliegende Möglichkeit ergibt sich jedoch durch den Einsatz kleinerer Größen, die einerseits durch den Rückgang der Geräteleistungen, zum anderen aber auch durch künftig denkbare höhere Versorgungsdrücke (bis z.B. 100 mbar) in der Gasinstallation möglich sind. So ist nach der neuen Wärmeschutzverordnung der Ersatz des bisherigen Standardbalgengaszählers G4 (Meßrauminhalt 2 l, maximaler Durchfluß 6 m3/h) für Haushaltskunden durch die in den europäischen Nachbarländern seit längerem verwendeten kleineren Balgengaszähler G 2,5 (1,2 l Meßrauminhalt und maximaler Durchfluß von 4 m3/h) bzw. G 1,6 (maximaler Durchfluß 2,5 m3/h) ohne weiteres möglich. Das Einsparpotential beim Übergang zu kleineren Balgengaszählern liegt aus heutiger Sicht in der Größenordnung von 5 bis 17% (Wechsel von G 4 zum G 2,5). Ersparnisse größer 20% sind realisierbar, wenn anstelle der in Deutschland üblichen Magnetkupplung Balgengaszähler mit Stopfbuchse verwendet werden. Die kleineren Baumaße des G 2,5 bzw. G 1,6 bieten zudem noch die Vorteile der Inanspruchnahme von weniger Lagerraum bzw. größerer Transportkapazität.

Ein zusätzliches (bisher kaum ausgeschöpftes) Einsparpotential, das nicht im Zusammenhang mit der neuen Wärmeschutzverordnung steht, liegt für Gasversorgungsunternehmen darin, Zähler und Regelgeräte gemeinsam zu beschaffen und gegebenenfalls auch gemeinsam zu lagern. Durch den Zusammenschluß mehrerer Gasversorgungsunternehmen zu "Einkaufsgemeinschaften" können durch größere Stückzahlen höhere Rabatte ausgehandelt werden.

Gasinstallationsleitungen

Die Gas-Hausinstallation erfüllt in Deutschland durchgängig die Anforderungen an Hochtemperaturbeständigkeit (HTB = mindestens eine halbe Stunde Dichtheit bei 650°C), zum Teil sogar deutlich mehr, wie gutachterliche Untersuchungen im Auftrag des DVGW und des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) gezeigt haben. Diese Anforderung, die sich mittlerweile als Standard für alle gasführenden Bauteile innerhalb des Hauses etabliert hat, dürfte ohne vergleichbare sicherheitstechnische Alternativen schwerlich in Frage gestellt werden können. Dadurch liegen jedoch Werkstoffe (Stahlrohr, Kupferrohr) und Verbindungstechniken (gehanfte Verschraubung, Hartlötverbindung), die maßgeblich die Kosten der Gas-Innenleitungen beeinflussen, weitgehend fest.

Als eine in einigen anderen Ländern, u.a. der Schweiz, den Niederlanden und den USA, inzwischen eingesetzte Alternative haben sich flexible Edelstahl-Wellrohre erwiesen, die in einem Stück vom Hausanschlußpunkt bis zum Verbraucher verlegt werden können. Wenngleich die verwendeten Werkstoffkosten höher sind als bei den konventionellen Materialien, so entfallen doch Verbindungsstücke und der damit anfallende Arbeitsaufwand. Ebenso verringern sich mit dieser Technik die Verlegekosten, so daß bei entsprechenden Längen die Reduktion bei den Lohnkosten den Mehrpreis des Materials überwiegt. Die Kostenvorteile liegen dann bei etwa 20%. Mit zunehmender Verbreitung dieser Technologie sind durch Reduzierung der Materialkosten weitere Kostensenkungen möglich. Diese neue Art der Rohrverlegung ist somit insbesondere für Mehrfamilienhäuser interessant. Entsprechende Einsatzmöglichkeiten werden vom DVGW-Fachausschuß "Gasinstallation" zur Zeit intensiv geprüft.

Eine weitere Möglichkeit der Kostenreduktion bei der Gasinstallation bietet sich bei einer Erhöhung des Versorgungsdrucks bis zu der nach TRGI maximal zulässigen Grenze von 1 bar, eine bereits seit längerem in bestimmten Abständen immer wieder diskutierte, aber bisher wenig praktizierte Maßnahme. Damit erscheint diese Maßnahme, insbesondere bei neuen oder modernisierten Mehrfamilienhaus-Installationen, durchaus sinnvoll. Sie setzt allerdings die durchgängige Ausrüstung der zum Einsatz kommenden Gasgeräte mit geeigneten Gerätedruckreglern voraus.

