IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/1997, Seite 3


EDITORIAL


Marktpartnerschaft und
Leistungsbündnis

Worte des Jahres
1996 und 1997?

Hans Joachim Leydecker*

 

 

 

Unbestritten sind Marktpartnerschaft und Leistungsbündnis die SHK Worte des Jahres 1996. Im Vorgriff zu anderen Marktpartnern plädiert die Industrie Anfang 1997 dafür, die beiden Begriffe als Motto und Zielsetzung zugleich des laufenden Jahres wieder zu wählen.

Wer sind eigentlich die Marktpartner? Nach dem klassischen Verständnis sicherlich Handwerk, industrielle Verarbeiter, Großhandel und Industrie, auch wenn einige bedeutende Industrieunternehmen traditionell kürzere Vertriebswege als andere nutzen. In einem gewachsenen gegenseitigen Einvernehmen über die Aufgaben der einzelnen Beteiligten und in recht deutlicher Abgrenzung der Arbeitsfelder konnten die SHK-Marktpartner in den vergangenen Jahrzehnten eine der leistungsfähigsten Branchen in der Bundesrepublik etablieren. Alle Beteiligten und nicht zuletzt der Endverbraucher profitierten hiervon. Vor dem Hintergrund nach wie vor nicht erschlossener enormer Modernisierungspotentiale, neuer Technologien, breit angelegter Systemansätze und schärfer werdender umwelt-, energie- und wohnungsbaupolitischer Rahmenbedingungen kann diese starke Branche zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Woher rührt dann der in Verlautbarungen von Marktpartnern oft spürbare starke Pessimismus? Ist der Grundkonsens über die Marktpartnerschaft und das Leistungsbündnis tatsächlich so weit errodiert, daß harte Worte wie unfaire Konkurrenz von Marktpartnern anderen gegenüber fallen müssen?

Nach wie vor besteht der Grundkonsens, allerdings bedarf die Marktpartnerschaft und das Leistungsbündnis der Pflege und Förderung durch alle Beteiligten. Dabei darf nicht ignoriert werden, daß Industrie, Großhandel und Verarbeiter sich nicht mehr auf einer Insel der Seeligen befinden, sondern längst andere sich auf unserem nach wie vor attraktiven Markt engagieren. Ob die Marktpartner und ihre Verbände untätig zusehen möchten, wie Märkte neu aufgeteilt werden oder ob einzelne Verlockungen von Angeboten zu einer angeblichen Mitwirkung bei sogenannten Paketlösungen erliegen, hängt nicht zuletzt davon ab, daß ein offener Dialog bzw. Trialog über die Strategien zur Veränderung unserer angestammten Märkte geführt wird.

So sollten die Marktpartner im Leistungsbündnis nicht untätig zusehen, wie das Kerngeschäft von Industrie, Großhandel und Verarbeitern zunächst regional und ggf. später national anderen überlassen wird. Eine neue EU-Rahmensetzung setzt schließlich Darbieter leitungsgebundener Energien und insbesondere die Gaswirtschaft unter stärkeren Wettbewerbsdruck als in der Vergangenheit. Was liegt aus verständlichen Gründen näher, als sich neue Geschäftsfelder zu erschließen und sich in den stärker werdenden Verteilungskampf um ein vorgegebenes Marktvolumen zu beteiligen? Die Marktpartner im Leistungsbündnis sollten solche Initiativen kritisch auf Risiken hin durchleuchten und mit Augenmaß gemeinsam Stellung beziehen bzw. konstruktiv Alternativen zu den wenig wettbewerbsintensiven Paketlösungen anbieten.

Auch die Preisdiskussion in den vergangenen Wochen und Monaten bedarf der objektiven Betrachtung durch alle am Markt beteiligten Partner. Kaum eine andere Branche in Deutschland weist eine so hohe Wettbewerbsintensität auf seiten der Hersteller und auf seiten der Verarbeiter auf wie die SHK Branche. Daß in kurzen Boomzeiten aufgebaute Überkapazitäten nach wie vor auf den Markt drängen, kann nicht ohne Wirkung auf das Preisniveau bleiben. Keiner der Marktpartner freut sich über die verfallenden Margen, kann aber angesichts der hohen Wettbewerbsintensität und der damit verbundenen eingeschränkten Marktmacht nicht alleine das Preisgeschehen beinflussen. Es scheint müssig, im Rahmen der Marktpartnerschaft und des Leistungsbündnisses die Erwartung zu hegen, angemessene Preise zu etablieren .

Marktpartner im Leistungsbündnis sollten vielmehr die Vorteile der Marktpartnerschaft für Endverbraucher, Umwelt- und Ressourcenschonung aufzeigen. Kooperatives Marketing in fairem Miteinander, intensive Begleitung von Politik und Verwaltung bei der Schaffung eines neuen umwelt-, energie- und wohnungsbaupolitischen Ordnungsrahmens sowie Konsensbildung über Marketinginstrumente wie das Messewesen sind Kernthemen für den Dialog bzw. Trialog der Marktpartner im Leistungsbündnis. Dieser Dialog bzw. Trialog ist notwendiger denn je und wird zu einer Stärkung der Marktpartnerschaft und des Leistungsbündnisses beitragen.

Im Vorfeld der ISH 1997 wird Zusammenarbeit wieder eindrucksvoll dokumentiert. Handwerk, industriellen Verarbeitern, Großhandel und Industrie und nicht zuletzt den Kunden dieser Branche wünsche ich erfolgreiche Gespräche, gute Geschäfte und einen insgesamt angenehmen Aufenthalt in Frankfurt.


* Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie


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