IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1997, Seite 24 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Neujahrsempfang

SHK-Handwerk setzt auf neue Märkte

Traditionell veranstaltete der Fachverband SHK Nordrhein-Westfalen am 15. Januar seinen Neujahrsempfang. Landesinnungsmeister Rudolf Peters forderte dabei eine "Radikalkur der staatlichen Rahmenbedingungen" für selbständige Unternehmen.

Wenn sie sich nicht zu einer "Radikalkorrektur der staatlichen Rahmenbedingungen" durchriängen, könnten die Verantwortlichen in Staat und Politik nicht länger vom Handwerk erwarten, daß es "die Kastanien für den Wirtschaftsstandort NRW aus dem Feuer holt". Das sagte der Landesinnungsmeister des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima NRW, Rudolf Peters, beim Neujahrsempfang seiner Organisation in Düsseldorf.

Landesinnungsmeister Dipl.-Ing. Rudolf Peters (li.) und Staatssekretär Manfred Morgenstern, Ministerium für Bauen und Wohnen des Landes NRW, während des Neujahrsempfangs. 

Ehrengast und Redner zum Thema "Standort NRW - Standort Handwerk" war dabei Manfred Morgenstern, Staatssekretär im Ministerium für Bauen und Wohnen. Peters räumte ein, daß es Ansätze zu der geforderten Kurskorrektur in letzter Zeit gegeben habe: "Endlich hat man begriffen, daß es allein die kleinen und mittelständischen Betriebe sind, die die Lebensfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen zu garantieren in der Lage sind. Es hat sich in den vergangenen Jahren ein rasanter Wandel vollzogen, der das Handwerk inzwischen als Arbeitgeber Nummer I im Lande ausweist". Weitere Änderungen seien aber dringend erforderlich. "Die Politiker in NRW sind gut beraten, sich noch viel stärker mit der so wichtigen Funktion des Selbständigen in Staat und Gesellschaft vertraut zu machen und diese Erkenntnis dann in handfeste Tagespolitik umzusetzen".

Auf Bundesebene macht der Landesinnungsmeister statt des angekündigten großen Durchbruchs bislang allenfalls "Trippelschritte" zur Verbesserung der Rahmen- und Standortbedingungen für die Wirtschaft aus. Die SHK-Branche habe konjunkturbedingt ein "hartes Jahr" hinter sich mit Umsatzeinbußen und einer weiter verschlechterten Ertragssituation. "Die Handwerksbetriebe kämpfen an jeder Ecke für einen fairen Wettbewerb. Die Zangenbewegungen von Großunternehmen der Industrie, des Handels und der teilprivatisierten Unternehmen der öffentlichen Hand werden immer stärker".

Zu den "ungleichen Wettbewerbsbedingungen" zählte Peters unter anderem staatliche Hilfsmaßnahmen für die Großindustrie, "von denen unsere Betriebe nur träumen können". Um den Modernisierungs- und Renovierungsmarkt wieder anzukurbeln, plädiert der Fachverband SHK NRW für verstärkte staatliche Anreize zur Heizungserneuerung und zum Wassersparen. "Vielleicht wäre eine NRW-lnitiative im Bundesrat angebracht, die steuer- und energiepolitisch für mehr Arbeitsplätze in unserer Branche sorgt", meinte Peters mit Blick auf Staatssekretär Morgenstern.

Insgesamt jedoch prägt trotz der unbefriedigenden wirtschaftlichen Situation Zuversicht die Grundstimmung in den 7300 SHK-Unternehmen zwischen Rhein und Weser, in denen fast 70000 Beschäftigte tätig sind. "Wir hoffen auf einen verhaltenen Konjunkturaufschwung in diesem Jahr, der dann auch die Bau- und Renovierungstätigkeit anregen wird, und wir setzen verstärkt auf neue Märkte", so Landesinnungsmeister Peters.

Er appellierte erneut an seine Branchenkollegen, in ihren Ausbildungsanstrengungen nicht nachzulassen, warb aber auch um Verständnis für die "etwas reserviertere Haltung in vielen Betrieben zum Thema Ausbildung". Aufwand und Nutzen strebten immer mehr auseinander. Auch in diesem Bereich müßten daher die Rahmenbedingungen wirtschaftsfreundlicher gestaltet werden. Die Stichworte dazu: flexiblerer Berufsschulstundenplan, Verzicht auf die allgemeinbildenden Fächer wie Religion, Politik und Sport, die immerhin ein Drittel der Jahresstunden ausmachen, und generell ein Kurswechsel in der Bildungspolitik, die immer noch "in Richtung Allgemeinbildende Schulen und Hochschulen programmiert sei".


Brennpunkt - Berufsbilder

Veränderungen des Marktes sind wichtiger als die des Berufsbildes

Unter dem Motto "Brennpunkt Berufsbilder Sanitär und Heizung" führte der Fachverband Sanitär Heizung Klima Nordrhein-Westfalen, am 23. Januar 1997, eine Tagung im Saal Ruhr der Messe Essen durch. Auf dieser Veranstaltung sollten die Mitglieder Gelegenheit erhalten, sich zu informieren und ihre Meinungen, aus Sicht der Basis, darlegen. Zum Abschluß der Sitzung gab es ein eindeutiges Votum gegen eine Zusammenlegung.