Eine ebenfalls sehr einfache und naheliegende, allerdings bisher auch wenig praktizierte Maßnahme zur Kostenreduktion bei der Gasinstallation ist die Verlegung außerhalb des Hauses, insbesondere wenn die Gasfeuerstätte im Dachgeschoß aufgestellt wird. Die hierdurch sogar mögliche, weitgehende Installation in nicht HTB-beständiger Ausführung, ggf. in Verbindung mit der bereits zuvor angedeuteten Möglichkeit einer Außeninstallation der Hauseinführungs-Baugruppe in einem Mauerkasten oder kleinem Installationsschrank, stellt bei geschickter Planung auch architektonisch keinerlei Einschränkungen gegenüber der Inneninstallation dar, bietet jedoch Kostenersparnisse in der Größenordnung von 10%.

Die hohe Sicherheit der bisher in Deutschland üblichen Gasinstallation wird durch die vorstehend genannten Maßnahmen in keiner Weise in Frage gestellt. Infolge der hiesigen Odorierpraktiken, der Überprüfungsmaßnahmen nach den TRGI "Betrieb" sowie der durchgängigen HTB-Beständigkeit ist die Gasinstallationstechnik nach DVGW-Regelwerk eine der sichersten in Europa. Dies beweist auch die langjährige DVGW-Schadens- und Unfallstatistik, aus der keinerlei Unfälle durch Schäden an Gasinstallationsleitungen abgeleitet werden können.

Thermisch auslösende Absperreinrichtung (TAE)

Die mit Einführung der neuen Muster-Feuerungsverordnung in die verschiedenen Landesbauordnungen ab Beginn d.J. zum Tragen kommende Forderung nach einer thermisch auslösenden Absperreinrichtung am Ende der Gasleitung unmittelbar vor jedem Gasgerät bringt bedauerlicherweise einen neuen zusätzlichen Kostenfaktor in der Größenordnung von 150 DM pro Gerät bei einer Änderung der Gasinstallation und von rund 50 DM bei einer Neuinstallation. Wenngleich das deutsche Gasfach aufgrund der ausreichenden thermischen Beständigkeit der bisher nach deutschen Standards zugelassenen Geräte die Notwendigkeit dieser Forderung nicht für jede Geräteausführung als begründet ansieht, hat man angesichts der Vereinheitlichung und Liberalisierung der europäischen Zulassungsbestimmungen dem bauaufsichtlichen Druck nach Forderung dieser Einrichtung nachgegeben. Zur Minimierung der Mehrkosten, die durch die Ausrüstung eines Geräteanschlusses mit dieser Absperreinrichtung entstehen, bietet sich letztlich nur die Integration in das Gerät bzw. die Kombiarmatur selbst. Entsprechende, vom DVGW bereits zertifizierte Ausführungen liegen gegenüber den extern zu installierenden Versionen bei Kosten von nur rund 25 DM.

Geräteanschlußleitung

Aufgrund der generellen Ausrüstpflicht eines Geräteanschlusses mit der zuvor erwähnten thermisch auslösenden Absperreinrichtung muß mit allen beteiligten Verantwortlichen die Frage eingehend diskutiert werden, ob dies nicht letztlich auch zu einer Verringerung der Anforderungen für die Geräteanschlußleitung, beispielsweise den Anschlußschlauch bei Gasherden, führen könnte. Damit würden letztlich die bis 1995 zulässigen Kunststoffschläuche, die deutlich preiswerter als die heute geforderten stahlummantelten Panzerschläuche sind, wieder eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit erfahren.

