IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/1997, Seite 100 ff.


REPORT


Kludi

70 Jahre Tradition

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit feierte die Mendener Kludi OHG 1996 Jubiläum. Seit 70 Jahren und drei Generationen widmen sich die Sauerländer mit Erfolg dem Armaturengeschäft.

1926 gründete Franz Scheffer die Firma Scheffer-Armaturen in Menden und begann mit der Produktion sanitärer Zubehörteile. Während des zweiten Weltkrieges standen Kochgeräte aus Blech und Siebe auf dem Programm, ehe in den 50er Jahren wieder mit der Herstellung sanitären Zubehörs begonnen werden konnte.

Imposantes Wachstum

1948 trat Franz Scheffers Sohn Paul in das Unternehmen ein. Er legte 1965 mit dem Kauf der Firma Klusendick - heutiger Markenname Kludi - den Grundstein für ein imposantes Wachstum. Verzeichneten die Mendener 1970 noch einen Jahresumsatz von 36 Mio. DM, waren es 1991, als Paul Scheffer die Geschäftsleitung in die Hände seines Sohnes Franz Scheffer legte, schon 263 Mio. DM. In den vergangenen fünf Jahren entwickelte sich aus dem mittelständischen Unternehmen die international operierende Kludi-Gruppe, die bis 1995 die Jahresumsätze kontinuierlich auf 360 Mio. DM steigerte. Auch das branchenunfreundliche Jahr 1996 überstand man gut - der Vorjahresumsatz konnte gehalten werden.

Schon früh erkannten die Sauerländer die wachsende Bedeutung des osteuropäischen und österreichischen Marktes. So gründete man 1980 das Kludi-Werk in Hornstein/Österreich und ist heute der größte österreichische Sanitärarmaturenhersteller. 1989 begannen die Aktivitäten in Ungarn, seit 1993 produziert man im Werk Diósd (u.a. keramische Scheiben). 1990 stieß die Eisenberger Armaturenfabrik zur Kludi-Gruppe.

Jüngstes "Kind" der Gruppe: das polnische Werk Opole. In dem am 22. Oktober des vergangenen Jahres eröffneten Werk investierte Kludi ca. 7 Mio. DM. Zunächst fertigt man dort Armaturenkörper für Großserien, die anschließend im 400 km entfernten thüringischen Eisenberg galvanisiert werden.

Den größten Teil der Investitionen in Opole machten die moderne Warmpresse, Schleifmaschinen und Polierautomaten aus. Bis Ende 1997 soll die Belegschaft von derzeit 50 auf 100 Mitarbeiter wachsen. Für Wolfgang Semnet, Marketing- und Vertriebsdirektor der Kludi-Gruppe, ist die Industrieregion Opole wegen der qualifizierten Facharbeiter und als Tor zum osteuropäischen Markt ein idealer Standort: "Osteuropa ist im Vergleich zu Westeuropa der Wachstumsmarkt der Zukunft. Außerdem erzeugen neue Arbeitsplätze in Polen auch neue Kaufkraft".

Marketingleiter Klaus-Hermann Horst, Direktor Marketing und VertriebWolfgang Semnet und Kundenserviceleiter Peter Schürholz (v.l.n.r) freuen sich über das neue Kludi-Forum in Menden.

Weltweite Aktivitäten

Allgemein setzt die Unternehmensführung zunehmend auf Export. Dabei hat man immer, wie die Beispiele in Ungarn und Polen zeigen, auch die Produktion "vor Ort" im Auge. Aber nicht vor dem Hintergrund der Standort-Deutschland-Frage. "Unsere Werke in Menden und Fröndenberg arbeiten effektiv. Der Standort Deutschland ist für uns kein Thema. Aber", so Semnet weiter: "man kann nicht nur in Deutschland fertigen und weltweit verkaufen." Peter Schürholz, Leiter des Kundenservice, ergänzend: "Die Produktion im Verkaufsland ist vor allem aus technischer Sicht sinnvoll. Länderspezifische Eigenarten bei der Wasserversorgung, Rechtsvorschriften und technische Bestimmungen lassen sich am besten vor Ort mit heimischen Fachleuten lösen."