Die in den Verbänden zur Zeit intensiven Diskussionen über die Zusammenlegung der Berufe Gas- und Wasserinstallateur und Zentralheizungs- und Lüftungsbauer zu einem neuen Beruf, möglicherweise unter der Bezeichnung "Versorgungstechniker", führte zu dieser Initiative des Fachverbandes.

Der neue LIM Rudolf Peters, Solingen. 

Landesinnungsmeister Rudolf Peters eröffnete die mit etwa 100 Teilnehmern besuchte Veranstaltung. Er erläuterte kurz den Ablauf der bisherigen Gespräche und Beratungen, die ihren Ursprung in einer Initiative von seiten des Zentralverbandes habe. "Wir lassen uns von oben herunter nichts diktieren," kommentierte er diesen Vorstoß. Er vertrat die Meinung: "Bei der derzeitigen Berufsschulsituation - mehr Praxisbezug - und der Tatsache, daß ein hoher Prozentsatz der Auszubildenden nicht ihr Ausbildungsziel erreichen, ist dieser Schritt vorschnell und unausgewogen." Daher sei eine Meinungsfindung durch die Basis wichtig, um anschließend auf Bundesebene mit entsprechenden Argumenten weiterdiskutieren zu können.

Kein Entscheidungsbedarf

Für den Hauptgeschäftsführer FV NRW Dr. Hans-Georg Geißdörfer ist die entbrannte Diskussion absolut überflüssig, denn es gebe einen Beschluß im ZV, daß "dieses Thema erst jenseits von 2000" zu diskutieren sei. Vom ZV werde behauptet, daß es politischen Druck gebe und es dringend zu einer Klärung der Zusammenlegungsfrage kommen müsse.

In einem Treffen, in der Geschäftsstelle des FV, habe er mit Ministerialdirektor Dr. Geisendörfer, Bundeswirtschaftsministerium, Abteilung Handwerksrecht, gesprochen, der ihm versichert habe, daß es keinerlei Druck oder Entscheidungszwang aus dem Parlament, den Ausschüssen und dem Ministerium gebe.

Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes
Dr. Hans-Georg Geißdörfer. 

Hauptgeschäftsführer Dr. Geißdörfer zitierte mehrfach das vom Fachverband NRW in Auftrag gegebene Gutachten vom Ltd. Ministerialrat a. D. Bruno Tiedemann, der zu dem Schluß gekommen sei, daß eine Zusammenlegung der beiden Handwerke nur durch eine geminderte Qualifizierung möglich sei. Hier ein paar Auszüge aus den Tiedemann-Thesen, die sich aus seinem Gutachten ergeben:

Ing. Norbert Kröschel, Geschäftsführer Technik FV NRW, sah in der Entwicklung der Berufe, die er kurz rückblickend darstellte, einen klaren Beweis für die Trennung der Berufe. "Ausbildung ist Qualität und Wissen," sagte er. Mehr als 4000 Zweitmeisterprüfungen in NRW hätten gezeigt, daß der bisherige Weg von der Basis angenommen werde und die Betriebe Wert auf eine qualifizierte Ausbildung legten. Eine Statistik des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT) belege dies auch für das Jahr 1995, mit 573 G+W- und 487 ZHL-Meisterabschlüssen.

Ein Breitbandberuf müsse zu einer Minderqualifizierung führen. Dies könne dazu beitragen, daß Versorgungsunternehmen für den Gas-, Wasser- und Abwasserbereich Zusatzqualifikationen fordern würden.

Stimmen aus dem Forum

  • "Bei einer zu hohen Anforderung wäre die Nachwuchsrekrutierung in Frage gestellt."
  • "Habe Verständnisprobleme zu Handlungsweisen des ZV, wie er mit Beschlüssen umgeht."
  • "Gemeinsamkeit ist wichtig! Das heißt aber nicht alles zu akzeptieren."
  • "Wir werden Verlust der Fachkompetenz beim Kunden haben."
  • "Zusammenlegung entwickelt uns hin zu reinen Rohrlegern."
  • "Es wird Zusatzqualifikationen geben, nicht aus unseren Reihen, sondern von anderen Organisationen."
  • "Was spricht denn gegen Kooperationen mit anderen Fachleuten um Leistungen aus einer Hand anzubieten."
  • "Das Handwerk praktiziert bereits flexibles Handeln. Man muß sich auch mal die Frage stellen, wer ausbildet und wer Arbeitsplätze schafft!? Die Diskussion verfehlt die derzeitige Marktlage."
  • "Wirtschaftlicher Unsinn, wenn man Berufe mit jeweils etwa 220000 Beschäftigten zusammenlegen will."

Übereinstimmung

Forumteilnehmer, die mit 125 Stimmen aus 41 Innungen die Basis vertraten, waren sich einig in den Argumentationen. Man hatte kein Verständnis für die Vorgehensweise des ZV und daher votierten die Innungsmitglieder einstimmig gegen eine Zusammenlegung der Berufe.

Mit diesem Votum wird nun der Vorstand und die Geschäftsführung für die Erhaltung der beiden Vollhandwerke kämpfen.

Im April 1997 steht eine Mitgliederversammlung des ZVSHK an, auf der weitere Entscheidungen über die Berufsentwicklung fallen sollen.


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