Gasgerät

Einen wesentlichen Einflußfaktor auf die Kostenentwicklung im Bereich der Gasverwendung stellt die Harmonisierung und Deregulierung der Zulassungsvorschriften für Gasgeräte durch die Einführung der EG-Gasgeräterichtlinie im Jahre 1993 dar. Hiermit wurde in einem wesentlichen, bisher ausschließlich national geregelten Marktsegment eine völlige Liberalisierung der zulassungsrechtlichen Vorschriften und Rahmenbedingungen erreicht. Durch den Ersatz nationaler Zulassungsbestimmungen durch eine europäische Richtlinie ist es damit möglich geworden, jedes in einem beliebigen Mitgliedsstaat der EU zertifizierte Gasgerät im gesamten europäischen Binnenmarkt einzusetzen, sofern die landesspezifischen Besonderheiten der Bestimmungsländer bei der Zertifizierung berücksichtigt wurden. Ausländische Gerätehersteller, die bisher die aufwendigen Zulassungsverfahren und konstruktiven Modifikationen für einzelne europäische Länder scheuten, sind nun in der Lage, mit einer einzigen Zulassung ihre Geräte in alle Länder des europäischen Wirtschaftsraumes exportieren zu können, soweit sie über entsprechende Vertriebsstrukturen verfügen. Durch die teilweise erheblich niedrigeren Preisniveaus europäisch zugelassener Geräte bei zum Teil durchaus brauchbarer Qualität, entsteht damit auch für die deutsche Geräteindustrie eine Herausforderung die sich letztlich zum Nutzen des Verbrauchers bei den Gerätepreisen niederschlagen wird. Über das CE-Zeichen als alleinige Marktzugangsberechtigung tritt damit auf der Geräteseite mittelfristig eine begrüßenswerte Kostenreduktion in diesem wichtigen Sektor ein.

Aufstellung

Hier kommen die Anforderungen der aktualisierten TRGI voll zur Geltung. So wird künftig generell kein Heizraum, sondern lediglich ein besonderer Aufstellraum gefordert. Dies bietet erhebliche Vereinfachungen in der baulichen Ausführung, da beispielsweise die feuerhemmende Tür oder aufwendige Lüftungsmaßnahmen entfallen können. Ebenso dürfte künftig die Dachraumaufstellung von Gasfeuerstätten im preiswerten Einfamilien-Reihenhausbau die Regellösung werden. Durch Wegfall der Anforderung nach zwei Lüftungsöffnungen und künftiger Erfordernis von nur noch einer Lüftungsöffnung mit mindestens 150 cm² Größe für Aufstellräume von Gasfeuerstätten, deren Abgase mit Überdruck abgeleitet werden, bieten sich ferner weitere bauliche Erleichterungen für die Aufstellung von Brennwertgeräten. Insgesamt können die mit den aktualisierten TRGI verbundenen Erleichterungen bezüglich der Aufstellung von Gasgeräten als wesentlich bezeichnet werden.

Verbrennungsluftversorgung

Im Grunde genommen kann die Verbrennungsluftversorgung nicht isoliert von der Abgasabführung betrachtet werden. Während sich bei raumluftabhängigen Gasfeuerstätten kaum nennenswerte Kostenreduzierungen auch bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten bieten, ermöglicht die auch europäisch stärker nach vorn drängende gebläseunterstützte raumluftunabhängige Geräteausführung bei konsequenter Anwendung und Planung z.T. deutliche Kostenvorteile. So brauchen bei dieser Lösung bis 50 kW Geräteleistung keine weiteren Anforderungen an den Aufstellraum getroffen zu werden, d.h. der Raum kann uneingeschränkt auch für andere Zwecke genutzt werden. Diese wichtige Möglichkeit ist in ihrer Bedeutung vielfach noch zu wenig bekannt und entsprechend genutzt. Die hiermit verbundenen baulichen Kostenvorteile lassen sich allerdings allgemein schwer beziffern, sie können im Einzelfall durchaus beträchtlich sein.