Dabei setzt das Kludi-Management auf eine durchgängige Marketingstrategie. "Eine optimale Marktbetreuung erreichen wir durch die bei den Produktionsstätten in Österreich, Polen und Ungarn sowie bei einigen Vertriebsgesellschaften angesiedelten Marketingabteilungen. Allerdings wird die generelle Marschrichtung durch die Muttergesellschaft in Menden bestimmt", so Marketingleiter Klaus-Hermann Horst.

Andere Märkte verliert man in Menden allerdings nicht aus den Augen. Zur Zeit ist man dabei, in den Niederlanden eine Vertriebsgesellschaft zu etablieren. Ähnliches gilt für den nahen und fernen Osten. Im nahen Osten sind die Bemühungen bereits weit fortgeschritten. Hier wurde kürzlich eine Vertriebsgesellschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten (Dubai) eingerichtet.

Produktion

Qualität durch Fertigungstiefe kennzeichnet die Firmenphilosophie des Hauses Kludi. Das belegt schon ein Grundsatz des Firmengründers. Seine Philosophie "Qualität nicht nur einkaufen, sondern schon in den Produktionsvorstufen sicherstellen" pflegen die Steuerleute des Unternehmens bis heute. Ob Werkzeuge für die Armaturenfertigung oder die Produktion von Kunststoffteilen - bei Kludi hat man die Qualität damals wie heute durch die Fertigung im eigenen Hause von Anfang an unter Kontrolle.

Aus dem ehemaligen "kleinen" Anbieter von Stapel- und Sanitärarmaturen (Jahresumsatz 1965 ca. 10 Mio. DM) entwickelte sich ein Spezialanbieter für Küchen- und Badarmaturen - mit einem vollständigen Angebot an Zweigriff-, Einhand- oder Thermostatarmaturen, Brausen sowie Ab- und Überlaufgarnituren.

Neue Armaturenserie zur ISH ’97: Objekta Mix Plus.

Innovation erhebt man bei der Umsetzung zum Programm. Festangestellte Designer entwickeln in enger Abstimmung mit den Produktmanagern und den Fertigungsspezialisten neue Armaturen und Zubehörteile. Die "Kludi-Ideenfabrik" entwickelte im Laufe der Jahre zahlreiche Neuheiten (z.B. den herausziehbaren Auslauf oder den Bajonettverschluß für Küchenarmaturen) und preisgekrönte Armaturen. "Geht nicht" müssen die Fertigungsfachleute nur selten vermelden. Mit den modernen Fertigungsmethoden läßt sich so manches Problem bewältigen.

Modern sind aber nicht nur die Fertigungsmaschinen sondern auch die Umweltschutzanlagen. Allein in den vergangenen drei Jahren investierten die Sauerländer 15 Mio. DM in neue Abwasseranlagen sowie moderne, umweltgerechte Galvaniken.

Nähe zum Fachhandwerk

Natürlich kommt in Menden auch die Betreuung der Marktpartner nicht zu kurz. Peter Schürholz konnte bereits nach fünf Monaten im Kludi-Forum den 1000. Besucher begrüßen.

4,5 Mio. DM investierte das Unternehmen in dieses Informationszentrum. Das eigens erstellte Gebäude beherbergt neben den theoretischen Schulungsräumen auch Einrichtungen für die praktische Unterweisung an allen Armaturenarten.

Grundlage der ein- oder zweitägigen Lehrgänge sind Trainingshandbücher. Per Multimedia werden die Lehrgangsteilnehmer mit der Armaturentechnologie vertraut. Anschließend wird das theoretisch vermittelte Fachwissen, z.B. durch "Fehlersuche", an aufwendig konstruierten Arbeitsplätzen unterstützt und erweitert.

Die Grafik zeigt die Jahresumsätze in Mio. DM
1926: Franz Scheffer gründet "Scheffer-Armaturen"
1965: Paul Scheffer kauft die Firma "Klusendick"
1970: In Fröndenberg entsteht ein neues größeres Werk
1980: Gründung des Kludi-Werkes Hornstein/Österreich Neubau Scheffer/Menden
1984: Seit 1984 kommen sieben ausländische Vertriebsgesellschaften hinzu
1990: Die Thüringer Armaturenfabrik in Eisenberg stößt zur Kludi-Gruppe
1993: In Diosd/Ungarn, produziert ein eigenes Kludi-Werk
1996: Kludi eröffnet neues Werk in Opole/Polen


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