Abgasabführung

Naheliegenderweise liegen in diesem Bereich neben den Gasgeräten die größten Kostenreduktionspotentiale bei den kapitalgebundenen Kosten. Dies ist darin begründet, daß die Art der Abgasabführung sich in den letzten 20 Jahren, von Ausnahmen abgesehen, kaum dem weit fortgeschrittenen Stand der Gerätetechnik angepaßt hat. Während dickwandige mehrschalige Schornsteine mit der Gefahr eines Rußbrandes bei Öl- und Kohlefeuerstätten durchaus auch heute noch ihre Berechtigung haben, ist diese Art der Abgasabführung bei Gasfeuerstätten ohne Rußbrandrisiko und bei Abgastemperaturen von größtenteils unter 120 °C absolut nicht mehr zeitgemäß. Die neue Muster-Feuerungsverordnung und auch die neuen TRGI tragen diesem Gesichtspunkt inzwischen Rechnung und haben den Begriff der Abgasanlage anstelle des Schornsteins zur Regel-Abgasabführung bei Gasfeuerstätten vorgesehen. Durch die vielfältigen Möglichkeiten der Abgasleitungstechnik mit preiswerten Kunststoff- und Aluminiumrohren bieten sich so deutliche Kostenreduktionen gegenüber bisherigen Lösungen. Gegenüber der Verlegung einer Abgasleitung innerhalb des Hauses in einem Schacht, für den die Brandschutzklasse F 90 bzw. F 30 bei Gebäuden geringer Höhe gefordert wird, bieten Abgasleitungen außen an der Fassade sowie kurze Luft-Abgasrohre bei Dachraumaufstellung von Gasfeuerstätten mittlerweile die weitestgehenden Möglichkeiten zur Kostenreduktion in diesem Bereich. So können u.a. die Mündungen der Abgasleitungen von raumluftunabhängigen Gasgeräten bis 50 kW bereits 40 cm über der Dachfläche münden, was über einfache Abgasstutzen realisiert werden kann.

Tabelle: Bewertung der Kostensenkungspotentiale.

Nr.

Bauanteil

Maßnahme

Kostensen-
kungspotential

Ziel-
gruppe

1

Hauseinführung mit HAE

Arbeitskreis
Gasversorgung

hoch

GVU

2

Hausdruckregler mit SAV

Kombibaugruppe
Mauerkasten

niedrig

GVU

3

Zähler

kleinere Größe
Einkaufsgemeinschaften

mittel

GVU

4

Gasleitung

Höhere Drücke
Flexrohr
Außenverlegung

mittel
mittel
niedrig

H

5

TAE

Integriert im Gerät

niedrig

H

6

Geräteanschlußleitung

Kunststoffleitung, da TAE vorhanden

niedrig

V

7

Gasgerät

EG-Gerät

hoch

H

8

Aufstellung

Kein Heizraum,
keine Ummantelung bei Überdruck,
Dachraumaufstellung

hoch

H

9

Verbrennungsluftzuführung

raumluftunabhängige Geräteausführung

mittel

H

10

Abgasabführung

Abgasleitung
Außenverlegung,
Dachdurchführung

hoch

H

11

Gasherd

altern. zu E-Herd

mittel

V

12

Gas-WT.

altern. zu E-WT.

mittel

V

13

GS + WW

WW-Anschluß

niedrig

V

14

Gas-Kühlgerät

altern. zu E-Kühlgerät

mittel

V

15

(BHKW)

altern. zu E-Bezug
(nur im Gewerbe)

hoch

H

GVU: Gasversorgungsunternehmen
H: Hauseigentümer
V: Verbraucher

Abschließende Gesamtbewertung

Bewertet man die zuvor geschilderten Einsparpotentiale einschließlich der für den Verbraucher wichtigen betriebsgebundenen Kosten hinsichtlich ihrer Bedeutung und ihrer Nutzungsmöglichkeiten, so wird deren Bedeutung und Vorteil für die einzelnen Zielgruppen deutlich (Tabelle). Danach ergaben sich die höchsten Kostensenkungspotentiale beim Gasgerät und der Abgasabführung. Für das Gasversorgungsunternehmen liegen ferner interessante Einsparpotentiale bei der Hauseinführung sowie beim Gaszähler und Hausdruckregler. Kostensenkungspotentiale, auf die der Verbraucher in erster Linie Einfluß nehmen kann, bestehen beim Einsatz von Haushalts-Gasgeräten anstelle elektrisch betriebener Geräte. Hier sind durch Einsatz vollgasversorgter Geräte wie Gasherd, Gaswäschetrockner und Gaskühlgeräte weitere interessante Möglichkeiten gegeben. Einen einfach zu realisierenden Vorteil bietet ferner der Anschluß von Geschirrspüler und Waschmaschine an die Warmwasserversorgung. Damit ist unter Ausschöpfung der zuvor genannten Schwerpunkte bereits eine deutliche Kostensenkung auf der Investitions- wie auch der Verbrauchsseite möglich.

Beispiele

Aufgrund der zuvor beschriebenen Einsparpotentiale soll anhand von zwei Beispielen aufgezeigt werden, wie unter Beachtung sinnvoll kombinierbarer kostengünstiger Anlagenmerkmale weitreichende Investitionskosteneinsparungen erreicht werden können. Aus Vereinfachungsgründen werden dabei als kostenintensivster Investitionsbestandteil die Systeme zur Wärmeerzeugung mit der notwendigen Installationsperipherie betrachtet. Betrachtet werden die Gas-Wärmeerzeugungsanlagen sowohl für einen Ein- wie auch für einen Mehrfamilienhaus-Neubau, jeweils nach heute üblichem Niedrigenergiehaus-Wärmedämmstandard. Vergleichsbasis für die jeweils kostengünstigere Alternativ-Variante ist ein herkömmlicher Niedertemperatur-Gasspezialheizkessel mit raumluftabhängiger Aufstellung in einem Kellerraum und Anschluß an einen herkömmlichen dreischaligen Schornstein. Für die Gasinstallation wurde die heute übliche Form der Hauseinführung über einen neben dem Aufstellraum des Kessels gelegenen Hausinstallationsraum gewählt.

Bild 1: Elemente der Gas-Hausinstallation.

Zunächst soll das Einfamilienhaus-Beispiel betrachtet werden. Für die kostengünstige Alternativ-Variante wurde ein Umlaufwasserheizer mit europäischer Zulassung und raumluftunabhängiger Betriebsweise sowie paralleler Luft-Abgasleitung durch das Dach gewählt (Bild 2). Die Gaszuführung erfolgt über einen außen am Haus angebrachten Mauerkasten, in dem Hauptabsperreinrichtung, Hausdruckregler mit SAV und Gaszähler untergebracht sind. Die weitere Installation der Gasleitung erfolgt dann an der Hausfassade und wird erst unmittelbar bei Erreichen des Dachgeschosses bis zum Gerät geführt. Durch die überwiegende Verwendung nicht hochtemperaturbeständiger Bauteile bei der Außeninstallation ergeben sich insgesamt Einsparungen in Höhe von bis zu 20%.

Bild 2: Einfamilienhaus mit Geräteaufstellung im Dachraum.

Bei den Gasgeräten einschließlich der Verbrennungsluftzu- und Abgasabführung kommen die Vorteile der europäischen Zertifizierung nach der EG-Gasgeräterichtlinie voll zum Tragen, so daß preisgünstige europäische Geräteausführungen eingesetzt werden können. Immerhin ermöglicht dies eine Kosteneinsparung von ca. 3700 DM gegenüber bisher üblichen Geräteausführungen in Verbindung mit einem herkömmlichen Schornstein.

Das Beispiel macht deutlich, daß durch einfache, bereits heute praktizierbare und zulässige Lösungen eine beträchtliche Investitionskosteneinsparung einer Gas-Wärmeerzeugungsanlage für ein Einfamilienhaus ohne weiteres möglich ist. In Verbindung mit entsprechenden Kostensenkungspotentialen auf der Gasversorgungsseite könnte so auch aus heutiger Sicht eine Wirtschaftlichkeit der Gasversorgung von Niedrigenergiehäusern ermöglicht werden.

Als zweites Beispiel soll eine typische Wärmeerzeugungsanlage für ein Mehrfamilienhaus betrachtet werden. Wegen des höheren Gesamtverbrauchs wurde hier ein Brennwertkessel, ebenfalls aus dem kostengünstigen europäischen Geräteangebot gewählt (Bild 3). Durch die niedrigen Abgastemperaturen des Brennwertbetriebs, die selbst bei höheren Heizwassertemperaturen noch gegeben sind, kommt eine preiswerte Aluminium-Abgasleitung zum Zuge, die zur weiteren Kostenreduktion an der Außenfassade des Gebäudes verlegt ist. Durch die Art der Abgasabführung gegenüber einem dreischaligen Schornstein ergeben sich allein in diesem Bereich Kosteneinsparungen von ca.1800 DM. Auf der Gasversorgungsseite wurde im wesentlichen von der bisher üblichen Installationstechnik ausgegangen. Lediglich bei Hausdruckregler und Zähler wurden die schon bereits erwähnten Maßnahmen ausgenutzt. Insgesamt ergibt sich für dieses Beispiel eine Investitionskosteneinsparung von ungefähr 3500 DM. Damit wird deutlich, daß auch mit der Brennwerttechnik, insbesondere im Mehrfamilienhausbereich, Einsparungen aufgrund der einfacheren Möglichkeiten der Abgasabführung gegeben sind. Durch Auswahl preiswerter europäischer Geräteausführungen lassen sich sogar die Gerätekosten gegenüber konventionellen heutigen Lösungen reduzieren.

Bild 3: Mehrfamilienhaus mit Gas-Brennwertkessel und Abgasleitung an der Fassade.

Für beide Anlagenbeispiele stehen zudem preiswerte Lösungen zur Warmwasserbereitung sowie die bereits erwähnten Möglichkeiten des Einsatzes gasbetriebener Haushaltsgeräte bzw. des Warmwasseranschlusses von Geschirrspüler und Waschmaschine zur weitgehenden Substitution von Strom durch Gas bei der Wärmeerzeugung zur Verfügung. Hierdurch lassen sich im wesentlichen Einsparungen auf der Verbrauchskostenseite erzielen.

Abschließend läßt sich festhalten, daß auf der Basis der dargestellten Anlagenbeispiele unter Einbeziehung der zuvor erwähnten Möglichkeiten vielfältige Investitions- und Verbrauchskosteneinsparungen möglich sind. Eine Beeinflussung der betriebsgebundenen Kosten ist dagegen vom Verbraucher oder vom Versorgungsunternehmen kaum möglich. Hier muß das Gasfach mit den beteiligten Marktpartnern nach sinnvollen Möglichkeiten suchen, wie dies bereits in der jüngsten Vergangenheit geschehen ist.

Schlußbewertung

Die vorstehenden Ausführungen sollten verdeutlichen, welche beträchtlichen Kostensenkungspotentiale noch im Bereich der Gasverwendung gegeben sind. Auch wenn sich die Ausführungen an der häuslichen Gasverwendung orientieren, sind sie zum Teil auch auf gewerbliche und industrielle Gasanwendungssysteme übertragbar. Allerdings steht die Gasverwendung vorwiegend im häuslichen Bereich in unmittelbarem Wettbewerb mit anderen Energieträgern, der letztlich auf der Kostenseite entschieden wird. Die auslösenden Faktoren für den zunehmenden Wettbewerb, europäische Harmonisierung und Deregulierung einerseits, nationale Energieeinspar- und Umweltgesetzgebung andererseits, haben auch einen positiven Einfluß auf die häuslichen Gasanwendungssysteme. So bringen die Liberalisierungen im europäischen Binnenmarkt aufgrund des größeren Wettbewerbs zweifellos kostengünstigere Geräte- und Anlagenlösungen hervor. Auf der anderen Seite lassen sich energiesparende und umweltschonende Wärmeerzeugungssysteme in idealer Weise mit dem Primärenergieträger Erdgas realisieren. Damit ergeben sich letztlich auch Kosten- und Anwendungsvorteile für den Verbraucher. Sie können jedoch nur genutzt werden, wenn das gasanwendungstechnische Gesamtsystem "Gebäude/Haushalt" auf eine konsequente Versorgung aller größeren Wärmeerzeuger mit dem Primärenergieträger Erdgas ausgerichtet und optimiert wird. Erst mit einem optimierten Gesamtsystem lassen sich dann auch Kostenvorteile gegenüber der hinsichtlich der Wärmeerzeugungsseite günstigeren Sekundärenergie Strom darstellen.

Unter konsequenter Ausschöpfung aller Möglichkeiten lassen sich dann auch bei künftig deutlich reduzierten spezifischen Energieverbräuchen eines Haushalts wettbewerbsfähige Gasanwendungssysteme realisieren. Bei einem Vergleich mit anderen Energieträgern müssen zudem die Umweltvorteile beim Einsatz von Erdgas sowie die in vielen Fällen gegenüber anderen Energieträgern bestehenden Gebrauchsvorteile berücksichtigt werden. DVGW und BGW werden auch künftig bemüht sein, weitere Kostenvorteile von der technischen Seite her nutzbar zu machen und den Versorgungsunternehmen und Verbrauchern aufzuzeigen.


B i l d e r : DVGW, Bonn


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